DaveGahan101

DaveGahan101

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11 - 15 von 535
DaveGahan101 vor 6 Jahren 16 3
9
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
8
Duft
Smoke for the Soul
Florenz, morgens kurz nach neun, in einer Seitengasse, die Sonne lässt die ersten Häuser leuchten, vieles liegt noch im kalten Schatten, rauchende Männer in Lederjacken -mit hochgeschlagenem Kragen- verschwinden schnell
in den unzähligen Cafés, die rosafarbene Zeitung untern Arm geklemmt, man hört schon die charakteristische Musik von Kaffeemühlen und dem Ausklopfen der Siebträger..die Melange mit einem Hauch Rasierwasser erzählt einem was von Freiheit und Leben genießen...man muss nur genau hinhören..man kann die süße Melancholie von „Stellina dei cantautori“ von Luca Carboni hören..kostbar..kein Touristen-Ort.

So oder so ähnliche Bilder löst Tabacco d‘Autore bei mir aus.
Bisher sind mir noch nicht ganz so viele Tabakdüfte begegnet..also richtige Tabakdüfte, kein gesüßter Shisha-Herod-Tabak oder Pfeifentabak..sondern Tabak! Creeds Tabarome fällt mir noch ein..auch nicht gerade ein Entzücker.
Vielleicht ganz gut, dass ich nicht wie sonst immer, viele Vergleiche habe, sondern kann mich gleich ins Getümmel stürzen.
Tabacco d‘Autore klingt schon wie ein altes Herrenzimmer mit knarrenden Holzdielen, vielleicht auch nur ein Duft für Romantiker. Frisch gehts los, mit der
Mischung am ehesten von Grapefruit, Bergamotte oder schmutziger Zitrone(ähnelt der Kopfnote von Citron Noir von Hermes), dahinter aber schon was warm-würziges. Sofort habe ich einen Duft im Hinterkopf: Avantgarde von Micallef, nur nicht ganz so cremig. Bei Avantarde(Edel-Chanel-Allure PH) passiert dann nicht mehr viel. Bei Tabacco sieht das aber ganz anders aus.
Er wählt nicht den Mainstream-Weg, nicht den einfachen Weg -die Süße immer mehr in den Vordergrund zu rücken- sondern wird krautig-herber, würziger, ein Hauch Süße bleibt, sehr aromatisch. Raucher sollten mal zum Vergleich an den schwarzen Lucky Strike riechen, auch leichte Lederschlieren zeigen sich. Das wirkt sehr erwachsen, zwar nicht zwingend lebensbejahend, aber echt, kerlig, melancholisch. Zum Schluss kommt noch eine Rasierwasser-Note durch, die der Creed‘schen nicht unähnlich ist. Bei Creed habe ich das als stumpf beschrieben, hier wähle ich-erwachsen! Spätestens jetzt ist es kein Duft mehr für 20jährige, nix für die Alder-Digga-Chiller-Opfer-Generation, hier steht Stil vor(!) Sillage.
Fazit: Kein Himmelsstürmer, kein Herzensbrecher, kein Charmeur, solide und ehrlich, sehr gute Haltbarkeit, die Sillage knapp überdurchschnittlich.

Alltagstauglichkeit: 7/10
Wohlfühlfaktor: 7/10
Wow-Effekt: 6/10
Preis/Leistung: 7/10
Idee+Umsetzung: 8/10
3 Antworten
DaveGahan101 vor 6 Jahren 18 2
6
Flakon
6
Sillage
6
Haltbarkeit
9
Duft
Autentico - Meraviglioso - Grandissimo: Farmacia SS
Farmacia SS-eine Marke, die mich magisch anzieht. Das liegt zum einen in ihrer medizinischen Herkunft, in der jahrhundertalten Tradition und an den wunderschönen Flakons(die neuen Schwarzen vor allem).

Das strahlt für mich solche eine Seriosität aus, wie ein Familienbetrieb ohne BlingBling-Marketing oder sonstwelchen Schnickschnack. Eher „handmade/homemade“ und alchemistisch.
In ihrem sympathischen Auftreten erinnern sie mich stark an Carthusia. Leider hatten sie auf der Exsence 2018 nur ihre Raumdüfte ausgestellt, somit konnte ich die Reihe leider nicht vollständig testen. Aber auch die Flakons waren ein echter Hingucker, hatte was von Dimple-Whiskey, toll!
Also musste ich mir die Proben Online bestellen. Den Jubiläumsduft 450 kannte
ich flüchtig von einer Kollegin, die normalerweise nichts mit Nischendüfte am Hut an, dementsprechend war ich mehr als überrascht, als die den aus der Tasche zog! So musste nochmal ein ausführlicher Test her!

Ich machs kurz, der Duft ist großartig! Das liegt ganz einfach daran, dass ich Düfte wie Bois d‘Iris(Van Arpels), Bois d‘Argent(Dior Prive), Lye(Gabriella Chieffo) oder The Woods/New Level(Brooklyn Soap Company) einfach liebe.

Diese tolle Mischung aus hellen Hölzern, Weihrauch und Puder spricht mich einfach an und löst bei mir an kalten Tagen ein schönes, heimeliges Gefühl aus.
Der Unterschied der einzelnen Düften liegt in Nuancen, Bois d‘Iris ist der süßeste von allen, bei The Woods ist das Holz etwas mehr im Vordergrund, bei Bois d‘Argent ist es der Weihrauch. Mir gefallen alle Facetten.
Der Duft strahlt durch seine Wärme und Eleganz von innen heraus, alles an ihm ist hell, weich, sinnlich. Leider ist seine Haltbarkeit(wie bei den anderen auch) sehr mäßig, nach 3-4 Stunden ist alles vorbei, die Sillage ist von Anfang an eher hautnah, auch hier ragt der Van Arpels etwas heraus. Dass 450 wie die anderen Düfte auch, keine großartige Entwicklung nimmt, ist ihm verziehen, da er von Anfang an toll riecht, aber an der schlechten Performance komme ich nicht vorbei, denn sonst würde er maximal als Sofa-Kuschel-Duft genügen. Leider gibt es von der stärken Version „Concentrato“ keine Proben zu bestellen um einen Vergleich zu ziehen, leider auch kein Discovery-Kit aktuell.
Dafür hat der sehr freundliche Kundenservice mir ein paar zusätzliche Adressen genannt, wo es die Düfte, außer bei den 2 großen Onlineversendern, sonst noch in Deutschland gibt. Einen direkten Vergleich werde ich dann hier als Edit nachreichen. Schade, dass einem diese tolle und irgendwie recht unbekannte Marke, in Deutschland so selten begegnet, selbst in Italien ist sie nicht oft anzutreffen. Sie hätte eindeutig etwas mehr Rampenlicht verdient!
2 Antworten
DaveGahan101 vor 6 Jahren 17 15
8
Flakon
6
Sillage
6
Haltbarkeit
8.5
Duft
Balade Sauvage ist auf der neuen Kuschelrock!
Nein kuschelig ist er nicht, aber den Vergleich mit Kuschelrock(gibts die noch?) möchte ich trotzdem ziehen. Auf den Alben waren ja i.d.R. schöne Lieder, die man aber bereits das ganze Jahr rauf und runter gehört hatte, teilweise schon richtig durchgenudelt. Aber es war praktisch, sie alle auf einer CD zu haben um nicht dauernd wechseln zu müssen. So oder so ähnlich ist es mit Balade Sauvage, ein Sammlung schöner Düfte, die man aber so schon alle kennt, zumindest wenn man Freund zitrischer, ätherischer Düfte ist.
Als Gruß aus der Küche dient Petit Matin, zarte, herb-frische Zitronen mit grünen-pflanzlichem Einschlag, nicht besonders säuerlich oder spritzig, eher morgendlich schüchtern, zart, leicht cremig.
Schnell wird als zweiter Gang eine süß-salzige Feige serviert, die stark an Figuier Ardent von Atelier Cologne erinnert. Sehr ätherisch-frisch, wie ein einzelner Feigenbaum auf einer mediterranen Landzunge am Meer, selten so eine angenehme Feige gerochen, oftmals geht sie mir schnell auf den Geist, hauptsächlich wenn sie zu süß wird. Oft rückt sie damit zu sehr in Mittelpunkt, beschäftigt einen, so daß man andere, feine Facetten des Duftes nicht mehr beachtet, Ferragamo’s Klassiker ist ein gutes Beispiel. Es braucht also einen Gegenspieler, hier wären das die zitrischen und blumigen Nuancen, die können es zwar nicht mit der Feige aufnehmen, aber durch den leicht holzigen Unterton, wird sie im Zaum gehalten. Ähnliche Düfte wie Fico di Amalfi und Cedro di Taormina fließen hier partiell mit ein.
Die Süße im Hintergrund erinnert mich an ELDO‘s Remarkable People, sie macht das ganze etwas cremig und sorgt für weiteres Gegengewicht. Den Verursacher konnte ich aber leider nicht ausmachen.
Das alles zusammen riecht wirklich sehr angenehm, aber eben halt nicht neu.
Muss ja auch nicht, er spricht mich ja auch an, weil er einfach so unkompliziert zu tragen ist, ohne ein Soliflor zu sein, was schnell eintönig und langweilig sein kann. Zu Gute halte möchte ich ihm auch, dass man das Rad in diesem Duftsegment wohl nicht neu erfinden kann. Sämtliche Zitrusfrüchte dieser Welt wurden in allen möglichen Kombinationen bis auf die Schale und darüber hinaus bereits vollständig ausgepresst, gerade Atelier Cologne bietet hier eine wohlriechende Übersicht. Was den Duft dann eben spannend(er) macht, ist sein Gegenpart. Gerade Aqua Sextius zeigt das mit seinem Eichenmoos wunderbar. Lässiger und einfacher zu tragen ist natürlich Balade Sauvage.
Ähnlich wie Paris-Deuville von Chanel vermittelt er diese Unbeschwertheit, ja auch ein Stück Reinheit, ein hohes Maß gepflegtsein. Daher werden wohl beide nächstes Frühjahr um meine Gunst kämpfen müssen. In meiner vorgefertigten Sympathie zu der Dior Prive-Serie, habe ich schon eine Ahnung wer das Spiel machen wird. Auch wenn er sich nicht mit den ganz großen Düfte der Prive-Reihe, wie z.B. Gris Montaigne, Bois d‘Argent oder Mitzah, messen lassen kann und ich grundsätzliche Marken nicht mag und an deren Inspiration zweifeln mag, die 5 Düfte gleichzeitig rausbringen oder 10 Düfte in 2 Jahren, so gefällt er mir trotzdem als perfekter Allrounder, als wunderbaren Tagesduft bei warmen Temperaturen, im Winter wird er wohl gnadenlos untergehen.
Hier wäre wir auch schon bei seinem großen Manko, seiner Haltbarkeit.
Wenn ich es wohlwollend ausdrücken möchte, so bleibt er mir aufgerundet 3 Stunden treu, da wären wie dann wieder auf Acqua di Parma-Niveau. Die Sillage ist in der ersten Stunden richtig gut, es kommt einem ein richtig guter Schwall an guter Laune und frischgeduscht entgegen, zieht sich leider aber für mich zu schnell zurück, schade. Hier sollten dann die 125ml sehr gut passen.

Alltagsnutzen: 10/10
Wohlfühlfaktor: 10/10
Wow-Effekt: 5/10
Preis-Leistung: 4/10

EDIT 11.11.18

Dank dem lieben TheScenter hatte ich nochmal die Möglichkeit ihn zu testen. Er hatte den Eindruck, dass er mal ne feminine Note hat(Abfüllung), direkt aus dem Flakon taucht diese nicht auf. Bei mir war der Eindruck ähnlich, bei meiner Abfüllung, die auch zum Kommentar verwendet wurde, beschreibe ich weiter oben ne leichte feminine Note, die sich ab der Herznote zeigt. Bei seiner Probe zeigte sich diese Note gestern ebenfalls, heute bei einem weiteren Test widerum nicht, schon interessant wie man an den Tagen Düfte unterschiedlich wahrnimmt. Ich glaube, es nicht die Sache woher der Duft(Probe, Abfüllung, Flakon) kommt, sondern einfach die Tagesform.
Für mich bleibt er aber in der Grundausrichtung ab der Herznote feminin.
15 Antworten
DaveGahan101 vor 6 Jahren 35 16
6
Flakon
7
Sillage
9
Haltbarkeit
9
Duft
1994 ohhh Mann was war das für ein Jahr!!!
Junge Junge..1994..das ist sage und schreibe 24 Jahre her!! Geht Euch das manchmal auch so bei Jahreszahlen, die nahe am Millenium waren, dass das gefühlt erst vor kurzem war..aber halt dann 20 Jahre her ist!?
1994..was für ein Jahr, man ging exzessiv auf Techno- und später auf Raveparties, Mayday war überall ein Begriff, ein Begriff für ne ganze Generation, Zeitgeist. Marusha‘s Over the rainbow war ne Hymne, Hyper Hyper irgendwie auch, das ich aber in die Kirmes-Musik-Schublade steckte, wie auch Cotton Eye Joe oder eins, zwei Polizei. Trotz der erst kürzlich zurückliegenden 80ger, war es auch eine Zeit der Schmuselieder, wie z.B. Love is all around(Wet Wet Wet), Always(Bon Jovi), Without you(Mariah Carey) oder All for love(Bryan Adams) oder das unvergessliche Mhhh Mhhh Mhhhh. Die Geburtsstunde von vielen Schauspielern, 4 Hochzeiten und ein Todesfall, der bewegte Mann oder das bis heute extrem ergreifende Philadelphia mit Tom Honks..das Titellied von Bruce Springsteen erzeugt heute noch Gänsehaut. Apartheid war Geschichte, Nelson Mandela wieder frei, Ayrton Senna verunglückte tödlich, man fuhr einen Golf 2 Fire+Ice von Bogner in dunkelviolett oder die reichen Kids nen Golf 3, dann aber wenigstens als Sondermodell Pink Floyd..es sollten noch einige folgen. Man trug Diesel Sattle Jeans in extraweit und krempelte sie unten etwas hoch, Joop Jeans mit(!) passendem Jeanshemd und weite Sweatshirts von Chiemsee, Oxbow, Blue System und die Popper und etwas besseren Chevignon...und jaaa es gab Jordan Letschkow(besser wir schweigen) und unvergessliche Düfte wie Heaven von Chopard, CK One, Catalyst, Fuel for Men, Issey Myiake pH, Blue Jeans und eben Faconnable..die 2 letztgenannten, in den damals gerade angesagten Blechdosen.
Rückblickend was Musik oder Mode betraf, drehts mir heute den Magen rum..bei den Düften ist das komischerweise nicht so. Ja ich weiß, das ist der Nostalgikerblick, früher war alles besser und so und klar sind die Düfte mit Erinnerungen aufgeladen, bei mir an eine unbeschwerte Zeit, wo 50 Mark noch das gesamte Wochenende gereicht haben.
Heaven und Faconnable gefallen mir aber heute immer noch richtig klasse. Für Heaven würde ich heute töten. Damals fanden wir die gut, aber haben kein so nen Alarm um Düfte gemacht wie heute.
Faconnable wurde letztes Jahr Gott sei Dank wieder neu aufgelegt, warum das bei Heaven nicht passiert, ist mir unerklärlich. Facconable ist irgendwie ein Duft, der etwas aus der Zeit gefallen ist, seine Stärke, Art und Haltbarkeit sind heute in dem Preissegment(50-60€) nicht mehr oder nur noch ganz selten anzutreffen, Powerhouse wäre aber zuviel gesagt. Aber es war damals völlig normal, dass Düfte locker 8 Stunden hielten oder zumindest die ganze Diskonacht(wichtiges Kriterium). Faconnable ist ein ungewöhnlicher Mix aus Frische, Blumen(viel Lavendel und Neroli, aber kein 4711) Minze und ner Extradosis Eichenmoos. Frisch-würzige Düfte waren damals sehr angesagt und sich gegenseitig gar nicht mal so unähnlich, siehe Issey Myiake, Heaven, Patou’s Voyageur(toll mit dem Schiff als Ständer) oder Ultramarine von Givenchy, aber dennoch sehr eigen, heute würde man Charakterduft sagen. Ich kann auch keine Ähnlichkeiten zu Kloreinigern entdecken, kann aber gut nachvollziehen, wenn viele ihn nicht mögen werden. Die stechende Frische und die dominanten Eichenmoos- und Moschusbasis sind nicht Jedermanns Sache. Ich mag ihn sehr, denn durch den Duft, kann ich mit einem Sprüher in die tolle Zeit zurückspulen und genießen, schwelgen, wundern, kopfschütteln, seufzen.
Sillage und Haltbarkeit sind großartig, locker sind 8 Stunden und mehr möglich und an dem Duft wurde nix oder nicht viel rumgeschraubt, kann keine großartigen Unterschiede erkennnen...der Vergleich aus dem Kopf ist aber einfach zu lange her, hab ihn aber sofort wiedererkannt:-)!
16 Antworten
DaveGahan101 vor 6 Jahren 39 17
8
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
Wenn es so einfach aussieht...
..ist es oft am schwersten! Für diesen oft leicht täuschenden (ersten) Eindruck, gibt es in ganz unterschiedlichen Bereichen, viele weitere Beispiele: Mode, Kunst, Fußball oder auch bei den für mich unerreichten Akrobaten von Cirque du Soleil.
Beim meinem ersten Test vor ein paar Monaten, habe ich auch sofort gedacht: ja der riecht sehr angenehm, aber doch irgendwie ganz schön mainstreamig. Mainstreamig möchte ich hier mit gewöhnlich gleichsetzen. Das Attribut „gewöhnlich“ mit dem Kaufpreis in Einklang zu bringen, fiel mir sehr schwer und funktioniert hier in der Parfumowelt ganz ganz selten, eigentlich gar nie. Je gewöhnlicher hier ein Duft ist bzw. wahrgenommen wird, desto mehr rückt sein Preis oder sein „übertriebenes“ Marketing in den Fokus, bekommt eindeutig mehr Gewicht. Gerne wird dann schnell von Verarsche, Abzocke, Schönreden und blindes Folgen seiner Jünger gesprochen. Creed ist hier ja ein gaaanz beliebtes Opfer, wie wenn diese 2 Marken das erfunden hätten;-)!
Ums gleich vorwegzunehmen, nein ich muss mir diesen „Schmodder“ und diesen (über?)ambitionieren Preis nicht schön reden, ich habe nämlich durch den lieben Mynos deutlich weniger als den Ladenpreis bezahlt, daher kam ich schon gar nicht in diese Verlegenheit und mal ganz nebenbei, gutes Marketing ist für mich die absolute Königsklasse, für mich nicht zwingend notwendig, aber jedes Mal spannend zu beobachten, warum wie was wann funktioniert, Anschauungsunterricht gerne unter apple.com;.).
Wie auch immer, trotz schnellem Wegsteckens des Duftkärtchens, blieb der Duft bei mir im Hinterkopf, er hat irgendeine Saite zum Klingen gebracht ohne dass mir das so richtig bewusst war.
Irgendwo im Unterbewusstsein wurde das abgespeichert und verlangte nach mehr Aufmerksamkeit. Bei jedem Parfumeriebesuch musste ich ihn mir aufsprühen und doch ist es mir nie gelungen, ein ähnlichen, einen vergleichbaren Duft ins Gedächtnis zu rufen. Ich habe es mit Lumiere Blanche versucht, mit El Born, mit Palo Santo, mit Boy, Bois Dore und auch mit Dries van Noten. Ja, alles irgendwie nicht ganz so weit weg oder nicht völlig daneben, aber auf der anderen Seite passt es dann doch gar nicht. Diese wunderbare cremige Mandelnote(ungesüßt) ist für mich absolut einzigartig. Anfangs als 2-Minuten-Topping von einer frischen Bergamotte begleitet, gehts schnell in den wärmeren Teil über, warm-würzig, heimelig, ja man denkt vielleicht an österreichische Süßspeisen beim Skifahren, aber hier sättigt nix. Gerne werfe ich den Tom Ford-Düften manchmal eine überladene Exzentrik vor, die mich oft begeistert, aber an manchen Tagen ganz schön auf den Senkel geht. Das hat zur Folge, dass ich seine Düfte selten bis nie 2x hintereinander tragen kann. Hier ist sie so gut versteckt, dass ich fast behaupten möchte, hier wurde die Kunst des Weglassens angewendet. Genau das fällt natürlich bei einem Tom Ford-Duft auf, seine prächtigen All-Time-Klassiker kennt jeder und man riecht sie aus Hunderten raus, so bekommt man hier den Eindruck, na hier fehlt aber was. Nöö..hier fehlt gar nix, ja er wirkt schlank und reduziert und ein wenig simpel, genau das ist für mich die Kunst diesen Duftes. Genau das ist seine Magie, denn er ist wahnsinnig dicht, intensiv..lässt es aber leicht wirken.
Was mir gut gefällt, was auch die Parallele zu Boy ist, er bekommt mit der Zeit eine maskuline Kante, bevor er Gefahr läuft, vielleicht etwas zu eintönig zu werden. Die Kante ist leicht krautig-würzig, könnte in Salbei getunktes Mysore-Sandelholz sein, das für mich immer sehr aromatisch-würzig ist, aber auch so einen cremigen Schmelz besitzt. Der gesamte Duft riecht so wahnsinnig wertig, erhaben-noblesse, das kann an seiner Iris-Pudrigkeit liegen..diese ist einfach nur wunderbar.
Ich bin mir sicher, diesen Duft kann man nicht für 50,60 Euro herstellen, denn da kommt oftmals diese synthetische (Frucht-)Zucker-Note durch, wird klebrig, fängt zu nerven an. Ist wie der Unterschied von echter Vanilleschote und Back-Vanilin(sieht man am besten am Vergleich Double Vanille-Eau Mission). Ob er deswegen 270€ kosten muss, habe ich nicht behauptet, aber für mich ist er jeden Cent, meines bezahlten Preises, wert.
Die Haltbarkeit ist mit über 8 Stunden entsprechend klasse, die Sillage recht kräftig, mehr hätte es auch nicht sein dürfen. Seine große Klasse zeigt er aber nur an kühlen Tagen, an warmen Tagen verliert er an Leichtigkeit. Chino, Jeans, Anzug..alles sollte möglich sein. Für mich ein weiteres Highlight in einer eh schon sehr langen Reihe an Tom Ford-Düften.

Edit: 12.07.18
Jetzt fällt mir noch ein Duftverwandter ein, Tragedy of Lord George von Penhaligons, der aber eine etwas mildere und zurückhaltendere Süße besitzt.
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