DieBanane

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Rezensionen
Kaltwetter-Schweizer Taschenmesser
Cremo Düfte gibt es jetzt schon länger auf dem europäischen Markt (etwas mehr als 2 Jahre?), Spice & Black Vanilla wurde aber erst vor kurzem für unseren Markt lanciert. Dieser Duft war vor einigen Jahren in der amerikanischen Community dank YouTube in aller Munde, da er 1. günstig ist und 2. zu Anfang verbreitet wurde dass dies eine Spicebomb Extreme Alternative darstellen soll.

Nach all den Jahren Duftsucht zähle ich mich zu den selbsternannten Spicebomb DNA Connaisseurs und ich kenne sie alle. Spicebomb hat mir auf Dauer zu viel Pfeffer von dem mir übel wird, 1899 ist mir an manchen Tagen wegen dem Wacholder zu bitter, Rehab wird mir im Drydown hin zu pudrig oder gar pulverig (erinnert mich zum Schluss kurioserweise an Schießpulver) und ist außerdem zu teuer und Spicebomb Extreme zu kümmellastig.

Spoileralarm: Spice and Black Vanilla Eau de Toilette geht eher in Richtung Spicebomb.

Wäre ich in der unglücklichen Lage nur mehr einen Herbst/Winterduft besitzen zu dürfen, fällt die Entscheidung auf diesen hier. Nicht weil er besonders komplex wäre oder das Rad neu erfindet aber er funktioniert… und das ausnahmslos überall! Egal ob im Job, bei einem schicken Essen oder an einem gemütlichen Sonntag mit der Familie (sollte der Sonntag nicht gemütlich sein, wird er‘s spätestens nachdem man sich damit eingedieselt hat). Egal ob zum Hoodie, Sweater oder gar zum Anzug, was Spice & Black Vanilla für mich so besonders macht ist, dass ich ihn einfach täglich tragen kann ohne davon satt zu werden und das macht ihn zu meinem Kaltwetter-Schweizer Taschenmesser.
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DieBanane vor 5 Jahren 29 10
Liberty City
Meinen ersten Kommentar auf Parfumo widme ich dir.

Februar 2018, Dienstagmorgen, mein Vater bricht aus unerklärlichen Gründen 3 mal hintereinander zusammen und was macht man am besten in solch einem Fall? Richtig, ab ins Krankenhaus! Von Station zu Station und um sage und schreibe 21 Uhr wurden wir mit der Prognose: „Haben nix gefunden“ nach Hause geschickt. Am nächsten Morgen das gleiche Theater, nur diesmal hat sich die Ursache erkenntlich gezeigt und trägt einen Namen: die linke Herzklappe.

Diese (etwas private) Einleitung ist Nötig um meine Erstbegegnung mit Allure Homme zu verstehen. Als mein Vater für die OP ins KH der Landeshauptstadt gefahren werden musste, entschied ich mich mal wieder für ein Jäckchen welches ich schon länger nicht mehr trug. Bei den zahlreichen Checks die bei einer Aufnahme so durchgeführt werden durchsuchte ich im Wartebereich aus Neugierde meine Jackentaschen. Neben Lippenbalsam befand sich auch aus mir unerklärlichen Gründen eine Probe von Allure Homme darin, jene ich Minutenlang einfach nur angestarrt hatte. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich nicht mal das solcher existiert, da mich abseits Égoïste (zu dem ich eine besondere Bindung pflege) alles von Chanel kalt lies. Auch wenn ich zu diesem Typus Mensch gehöre der Gerüche sofort mit Ereignissen (sei es positive oder gar negative) assoziiert, fand trotz allem Zwischenzeitlich die Probe Platz auf meinem Handgelenk und ich wurde mit 3 schwebenden Fragezeichen über meinem Kopf sitzengelassen. Man muss noch anmerken dass ich erst Anfang 2018 beschloss meine Duftreise anzutreten und Allure Homme machte es mir nicht einfach. Anfangs stechend-zitrisch, ja gar bitter hätte ich das Opening beschrieben, dann etwas floral, holzig, immer süßer werdend und zum Ende raus cremig. Um mein Urteil noch zu bekräftigen, blickte ich einen Moment auf Parfumo und die gemischten Meinungen ließen mich glauben hiermit hätte ich die Bestätigung.
Das Kapitel Allure Homme also abgeschlossen.

2020
Umgezogen, verheiratet und mittlerweile auch Vater. Nicht nur meine unzähligen Düfte haben Platz im Haus gefunden, auch die Proben dürfen in einer schönen Schatulle verweilen. Nur nicht die von Allure Homme, denn diese befindet sich nach wie vor in der Jacke die ich bei all jenen Krankenhausbesuchen trug. Meinem Vater geht es seit der OP übrigens wieder sehr gut. Da ich mit meiner Tochter zum Spielen in den Garten raus bin und es Vormittags doch noch etwas frisch ist, entschied ich mich wieder mal fürs bekannte Jackerl und natürlich kramte ich wieder vor lauter Neugier durch die Taschen und da war Sie: Die Probe. Als inzwischen gewordener "Duftverrückter" konnte ich der Versuchung nicht widerstehen und so fand Sie zum zweiten Male auf meinem Handgelenk Platz. Ob ich direkt ins Jahr 2018 katapultiert werde? Ob es mich in eine etwas depressive Stimmung versetzt? Ob ich mich dafür hasse dass ich damals dachte Allure Homme wäre eine zusammengepanschte Plörre? Der Start, nach wie vor zitrisch, etwas beißend und bitter. Nanu?! Anstelle des Landeskrankenhauses Niederösterreich, befinde ich mich in New York, Central Park um genau zu sein. Irgendwann im September Mitte 2000. Lasse meine Seele auf einer Parkbank Nähe Ausgang baumeln während im Hintergrund die typischen Yellows Cabs umhersausen. Ein Hotdog Verkäufer treibt nicht weit von mir sein Unwesen. Genießen, das tu ich gerade. Um ehrlich zu sein war ich noch nie in New York, kenne es doch nur von Film & Fernsehen. Sobald ich diesen Duft aber auftrage fühle ich mich wie Doug von King of Queens, David von Vanilla Sky oder gar wie Stu von Nicht Auflegen! (eher unangenehm in der Telefonzelle, aber hey: ich bin in New York!). Plötzlich scheinst du mir so perfekt abgestimmt dass ich davon Gänsehaut bekomme. Hier hat jede Note eine Daseinsberechtigung, hier herrscht Harmonie und mit dir fühle ich mich geborgen. Allure Homme, mein kleines New York.
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