Downtown

Heute habe ich eine Probe von Trèfle pur bekommen (Dank an FabianO), dessen Ähnlichkeit zu Lalique White eigentlich nicht zu überriechen ist. Seltsam, dass dies niemand bisher erwähnte. Hier wurde nahezu 1:1 abgeduftet, was angesichts des
Preises einer kleinen Frechheit gleichkommt...die geringe Haltbarkeit nicht eingerechnet. Also dann lieber beim Original bleiben.

Wenn ich mich nicht verzählt habe hat Frau Lorson letztes Jahr 13 Parfums unter ihrem Namen veröffentlicht. Gut ein paar Co-Productions waren auch dabei aber im Gegensatz zu Herrn Elena sind das acht mehr. Muss ja nix heißen, wobei...ein outstanding perfume im Stile von "Encre Noire" ist das leider nicht geworden. Man hat eher den Eindruck hier wurde ein Parfüm entwickelt, welches dem olfaktorisch orientalisch geneigten Kunden eine preiswerte Alternative zu Amouage & Co aufzeigen soll.

Aber erst mal zum Duft:
Bis auf den Pfeffer kann ich die Kopfnote nicht nachvollziehen. Die Bergamotte ist allenfalls in homöopathischen Dosen wahrnehmbar und das Lorbeerblatt entspricht auch nur reinem Wunschdenken. Dafür entpuppt sich das Zimt-Rum Ensemble als omnipräsent einschließlich einer weiteren, würzig, krautigen Zutat (Muskatellersalbei?), die nach ein paar Minuten leider ins leicht säuerliche abdriftet. Sch.....ade.
Die Basis stimmt dann wieder sehr versöhnlich...feinstes Leder im Stile "Cuir Fétiche"...das hätte schon viel früher kommen können.

Bentley lässt mich etwas ratlos zurück...Amouage für Normalverdiener oder Maître Parfumeur et Gantier in Rum? Die Zutaten hätten für zwei Parfums gereicht...die Handschuhe hätte ich mir gekauft.

Die Erwartungshaltung war schon recht hoch:
Zitrone ohne mediterranen Einschlag und Altherrenmuff, das wäre schon etwas gewesen. War aber leider nicht so...das besagte Obst verschwindet nach kürzester Zeit und was dann zum Vorschein kommt ist, um's höflich zu formulieren, nicht das, wonach ich gesucht hatte.
Die floralen Bestandteile der Herznote werden vollständig durch eine metallisch-aquatische Synthetik überdeckt, die den gesamten Duftverlauf dominiert.

Dieser Sommer wird digital...mit einer gleißend, weißen LED-Birne als Sonne, die statt Wärme nur eine kühle, binäre TRON-Ästhetik ausstrahlt.
“End of Line”

Wenn man mit „Gott himself“ bei Maître Parfumeur et Gantier am Stand steht und nach einem interessanten Gespräch…also ich habe zugehört…gefragt wird, ob man über diesen Duft einen Kommi schreiben möchte hat man eigentlich überhaupt keine Wahl. Sorry, das musste sein und soll als Kompliment an einen ganz großen Parfumo gesehen werden, der mich schon des Öfteren mit seinem Wissen beeindruckt hat und so manche Käufe unausweichlich machte.

Mein erster Kontakt mit Maître Parfumeur et Gantier war eher unschön. „Route de Vetiver“ kommt für mich nicht in Frage und mein Interesse an weiteren Erfahrungen dieser Art war höflich formuliert nicht unbedingt vorhanden…aber glücklicherweise kann man dort auch anders.

Dem ersten Kommi noch etwas hinzufügen zu wollen, wäre gelinde gesagt anmaßend. Also äußere ich mich nur dazu, wie der Duft sich auf meiner Haut entwickelt. Zusammenfassend vernehme ich hauptsächlich ..Iris, wie bei „Infusion de Vetiver„ und da ist Leder...feinstes Leder. Eine richtige Entwicklung durchläuft der Duft für mich nicht und die Angaben der Kopfnoten haben, wohl eher Elementarteilchencharakter. Nach zwei Stunden beginnt der Duft leider zu verblassen, was an sich schade, für ein Eau de Parfum gleich doppelt schade, sich aber in keinster Weise schmälernd auswirkt.

Da ich mir bei Damendüften bisher immer eine prominente Trägerin ausgesucht habe, werde ich auch hier keine Ausnahme machen und borge mir die unglaubliche Audrey aus. Ob sie nun wirklich Lederhandschuhe trug, ließ sich leider nicht recherchieren was aber auch nicht so schlimm ist, da in meiner Vorstellung diese eher rehbraun denn schwarz gewesen wären…das Kleid natürlich entsprechend passend.

Wer sich noch nicht so ganz im Klaren ist, ob eine Probe lohnt hier ein paar persönliche Einschätzungen zur Trägerin. Bezüglich Auftritt und Garderobe wird hier wird ein gewisser, nicht zu unterschätzender Anspruch gestellt. Nein, sie müssen nicht aussehen wie Audrey aber sie müssen eine gewisse puristische Eleganz vermitteln können. Eigentlich nichts für unter 30, da der Duft sehr viel Lebenserfahrung mitbringt und die könnte dann mit dem tatsächlichen Alter korrelieren.
Es ist ein sehr klassischer Damenduft, stilvoll und nur für den ungeübten vielleich etwas altbacken...wenn ich es mir recht überlege, wäre es verdammt reizvoll, diesen Duft an einer unter 30 jährigen zu erschnuppern…

Aufgrund des Erscheinungsdatums bin ich nun doch etwas irritiert....
auf meiner Haut duftet Vettiveru exakt wie Infusion de Vétiver nur schwächer und die Kopfnote ist etwas frischer...ansonsten absolut identisch.
Schnell das Datum nachgeschlagen...8 Jahre Unterschied.
Und wo zum Teufel kommt die Iris her...ist gar nicht aufgeführt...
http://perfumesmellinthings.blogspot.com findet aber auch, dass da Iris drin ist. Der Parfumeur von Vettiveru ist nicht herauszufinden...wohl aber Daniela Andrier. Hat sie da tatsächlich abgekupfert? Sorry aber ich bitte alle Besitzer beider Düfte mal einen direkten Vergleich durchzuführen.

Jedenfalls braucht man sich nun keine Sorgen mehr zu machen, falls das letzte Fläschchen Infusion de Vétiver vergriffen sein sollte. Vettiveru ist ein adäquater Ersatz und es gibt ihn auch schon viel länger...erklärt dies vielleicht, warum Prada Infusion de Vétiver vom Markt genommen hat, obwohl es so gut angenommen wurde? Wer weiß...

Wie gesagt, ich bin auf eure Meinungen gespannt.