DrHc

DrHc

Rezensionen
DrHc vor 4 Jahren 6 1
7
Sillage
8
Haltbarkeit
5.5
Duft
Gepflegte Langeweile
Nun wagt sich LV mit seiner sechsten und neuesten Kreation für den Herrn in die Tiefen des Weltraums vor, wenn auch zunächst nur olfaktorisch. Durchaus ambitioniert würde ich behaupten. Ich weiß nicht was ihr mit einem Meteor verbindet, aber mir fallen hier Attribute wie steinig, eisig, metallisch, kalt, geruchlos ein. Ein Duft mit diesem Namen/Thema hätte ich jetzt am ehesten von CdG erwartet, aber nicht von einem Lederwarenspezialisten. Sei’s drum.
Wie sieht es nun aber mit den oben genannten Attributen aus, passen sie zu dem Duft? Aus meiner Sicht: Nein.

Zwar startet der Duft mit einer frischen minzigen Note (auch wenn dies nicht in der Duftpyramide aufgeführt ist), die man vielleicht noch mit „kühl“ assoziieren könnte. Möglicherweise wird dieser kühle Beginn auch vom Kardamom vermittelt, der ja in der Duftpyramide aufgeführt ist. Doch schon bald gesellt sich eine zitrisch frische und leicht aquatische Duftaura hinzu, die rasch das Zepter in die Hand nimmt und für den weiteren Duftverlauf tonangebend bleibt.

Leider bietet der Duft in dieser Phase nichts wirklich Neues. Er plätschert so dahin. Die zitrischen Noten werden durch den Pfeffer im Mittelteil im Zaum gehalten. Alles erscheint eher zurückhaltend und unaufdringlich. Aber gerade diese leichte aquatische Basis ist für mich auf Dauer sehr störend. Auch kann ich mich des Gefühls nicht erwehren, diesen Duft schon tausendmal gerochen zu haben. Ich mag hier keine Vergleiche nennen, da sie für mich eher namenloser Einheitsbrei sind. Dem Duft fehlen Ecken und Kanten und die Nähe zu generischen Düften lässt sich nicht leugnen. Das mag per se ja noch nichts Schlechtes sein, aber bei einem Parfum mit Nischenanspruch und dieser Preisklasse ist das einfach nicht akzeptabel.

Kommen wir zum Schlußteil. Wie gesagt, es tut sich nicht wirklich viel. In der Basis wird Vetiver aufgeführt. Es soll sich laut LV um eine speziell gewonnene Vetiverart handeln, die von den rauchigen Komponenten befreit wurde und die erdigen Anteile betont. Das hört sich sicherlich nicht schlecht an, aber für mich eröffnet dies keine neuen Dufteindrücke. Es bleibt dabei: Gepflegte Langeweile.

Aus meiner Sicht ist das sicherlich der schwächste LV-Duft der Männerreihe und verzichtbar. Positiv lässt sich noch erwähnen, dass die Haltbarkeit mit 6-7 h erstaunlich gut ist. Aber was hilft’s, wenn der Duft an sich nicht überzeugt und auch keine Überraschungsmomente liefert?
1 Antwort
DrHc vor 4 Jahren 9 2
7
Sillage
7
Haltbarkeit
6
Duft
MFK goes Designer
Welch Überraschung als ich gestern Nachmittag einen seltsamen Umschlag mit dem Absender MFK aus Frankreich vorfand. Das nenne ich mal eine noble Geste, die mehr oder weniger treuen Kunden gleich mit einer kostenlosen Probe der neuesten Kreation zu beglücken. Da könnte sich so manches Haus eine Scheibe abschneiden.

Gleich am nächsten Morgen wurde der Duft aufgetragen. Doch was soll ich sagen, die Enttäuschung folgte auf dem Fuße. Der Duft startet gleich mit einer starken Präsenz, die sofort etwas stechend Synthetisches offenbart. Die Rose fackelt nicht lange herum und klatsch mir ins Gesicht, allerdings seltsam oberflächlich ohne wirkliche Tiefe. Die Idee an sich, einer Rose mit zitrisch-fruchtigen Akkorden eine Leichtigkeit zu verleihen, ist sicherlich nicht unoriginell. Meist geht es ja mit Patchouli oder Oud in die andere Richtung. Gerade von FK, der so Rosen-Kunstwerke wie LNH oder OSM geschaffen hat, hätte ich hier auch eine spannende Umsetzung dieses Themas erwartet. Doch leider wird aus meiner Sicht diese Leichtigkeit durch übertriebene Synthetik ins Gegenteil verkehrt.

Im weiteren Verlauf verblasst die Rose zusehends und die fruchtigen Aspekte (Grapefruit) gewinnen mehr und mehr die Oberhand. Auch blumige Nuancen nehme ich hier wahr, wie sie bei FK ja häufig anzutreffen sind.

Spätestens nach ca. 3-4 Stunden habe ich das Gefühl, einen Designerduft aus dem unteren Preissegment auf dem Handgelenk zu haben. Wenn ich es recht bedenke, so hat sich diese nervige Synthetik bereits bei Amyris Homme angedeutet. Dort bekommt der Duft dann meiner Meinung nach gerade noch die Kurve. Hier tritt sie jedoch unverblümt zu Tage.

Sorry, aber das wird nichts mit uns beiden.
2 Antworten
DrHc vor 4 Jahren 3 1
7
Sillage
8
Haltbarkeit
7.5
Duft
Synthetik in disguise
CdG würde ich als Spezialist für etwas ausgefallenere, konzeptionelle Düfte bezeichnen. Meist liegt ein bestimmtes Thema bzw. eine spezifische Duftnote dem Ganzen zu Grunde. Dem Thema „Synthetik“ wurde eine ganze Serie gewidmet. Neben einigen Düften aus der Reihe, die sich sicherlich an der Grenze zum Tragbaren tummeln, gibt es auch Vertreter, die nicht nur als uneingeschränkt massetauglich angesehen werden können, sonder sogar das Potenzial eines Komplimentenfängers besitzen. Dazu würde ich DC auf jeden Fall zählen.

Der Duft startet mit einer hellen, leicht synthetischen Note, der durch florale Elemente ein warmer Charakter verliehen wird. Ich denke mal der synthetische Eindruck rührt in erster Linie von den nicht sparsam verwendeten Aldehyde her und weniger durch irgendwelchen Nagellack(entferner). Im Hintergrund schwelt immer eine unterschwellige Plastiknote mit, wie wir sie auch häufig z. B. bei den Tauer-Düften vorfinden. Alles scheint hier sehr harmonisch miteinander verwoben zu sein. Nichts sticht penetrant heraus und könnte somit aufdringlich erscheinen.
Ein Vergleich zum hauseigenen Odeur 53 drängt sich auf. Allerdings erscheint O53 kühler und geradezu metallisch, während DC warm und fast schon verspielt daherkommt. Man hat das Gefühl DC will seinem Träger gefallen und buhlt permanent um dessen Gunst. Wenn man den beiden Düften eine Kunstrichtung zuordnen würde, so würde O53 die russische Avantgarde mit seinen strengen Formen und klaren Linien repräsentieren, wohingegen DC ein Vertreter des Impressionismus sein könnte.
Auch Mémoire d’une Odeur wäre noch als Vertreter dieser Duftrichtung zu nenen. Hier allerdings noch deutlicher ins Florale, Blumige verschoben.

Wer noch das Glück hat diesen leider eingestellten Duft unter die Nase zu bekommen, wird sicherlich seine Freude damit haben, vorausgesetzt er mag unaufdringliche, leichte, florale Düfte und lässt sich auch durch eine dezente Synthetik nicht abschrecken.
1 Antwort
DrHc vor 4 Jahren 10 1
8
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
8.5
Duft
Nur mit Waffenschein!
Ich denke jedem von uns dürften die zwei folgenden Szenarien geläufig sein:
Man sprüht ein, zwei kräftige Sprühstöße eines neuen Duftes auf den Handrücken, fuchtelt kurz mit den Armen in der Luft um den Alkohol verdunsten zu lassen und führt dann in freudiger Erwartung das Handgelenk an die Nase. Anschließend gehen die Mundwinkel entweder nach oben und ein leichter Seufzer der Entzückung entweicht den sabbernden Lippen. Oder aber die Stirn legt sich in Falten, der Unterarm schnellt reflektorisch wieder in seine gestreckte Ausgangsposition zurück und eine innere Stimme meldet sich zu Wort: Was zum Henker…?
Genau letzteres ist mir beim ersten Aufsprühen von AM widerfahren. Der aufmerksame Leser wird sich jetzt vielleicht die Frage stellen, ob der gute DrHc hier die Bewertungsskala falsch verstanden hat. Gemach, gemach die Auflösung folgt sofort.
Nachdem ich mich nun vom ersten Schock erholt hatte, eilte ich schnurstracks zum nächstgelegenen Wasserhahn und der Handrücken wurde mit Wasser und Seife gänzlich vom „Duft“ befreit. So dachte ich zumindest! Nach ca. 1 Stunde, das „Malheur“ fast schon aus dem Kurzzeitgedächtnis getilgt, nehme ich plötzlich einen äußerst angenehmen Geruch wahr. Mein Kopf zuckt hektisch von einer Seite zur anderen, um den Ursprung dieses Wohlgeruchs zu ergründen. Und mit einem Mal wird mir gewahr, dass es sich hier um meinen eigenen Handrücken handelt. Sofort habe ich mir wieder die Probe geschnappt, einen kräftigen Sprühstoß auf ein Taschentuch und damit meinen Handrücken betupft und siehe da: Welch ein Genuss!
Dieser Dufteindruck lässt sich nur schwer beschreiben. In vielen Kommentaren ist von frisch geschnittenem Gras und Moos die Rede. Das ist allerdings nur die halbe Wahrheit. Wenn man hier an Play Green von CdG oder an Victrix denkt, liegt man völlig falsch. Es ist ein knochentrockenes Gras, dem noch eine ordentliche Prise Kräuter wie Basilikum (Ähnlichkeit zu dem leider eingestellten Baïmé blitzen auf), Salbei oder Ähnliches hinzugefügt wurden. Ich empfinde diese Duftrichtung sogar so extrem, dass ich manchmal denke es hier mit einem lupenreinen Lederduft zu tun zu haben. In der Machart würde ich ihn auf eine Stufe mit Incense extreme von Andy Tauer stellen. Nicht falsch verstehen, der Duft an sich besitzt kaum Ähnlichkeit, aber auch hier wurde eine Duftrichtung buchstäblich ins Extreme „pervertiert“. Von dem Dufteindruck her besitzt er vielleicht eine gewisse Ähnlichkeit zu einem weiteren Meisterwerk nämlich Grey Flannel. Auch hier stehen grüne Noten und Eichenmoos im Zentrum.
Zusammenfassend kann ich diesen Duft jedem empfehlen, der auf grüne Noten steht und den Mut besitzt, sich auf was völlig Neues einzulassen. Aber Vorsicht! Bitte nur in homöopathischen Dosen auftragen und ich garantiere: Ein unvergleichliches Dufterlebnis erwartet einen.
1 Antwort
DrHc vor 4 Jahren 2
7
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
8.5
Duft
Die Leichtigkeit des Seins
Cuba ist geheimnisvoll und äußerst komplex.
Jedes Mal wenn ich es trage entdecke ich neue Facetten.

In der Eröffnung nehme ich Bergamotte und eine aromatische grüne Note wahr. Diese ist allerdings nur von kurzer Dauer und macht sofort einem „schmutzigen“ aber überraschenderweise sehr anziehendem Akkord aus Gewürznelke und Tabakblättern Platz. Diese mehrfach erwähnte Fäkalnote kann ich hier überhaupt nicht nachvollziehen.
Im weiteren Verlauf verleiht gerade die Minze oder Mentholnote dem Ganzen eine Leichtigkeit und Coolness wie es vor meinem geistigen Auge klischeehaft vorbeizieht, wenn ich an Kuba denke.

Immer wieder wechselt der Dufteindruck zwischen diesen beiden Polen. Einerseits kraftvoll, aber niemals schwer oder süß, andererseits leicht und unbeschwert, aber niemals banal.
Selten gelingt es einem Duft so sehr ein Lebensgefühl einzufangen.

Für mich ein weiteres Highlight aus dem Hause Czech and Speake.
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