Duftfreund11

Duftfreund11

Rezensionen
1 - 5 von 14
Duftfreund11 vor 17 Tagen 1
Der Raum!
Der erste Gedanke beim ersten Aufspüren: Wow!, wo ist denn die Sojasauce vom Chinesen ums Eck hier gelandet?!

Der zweite Gedanke: Endlich eine pflanzliche Vanille. Absolut elegant. Null süß, null gourmand.

Die Synthetik ist eine ernstzunehmende Idee, wenn man bedenkt, dass der Vergleich zu einer weichen Bomberjacke bestehen soll. Nachdem heutzutage eh fast jeder Fetzen Polyester enthält, kann ich das durchaus nachvollziehen.
Allerdings steckt dahinter,die differenzierbare Situation. Der Rauch, der in den Augen brennt, das fein geölte Holz am Boden und die Vanille aus der Schote gekratzt.
Ein Raum in dem Geschichten entstehen, Gedanken ausgesprochen und Menschen miteinander agieren. Ein warmer Raum, abgeschottet von dem nasskalten Winter vor dem Fenster. Ein Raum, der viel erlebt hat. Gerade wurde noch geraucht. Der Boden für den Tanzabend vorbereitet, hat er doch schon viel Schweiß und Energien aufgesogen. Die Damen hatten gestern noch ihre Pelze und Mäntel mitgenommen, es blieb noch ein Hauch ihres Parfüms in der Luft. Der Raum zwischen gestern und heute. Wo die Zeit still steht, zwischen dem was war und dem was wieder kommen wird.

Dabei erinnert er mich etwas an confident oud, welches ich wirklich sehr mag. Nur was dort das trockene Holz aus dem Sägewerk ist, zeigt sich hier in dem geölten Fischgrätboden.
Mit der Zeit bleibt eine würzig(natursüße) Vanille unter Rauchschwaden.

Somit sind wir ganz weit weg von der Bomberjacke und jedem gedachten Ansatz von modernem Mainstream.
Exhilarating?!....schon, aber anders.
Ich bin froh endlich eine Vanille für mich gefunden zu haben.
Probieren wer Vanille von einer anderen Seite riechen will.
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Duftfreund11 vor 7 Monaten 4 1
Der Katzenkönig
Mit der Zeit war mir die Lust nach einem Rosenduft auf neutralem grüngrauen Moos gekommen. Ich wollte einen Rosenduft. Rochas Moustache war gut und im Sommer eine Bombe an Strahlkraft, aber ich wollte irgendwas dauerhaft tragbares.
Die Beraterin in der Osmothek stellte mir unter anderen Exit the King vor, wobei ich anfangs zwiegespalten war, roch es doch nach alten Rosen, allerdings irgendwie mit Suchtfaktor am Handgelenk. Ich vergas es wieder, bis es doch immer wieder hartnäckig in Erinnerung kam.
Der Beginn von ELDO war also mal ziemlich ablehnend. Dachte mir diese Geschichten sind furchtbar und völlig uninteressant. Außerdem verfärben sie meine Vorstellungskraft das Parfüm wertfrei auf mich wirken zu lassen. Andererseits war es ein weiterer Schritt für mich in der Nischenpafumerie. Der Marketinggag mit den Storys dürfte aufgehen und die künstlerische Freiheit wird dadurch eigentlich ziemlich gut an die Spitze getrieben tragbare und trotzdem kunstvolle Parfüms zu kreieren.
Also gut, das Weihnachtsangebot war dann nicht zu missachten und bestellt: Exit the King plus 30ml Une Amourette gratis dazu.
Wie so oft im Leben bin ich zu schnell und muss die Dinge einfach mal wirken lassen.
Der Ersteindruck war: Rosen im billigen Plastikcellophan, abgelegt auf einem Moospotpourri. So wie es in den Supermärkten meist vor der Kasse herumlehnt. Die Rose war gut aber das Plastik einfach igitt und ich dachte schon naja, war eher ein Blindgänger.
Zweitassoziation 2 Wochen später war die alte Rosenseife in Omas Bad, vielleicht auch irgendwie ein Reinigungsmittel für den WC Boden. So blöd es klingt, allerdings ab dem Zeitraum wurden die Einzelheiten klarer und der Duft immer spannender. Es kam Schaum....perlender Badeschaum. Im Ausklang kommt Moos, durchsetzt von tiefen Patschuli. Ich muss sagen, erst wenn ich weiß wie die einzelnen Komponenten riechen, kann ich sie auch erkennen und benennen. Ich sollte wohl wieder ein paar Übungen mit meinen äther. Ölen durchführen ;) .
Meine dritte Assoziation war dann doch der samtene rote Mantel des Königs. Kürzlich war ich im Karikaturmuseum in Krems. Manfred Deix, einer der größten Karikaturisten des Landes bekam dort seine Dauerausstellung. Er war Kettenraucher und Katzenliebhaber. In der Glanzzeit hielten er und seine Gattin angeblich 80 Katzen zuhause. Es gibt ein Bild von ihm, genannt der Katzenkönig. Dieses ist für mich perfekt für dieses Parfüm. Es zeigt einen schwarzen Kater mit blaugrüner Krawatte (steht für das aldehydische und seifige) in einem Königsmantel (die Rosen und das Moos). Der Kater hat eine rauchende Zigarette (der Schaum) im Mund und eine Krone am Kopf. Der Charakter einer Katze widerspiegelt ebenso die Artigkeit dieses Parfüms. Aufgrund seines Reinheitsbadecharakters gelingt es diesem Duft, dass ich mich richtig "dirty" fühle im Sinne von ziemlich scharf :) .
Ich denke nicht, dass ich das Thema zu Exit the King so angegangen wäre, aber es hat Power und die Umsetzung ist nicht minder gelungen. Der Fall von einem selbst, den König, alte Glaubenssätze, Vorstellungen, Erwartungen, Charaktermuster aufzubrechen um etwas neues Unbekanntes entstehen zu lassen…..welchen feinfühligen Menschen würde das nicht interessieren. Und so negativ es anfangs klingt einen Duft zu haben, der den Fall unterstreicht, umso kraftvoller und positiver ist er dann, wenn man die Kraft entdeckt die ja zum Neuen mithilft.

Ich bekomme von allen Geschlechtern positive Komplimente. Er hält gut seine 8h.
..achja und mittlerweile würde ich ihn tatsächlich als meinen signature bezeichnen.

Bin gefallen um aufzustehen. Miau!

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Duftfreund11 vor 1 Jahr 7 1
Der schwarze Schatten
Ich war wiedermal auf der Suche. Diesmal nach einem Fougere der nicht ewig-alt-riecht. Und irgendwann mal was mit Nelke wäre toll. Nachdem ich bei Caron ein Geburtstagsgeschenk für einen Freund bestellt habe kam ich nicht umhin die Produktpalette weiter durchzusehen.
Aromatisch-ledrig wird er angepriesen, im Forum gibts gute Kommentare und die Noten können gut sein. Dachte das ist meiner und bestellt.

Der Flakon ist wunderschön, mit einer weißen Plakette,deren Rauheit ziemlich genau den Charakter des Duftes trifft.
Der erste Schnupperzug und etwas Unbekanntes trifft mich. Der Duft wird mit unglaublich vielen Facetten beschrieben und das unterschreibe ich.

Er ist wie schwarzes Samt, ein Lederhandschuh, ein Schatten der immer hinter dir ist und manchmal leicht, manchmal unendlich dicht ist. Eine Wand aus cremiger Nelke.

Die Werbekampagne mit dem 3. Mann find ich ist nicht ganz angekommen,weil sie mir nie wirklich beschreiben konnten was daran die Verbindung ist, dennoch glaube ich die Idee war gut gelungen. Ich denke dabei an das Cover von James Bond Spectre....Bond mit klarem, undurchdringlichen Blick,die weiße Smokingjacke mit der roten Nelke, im Hintergrund der Maskierte als Schatten.

Er beginnt mit einer Tiefe aus ledriger Zitrone, möglicherweise mit dunklen Lavendel, dann kommt ein Koriander der manchmal ein schönes Grün entfaltet, manchmal aber gerade bleibt und wartet bis sich die Nelke einschmeichelt. Immer wieder scheint mir ein Schleier Vanille dabei, sodass es eine unglaublich schöne cremige Nelke wird, bis zum letzten Accord.

Ich liebe diesen Duft. Er ist in der Top 3 vertreten. Er hält lange, wirkt nie künstlich, bleibt auch in angenehmer Sillage, sodass sich manche Parfüms was abschneiden können.

Er ist kein Fortgeher, kein Businessman, kein Träumer.
Er ist einfach dein Schatten,der dich begleitet wo immer du bist und der so tiefgründig ist wie du selbst.
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Duftfreund11 vor 1 Jahr 4 1
Mooses von Marokko
Mooses schwenkt seinen blauen Kahn an den Kai, entwirrt ein paar Taue und das Netz und steigt auf festen Boden. In seinem einst weißen Hemd zieht er die Blicke aus der fancy Lounge gegenüber auf sich. Stechende Augen hinter femininen Sonnengläsern, die ihn durchbohren mit einem Hauch voll Sehnsucht und unsicherer Ablehnung (yuzu und Amber). Nur die Bossa Nova Version von cures lullaby aus den Speakern flüstert die heimlichen Gedanken der Gäste.
Mooses stört sich nicht daran, bekam er eine zusätzliche Haut über die Zeit. Eine Haut aus zitrischer Exotik, keinen europäischen Bergamot-Standard, etwas Ferneres, etwas yuzu. Dahinter aber gleich eine erdige, braune Schutzschicht. Ein Amber der an das Meer und die wilden Wale erinnert, fern und ehrfürchtig.
Am Ende bleiben Flechten aus Moos, die sich je nach Länge der Tragedauer und Schweißwitterung langsam lösen und mit dem Wind und Wasser verwehen.


Ich kenne die yuzu Veilchen kombi von eau de cartier und mag sie recht gerne. Der Amberful wirkt für mich sehr unterstützend der maskulinen Seite, aber ich denke er ist auch für Damen einen Test wert und kann für Überraschungen sorgen.
Yuzu und amber sind wohl das dominante Paar. Yuzu wird aber wohl auch von Muskat begleitet. Den Amber vom Patchouli zu trennen,vermag ich nicht, tiefes erdiges Braun beschreibts wahrscheinlich am besten. Dahinter liegt das Moos welches dem Amber einen richtig angenehmen Zugang erlauben, wer wie ich etwas vorsichtig für Ambriertes ist. Das Moos macht ihn auch zum daily use für Job und Freizeit.
Beim kurzen Vorbeiriechen kann er schon aquatisch sein, was ihm eigentlich nur Frische gibt.
Ich fühle mich damit einfach sicher und immer korrekt "angezogen".
Mancera bewirbt ihn als skinscent und genau das ist er auch. Er legt sich auf die Haut und unterstützt wo er kann. Die Haltbarkeit ist wieder großartig.
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Duftfreund11 vor 2 Jahren 1
Sway in weißem Leder
Ich weilte gerade in Sardinien und spazierte mit Hemd und Hut durch die Hauptstadt. Das Flanieren liegt den Italienern ja im Blute und wie ich so meinen Schatten mitwandeln sah,fiel mir ein, dass Dean Martin gerne ebenso einen simplen Hut trug und so ein ähnliches Bild am Trottoir bieten musste.
Dazu hab ich nun diese Woche Gold Prestigium gut getestet und getragen. Das passende Wort dazu mag auch das Lied sway gut beschreiben.

Ein Dino im immer sonnigen Italien. Untertags ein Schwätzchen und ein Espresso, abends mit einer schönen Singnorina entlang der Terrasse übern Hafen gleiten....das fällt mir dazu ein.

Nun der Hauptdarsteller :) :

Er startet fruchtig, frisch mit der klassischen Oudtiefe .... einerseits sehr motivierend und angenehm,
andererseits wie mir einmal vorkam und was den Pessimisten Freude bereitet: ein voller Skischuhkeller im Winter am morgen.
Die Machart zeigt jedoch Können, denn das Adlerholz gibt mir durchaus die Gedanken an Holzspäne wieder.
Danach kommt allerdings bald die dauernde Vanille und diese liegt und bleibt.
Was darüber flattert ist teils die Orangenblüte und etwas Leder,weißes Leder.. wenn mich einer fragt wie ich den Gesamteindruck schildern würde wäre es "weißes Honigleder"... vermutlich die Kombi aus Orangenblüte,Moschus, Leder, Vanille.

Er ist ein heller Duft. Er eignet sich immer.
Er schreit nicht (eines edp aber würdig), bleibt dafür auch über Nacht.

Ich habe mich verliebt. Wie Prada infusion d cedre als Glücksbringer, bleibt er als Durch-den-Tag-Gleiter treu erhalten.

Wer Freude und Lächeln sucht, probiere ihn!
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