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vor 5 Jahren - 21.11.2018
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Vetiver: Es kann nur einen geben? Oder vielleicht doch: The More the Merrier?

Bei manchen Dingen neige ich dazu, etwas exzessiv zu sein: entweder Couchpotato oder Halbmarathon, entweder kein Parfum oder von 0 auf 40 in 4 Monaten, entweder Chips und Pommes oder Salat und Fisch. Entweder mehrgängiges, liebevoll gekochtes Menü oder altbackenes Brot.

Inzwischen lebe ich seit einigen Jahrzehnten mit mir selbst und weiß, dass diese radikalen Anfälle Teil meiner Persönlichkeit sind und sich in Summe irgendwie ausgleichen. Zum Glück auch für meine Umwelt! Bei Parfums habe ich aber noch nicht so lange Erfahrung, daher frage ich mich schon manchmal, wohin das noch führen soll. Nehmen wir eine Duftkomponente als Beispiel, die ich gerade entdecke: Vetiver. Ganz zu Beginn meiner Parfum-Schnupper-Sucht, vor unendlich langer Zeit, das heißt vor undenkbar vielen Sprühstößen (normale Menschen sprechen von neun Monaten) war für mich Vetiver eine Komponente von Männer-Parfums. Roch eindeutig nach Mann! Fast schon Rasierwasser-Alarm!

Wenn ich mich daran zurück erinnere, kann ich kaum glauben, wie sehr sich mein Geschmack in so kurzer Zeit geändert hat. Den Anfang der Vetiver-Düfte in meiner Sammlung machte eine der Prada Infusionen. Das war und ist für mich en echter Wohlfühlduft von leider sehr, sehr mauer Haltbarkeit. Inzwischen finde ich ihn auch eine Spur zu geradlinig. Als nächstes folgte ein kleines „Geschenk“ für meinen Mann: Vetiver von Guerlain, bei dem ich gerne mitnasche – und damit hatte mich das Vetiver-Jagdfieber voll erwischt: Vetiver von Etro, Vetyver von Le Galion, Vetiver Insolent von Miller Harris, Vie de Château Intense von Nicolai, Itasca von Lubin (die alte Version) und Darwin von Fueguia befinden sich derzeit in meiner Sammlung. Manche als Abfüllung, aber der überwiegende Teil als Flakon. Und dazu noch einige Düfte, bei denen Vetiver als Basis zutage tritt.

Tja: Wieviel Vetiver-Düfte kann ein Mensch vernünftigerweise verwenden? Wer hat hier etwas von Vernunft gesagt? Ich entdecke einfach bei jedem einzelnen der Parfums Aspekte, die mir an genau diesem einen speziellen Vetiver-Duft gefallen –und die ihn für mich einmalig machen.

Nur zwei der Vielen durften oder dürfen gehen. Der Vetiver von Etro kam als Abfüllung und wurde weitergeschenkt. Er hat an mir eine muffig-staubige Komponente entwickelt und kam über zwei Tests nicht hinaus. Und die Prada-Vetiver-Infusion zeigt mir inzwischen zu wenig unterschiedliche Facetten. Solange sie aber noch in meiner Schublade wohnt, trage ich sie immer wieder gerne als Gute-Nacht-Duft.

Die meisten meiner „Vetivers“ sind für mich viel mehr als „nur“ Vetiver, Vie de Chateau ist krautig-würzig zusätzlich, Itasca hat eine starke Komponente von Wildgewürzen (Wacholder, Piment u.a) und Darwin hat diese ungewöhnliche zitrische Holzkomponente. Sie sind für mich komplexe Düfte, die eine ordentliche Entwicklung auf der Haut vollziehen.

Vetyver von Le Galion spielt mit dem wunderschönen Kontrast mit Verbene, Gewürzen und Zitrusnoten. Das (momentan) jüngste Mitglied meiner Vetiver-Familie ist Vetiver Insolent von Miller Harris. Durch Le Pamplemousse wurde ich auf Miller Harris aufmerksam – und als der Vetiver in Souk angeboten, schlug ich auf gut Glück zu. Und auch dieser Vetiver bestätigt zwei Dinge: Ich mag diese Komponente wirklich sehr – und: Es ist wundervoll, in aller Muße zu entdecken, welche Varianten die Profi-Nasen der verschiedenen Parfumschöpfer aus diesem Gras herausholen!

Wieder einmal stelle ich fest: Dass der Souk und die vielen großzügigen Mitglieder auf Parfumo ermöglichen, eine so breite Anzahl an Düften ganz in Ruhe und ausgiebig probieren zu können, ist der absolute Hammer für mich!

Und daher: Der langen Vetiver-Rede kurzer Sinn: Herzlichen Dank an euch alle!

Eure Duftsucht

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