Dustymusky

Dustymusky

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6 - 10 von 15
Dustymusky vor 3 Jahren 3 3
8
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
10
Duft
Entdecker aus vergangenen Zeiten
Der Polo Explorer war einer meiner ersten Düfte. In meiner mittlerweile zu großen Sammlung nimmt er allerdings einen festen Platz ein, denn er riecht sehr eigenständig. Mit dem Namen und der EIgenständigkeit erinnert er mich an vergangen Zeiten, an alte Geschichten, entweder gelesene, oder erzählt bekommene. Am besten sind die, die gut ausgeschmückt, vielleicht mit etwas leichter, aber kreativer Übertreibung erzählt werden, und die eigene Phantasie anregen. Wassermusik ;-). Augen zu, und man zieht auf den Spuren Livingstones durch die Savanne auf der Suche nach der sagenhaften Quelle des Nil. Man streift durch das hohe, ausgetrocknete Gras, irgendwo blüht etwas fruchtig-würzig. Ein milder, frischer, morgendlicher Wind weht vom See herüber. Ein paar Baumstümpfe, es duftet leicht nach exotischem Holz. Noch schnell ein Schluck aus der Blechtrinkflasche, die am alten Ledergürtel hängt, bevor es weiter geht. Das Wasser ist noch kühl, aber nicht mehr lange, denn der Tag wird wieder heiß werden...

Wer es mal nach Oxford in das Museum of Natural History schafft, kann am Ende der beeindruckenden Dinosaurierskelettsammlung, quasi hinter dem riesigen Maul des Tyrannosaurus Rex, das Pitt Rivers Museum für Ethnographie und Archäologie entdecken. Da konnte man, vor einiger Zeit zumindest, nahezu alleine herumstöbern, die schweren Schubladen der langen Reihen aus Holzvitrinen öffnen, und zwischen den scheinbar wahllos aufgeklaubten Fundstücken zahlreicher, vergangener Entdeckungsreisender auch schon mal überraschenderweise ein paar Schrumpfköpfe finden - nicht so gut erhalten natürlich, wie die Exponate in der Glasvitrine etwas weiter.

Na gut, zurück zu den praktischen Informationen. Das Gebräu aus Rommels altem Feldflakon eröffnet mit einer Mandarine-Koreandersamen Mischung, die mich etwas an einen Klon vom Gucci Envy erinnert, den ich in meiner Probensammlung habe. Der Explorer dreht jedoch schnell ins Frische, ich kann aber gar nicht sagen, wo das her kommt. Sandelholzfrische vielleicht? Vier-fünf Sprüher auf die Innenseite des Unterhemds, dazu dieselbe Menge auf die Brust, und das Haltbarkeitsproblem ist gelöst. Reicht locker für eine den ganzen Entdeckertag lang sanft wahrnehmbare, eigene Duftblase aus Tropenholz und Leder mit frischem Unterton. Kein Kracher, sondern ein ausdauernder Leisetreter, Wie ein einzelner Entdeckungsreisender auf dem weiten Weg ins unentdeckte Land, der keine wilden Tiere reizt, und dessen Spur nur schwer zu finden ist. Schade, den Duft gibt es leider nur noch selten auf Ebay.
3 Antworten
Dustymusky vor 4 Jahren 12 11
9
Flakon
8
Sillage
10
Haltbarkeit
8.5
Duft
Siegfried und der Palmenwald
Was mich bei diesem Duft zum Kauf bewogen hat, war ein gutes Stück Neugierde auf die vielen holzigen Duftnoten, die sonst kaum in der Parfumo-Datenbank zu finden sind, welche aber eindeutig einen tiefem Wald suggerieren. Lärche gibt es in elf gelisteten Parfums, europäische Lärche ist gar nicht in der Datenbank. Auf der Suche nach dem Weißtannenzapfen kommt zwar auch kein Erfolg, aber die Eingabe „Weiß“ in der Duftsuchmaschine führt zu einigen überraschenden Vorschlägen : Blaugrüne Weide?? Einzig enthalten im Duft „Leonore“ von Red Dear Grove, zusammen mit Duftwicke ?! - Na gut, weiter!. Beaujolais-Wein !? Findet sich in „Wine and Roses“ von Soul Purpose. Alles gänzlich unkommentierte Düfte bisher. Nach Beendigung dieser unerwarteten Bildungsreise auf Google stelle ich noch fest: Schwarzkiefer und Alpenzeder scheinen weitere Alleinstellungsmerkmale des Amber Teutonic zu sein.

Zum Duft: Ein erstandenes Pröbchen offenbarte mir ein wirklich außergewöhnliches Aroma. Weich-harzig, mit leicht kühler Frucht, entfernt waldig - und vordergründig etwas Süße, die seltsam bekannt vorkommt, aber sich nicht sofort einordnen lässt. Egal - vielleicht etwas benebelt, aber teutonisch forsch vorgeprescht und den Flakon erlegt - äh - gekauft, drängt sich beim zweiten Tragen sofort die süßliche Note wieder auf. Zu welchem dieser edlen Hölzer gehörst denn Du? Ja, jetzt weiß ich, was es ist! Es riecht nach Kokosnuss! Autsch!! Statt im teutonischen Waldmythos stehe ich unter einer Kokospalme? Was für ein Spoiler! Und wenn man erst einmal ein Bild im Kopf hat, wird man es nicht so leicht wieder los. Gleich weg damit in den Souk? Das wäre dann aber sehr unteutonisch! Der größte schwertschwingende Teutone aller Zeiten rannte auch nicht davon, nur weil er mit dem Schwert nichts ausrichten konnte, sondern bewarf den Drachen mit Baumstämmen. Die direkte Herangehensweise bei neuartigen Düften ist nicht immer die beste. Selbsttäuschung findet im eigenen Kopf statt, warum denn nicht mal die eigene Selbsttäuschung täuschen? Wenn mich dieses süße Aroma anspringt, frage ich: Und was bist Du für eine mystische Kokosnuss? Ja, jetzt rieche ich es! Ein vordergründiges, exotisch-harziges Aroma, mit kühl-herber Frucht und mystischen, koniferisch-ätherischen Tönen direkt dahinter. Im späteren Verlauf kommen die holzigen Noten deutlicher hervor. Geht doch! Mein Rat: Zweimal probieren vor dem Kauf.

Edit: mit dem Baumstamm kann Siegfrid lange durchhalten. 12 Stunden bei vier auf die Brust !
11 Antworten
Dustymusky vor 4 Jahren 16 1
8
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
10
Duft
The good stuff
Das fruchtsaftige, herbe Zedernholzthema ist in meiner Nase eines, wenn nicht das attraktivste Duftgemisch der modernen Parfümerie. Bei Cedrat Boise beginnt das Spiel mit Johannisbeere, die auch in anderen Mancera Düften sehr gekonnt eingesetzt wird. Wer mal den synthetisierten Rohstoff in konzentrierter Form gerochen hat, wundert sich nach dem Aufwachen aus dem Koma aber, wie ein solch perverser Geruch in kleinen Mengen so gut riechen kann. Ist zumindest beim Johannisbeerengeschmack so.

Über den Verlauf mehrerer Stunden steigert sich die anfangs kaum wahrnehmbare Holznote zu diesem typischen herben bis leicht kokeligen Aroma. Sehr sexy! Allerdings muss ich mich immer zurückhalten und nicht mehr als drei Sprüher auftragen, denn sonst gibt es bei mir eine mehrere Stunden lang anhaltende Wahrnehmungslücke und das kokelige Aroma am Ende geht unter. Irgendeiner der enthaltenen Duftstoffe knockt vorübergehend meine Geruchsrezeptoren aus, wenn die Dosis zu hoch wird. Dann auf gar keinen Fall die Flasche wechseln, sonst riskiert man den Ausbruch einer akuten "Batcheritis".

Interessant finde ich die vielen Fruchtvariationen bei den verschiedenen Eröffnungen dieses Genres, die man so auf dem breiten Markt finden kann. Immer irgendwie anders und doch ähnlich. Ich habe einige aus dieser Richting in meiner Sammlung und trage sie auch alle gerne. Zitrus-Power bei Armaf CdN, Zitrus-Mate in Vilhelm's Black Citrus - der ist herber als Jever Bier -, rote Beeren bei Steve McQueen's Mythic - eine selten vorkommende aber sehr ansprechende Variante - und dann die Ananas. Die habe ich aber nur als Klon - geradezu ein Eclat - denn die königlich hochpreisige Kurzatmigkeit macht bei mir "pine apple" zum "pain apple".

Die Ananans-Kombi scheint in manchen Quartieren einen psychotischen Wiederholungstick auszulösen, mit lawinenartigem Verstärkungseffekt. Möglichst viele Variationen blind kaufen, Verriss schreiben, weiter verkaufen. Schreibt einer einen Vergleich mit dem vermeintlichen König und proklamiert eine erneute Majestätsbeleidigung, folgen innerhalb weniger Wochen noch einige mehr. Es gibt auf jeden Fall mehr vergleichende Meinungen alleine zum Cedrat Boise als Obstsorten in Parfüms. Wirklich hilfreich ist der von ElWedo weiter unten. Ich zitiere den einzig wahren Möchtegernkönig aller Zeiten: lieber gehe ich Ananas züchten in Alaska, als dass ich mir noch einen Vergleich durchlese.
1 Antwort
Dustymusky vor 4 Jahren 4 2
7
Sillage
7
Haltbarkeit
9
Duft
Ich bin ein Zitronenbüffel von Kuweid, der Duft ist bunt-attraktiv, es wird noch produziert
Gleich vorne weg - das ist ein völlig faszinierendes Parfum und ich finde es großartig. Keine Facette des Duftes, einschließlich der Jagd, der Bestellung, der Lieferung, der Bezahlung, dem Fang, dem Auspacken, dem Aufsprühen und dem Tragen war langweilig bisher.

Auf der Suche nach einem zitrisch-fruchtigen Oud bin ich auf dieses Schätzchen gestoßen. Nach Sichtung auf Fragrantica der Check auf Parfumo: Die Beschreibung von Minigolf weiter unten ist treffend und hat meinen Jagdtrieb angefacht. Leider aber konnte ich keinen Händler in Europa finden. Na gut, auf Ebay bei einem Händler aus Kuwait mit guten Bewertungen bestellt. Zwei Stunden nach der Bestellbestätigung kommt die Versandbestätigung - wahrlich express, denke ich - durch den irgendwie japanisch klingenden Händler mit der Bemerkung: „Du bist ein wundervoller Kunde!“ Oh-oh! Weitere drei Tage später bekomme ich auf dem Weg nach Hause einen Anruf von Unbekannt: „Hallo? Michaeeel!? Wir bringen Deine Packet in 10 Minuten - kostet 57 Euro 11 Cent!“ Was? „Ja, Packet von Kuwait!“ ... Ach, so flott?... und ...Mann, langen die aber zu beim Zoll! ... und zum Lieferanten: ich muss aber noch bei der Bank vorbei.... „Jaaaah, keine Problem, wir warten!“. Komme zu meiner Einfahrt und bevor ich mich über den ranzigen Lieferwagen davor ärgern kann, wuselt ein Ehepaar ums Auto, kramt zwischen einer anderen Lieferung - grau-braune Lappen und eine alte Werkzeugkiste? - ein Päckchen hervor, aus dem Handschuhfach die Zollrechnung, und aus dem Reserverad einen Beutel mit Wechselgeld - sic! Na, das war ja mal was!

Im Haus wickele ich den Parfumkarton aus etwa 10 m Folie aus - und öffne ihn. Ein schwerer, orientalisch gravierter Metalldeckel thront auf dem Glasflakon. So einen hatte ich auch schon mal an meinem Pulverhorn als ich noch Portugiesen in der Meerenge von Sansibar kaperte! Die schöne Bemalung aus dem Foto entpuppt sich als blaues, gezogenes Plastik und eine Art Brustharnisch aus in Plasitk eingefassten, dunkelgrünen Plastikperlchen sowie drei großen, platt gedrückten, ausgehärteten Weingummis mit fein genadelten Lochgruppen. Der Sprühknopf kommt als Aluminium-Spritzguss daher, der Druckpunkt muss überwunden werden, und produziert mit einem erstaunlich klangvollem „klunk“ ein breit-versprühtes, sehr feines Aerosol, das jedes Direkteinspritzerventil von BMW in den Schatten stellt. Ich vergebe für dieses bahreinische Düsen-U-Boot jede einzelne Wertung von 1 bis 10, macht 85.

Der Duft ist....eine helle Zitrone mit leicht traubenzuckerartigem Unterton auf animalischem Oud mit Gewürz. Wow! Noch nie zuvor gerochen! Kuhstall? Absolut! Aber hey - wer sich fernöstliches Oud auf den Hals sprüht, ist selber schuld. Ziele das nächste mal deutlich unter den Ausschnitt und unter die Kleidung. Dann ist das mit dem Kuhstall wie beim geküssten Frosch. Das Ergebnis ist wie Minigolf es beschreibt (siehe unten). Die fachweltliche Bewertung dieses arabischen Wunderorchesters auf dieser Seite ist so bunt wie der Flakon. Das Tortendiagramm der Community sagt: Platz 1, holzig: 24%. Platz 2, orientalisch, cremig, zitrisch : jeweils 12%, Platz 3: animalisch, frisch, harzig, würzig, aquatisch, blumig, grün: jeweils 6%. Aufgepasst, ihr Designerparfumeuere, hier könnt ihr euch mal für den nächsten Flanker inspirieren lassen! Animalisch-frisch-cremig, hmmm, das wäre doch mal was Neues! Aber jetzt mal raus mit der Sprache - wer von euch 17 hat diese Berwertung abgegeben?
Also, Leute, das Parfum hier ist ein gewisses Wagnis. Etwas für gut riechen wollende Piraten! Gespielt wird mit dem ganzen Duftorchester einschließlich Pups und Rülpser, aber es ist dabei nicht zu laut. Passt zu allen Gelegenheiten - wirklich, aber nicht den Blick senken - und zu allen Jahreszeiten, wärmer ist allerdings besser.

Hajar!
Euer Dustymusky
2 Antworten
Dustymusky vor 4 Jahren 9 2
9
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
10
Duft
Wintersonne
Sunshine Man inspiriert die meisten Parfumos hier zu Assoziationen mit Strand- und Sommerabenden. Für mich ist es aber der perfekte Winterduft. Sonne, ja natürlich, aber am liebsten morgens bei klirrender Kälte. Warum? Kalte Temperaturen bringen die Genialität dieser Duftmischung erst richtig zur Geltung.

Sunshine Man ist eine moderne Interpretation der klassischen Lavendel-Vanille Kombination im Stile von Caron pour un Homme. Gehe in Richtung Serge Lutens Gris Claire, gehe dann weiter und nimm etwas Süsse mit. Der Lavendel duftet beim Sunshine Man krautiger, vermutlich aufgrund des Salbeis und der Strohblume. Der Orangenlikör ersetzt anfangs vollständig die Vanille. Erst im Verlauf (also im Büro 4-5 Stunden später) kommt der vanillige Aspekt dazu, aber Holz, Wacholderbeere, und Tonkabohne ,so vermute ich, färben die Vanille herb ein. All diese Aspekte sind jedoch so abgemischt, dass meine Wahrnehmung stets in der Schwebe hängt: Lavendelkraut, Orangenkräuterlikör, Vanilleholz. Eine echtes Meisterwerk, nach meiner Meinung.

Ich liebe es, mit diesem Duft um die Nase in der Kälte mit dem Fahrrad zur Bahnhaltestelle zu fahren, und auf dem Bahnsteig auf die Bahn zu warten. Die üblichen Verspätungen stören mich dann gar nicht. Dieses krautige Wechselspiel zwischen Lavendel und Orangenlikör während der ersten Stunden ist einfach phantastisch. Bei warmen Temperaturen geht der lavendelkrautige Aspekt zurück, die vanillig-süßlichen Aspekte treten hervor. Es ist jetzt Mitte Februar, vorgestern waren es in Köln 16 Grad. Es scheint, als könnte die Sommerfraktion den Sunshine Man mit seinen süßlicheren Aspekten dieses Jahr eine lange Zeit genießen. Ich aber hoffe auf noch ein paar kalte Wochen Ende Februar und Anfang März. Falls diese nicht eintreten, müsst Ihr halt warten, und könnt die krautig, orangig angesüsste Magie erst an einem frostigen Sonnentag im kommenden Winter kennen lernen.
2 Antworten
6 - 10 von 15