EdithLyri

Schon nach kurzem Beschäftigen mit meinem neuen Hobby "Parfum" stieß ich (natürlich) auf die Marke Guerlain und auf die geheimnisumwobende sogenannte "Guerlinade". Nach kurzer Recherche scheint es eine Mischung aus Rose, Jasmin, Neroli, Iris, Tonka & Vanille (& Bergamotte? Je nach Quelle) zu sein und wird als "mandelig" oder "Iris+Vanille" bzw. "buttrig" beschrieben. Nun hab ich bis jetzt ein paar Guerlains testen können und ja, auch meine ungeübte Nase bildet sich ein, eine Art roten Faden zu erriechen. Vor allem bei "Mon précieux Nectar" und dem kürzlich getesteten "Après l'Ondée" überlagert folgende Note nach kürzester Zeit ALLE Noten der Pyramide: Leicht-fluffiger, puderzuckriger, frisch gebackener Biskuitkuchen und buttriger Marzipan-Kuchen. Warum Kuchen? Keine Ahnung, die Düfte gehen aber für mich beide in eine süß-gourmandige Richtung.

imaginärer Leser: Hey, wart mal kurz mit deinen laienhaften Ausführungen über Guerlain. Ich dachte, ich wäre hier bei einem Kommentar über einen Prada! Was hat denn das jetzt überhaupt mit "Infusion d'Iris" zu tun?!

Well, well, werter Leser.
Auch bei "Infusion d'Iris" rieche ich nach kurzer Zeit diesen speziellen Marzipan-Kuchen-Touch. Zuerst frisch-fruchtige Mandarine und eine zartgrüne Blüte an einem Teich, aber nur ganz kurz, dann kommt der Marzipan daher und Butter, warme Butter, und überlagert wie bei den zwei Guerlains ALLE sonstigen Noten der Pyramide.

imaginärer Leser: Mmm, okay, ist dein subjektiver Eindruck, aber, mal rein faktisch, ich dachte, die Guerlinade besteht aus Rose, Jasmin, Neroli, Iris, Tonka & Vanille? Davon ist hier ja nur Iris & Neroli drin!

Jaja, ich versteh's ja auch nicht!! Allerdings ist die Benzoe doch vanillig, oder? Vielleicht taugt das ja als Ersatz für Vanille & Tonka - jedenfalls - jedenfalls, jetzt hast du mich rausgebracht.
Räusper. Die "Infusion d'Iris" schafft es, nicht zu kuchenartig an mir zu werden. Etwas angenehm Zitrisches bleibt den ganzen Duftverlauf über. Irgendwie ist der Duft angenehm - und sorry nochmal an alle Guerlain-Liebhaber und Parfumos mit weitaus größerer Kenntnis über Düfte als ich - mich erinnert diese Infusion an "Après l'Ondée", nur in besser.

imaginärer Leser: Ah, jetzt langsam seh ich dein Argument. Aber hat dir der Duft jetzt gefallen? Darum les ich ja diesen ganzen Kommentar. Eigentlich wollt ich nur wissen, wie man sich den in etwa vorstellen kann und was bekomm ich? Unfundiertes Geschwafel über Guerlinaden und Kuchen--

Okay, okay! Dann eben der Standard-Kommentar-Inhalt: Anfangs mochte ich ihn, Mandarine & Blume war schön, dann wurd er mir zu buttrig Marzipankuchenartig, das mocht ich nicht, dann hat sich das aber etwas eingekriegt und jetzt ist er wieder schön, immer noch Kuchen, aber mit Zitrus und wässriger.

Imaginärer Leser: Ah, endlich, war das denn so schwer, meine Fresse -- und wehe, du sagst noch einmal Guerlain --

Guerlain!

Imaginärer Leser: Das ist doch nicht zu --

Guerlain!

....

(Guerlain)

Lange hatte sie es nicht mehr geöffnet. Hatte nicht einmal mehr gewusst, dass sie es noch besaß, ihr altes Schminkkästchen. Aber zur Zeit vergaß sie so vieles.
Es roch tatsächlich noch genau wie damals. Der emporstobende Duft brachte Erinnerungen zurück, die sie lang verloren geglaubt hatte. Ihr roter Lippenstift, ihr Markenzeichen damals. Wann hatte sie eigentlich aufgehört, die Lippen rot zu tragen? Der dichte, opulente Geruch ihres Gesichtspuders. Ihre makellose Haut mit den paar verlorenen Sommersprossen unter den Augen.
Sie war schön gewesen. Das sah man ihr noch immer an, auch wenn die Lippen jetzt kleingekniffen waren und die Augen unter Falten versteckt. Lachfalten. Sie hatte gern gelacht. Sie lachte immer noch gern.
Ein paar Handschuhe aus Wildleder hatte sie sich von ihrem ersten Gehalt gekauft und sie dann stolz getragen. Wo die Handschuhe wohl gelandet waren? Schwarz waren sie gewesen, so wie die von Audrey in Breakfast at Tiffany's, das wusste sie noch. Denn sie hatte Audrey geliebt und verehrt. Lebte sie noch?
Sie blinzelte und atmete den Puderduft erneut ein. Geraucht hatte sie damals, erinnerte sie sich, damals, als es noch nicht gefährlich war, mit ihren filigranen Fingern in Audreys teuren Wildlederhandschuhen und einer Zigarettenspitze aus Porzellan. Überall war geraucht worden und in den Häusern war es verraucht gewesen damals. Das Licht sanfter, weil es durch den Rauchschleier fiel. Jetzt war es kälter, das Licht. Vieles war kälter jetzt. Steriler. Außer das Klima, das wurde ja wärmer.
Sie erinnerte sich plötzlich an so vieles. So viele Gesichter, die es schon lang nicht mehr gab.
Sie erinnerte sich an Shalimar. Ihren Duft. Ob sie ihn jetzt noch tragen würde?
Sie hatte ihn schon lang nicht mehr gerochen auf den Straßen. Er passte wohl nicht mehr so ganz in die heutige Zeit, dachte sie, in der so vieles besser ist und doch einiges schlechter. Sie lächelte und hielt kurz inne.
So viel änderte sich, ständig, die ganze Zeit. Aber Shalimar war immer noch schön, oh so schön.

Über Lakritze scheiden sich die Geister, über einen Lakritz-Duft scheiden sich die Geister ebenso.
Edinburgh.
Über der Stadt thront eine uralte Festung und in der Straße ist eine Bierbrauerei. Der Malz-, Hefe- und Gerstenduft zieht über die Stadt. Ich gehe spazieren und egal wo ich hingehe, überall riecht es nach Brot und Dunkelbier. Mmmmh. Jeux de Peau erinnert mich an meine Zeit in Edinburgh, deren Duft sich in mich eingebrannt hat, den ich zu lieben gelernt habe.

Was empfinden viele an dem Duft als so eklig? Er riecht doch ganz zahm, eine Brauerei und etwas Salzlakritz, ein bisschen warme Milch... Ich mag Jeux de Peau. Er ist kein schwülstig-stickiger Blütenduft, sondern etwas ganz anderes. Wir Menschen sind ja keine Blumen, ist doch eigentlich merkwürdig, dass wir ständig versuchen, wie sie zu riechen...

Was zur Kernfrage führt: Braucht ein Parfum Blüten und Blumen & braucht ein Parfum Moschus? Ich erinnere mich an eine eher unangenehme Busfahrt, ein Erlebnis, das sicher viele in ähnlicher Form kennen: Eine schon etwas ältere, stark aufgedonnerte Dame setzt sich neben mich und eine Wolke süßliches Rosen-Amber-Irgendwas umwabert sie. Mir bleibt die Luft weg, doch sie blockiert leider den Fluchtweg. Also gut, tapfer sein, durchhalten.
Das Parfum war natürlich stark überdosiert, wie um das dunkle Geheimnis zu verschleiern - "es tut mir leid, geliebte Heckenrose, wir können nicht länger zusammen sein! Ich bin eigentlich gar kein blühender Strauch, sondern ein Mensch!" Trennung, Drama, Tränen
In meiner Fantasie ist die Frau anscheinend mit einer Heckenrose liiert... :D aber im Ernst, so wirkt eine derartige Überbeduftung mit Blüten auf mich.

Ich mag Hautgeruch. Haut riecht schön. (Alle, die Babys und / oder geliebte Partner haben, können das bestimmt bestätigen).
Muss man ein Parfum immer als solches wahrnehmen können?
Ich würde argumentieren, dass Jeux de Peau genau das nicht versucht. Es kommt von der anderen Richtung. Den Hautgeruch intensivieren & verschiedene Aspekte davon hervorheben.
Ob man das mag, ist eine andere Sache.
Ob es gelungen ist, auch.

Wer Jeux de Peau trägt, trägt für mich vor allem den Duft der Stadt. Wenn ich die Augen schließe, sehe ich sie vor mir. Die Bierbrauerei, die asphaltierten Straßen, den warmen Staub auf den Gehwegen, den Duft der Bäckereien, Brot, dänisches Plundergebäck, alten Ziegelstein in der Sonne, Salzlakritz, heiße Milch aus den Cafés... warme Haut?

Lecker herbe Noten, ganz sanft abgerundet von lieblicher Milch. Durch die salzige Lakritze kommt die Spannung. Es riecht nicht wie Haut für mich, ich glaube auch nicht, dass Lutens & Sheldrake das versuchen wollten, aber der Duft ist komponiert aus Noten, die nach meinem Empfinden aus einer ähnlichen Duftkategorie stammen wie Haut. Vielleicht deswegen die "Jeux" im Namen, also die Spielereien.

Mit Orangenblüte in Parfum hab ich so meine Probleme. Ich rieche immer Kaugummi - und dann riecht der ganze Duft für mich unwiderbringlich nach Kaugummi, egal was noch drin ist. Und Kaugummigeruch mag ich als Parfum nicht, damit ist der Duft für mich nicht tragbar.
Wem geht das eigentlich noch so? Bin ich ein Freak in der Hinsicht? Das würde mich mal interessieren.
Oder sind vielleicht Kaugummis im Geheimen aromatisiert mit Orangenblüten-Aroma? Und deswegen riecht es für mich so? Ist es wie mit Blausäure, dass das nicht jeder riechen kann - genetisch bedingt?
Am Rande, ich liebe Orangenblüten! Wirklich! In natura gibt es fast nichts Schöneres zu riechen als vollaufgeblühte Orangenblüten. Aber Parfum ist dann irgendwie doch nicht ganz echt.

ZUM DUFT:
Auch dieser Duft riecht für mich stark nach Kaugummi, diesmal aber mit Marzipan, Mandeln und süßem bepuderzuckerten, fluffigen Biskuitkuchen verfeinert.
Normalerweise hätte ich alles mit der Kaugummi-Note sofort abgewaschen, aber der Guerlain ist einfach handwerklich so gut komponiert, dass ich irgendwie zögere. Es ist trotzdem harmonisch und passt einfach. Der Duft darf bleiben. Den ganzen Nachmittag umflufft mich daraufhin eine Kuchenwolke. Es erinnert mich an das Gefühl, wenn man auf einen Kuchen mit Puderzucker pustet und dann den ganzen süßen Staub danach in der Nase hat. Und von weiter weg rieche ich auch den Kaugummi nicht mehr, zum Glück.
Nach etwa fünf Stunden ist die Orangenblüten-Note auch verflogen und was bleibt ist ein lieblicher Vanille-Moschus-Sandel, sehr cremig-warm und schön.

Ein sehr hübscher Duft, sehr tröstend und hat etwas Kindlich-Verletzliches an sich. Sehr süß, für mich ein Gourmand. Sillage finde ich schon ziemlich groß, der Duft ist eher was zum Ausgehen.
Wäre mir zu süß insgesamt, so eine Süße empfinde ich immer als kindlich-naiv, lolitahaft.
Die Basisnote isoliert würde ich absolut tragen, der Rest ist zu viel des Kaugummis und des Zuckers.
Wegen der Kuchenassoziation würde ich den Duft in den Spätsommer, den Herbst oder den Winter (als gemütlichen Wohlfühl-Wärme-Duft) packen, auf jeden Fall erst in den Nachmittag, wenn die Sonne langsam untergeht, in den Abend oder die Nacht.

Ich hülle mich in einen Mantel bitteres Blattgrün.
Ich bin giftig, bleibt nur weg von mir.
Alle, die ihr mir schaden wollt.
Alle, die ihr mich kleinreden wollt.
Ich bin stärker.
Ihr könnt mich anschreien, ihr könnt mir 1000 Mal sagen "du schaffst das nicht, du kannst das nicht, versuch es erst gar nicht", ihr könnt euch in falsche Fürsorge kleiden, um mich, das arme Pflänzchen, das nichts kann, zu 'umsorgen', könnt noch 1000 Mal sagen "lass mich dein Leben für dich regeln, solang du mir gehorchst, wird es okay sein", mit dem falschen Lächeln im Gesicht, ich glaub euch nicht mehr.
Ihr kommt nicht durch meine Schutzaura, die nach giftigen Pflanzen riecht.
Ich bin mehr. Ich bin nicht eures. Ich gehör mir selbst. Mein Leben gehört mir.
Ihr könnt mir nichts tun.
Ihr könnt mir nichts tun.
Ich bin kein armes Pflänzchen. Kein schwächlicher Trieb.
Ich bin die Rose inmitten der Johannisbeerhecke.
Ich bin beschützt von der Hecke, die Dornen hat.
Ihr werdet euch schneiden, wenn ihr mir zu nahe kommt. Ihr werdet euch vergiften, wenn euch die Dornen stechen.
Ihr könnt mir nichts mehr tun.
Heute bin ich stärker.
Ich bin nicht mehr das kleine Kind, das sich nicht wehren kann.
Dem man alles wegenehmen kann, das man ungestraft umherschubsen kann.
Ich bin mehr geworden.
Ihr könnt mir nichts mehr tun. Egal, wie sehr ihr es versucht.
Da ist die Schutzaura, durch die ihr nicht hindurchkommt.
Ich bin die Rose inmitten der Dornenhecke.
Ihr könnt mir nichts mehr tun.
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