Elisandra

Ich bin ein grosser Vanillefan, und werde niemals aufhören neue Vanille Parfums zu testen. Heute kam eine Anfüllung von "Hermessence Vanille Galante" (danke nochmals an Klaus B. :) )
Alles mögliche wurde schon zu diesem Duft hier geschrieben, zu dem ich nicht mehr viel hinzufügen kann, auch das "leicht Fischige" wude beschrieben, das sich gottseidank in Grenzen hält.
Es wird nicht mein liebster Vanilleduft werden, dazu dominiert mir die anfangs grüne, später zunehmend hypnotische Lilie zu sehr, es ist für mich keine allzu gelungene Komposition. Ich kann mir vorstellen dass diese Vanille bei Männern ganz gut ankommt, denn sie ist "grün" und irgendwie auch "wässrig", sagen wir mal "abgedämpft". Ihr, ansonsten schwerer, wuchtiger Duftkörper ist stark abgeschwächt. Und das ist für mich nicht das, was ich bei Vanille suche.
Ganz nett dieses "Hermessence Vanille Galante", aber nicht so mein Ding befürchte ich. Ich kann mir aber vorstellen dass viele danon angetan sein werden.

Da ich nichts von dem Duft erwarte,ich habe eine Probe von den netten Guerlain Damen im KaDeWe bekommen, kann er mich auch nicht entäuschen. Aber wie könnte ein Guerlain Duft das jemals? okay, mit Ausnahme von "Petite robe noire" (ich hasse Lakritze) ist das noch nie passiert und eigentlich undenkbar.

Rose und Safran, Königin der Blumen und König der Gewürze sind ein exotisches Traumpaar und begrüssen mich warmherzig und vollmundig zu Kopfe steigend, sobald ich die edle Essenz auf die Haut aufgetragen habe.
Die Duftpyramide ist einfach und überzeugend, was meine Nase wahrnimmt, ist berauschend, tief, dunkel und geheimnisvoll, ähnliches habe ich so noch nicht gerochen, es muss an den Aldehyden liegen, dass diese klassischen Zutaten sich so elegant aneinander reihen. Dennoch ist es nicht betäubend oder gar narkotisierend, denn die Rose, es muss eine leichtere Indische sein, nicht die schwere, dumpfe Bulgarische, dominiert tatsächlich mit ihrer blumigen Fülle, sogar Patschuli und Vetiver haben es schwer sich gegen sie durch zu setzten. Sie bleibt auch in der Hernote die "Hauptmelodie", die anderen beiden "brummeln" etwas im Hintergrund mit, wie zwei Bassgeigen hinter dem grosen Solo der Violine. Ich habe sogar den Eindruck, dass die Strahlkraft von Rose zunimmt, sie bleibt recht lange dominant.

Weihrauch, so leid es mir tut, kommt nicht so zum Tragen, zumindest nicht in seiner bekannten Form, auch er ist "rosengeschwängert". Aber, es gibt auch Rosenweihrauch, man bekommt ihn in kirchlichen Devotionalienläden, und um diesen wird es sich hier wohl auch handeln. Das Parfum lebt von seiner Herznote, und das Herz hier ist die Rose. Und was soll ich sagen, das ändert sich bis zum Schluss nicht wesentlich, auch wenn die Rose moosiger wird. Ein grosses, dunkles Rosenparfum mit würzigen Beiklängen ist dieses "Encens Mythique d'Orient", nicht schwer, nicht leicht, schmeichelhaft, balsamisch und wärmend, wie eine Stola aus Kaschmirseide.Geheimnisvoll? Ja auch, aber auf eine sehr bekömliche Art, Abgründe gint es hier nicht. Ich mag es!

Sicher kommt es auch darauf an, wann man welchen Duft testet, das Ergebnis könnte sich Jahreszeitlich drastisch unterscheiden. An einem nasskalten, grauen Februar Morgen fällt mein Urteil zu "1270" sehr schmeichelhaft aus.
Angenehm umhüllend, anregend sanft, die Mischung ist gourmandig und durchaus gelungen.
Ich mache die Augen zu und schnuppere am Handgelenk, habe es gerade aufgetragen: sofort sitze ich in meiner Lieblingskonditorei und Kaffeerösterei in Lissabon und rieche den geliebten Mix aus Kaffee, Schokolade und diversen Früchten, Pflaume, Kokos (ja das auch) und hausgemachte Traubenmarmelade mit "Schuss". Hier, inmitten von dunklem alten Holz, weicher alter Sofen, Regalen voller Kaffee, Tee, Schokolade, Marmeladen und Likören und Vitrinen voller Leckereien, möchte ich den ganzen Tag bleiben, ich bin beschützt von allmem Guten das es auf dieser Welt gibt und gebe mich meinen Tagträumen hin, während ich meinen "Prince Vladimir" Tee trinke, der so würzig-blumig ist wie die Kopfnote von "1270".
Ja, tatsächlich wird das Zauberelexier nach einer Weile zarter, ich liebe diese leicht gepfefferte Lindenblüte! Was am Ende bleibt ist das edle Holz, das sich über die vielen Jahrzehnte mit den Wohlgerüchen vollgesogen hat und mit dem Hauch von Vanille ein unvergessliches finale zelebriert. Noch Stunden später ertappe ich mich dabei, dass ich mit geschlossenen Augen am Handgelenk schnuppere, ich bin ganz weg, ich bin im Grand Cafe.

Ich bin mir sicher, dass ich selten dazu kommen werde, so einen Verrisss zu schreiben. Ich habe mir "Maitresse" als Miniatur besortg, weil ich im Glauben war, einen raffinierten,sexy Duft mit nachaltende erotischer Note zu erhalten, aber nüscht davon ist der Fall. Entsetzt teste ich seit 1 Woche, wieder und wieder... Täusche ich mich, oder ist eine Maitresse nicht eine raffinierte, kokette, erotische Frau die einem kultivierten Herrn der gehobenen Gesellschaft gehobene erotische Genüsse bereiten soll? Kokett ist hier nichts, diese Maitresse hat eher die Rafinesse einer Daniela Katzenberger samt Platin Extentions und der zu hoch aufgemalten Augenbrauen, inklusive der "kultivierten" Ausdruckweise. Oder lieber diese Gina-Lisa....?

Der Auftakt ist laut und reizvoll, aber der Reiz ist eher der Niesreiz der mich befällt, die Komposition der Kopfnote ist ungelungen, so leid es mir tut, es ist eher eine Einladung, den muffigen Spühllappen zu desinfizieren. Und man glaubt es kaum, aber wahr, es bleibt bei der Kopfnote, zum Glück, denn das Parfum verfliegt im nu, und wollte man denn seine Dessous der Marke Agent Provikateur, die ich nicht habe, damit beduften, müsste man ständig damit herumsprühen. Vielleicht Absicht, aber wer will das schon? Ich fasse es so zusammen: Am Anfang ist es laut, schrill, geschmacklos und niesreizend, und dann nach 10 Min ist Ruhe, und zwar komplett, Daniela Katzenberger hält die Klappe. Keine Erotik, kein subtiles Was-Auch-Immer, nur ein Hauch von billigem Oh de Kolonsche bleibt. Selten stimmten Image, Aufmachung, Preis un tatsächliches Dufterlebnis so wenig überein.

Ich habe schon mitbekommen, dass dieser Duft hier nicht so gut wegkommt, aber ich finde ich einfach wunderbar, gerade von 3h habe ich ihn nocheinmal aufgesprüht, um sicher zu gehen, ob ich ihn wirklich so sehr mag, wie ich es schon vor ein paar Wochen "en passent" bei dem Türkesenen überrascht festgestellt hatte.
Er lullt mich immer noch ein, angenehm beschwingt und ein wenig "beschwippst" und irgendwie ganz besonders. Wie ein kurzes Hermelincape mit mit schwarzen Hermelinspitzen mit grosser schwarzer Satinschleife zum Binden. Irgendwie Klassisch, prinzessinenhaft und dennoch modern und ein wenig frech und "vintage". Es ist bekloppt, aber das ist das Bild das mir dazu kommt :D... Egal, ein Parfumerlebnis ist immer subjektiv.

Es mag sein, dass er bei anderen anders riecht, aber bei mir riecht er einfach nur "exquist". Ein Wort dass ich nicht so oft verwende, aber hier passt es einfach. Von Anfang an rieche ich ganz viele weisse Lilien (haha, sind garnicht aufgeführt) aber nicht in ihrer sterbenden Penetranz, sondern wie frisch gepflückt aus dem Garten, noch mit Morgentau benetzt, und eingebettet in ein Bouquet aus Vanilleschoten, eine Mischung die sehr originell und einzigartig ist, nichts riecht vergleichbar.
Jasmin und Maiglöckchen gesellen sich dazu in einen weissen Blütenreigen von grosser Strahkraft, aber auf eine charmante, altmodische Art, sehr pudrig und trocken und dennoch liegt eine genau dosierte "aufreizende" Frische über dem Ganzen. Das Thema ist wirklich "Vintage" hier, denn es ist ein reizender old school Duft, mit neuen Akzenten gekonnt interpretiert. Wie das kurze weisse Hermelincape zu einem normalen Alltagskleid. Damit geht man Nachmittags zum Tee in ein super schickes vintage style Cafe mit Cupcakes und Canapees und riecht einfach nicht gourmandig süss und gegen die Torten und Pralinen an, aber dennoch lieblich, anders lieblich, altmodisch und modern zugleich. Ich bin froh dass die Süsse in der Basis dieses Parfums (Tonka und Vanille) sehr wohl und sparsam dosiert ist und dass sich die weissen Lilien am Ende in angehm herber, weicher Holzigkeit verlieren, in "Schönheit sterben". Ich möchte mich zu diesem Manifest mit Schleife sehr gerne bekennen und tue das hiermit auch!