Enomi5

Meine mindestens genausogute Hälfte und ich fahren ja, wenn nicht gerade eh-scho-wiss'n ist (diese Lockdowns sind ja wirklich schon zum Schreien), mindestens 1x im Jahr nach Italien. Und er weiß genau, dass ein Besuch bei L'Erbolario zum Pflichtprogramm gehört, weswegen wir spätestens bei der Heimreise den Shop in Udine aufsuchen. Einmal ging eben "Ibisco" mit nach Wien, und ich konnte den direkten Vergleich mit Guerlains Duftzwilling starten, den ich zu diesem Zeitpunkt schon länger mein Eigen nannte. Und was soll ich sagen? Die Ähnlichkeit ist frappierend! Natürlich punktet Guerlain mit etwas mehr "Raffinesse" und dem edleren Flakon, aber Ibisco ist für meine Nase tatsächlich der Angenehmere (und das sag ich als Guerlain-Hardlinerin!)

Ich finde ihn etwas frischer, kühler, bergamottiger und "klarer" und irgendwie unbeschwert - vielleicht, weil er etwas einfacher gehalten ist und daher besser zum Sommer passt und auch bei herbstlichem Wetter gut passt. Der Koriander kommt hier sehr stark raus, ebenso wie Elemi. Ich entdecke auch zitrische Noten, v.a. Bergamotte (aber die ist ja eh fast bei all meinen Lieblingsdüften mit an Bord).

Die Haltbarkeit ist nicht sooo der Wahnsinn, aber bei € 22,-/Flakon ist das für mich absolut verschmerzbar.

Mmmh - da wird's grad Sommer, und ich krieg glatt Lust auf heiße Schokolade und Kaminfeuer!

Ich kannte weder Duft noch Marke; eine liebe Perfuma ließ mir den großzügigerweise zukommen.
Tatsächlich rieche ich Milch, Vanille und Harziges. Am allermeisten jedoch Zimt, und wundere mich doch, dass der nicht in der Auflistung der Duftnoten aufscheint. Aber egal!

Ich lasse ein wenig Zeit vergehen. Milch verabschiedet sich, Zimt bleibt. Es gesellen sich gebrannte Mandeln dazu, ohne zu süß zu werden. Und - (es nervt mich ein bisschen selber, ständig zu vergleichen, aaaber): ich denke an "Candy" - nur in nicht so süß.

Es zimtelt so dahin, bis sich Vanille und Benzoe immer breiter machen und, ganz nah an der Haut, Winterstimmung verbreiten. Stop! Es ist ja Frühling! Ab in den Schrank, wir seh'n uns dann im Dezember ;)

Ich liebe Guerlains ja prinzipiell. Auch bei Jicky war es Liebe auf den ersten Riecher, denn: ich liebe Lavendel, mag's animalisch und wenn es ordentlich "vanüllt". Aber, es gibt ein "aber" ;)

Da die Duftpyramide oben wirklich ziemlich genau das beschreibt, was ich errieche (bis auf das Rosenholz), gehe ich nur kurz auf die Basis ein, die Jicky für mich etwas "schwierig" macht. Diese ist mir nämlich fast ein wenig ZU animalisch und schlägt, wie viele Zibet/Moschus-lastigen Parfums an mir, in eine Richtung, die ich, tja, nicht unbedingt mag, nämlich (ACHTUNG: ich möchte wirklich niemanden beleidigen, und es wird vermutlich an meiner Haut liegen, aber es ist leider nunmal das, was ich wahrnehme): Männerklo 8-(

Ich liebe alles andere an Jicky und "stehe" auf animalisch, diese etwas "spezielle" Note macht ihn allerdings zu einem "nur-Daheim-Kandidaten" für mich. An Männern stelle ich mir Jicky sehr spannend vor, weil er weder ins zu damenhafte, noch in die krautig-kratzig-aftershavige Richtung geht.

Alles in allem ein interessanter, ungewöhnlicher Duft mit extrem hohem Wiedererkennungswert: wer Jicky einmal gerochen hat, erkennt ihn wohl immer wieder - und zwar von Kopf bis Basis!

Ich habe diesen Duft vor ein paar Jahren besessen und ihn dann, da ich ihn nicht oft getragen habe, letztendlich verkauft. Wie das so ist fällt einem dann manchmal ein, wie schön doch dieser oder jener Duft war und man bekommt plötzlich Lust ihn wieder zu haben :D
So war das bei VDN.

Ich schnüffle zunächst am Flakon: Vanillig, frisch (im Sinne von "Draußen und Natur, nicht zitrusfrisch). Schau ma mal!

Ich sprühe: Man (bzw. ich) vermute sofort, dass dies hier kein Parfum "von heute" ist; es riecht alt, aber nicht altbacken. Im Gegenteil: das ist mal was anderes! Ich empfinde es als sehr grün, muss umgehend an Jicky denken. Allerdings finde ich es weniger animalisch und, was mir sehr gefällt, grün, waldig, holzig. Auch Iris erschnuppere ich. Im weiteren Verlauf wird VDN immer pudriger und entwickelt sich auf meiner Haut zu einer vanillig-pudrigen, feinen, guerlainesquen "zweiten Haut". Ich kann es ja auch nicht lassen, meine Mutter und Freundinnen einzusprühen (natürlich mit deren Einverständnis) um zu vergleichen, und Vol de Nuit finde ich einen sehr träger*innenabhängigen Duft: Während er an meiner Mutter viel zitrischer daherkommt, entwickelt er sich an meiner Freundin vanilliger, irgendwie in Richtung balsamisch-benzoig. An mir selbst nehme ich ihn als sehr vanillig-pudrig, mit einer angenehmen, natürlich anmutenden Portion "Grünzeug", wahr. (hier muss ich anmerken, dass ich an anderen Menschen natürlich nicht so ausgiebig schnuppere wie an mir selbst und das entsprechend Momentaufnahmen waren!)

Auf meiner Kleidung finde ich, bleibt der Duft näher an der Kopfnote dran - blumig, bergamottig und pudrig: Ich rieche hier besonders Iris (glaube ich jedenfalls) und bekomme dieses "Sauber"-Gefühl.

Ein Duft, den ich sehr gerne am Abend vor dem Zubettgehen trage, da er unter der Bettdecke eingemummelt am besten duftet.

Herbst 2016. Auf einer Fähre von Palermo nach Genua, nach einer Auto-Tour von Österreich durch Italien, bis hinunter nach Sizilien, kicherte eine Gruppe "feiner", französischsprechendere Damen: Gut gekleidet und vor allem gut gelaunt, tranken sie am obersten Deck Cocktails. Irgendwann vernahm ich diesen schönen Duft: es roch, nach Kindheit, Lippenstift, Puderquasten, Rauch und Vanille - und das auf eine nicht kitschige, sehr "damenhafte" Weise, und ich wollte diesen Duft UNBEDINGT haben. Leider traute ich mich nicht, nachzufragen (es waren zu viele, um mein Französisch zu schlecht :D) und so vergingen ein paar Jährchen.

Obwohl ich schon alle drei "Ode a la Vanille"s zu Hause hatte, hätte ich nicht an Shalimar gedacht - bis ich eine Vintage-Miniatur erworben habe: Das ist es! Die Puderquaste! Schöne Erinnerungen an die 80ies-Fähre, die Französinnen, die Bord-Parfümerie, den italienischen Pianisten, der mit entzückendem Italienischen Akzent "I just called to say I love you" performte, und das Meer.

Ich liebe das Vintage-EDT von allen Shalimars am meisten. Wegen der schönen Erinnerungen? Auch. Aber hauptsächlich, weil hier einfach alles zusammenpasst und ich nicht wüsste, was man da noch besser machen könnte.