03.03.2022 - 13:55 Uhr

Violett
42 Rezensionen

Violett
Top Rezension
32
Jasmin, the animal
Liebe J.
Wie soll ich anfangen ? Unser Verhältnis war ja stets etwas zwiespältig. Daß du mich schon seit meiner Kindheit in jeden Italien- Urlaub begleitet hast, habe ich all die Jahre noch nicht mal registriert. Auch wenn du dich sicher damals schon nach Kräften bemüht hast, für gute Laune zu sorgen.
Später dann habe ich gemerkt, daß du dich in vielen, vielen Parfums äußerst wohlfühlst. Überall scheinst du mitzumischen. Du kannst ja auch ein wahrer olfaktorischer Teamplayer sein. Mit einem freundlichen, sonnigen Lächeln bringst du charmant deine frische, süßliche Blumigkeit in's Duftorchester ein.
Aber wehe, man überlässt dir die Hauptrolle auf der Bühne...Entschuldige, J. Aber du wirst dann in meiner Nase gerne zur schreienden, gröhlenden , niveaulosen Rampensau. Was hab ich mich da schon fremdgeschämt wegen dir, ehrlich... Ja, ja ,ja ich weiß, deine Fans finden das einfach nur geil.
Vor einiger Zeit hast du dich mir dann pur gezeigt, ungeschminkt, als Absolue. Du warst so bezaubernd schön. Ein Duft, frisch wie Tautropfen, silbern-sauber-blumiges Nasenschimmern.
Deine animalischen Ausschweifungen hingegen kannte ich lange nur vom Hörensagen. Wollte damit auch besser nichts zu tun haben. Nun habe ich, beim Besuch in einem Laden mit vielen bunten Seifen und noch mehr schwarzem Recycle-Plastik, deine tierische Seite kennengelernt.
Du standest in der Ecke und fordertest mich stumm zum Geruchstest auf.
Ich gehorchte, und was mir da in die Nasenflügel stieg war... äußerst eigenwillig. Tatsächlich stank es erst mal eine Weile
regelrecht auf meinem Arm..
Vielleicht nicht unbedingt nach Exkrementen, aber doch schmuddelig, ungewaschen, regelrecht im Dreck gewälzt.
"Scheußlich", murmelte ich mehrfach beim Schnuppern... Aber nach dem du, liebe J., du Duftnote ohne Hemmungen,dich ausgetobt hattest, schältest du dich überraschend als dunkle Schönheit aus dem Morast. Ich konnte einmal mehr einen kurzen, wertvollen, Moment deine Absolue-Reinheit erahnen. Der Schmutznebel lichtete sich und ich roch, daß du dich, geschützt von einem weichen Tierfell auf der lehmigen Erde räkeltest. Um dich herum lagen dunkelrote Rosen. Mit einem silbernen Kelch von schwerem, trockenen Rotwein, ( die Sorte die die Lippen lila färbt) ,prostetest du mir ungerührt zu, mit dem Habitus einer Dionysos-Priesterin. Vor dir lag ein Schälchen dunkler Beeren, ab und zu naschtest du eine.
Du wurdest immer ruhiger und entspanntest dich zusehends. Schließlich wehtest du mir schlicht nur noch
blumig-erdig-sinnlich-relaxed in die Nase .Bis zum Abwaschen.
Ich gebe offen zu, daß ich mich erst mal abfällig über deine Schmuddel- Eskapaden lustig machte Ich wollte nichts mehr mit deinem animalischen Getue zu tun haben, auf keinen Fall in der Öffentlichkeit mit dir in Verbindung gebracht werden !
Und doch... bekam ich dich einfach nicht mehr aus dem Kopf... Irgendwann musste ich es mir eingestehen, daß ich genau diese J. wieder riechen wollte, keine andere. Daß du mich zum ersten mal in deiner Eigenschaft als "J., die Hauptrolle im Duft" tatsächlich fasziniert hast. Daß ich dich mag, du schmuddeliges Blumenluder.
Ich holte dich also aus dem Laden ab, das musste sein.
Seitdem wohnst du bei mir und ich lasse es vorsichtig mit dir angehen. Man muss sich und das Umfeld vorsichtig an dich gewöhnen. ;-)
Zum Spaß haben und feiern, bist du genau die Richtige. Wenn ich aber zum Zahnarzt muss oder während ich die Steuererklärung mache, nehme ich lieber Mitsouko mit, und verbanne ich dich ins Schränkchen.
Ich bin gespannt, was die Zukunft uns noch so bringt, liebe J. und welche Facetten von dir ich noch kennenlernen werde. Wirklich erschrecken kannst du mich nicht mehr.
Ich bin gewappnet.
Hochachtungsvoll, Deine V.
Wie soll ich anfangen ? Unser Verhältnis war ja stets etwas zwiespältig. Daß du mich schon seit meiner Kindheit in jeden Italien- Urlaub begleitet hast, habe ich all die Jahre noch nicht mal registriert. Auch wenn du dich sicher damals schon nach Kräften bemüht hast, für gute Laune zu sorgen.
Später dann habe ich gemerkt, daß du dich in vielen, vielen Parfums äußerst wohlfühlst. Überall scheinst du mitzumischen. Du kannst ja auch ein wahrer olfaktorischer Teamplayer sein. Mit einem freundlichen, sonnigen Lächeln bringst du charmant deine frische, süßliche Blumigkeit in's Duftorchester ein.
Aber wehe, man überlässt dir die Hauptrolle auf der Bühne...Entschuldige, J. Aber du wirst dann in meiner Nase gerne zur schreienden, gröhlenden , niveaulosen Rampensau. Was hab ich mich da schon fremdgeschämt wegen dir, ehrlich... Ja, ja ,ja ich weiß, deine Fans finden das einfach nur geil.
Vor einiger Zeit hast du dich mir dann pur gezeigt, ungeschminkt, als Absolue. Du warst so bezaubernd schön. Ein Duft, frisch wie Tautropfen, silbern-sauber-blumiges Nasenschimmern.
Deine animalischen Ausschweifungen hingegen kannte ich lange nur vom Hörensagen. Wollte damit auch besser nichts zu tun haben. Nun habe ich, beim Besuch in einem Laden mit vielen bunten Seifen und noch mehr schwarzem Recycle-Plastik, deine tierische Seite kennengelernt.
Du standest in der Ecke und fordertest mich stumm zum Geruchstest auf.
Ich gehorchte, und was mir da in die Nasenflügel stieg war... äußerst eigenwillig. Tatsächlich stank es erst mal eine Weile
regelrecht auf meinem Arm..
Vielleicht nicht unbedingt nach Exkrementen, aber doch schmuddelig, ungewaschen, regelrecht im Dreck gewälzt.
"Scheußlich", murmelte ich mehrfach beim Schnuppern... Aber nach dem du, liebe J., du Duftnote ohne Hemmungen,dich ausgetobt hattest, schältest du dich überraschend als dunkle Schönheit aus dem Morast. Ich konnte einmal mehr einen kurzen, wertvollen, Moment deine Absolue-Reinheit erahnen. Der Schmutznebel lichtete sich und ich roch, daß du dich, geschützt von einem weichen Tierfell auf der lehmigen Erde räkeltest. Um dich herum lagen dunkelrote Rosen. Mit einem silbernen Kelch von schwerem, trockenen Rotwein, ( die Sorte die die Lippen lila färbt) ,prostetest du mir ungerührt zu, mit dem Habitus einer Dionysos-Priesterin. Vor dir lag ein Schälchen dunkler Beeren, ab und zu naschtest du eine.
Du wurdest immer ruhiger und entspanntest dich zusehends. Schließlich wehtest du mir schlicht nur noch
blumig-erdig-sinnlich-relaxed in die Nase .Bis zum Abwaschen.
Ich gebe offen zu, daß ich mich erst mal abfällig über deine Schmuddel- Eskapaden lustig machte Ich wollte nichts mehr mit deinem animalischen Getue zu tun haben, auf keinen Fall in der Öffentlichkeit mit dir in Verbindung gebracht werden !
Und doch... bekam ich dich einfach nicht mehr aus dem Kopf... Irgendwann musste ich es mir eingestehen, daß ich genau diese J. wieder riechen wollte, keine andere. Daß du mich zum ersten mal in deiner Eigenschaft als "J., die Hauptrolle im Duft" tatsächlich fasziniert hast. Daß ich dich mag, du schmuddeliges Blumenluder.
Ich holte dich also aus dem Laden ab, das musste sein.
Seitdem wohnst du bei mir und ich lasse es vorsichtig mit dir angehen. Man muss sich und das Umfeld vorsichtig an dich gewöhnen. ;-)
Zum Spaß haben und feiern, bist du genau die Richtige. Wenn ich aber zum Zahnarzt muss oder während ich die Steuererklärung mache, nehme ich lieber Mitsouko mit, und verbanne ich dich ins Schränkchen.
Ich bin gespannt, was die Zukunft uns noch so bringt, liebe J. und welche Facetten von dir ich noch kennenlernen werde. Wirklich erschrecken kannst du mich nicht mehr.
Ich bin gewappnet.
Hochachtungsvoll, Deine V.
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