EsterEverest

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6 - 10 von 21
EsterEverest vor 2 Jahren 8 2
8
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
Unterschätzte Aufsichtsratvorsitzende
Sie ist gepflegt. Gut gekleidet, auf jeden Fall. Nicht protzig. Aber hochwertig. Die Schuhe sind nicht neu, aber aus hochwertigen Leder. Die Frisur sitzt, nicht zu perfekt, aber enorm harmonisch und ein paar Strähnen fallen ihr schmeichelnd ins Gesicht. Die Farben, die sie trägt, sind ebenfalls dezent. Sanfte Creme und Karameltöne mit Korallenfarbigen Ohrsteckern und einer Goldkette, die sie seit Jahren gerne trägt.
Auch ihr Make Up ist von einer natürlichen Perfektion, wie es nur gelingt, wenn man viel Übung und hochwertige Produkte benutzt. Ihre Stimme ist weich, einladend, wenn sie spricht. Dabei ist jedes Wort gut gesetzt, jede Anmerkung zeigt ihre Erfahrung. Sie ist gut, in dem was sie tut. Und sie weiß es. Jeder weiß es. Sie sitzt im Aufsichtsrat eines großen Konzerns. Nicht Beauty oder Lifestyle. Die Branche ist eine weniger schnelllebige, der Markt aber trotzdem in Bewegung. Kein Automobilkonzern, vielleicht auch ein großes Unternehmen für Solarzellen. Ein "Hidden Champion". So wie sie. So wie dieser Duft.

Vanilla CEO ist zu mir als 3ml Abfüllung eines Sets bekommen, bei dem mich vier von fünf Düften begeistert haben. Dieser ist nun der erste, dem ich eine längere Rezension wenden möchte.
Denn ich mag Vanille eigentlich nicht. Dachte ich lange.
Aber mittlerweile kann ich das wohl nicht mehr behaupten, haben doch mittlerweile ein paar Düfte mit dieser Komponente ihren Weg in meine Nase und mein Herz gefunden.

Nun also CRA-YON.
Die Marke kannte ich bislang nicht.
Diesen Duft hätte ich selbst vermutlich auch nicht ausgewählt

Die Kopfnote beginnt im Auftakt kurz, vielleicht eine viertel Stunde lang, recht süß. Ich dachte schon, etwas zu süß. Hier rieche ich vor allem die Vanille.
Wenig Zeit später enfaltet sich eine zitrische Spitze, die dem Parfum die notwendigen Ecken verleiht. Es ist keine maskuline Frische - in Summe ist dieser Duft, wie ich finde, zwar durchaus Unisex.
Das Veilchen und die Vanillorchidee entfalten sich im nächsten Schritt. Warum schreibe ich das, obwohl ich sagte, das ich vor allem Vanille am Anfang rieche? Weil die Qualität sich verändert! Vanillorchidee ist anscheinend eine Note, die ich so noch nicht kannte, als Vanilleduft. Und meine Güte, ist die schön. Vielleicht zehn Minuten später kommt auch das Holz aufs Parkett und der Duft ist da, wo er auch bleibt (so nach einer guten Stunde). Er wird dabei vor allem rund und schön. Ein ungewöhnlicher Komplimentefänger. Und herrlich, herrlich unsynthetisch.

Er hat eine warme Note, die ich jedoch auch an einem sonnigen Tag gut sehen kann. Ich glaube nicht, das er sich für den Hochsommer eignet, auch wenn er eine schöne frische mitbringt. Für Sommerabende ist er aber glaube ich genau richtig! Wenn die Luft warm ist und diese herrliche Komposition mit sich trägt.
Ich bin überrascht, so wenig Kommentare zu Vanilla CEO hier zu lesen.
Denn für einen Duft mit derart eindeutigen Nischenqualitäten, sind um die 70 Euro für 50ml schon echt in Ordnung!
Nur halten dürfte er für mich persönlich noch etwas länger, nach ca 5h müsste ich nachsprühen.
Aber ich denke, den werd ich mir leisten. Um meinen inneren CEO zu channeln.
2 Antworten
EsterEverest vor 2 Jahren 9 3
10
Flakon
10
Sillage
8
Haltbarkeit
8.5
Duft
Mord und Rosen im Kaffeehaus
Eine Frau, nicht alt, aber auch nicht mehr jugendlich. Sie ist von einer kantigen, androgynen Schönheit. Gut gekleidet, hochwertige Schnitte und Stoffe, die eine zeitlose Qualität haben und nicht jedem Trend hinterherjagen. Sie ist Kommissarin in einer übernatürlichen Ermittlungseinheit und ihre Aufgabe ist es, Fälle zu lösen, die nicht ganz von dieser Welt sind. Sie ist auf dem Weg zu ihrem Lieblingscafé. Es ist ein traditionsreiches Haus, das aber, genau wie die Frau, von einer Schönheit ist, die sich nicht nach Jahreszahlen richtet. Die Stühle sind schwer und aus dunklem Holz, wie auch die Vertäfelung der hohen Wände.
An regnerischer Wintertagen wie diesen sind die Leute auf den Straßen schlecht gelaunt und huschen über das nasse Kopfsteinpflaster. Es ist klamm, unangenehm und wer das Haus verlassen muss, tut dies nicht aus freiem Stücke, sondern weil eine Pflicht ruft. Anders ist es bei der Frau. Sie ist liebt es, bei diesem Wetter in den engen Straßen und Gassen unterwegs zu sein. Es passiert weniger und die Welt scheint ein bisschen ruhiger zu werden. Und sie kann über ihre Fälle nachdenken, die sich im Büro auf dem schweren Mahagonischreibtisch stapeln. Sie mag es, wenn der Regen auf ihren Filzhut tropft und ihre Schritte in den Pfützen leise platschen. Sie hat keinen Regenschirm dabei - aber irgendwie scheint sie weniger nass zu werden, als alle anderen. Der Weg ist nicht lang und führt sie schnell an ihr Ziel.
Im Kaffeehaus bestellt sie einen großen Cappuccino. Dazu Karamellgebäck. Auch wenn ihre Kollegen sie dafür necken, ist sie Kaffeetrinkerin aus überzeugung. Soll der Rest doch Tee trinken. Sie kommt gerne hier her. Wegen des guten Kaffees, aber vor allem wegen der Rosen. Denn die Tische biegen sich jeden Tag unter der verschwenderischen Pracht reich blühenden, frisch duftenden Rosen. Der Ort ist wie sie. Ein wenig aus der Zeit gefallen, ein wenig eigen, ein bisschen speziell. Und gerade deswegen - wunderschön. Wer wie ich die Rivers of London Reihe von Ben Aaronvich oder andere Murder - Mystery Romane in dieser wundervollen Stadt gelesen hat, kann sich die Frau vielleicht auch als Protagonistin eines solchen Romans vorstellen. Die Ermittlerin einer übernatürlichen Sondereinheit. Oder auch vielleicht selbst nicht von dieser Welt.

Wenn ich den K´bridge Club trage, werde ich zu der Frau im Kaffeehaus.
Es ist ein Duft, der aneckt - aber auf eine sehr gefällige Art.
Direkt nach dem Aufsprühen breitet sich der frische Rosenduft aus, der sich auch bis zum Ende hält. Nach kurzer Zeit entfalten sich Karamell und Kaffeenoten, die die Rose weich einbetten. Direkt auf der Haut, wenn man mit der Nase sehr dicht herangeht, hat der Duft etwas seltsam medizinisches, das sich aber in der Ausstrahlung absolut nicht bemerkbar macht. Holzige Noten und ein angenehmer Hauch Vanille runden das ganze ab. Dazu webt sich noch etwas Fruchtiges hinein, ein wenig wie eine saftige Trockenfruchtmischung. Und ja, eben nicht diese sehr holzigen, trockenen Früchte, sondern wenn Trockenobst so viel Wasser verloren hat, dass es sich länger hält, aber noch fruchtig ist. Durch seine Noten nehme ich den Duft als eher feminin wahr, aber ich sehe nicht, warum Männer sich davon abhalten lassen sollten.
Die Haltbarkeit auf der direkten Haut ist nicht von dieser Welt. Der Duft ist schwer und ölig und hält bei mir eine schnelle Dusche aus. Auf Stoff ist er auch noch Tage später wahrzunehmen. Auch die Ausstrahlung ist enorm, der Duft ist gut wahrnehmbar und mit drei bis vier Sprühern bereits sehr präsent und im Büro vielleicht sogar schon etwas viel. Tragen würde ich dieses olfaktorische Kunstwerk persönlich nur an kalten und kühlen Tagen. Im Herbst oder auch gerade jetzt in dieser nassgraukalten Zeit ist er ein Ausweg aus der Tyrannei der Tristesse.
Ich denke nicht, dass ich im Frühling danach greifen würde. Aber das ist ja auch das Schöne an der Zauberwelt der Düfte. Es gibt sie für jedes Wetter und jeden Anlass.

(Reupload wegen technischer Doofheit meinerseits)
3 Antworten
EsterEverest vor 2 Jahren 28 6
8
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
10
Duft
Der Schwarze Drache....
Oolong Tee, oder auch wūlóng chá in der Beamtensprache Chinas bedeutet übersetzt "Schwarzer Drache". Es ranken sich viele Geschichten darum, wie es zu diesem Namen gekommen ist. Manche behaupten, der Name des Bauern, der die Blätter versehentlich verstreut und erst trocken wieder gefunden hat, war Sulong. Durch eine Fehlinterpretation wurde daraus Wulong. In einer anderen Geschichte heißt der Mann sogar selbst Wūlóng Chá weil er ein gefährlicher Typ war, während er in einer Dritten von einem schwarzen Drachen über die Felder gejagd wird. Auf seiner Flucht vor dem Untier verliert der Bauer den Beutel mit den frisch gepflückten Teeblättern, einer teuren Oolong Sorte. Als er sich nach Tagen des Wartens zurück traut um seine, wie er glaubt, verdorbene Ernte wiederzuholen, entströmt dem Beutel der angenehmste Duft. Den Tee nennt er nach dem Monster, das ihn gejagt hat.
Nach der "Wuyi"-Theorie wurde der Oolong-Tee erstmals im 16. Jahrhundert in der Ming-Dynastie im Wuyi-Gebirge in der Provinz Fujian erfunden. Eine Geschichte aus dieser Region lässt sich in etwa folgendermaßen übersetzen:

Im 15. Jahrhundert
wurden die Teefelder aufgegeben
als einige der Felsentees zu wachsen begannen
sie lieben es, wenn der Nordwind an einem sonnigen Tag weht
aber nicht der Südwind oder Regen
sich der Duft verflüchtigt
das schöne Pflaumen- und Orchideenaroma
kommen vom letzten trocknen

Und in einer letzten heißt der Tee so, weil die getrockneten Blätter aussehen wie kleine, schwarze Drachen.

Allein der Name des Duftes hat also bereits so viele verschiedene Facetten, dass so manche Bücher damit füllen könnten. Ich nicht, ich bin aber auch wegen des Duftes hier, nicht für eine heiße Tasse Tee.

Vorweg muss ich sagen - ich mag Tee. Und ich mag den Duft von Tee. Ich mag auch Kaffee, auch den Duft, aber Tee macht mich immer ein wenig ruhiger während Kaffee mich eher anregt. Egal welchen Tee ich trinke. Oolong ist schließlich kein Einschlaftee, sondern ein herrliches Getränk für den ganzen Tag. Aber Tee ist für mich Ruhe, Kaffee Aktivität.

Den Wūlóng Chá habe ich vor wenigen Tagen erst in einem Sharing bekommen (Danke Scentemer!) nachdem ich drüber gestolpert bin und den Duft alleine schon wegen der vielen positiven Kommentare hier testen wollte.

Die Tage hier sind aktuell vor allem zwei Dinge: Nass und Dunkel. Da sind gute Laune Düfte um so dringender und von dieser Kreation aus dem Haus Nishane habe ich mir genau das erhofft. Am Tag als der Duft angekommen ist war es auch noch furchtbar kalt und viel zu tun. Der Duft ist in der Mittagspause gelandet.
Schnell also zum Briefkasten gehuscht als ich das Postauto wegfahren habe sehen und tatsächlich, da war er.
Der erste Eindruck: Frisch, zitrisch, fröhlich. Ein Crowdpleaser, auch wenn er, wenn man sehr eng an die Haut geht etwas leicht stechendes, herbes hat. Ich vermute, das ist die Mischung aus Mandarinen und Bergamotte, die ich schon häufiger als etwas herb wahrnehme. Es kann auch die Litsea Cubeba sein, die mit Citral ja auch einen starken Zitrusduft liefert. Dieser Eindruck hält sich auch sicherlich eine gute Stunde - also körpernah ein wenig herb, nicht unendlich feminin, Unisex im allerbesten Sinne. Um einen herum entfaltet sich der Duft jedoch weicher und sehr elegant.
Der Tee breitet sich aus, zusammen mit einer wärmeren Würze, die vermutlich vom Muskat kommt. Direkt herausriechen kann ich ihn persönlich nicht, aber die Wärme muss ja irgendeine Quelle haben. Der Moschus lässt auch nicht viel länger auf sich warten und die Duftaura, die einen am Ende umgibt, hat für mich eine helle gelb grün orange Farbe.

Der Duft selbst hat, wie viele hier schreiben und ich ihnen nur recht geben kann, für so einen frischen Kandidaten eine hammer Performance. Und auch wenn ich den reinen Duft von Zitrusfrüchten liebe, habe ich bislang wenig Parfums gefunden (oder getestet), die mir am Ende wirklich gefallen haben, liebe ich jede zitrische Note davon. Armani Light Blue als DER Sommerfreshy hat bei mir im Vergleich nur ein müdes Schulterzucken hervorgerufen. Zu Synthetisch, zu Parfum, leider nicht gut auf mir.
Der Wūlóng Chá dagegen ist ein anderes Kaliber.
Frisch, weich, sauber, fröhlich. Diese vier Worte assoziiere ich damit. Dabei würde ich den Duft jahreszeitlich gar nicht einengen wollen. Aktuell leistet er mir hervorragende Winterdienste, im Frühjahr und Sommer freue ich mich, wenn er mit Wärme in Kontakt gerät. Er macht mich ruhig, entspannt Muskeln von denen ich nicht merke, das ich sie angespannt habe. Vor allem den Geist. Er ist ein Fokusduft, einer fürs Büro oder auch für Zuhause zum ausarbeiten neuer Themen und finden neuer Ideen. Kein Kuschelduft für die Couch, auch kein Abends Essen gehen Duft. Mein Mann mag ihn nicht so gerne wie ich, weil er ihn als zu stechend und herb empfindet (er mag es aber auch deutlich süßer, ist ein riesen Fan von K´bridge Club von Xerjoff an mir und mehr der Kaffeetrinker). Für mich ist er der perfekte Duft für anstrengende Zeiten, in denen ich mentale Kraft brauche.
Zu meinem (finanziellen) Unglück ist er gerade sogar zu einem bezahlbaren Angebotspreis zu haben. Deswegen ging gestern die Bestellung für einen Flakon raus.
Weil dieser schwarze Drache wird mich ein gutes Stück begleiten.
6 Antworten
EsterEverest vor 2 Jahren 24 6
9
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
10
Duft
Zum goldenen Glück nicht zu viel Vanille
Gold.
Funkeln, schimmernd, sanft glitzernd. Nicht das Gold einer opulenten Krone, eines Siegel Ringes oder eines Barrens.
Nein, das Gold einer eleganten, zeitlosen Kette.
Eine Kette, wie meine Großmutter sie mir bei meinem letzten Besuch geschenkt hat. Ich durfte mir ein Schmuckstück aussuchen und mein Blick fiel eben auf diese lange, elegante Kette. Einzelne Glieder, längliche Röhren, insgesamt gut 70cm lang. Wunderschön im ganzen oder doppelt getragen.
Und ich trage sie oft. Sehr oft sogar.
Denn ihrer Zeitlosigkeit haftet etwas unkompliziertes an. Ich muss mir keine langen Gedanken machen wie sie zum gesamt Outfit passt, sie ist immer passend.

Und genau das gleiche Gefühl hat mich gepackt, als ich von der lieben Orientliebe einen Tester von Cinema zugeschickt bekommen habe.
Eigentlich ging es mir um den for her von Narciso Rodriguez. Der ist beim Schnuppern sofort durchgefallen, ich habe nach einem neuem Signature gesucht und wir haben nicht geklickt.

Aber der Cinema hat dafür alles gebracht was ich gesucht habe.

Er eröffnet weich, warm und leicht zitrisch. Keine saure Note, sondern nur das fröhliche Gefühl, wenn man in einen Raum kommt, in dem eine Mandarine geschält wurde. Mehr aber eine Erinnerung dran. Am stärksten nehme ich Jasmin und Mandel wahr.
Der Amber und Moschus sind ebenfalls da und sehr leicht Vanille.
Und hier kommt meine größte Freude an dem Duft. Ich komme mit Vanille nicht gut klar. Zu viel macht mit Kopfschmerzen.
Es gibt ein paar Düfte bei denen es passt, zum Beispiel der Coco Mademoiselle Intense.
Und auch hier ist das Balancing perfekt!

Der Cinema ist das, was man zuerst riecht und bleibt dabei. Es passiert nicht viel damit. Über einen Abend hinweg hält er sich super. Ich verstehe alle die ihn zum Schlafen anziehen, weil er etwas sehr unsynthetisch gepflegtes hat, das ein angenehm einhüllendes Gefühl macht.
Für mich ist dieser Duft mein kleiner, goldener Gral (Wie der Flakon auch so herrlich zeigt). Das Gefühl, passend für jede Gelegenheit zu duften. Es ist kein Aufreger, kein dominierender Duft. Er ist ruhig, nicht aber leise. Er ist selbstbewusst, elegant, schön, geschmackvoll und understated. Ich liebe diesen Duft und habe gleich mal eine Flasche auf Reserve gekauft wie ich herausgefunden habe das YSL ihn einstellen will.

Ich freue mich über diese Entdeckung, denn er ist ein kleiner Schatz. Glück zum aufsprühen und ein perfekter, kleiner Moment.
6 Antworten
EsterEverest vor 3 Jahren 5
8
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
7
Duft
Sommer, Sonne, Blütentraum
Der Duft hat meine Aufmerksamkeit geweckt, nachdem mehrfach die Ähnlichkeit zu CCM edP betont wurde. Ich mag das EDT nicht sonderlich gerne, war bei dem Parfum bei der Mademoiselle deutlich mehr an Bord.
Nun also Armaf. Um diese Marke scheint man irgendwie nicht herumzukommen, wenn man sich die Menge der positiven Kommentare so ansieht. Noch dazu finde ich es schön, dass auch preissensiblere Menschen auf ihre Kosten kommen können - Das Schnuppern in den hohen Gefilden der Parfumkunst geht auf Dauer schon schmerzhaft aufs Konto.
Preislich ist der Club de Nuit Woman nämlich ein Leichtgewicht. Um die 30 Euro für 100ml ist wirklich nicht viel! Zum Testen habe ich mir trotzdem eine kleine Abfüllung von der lieben Jsmnlmr zuschicken lassen - Danke dafür! Ein kurzes Statement nach dem ersten Tragen habe ich schon geschrieben, aber da gibt es noch mehr zu erzählen!

Zuerst einmal der Name. Club de Nuit. Nachtclub. Weder meine erste, noch meine zweite Assoziation. Nachtclubs verbinde ich mit laut, heiß, viele Menschen. Dafür ist der Duft zu freundlich, zu nahbar, zu weich. Ich möchte in Nachtclubs gerade wegen der unglaublichen Enge keinen Duft, der so einladend ist, Zeit mit mir zu verbringen. In Nachtclubs bin ich nicht entspannt, da ist Nähe etwas, das ich selbst bestimmen will und deswegen durch Duft lieber erst mal etwas Distanz halte. Dazu ist es dunkel. Sonne und Nachtclubs? Das schließt sich vom Grundkonzept schon aus. Und auch das macht den Namen für mich völlig unpassend.
Der Duft hat für mich stattdessen etwas helles, strahlendes. Etwas, das macht, dass ich in der Sonne spazieren gehen möchte. Im Urlaub, wenn es Abends lange Warm ist bei Sonnenuntergang eine Strandpromenade entlang. Mit einem fröhlichen Bikinioberteil und einem Tuch um die Hüfte, einem großen Hut und viel Sand zwischen den Zehen.
Ein Duft, der mich auch begleitet, wenn ich Städte erkunde. Nicht London, eher Vororte von Mailand, oder Madrid, verzauberte Städtchen in der Provence, schöne mediterrane Dörfer. Ein Duft der morgens aufgetragen spritzig und frisch ist, mittags blumig wird und abends ein bisschen flirty, ein wenig sexy. Aber auf eine überraschend natürliche Art!

Doch ich greife vor!
Der Flacon ist auch sehr hübsch, im Regal sicher einer, zu dem man gerne greift. In der Hand hatte ich ihn selbst noch nicht, doch werde ich das in naher Zukunft ändern, denn Spoiler: DEN will ich!

Der Erste Sprüher ist tatsächlich sehr nah am Vorbild. Die DNA, das Grundgefühl, die gute Laune, die ich mit diesem Duft verbinde ist genau on Point. Ein schöner, frischer Auftakt. Hier kommt der erste Win dieses Duftes. Fruchtnoten sind bei mir häufig Kopfwehgaranten. Leider, mag ich Obst doch eigentlich sehr gerne. Aber je weniger natürlich sie daher kommen, desto schlimmer wird es. Ein häufiger Schmerz, den ich oft bei Designerdüften fühle - bei Nischendüften weniger häufig. Hier ist es nur so ungefähr dreißig Sekunden nach dem Aufsprühen kurz ein wenig beißend für mich - doch danach: kein Problem! Die Frucht ist so wertig, so frisch wie bei deutlich teureren Kandidatinnen. Sie umschmeichelt mich und zeigt mir, wie es sein kann, wenn Obst als Verbündeter in einem Duft auftritt. Der Korb ist frisch und saftig, nicht zu lange in der Sonne gestanden. Zitrisch frisch und ein bisschen, aber dank des süßen Pfirsichs ein weicher Cocktail. Keine stechende Note, tatsächlich das Beste aus der Frucht.

Nach einiger Zeit gesellt sich die Herznote dazu. Hier öffnen sich die Blüten, ohne dass ich Jasmin oder Rose zu stark oder dominierend wahrnehme. Für die Litschi habe ich einen blinden Fleck - ich kann nicht sagen, ob oder wie stark sie hier eine Rolle spielt. Stören tut auf jeden Fall nichts daran!

Dann die Basis. Ich liebe Patchouli in Parfums sehr. Vanille hängt immer vom Einsatz ab - hier finde ich sie wunderschön harmonisch und nicht zu süß - zusammen mit dem Moschus und Vetevier bekommt das ganze etwas ruhiges und erdendes ohne die strahlende Leichtigkeit zu zerstören.
Im Gegensatz zu anderen Kommentaren muss ich sagen, dass ich über die Haltbarkeit wirklich nicht klagen kann. Abends um fünf aufgelegt konnte ich die Reminiszenz des Duftes noch am nächsten Tag eng an der Haut wahrnehmen.

In Summe ist Club de Nuit Woman für mich ein Nobrainer. Ein perfekter Duft für warme Tage. Ein Duft für Spaziergänge in luftigen Kleidern, ein fröhlicher Begleiter. Er ist für mich eher ein Freizeit-, weniger ein Officeduft. Nicht weil er dafür nicht generell geeignet wäre, aber ich glaube er gewinnt durch draußen sein, wenn die Sonne ihn zum Leuchten bringt.


Edit: Jetzt musste ich doch ein bisschen was abziehen. Bei dem Preis immer noch ein guter Duft, allerdings kriegt er je nach tagesform bei mir doch ne stechende Note die ich nicht so gerne leiden kann. Die ist jedoch sehr körpernah und im Raum nicht zu merken. Für mich dennoch leider ein meh-Kriterium...
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