Fafner

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1 - 5 von 7
Fafner vor 7 Jahren 6 2
7
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
7
Duft
L'Homme Infini für Frauen
In der Tat hat Guilty Absolute einen gewissen Charakter. Der lustige Hinweis auf Guccis "wiedergefundene Eier" ist nicht verkehrt.

Dennoch reicht er in seiner Ausdruckskraft an die alten Gucci-Schlachtschiffe Gucci pour Homme (erste Version) und Envy pour Homme - die allerdings eine andere Duftrichtung hatten - nicht heran.

Ich würde ihn primär als ungeheuer holzig einstufen. Leder, Vetiverspuren etc. ebenfalls. Jedenfalls reichlich synthetisch.

Es findet in den anderen Kommentaren ein "Rate mal mit Rosenthal" statt, woran dieser Duft erinnert: TdH, Carbonne, sogar Encre Noir werden genannt. Alles assoziativ nicht völlig verkehrt, jedoch dürfte der Treffer folgender sein:

Er erinnert mich - insbesondere nach dem Verschwinden der Kopfnote - krass (!) an L'Homme Infini von Divine, der allerdings um Längen besser und auch deutlich teurer ist.

Könnte ungeachtet seiner maskulinen Note auch für Frauen interessant sein!

2 Antworten
Fafner vor 8 Jahren 11 3
8
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
10
Duft
König der Herrendüfte - Parfümschule!
Er beginnt mit einer starken zitrisch-frischen Kopfnote und dann erfolgt ein wunderbarer, zunächst etwas pudrig, mitunter fast staubig anmutender Drydown zur unergründlichen, herb-süß-würzig-holzig-ledrigen Vanillebasis.

Gilt als erster orientalischer Herrenduft der Parfümgeschichte, ich assoziiere aber weniger einen Harem als ein geheimnisvolles olfaktorisches Zitroneneis auf Vanillesoße, das Scheherazade mir serviert hat...

Erfüllt (prägt?) meine Klischeevorstellungen von einem dezent-elegant erotisch aufgeladenen Oudeur im Paris (nur?) der 1960er Jahre. Der Franzmann auf dem Weg vom Büro zur Geliebten…

Sofort erkennbar und doch unbeschreiblich …Ich kenne keinen besseren Herrenduft!

Mein Vorschlag für eine Parfümschulung: Mann trage Habit Rouge mindestens eine Woche lang, benutze möglichst auch das Aftershave und das wunderbar frische Duschgel.

Auch wenn der Duft nicht die persönliche Tasse Tee sein mag, oder nicht ganz zeitgemäß erscheinen mag(? ein Mann trägt, was ihm gefällt): Falsch ist er niemals!

Dieser Unterricht ist zu einem erstaunlich fairen Midrange-Preis zu haben, und man weiß hinterher stilsicher, was gut ist und was nicht, und kann sich tausendundeine Verirrung ins Massen- oder auch Niche-Spektrum ersparen.
3 Antworten
Fafner vor 8 Jahren 6 2
7
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
8
Duft
80er Schlachtschiff zum Schnäppchenpreis
Puig Quorum ähnelt SEHR dem ebenfalls zu Anfang der 80er eingeführten, von mir geliebten Dufthammer Antaeus.

"Grün" ist hier nur der (insbesondere durch den braunen, mit Goldstreifen versehene Deckel vielleicht etwas billig daherkommende, aber doch irgendwo sehr originelle) Flakon. Olfaktorisch ist hier gar nichts "grün".

Antaeus ist ein wenig differenzierter und raffinierter, enthält insbesondere holzige (Sandelholz) und florale (Rose) Noten, wo Quorum eine deutliche Tabaknote enthält und damit noch mehr auf den Putz haut und noch stink-männlicher daherkommt, um dann allerdings einen Tick schneller zu verfliegen als Antaeus.

Es gibt wohl ein gewisses Qualitätsgefälle zu Chanel, Antaeus dürfte der etwas bessere Duft sein. "Billig" ist an Quorum allerdings gar nichts, außer dem sensationellen Preis (im Internet bekommt man das EdT plus(!) Aftershave, jeweils 100 ml zuweilen bereits für rund 20 EUR!). Puig kann sich ein solch "karitatives" Pricing samt billiger Aufmachung wohl erlauben, hat man doch schließlich unter vielen anderen Prada, Paco Rabanne, Valentino und sogar L'Artisan Parfumeur im Sack...

Klasse Duft! Man kann sich ruhig ab und zu mal den Spaß machen, das vielleicht nicht ganz zeitgemäße, aber überhaupt nicht opahafte Zeug draufzusprühen.
2 Antworten
Fafner vor 9 Jahren 3 5
7.5
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
9
Duft
Universalgenie
Der Duft ist ein Phänomen. Er ist vielleicht nicht groß, eignet sich nicht als Signaturduft, aber ist einfach „genial“.

Die bereits reichlich erfolgten Beschreibungen der Duftkomponenten sind vielfach zutreffend und lassen sich auch gut auf Fragrantica nachlesen…am Rande möchte ich an manche „Experten“ in diesem Forum gleichwohl folgende Bemerkung richten: Könntet Ihr das, was Ihr da in gewählten Redewendungen beschreibt, tatsächlich in diesen Verästelungen riechen, hättet Ihr nicht Versicherungskaufleute, Sparkassenbeamte oder Dougletten werden sollen… habt Mut: Es ist nie zu spät, seiner wahren Berufung nachzugehen…vielleicht wird noch ein kleiner Ellena aus Euch.

Zurück zum Thema: Ich kenne keinen anderen Herrenduft dieser Klasse, der an keinem Mann, zu keiner Tages- und Jahreszeit und zu keinem(!) Anlass falsch ist und dabei zugleich SO GUT riecht. „Bestimmungsgemäß“ wohl am ehesten zu einem Sommer in Südfrankreich passend, kann er auch unterm Christbaum getragen werden. Er passt zur Hochzeit und zur Beerdigung (von wegen Terre...), ins Büro, auf die Party und ins Bett…eine kleine Einschränkung möchte ich vielleicht machen: Er passt eher ab 30+. Aber auch an Grünschnäbeln wirkt er nicht unpassend, sondern overdressed, was ja auch ganz cool sein kann…

Diesen Mega-Spagat zu schaffen, ohne eine Spur mittelmäßig oder 0/8/15 zu sein, muss auf wahrer Meisterschaft beruhen.

Fallen Euch vergleichbar universal einsetzbare Herrendüfte in dieser Liga ein?
5 Antworten
Fafner vor 9 Jahren 8 5
3
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
8
Duft
Kleines Meisterwerk in hässlichem Fläschen
Declaration von Cartier ist ein zitrisch-würziger Duft des Meisters Jean-Claude Ellena aus dem Jahre 1998.

Meine persönliche „Begegnung“ begann vor ein paar Jahren: Eine sehr freundliche (und unerkannt kompetente) Verkäuferin bei Douglas auf dem Berliner Tauentzien sprühte mir auf meine Frage nach einer würdigen Alternative zu Terre d’Hermes ganz spontan die „Declaration“ auf einen Teststreifen. Ich fands wohl schön frisch, aber irgendwie verwarf ich es in meiner Willkür, unbewusst wohl auch abgestoßen von dem hässlichen Flacon…Dann sagte mir einmal ein Bekannter, den ich auf seinen guten Duft ansprach: „Declaration“…kurz darauf las ich in Ellenas Führer durch die Parfüm-Welt (ins Deutsche übersetzt bei C.H. Beck erschienen), dass er seine Declaration ganz unbescheiden auf das Podest der wichtigsten und stilbildenden Düfte überhaupt stellt.

Ich kaufte sofort das Aftershave von „Declaration“ und --- YES! Das ist Meins…Seitdem trage ich den Duft (auch das EdT) immer wieder gerne mal, insbesondere im Frühjahr und Sommer… die Frauen lächeln mich an, (natürlich nicht nur) wenn ich ihn drauf hab…

Der charakteristische, sofort als „Declaration“ identifizierbare Grundakkord besteht aus Bitter-Orange und Gewürzen, hier besonders klar identifizierbar Kardamom.

In gewisser Weise ein „Vorläufer“ von Ellenas - sehr anders riechendem - Terre d’Hermes (2006), dessen Grundakkord aus Orange plus Holz besteht.

Vorläufer aber nur im zeitlichen Sinne. Declaration ist ein im besten Sinne völlig eigenartiger Duft, der mit TdH qualitativ auf einer Stufe steht, in meiner Wahrnehmung sogar mehr Charakter hat als das zwar hochwertige, jedoch universalere und notfalls auch unter dem Weihnachtsbaum tragbare TdH.

Das Problem von Declaration dürfte sein, dass er rein äußerlich selbstmörderisch billig da-herkommt. Der unsnobistisch niedrige Preis (30 ml des EdT sind im Internet schon ab etwas über 20 Euro zu haben) ist ja erfreulich und mag noch angehen…aber der leicht prollige, eine Herzform andeutende Flacon mit der riesigen Firmenaufschrift ist eine kleine Katastrophe...auch der halbwegs originelle Stöpsel-Verschluss kann das Ding nicht retten...Völlig unverständlich, wie man einen so ausgezeichneten Duft in ein Discountdrogerie-Fläschchen abfüllen kann...

…Ich halt mich wahrlich nicht für snobistisch oder autoritätshörig, aber aufgrund meiner selbst erlebten „Geschichte“ bin ich überzeugt davon, dass „Declaration“ seinem wahren Wert entsprechend wahrgenommen würde, wenn es teurer und vor allem besser verpackt wäre (warum nicht z.B. eine Scheibe von Chanel abschneiden, die ein ihrer unwürdiges Blauwässerchen immerhin in einen großartig designten mit „Bleue“ beschrifteten Flacon abfüllen).

Vergleichsweise angemessen edel immerhin der rote Karton, in den das Ganze eingepackt ist.

Am Duft selbst ist das einzig Störende, dass er – das wurde hier zu Recht angemerkt – auf Dauer die Synthetik seiner Zutaten nicht verbergen kann. Daher „nur“ ein kleines Meisterwerk, das aber immerhin schon.
5 Antworten
1 - 5 von 7