FloraBervoix

FloraBervoix

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11 - 15 von 26
FloraBervoix vor 8 Jahren 17 7
9
Flakon
8
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8
Haltbarkeit
10
Duft
Leave me paralyzed, love
Zu Mitsouko braucht man eigentlich gar nichts mehr schreiben, da sich die wichtigsten Informationen ja schon überall finden. Traumhafte Eichenmoos-Basis. Das erste Mal Pfirsich. Klassiker. Guerlain. Parfum von Charlie Chaplin. Damalige Asienbegeisterung. Unglückliche Liebe. Zudem das Parfum, das Luca Turin eventuell mitnehmen würde, würde er auf den Mars auswandern und dürfte nur ein Parfum mitnehmen.

Heute wieder aufgesprüht und da war es wieder: Ich muss nicht an die unglückliche Liebe einer Asiatin denken, sondern an Romeo und Julia. Vielleicht, weil das für mich DER Klassiker in Bezug auf unglückliche Liebe ist.

Die zarten Blumen und Zitrusfrüchte in der Kopfnote. Die unbeschwerte Liebe. Romeo begegnet Julia auf einem Maskenball. Er, der sich schon kurz zuvor unsterblich in eine andere verliebt hat, verliebt sich nun wieder. Erneut natürlich unsterblich. Er, der Charmeur, der Schwärmer, der Träumer. Doch diesmal hat es einen besonderen Reiz, es ist eine Liebe, die nicht möglich sein kann, die verboten ist. Liebt er wirklich Julia oder doch eher die Unmöglichkeit dieser Verbindung?

You're the colour
You're the movement and the spin

Nach dem klassischen, doch glücklichen Beginn folgt eine Blumenpracht. Man geniesst das Leben, man verbringt die erste Nacht gemeinsam, träumt von Heirat. Plant alles. Ist es die Liebe, die wächst, oder steigert man sich hinein? Man nascht von verbotenen Früchten, ein überreifer Pfirsich, ein Tag vor dem Verfaulen ist er am süssesten. Ist es wirklich die grosse Liebe oder nur die erste jugendliche Verliebtheit, die einen mitreisst? Will man einfach das Leben fühlen, indem man etwas Verbotenes macht, oder hat man im anderen wirklich erst das Leben gefunden?

Never
Could it stay with me the whole day long

Dann jedoch wird diese Blütenpracht zerstört. Es kommen traurige Töne. Leute sterben. Zum ersten Mal in seiner Jugend erkennt man auch, dass ein Kampf nicht etwas Heroisches ist, sondern etwas Blutiges, etwas Tödliches. Die Blumen verwelken, doch im Moment, bevor sie dies tun, verströmen sie noch einen prächtigeren Duft als je zuvor. Der Pfirsich hat schon braune Stellen, ist eigentlich ungeniessbar, doch wehrt sich gegen das Verfaulen, indem er reifer wirkt und fruchtiger duftet als je zuvor.

Fail with consequence
Lose with eloquence and smile

Doch es ist die Realität da. Man ist mit der Erde verbunden, begibt sich sogar unter die Erde. Man träumt nicht länger, sondern muss handeln, da man zuvor in Handlungen getrieben wurde oder sie auch freiwillig tätigte, die jetzt Konsequenzen haben. Kein Spiel mehr, sondern bittere Realität.

I'm not in this movie
I'm not in this song

Alles geht drunter und drüber. Das Stück, das bis zum ersten Todesfall eine Komödie hätte werden können, zieht nun deutlich alle Register einer Tragödie. Die perfekt inszenierte Tragik, ganz zeitlos. So dass wir auch heute noch sprachlos dem gegenüberstehen und einfach auf einer emotionalen Ebene alles verstehen. Doch jetzt nur noch ein Grab, der Tod. Und selbst der ist aber so umarmend, so wunderschön, dass man nicht weiss, ob die Tränen, die man weint, Tränen der Trauer oder der Rührung sind.

Never
Leave me paralyzed, love
Leave me hypnotized, love

(Notwist "Consequence")
7 Antworten
FloraBervoix vor 8 Jahren 11 4
10
Flakon
6
Sillage
7
Haltbarkeit
10
Duft
wenn einem die Worte fehlen
Ja, Julisis ist eine tolle Marke. Viel natürliche Inhaltsstoffe, ganz spezieller Aufbau, angeblich sogar italienischer Grappa, in welchem die Duftstoffe gelöst sind. Wen dies interessiert, der möge es googeln, denn damit will ich mich nicht aufhalten.

Ich will vielmehr sagen: Oh mein Gott – das ist so was von geil! Und ja, ich entschuldige mich auch gleich für meine Ausdrucksweise. Sie sollte gewählter sein, aber das geht nicht immer. Kennt man «amour» schon aus den Namen von unzähligen Parfums, so trifft es hier endlich einmal voll und ganz zu. Wobei dies ein viel zu grober Ausdruck für so ein sanftes, so ein dezentes und sinnliches Parfum wäre. Also ja, ich revidiere diese Aussage, meine Sinne waren wohl vom Parfum vernebelt und berauscht.

Die zwei Noten, die hier angegeben sind, sind eventuell irgendwie wahrzunehmen. Es ist einfach ein ganz feiner Akkord, der an die Haut erinnert, ein wenig an ganz frischen Schweiss, der keinen unangenehmen Geruch hat, sondern den verführerischen Eigengeruch einer Person darstellt.

Aber ja, vielleicht ein wenig wie Wildleder. Ganz fein, ganz hell. Aber ohne den klassischen Lederakkord, sondern nur das Anschmiegsame, das Elegante, das Verführerische und das Erhabene, das diesem eigen ist.
Es ist unglaublich intim. So dezent, dass man es vor allem für sich selbst trägt, doch dass auch Personen, denen man vertraut und die man sich heranlässt, es gut riechen können. Es ist wie eine Aura, die einen umgibt. Man weiss nicht, wie lange die Haltbarkeit ist, da das Parfum so schön mit der Haut verschmilzt, dass es zwar auf den ersten Riecher nur kurz, doch auf den zweiten beinahe ewig zu halten scheint.

Es ist für mich einer der schönsten Düfte überhaupt. Nicht ein heiliger Gral, weil dafür zu selten tragbar. Es ist ein Duft für kostbare Momente, Momente voller Wert. Er lässt mich innehalten, versonnen daran riechen, glücklich oder melancholisch lächeln und mich eingehüllt fühlen.

Es ist ein Duft, um über eine Person herzufallen, weil man sie nicht nur begehrt, sondern weil man ihr auch vertraut, dass sie einem gleich zeigen würde, wenn sie dies nicht möchte. Es ist ein Duft, um eine Person im Arm zu halten, um im Arm gehalten zu werden. Für Momente tiefster Innigkeit, die nicht in Worte gefasst werden können. Die man nicht planen kann, sondern die sich ergeben. Die das grösste Geschenk sind, was das Leben einem liefern kann.

Mehr kann ich nicht sagen, eben da mich dieses Erlebnis sprachlos macht. Leider. Oder glücklicherweise, denn bekanntlich gilt ja: Worüber man nicht reden kann, darüber soll man schweigen. Und es einfach geniessen.
4 Antworten
FloraBervoix vor 8 Jahren 16 4
8
Flakon
6
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7
Haltbarkeit
9
Duft
Am Boden der Tatsachen...
…liegt einfach viel zu wenig Glitzer.

Gut, es ist vielleicht nicht originell, einen Kommentar mit so einem Spruch zu beginnen, den man ab und zu auf Postkarten finden kann. Und der ein wenig abgedroschen ist, wie etwa auch «I kiss better than I cook». Aber zwei Dinge kann man nicht verneinen. Manchmal, wenn man ihn liest, muss man zumindest ein bisschen lächeln. Und ja, das ist doch auch wahr! Der Boden der Tatsachen ist manchmal so grauenhaft grau und glitzert viel zu wenig.

Jetzt bin ich kein Typ, der viele Farben braucht. Ich habe keine Lieblingsfarbe, eben da Schwarz leider keine Farbe ist. Soll so sein. Aber an manchen Tagen brauche auch ich ein hübsches Kleid mit Blumen. Oder zumindest Farbe in Parfumform. Und dann bitte auch gefälligst ordentlich, also mit Glitzer.

Das sind die Tage, an welchen man, wenn man mit Freundinnen fortgeht, nicht stilvoll in einer angesagten Location an einem Glas Wein nippt, sondern in einer Strandbar erst quietschige Cocktails geniesst – soll heissen: eigentlich zu süss und von Farben, die knalliger kaum sein könnten, aber einfach Spass machen – und dann die High Heels auszieht, um im Sand zu tanzen. Ungeachtet dessen, dass man noch Blüschen oder Etuikleid trägt.

Das sind Tage, an welchen man als Nischenparfumliebhaberin Monodie braucht. Denn Monodie macht einfach Spass. Er ist spritzig, frisch, fröhlich, fruchtig, lebensbejahend und noch vieles mehr. Und irgendwie auch so ziemlich alles, was nicht so typisch nischig ist. Nicht verkopft, auch nicht super anspruchsvoll. Kein Duft, über den man fachsimpeln kann. Über den man lange Abhandlungen schreiben möchte, sondern einer, der getragen werden will, den man ausführen muss.

Ein Champagner-Fruchtcocktail mit Mirabelle. Ich muss anmerken – ich liebe Mirabellen und das ist eine Note, die meiner Meinung nach viel zu selten verwendet wird. Unbeschwerte Früchte zu Beginn, dann dezente, schöne Blüten, die fröhlich vor sich hin blühen. Noch fern vom Verwelken. Und eine gemütlich-süssliche Basis.
Irgendwie Nische innerhalb der Nische, da gar nicht versucht wird, besonders anspruchsvoll zu sein. Sondern einfach nur den Anspruch, dass es Spass machen soll, zu erfüllen. Natürlich könnte man jetzt noch über den Bezug zur Musik philosophieren. Monodie ist ja eine Musikform. Aber das lasse ich. Wenn es interessiert, giyf.

Lieber wiederhole ich mich: Monodie perlt und glitzert so schön. Und macht Spass – und zeigt mir auch, dass es eigentlich das ist, was ich oft in einem Duft suche. Denn egal, wie schön er ist, wie komplex, wie spannend – nie fühle ich mich so gut, wie wenn ich einfach etwas aufsprühe, das Spass macht und mit dem ich Spass haben kann. Und das alle Tatsachen, welche es auch immer sein mögen, glitzernd erscheinen lässt.
4 Antworten
FloraBervoix vor 8 Jahren 32 8
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8
Haltbarkeit
9
Duft
Fluchtinstinkte
Das Potential, eben diese zu wecken, hätte das Parfum «Sekushi» bei mir durchaus. Denn einerseits gibt es eine Seite des Parfums (Kenner der Marke Lengling wissen es bereits: jedes Parfum besteht aus zwei kontrastierenden Seiten, die zusammen eine schöne Harmonie ergeben), die «fruchtiger Zucker» heisst. Fruchtiger Zucker + Ich – das ist wie vegane Ernährung + Löwe. Mittlerweile habe ich zwar gelernt, weder bei fruchtigen Noten noch bei Zucker gleich wegzulaufen, aber beides auf einmal ist doch etwas viel…

Dann heisst «Sekushi» auf Japanisch noch so viel wie «sexy». Auch hier – und nein, ganz frei von einer Mitleidsmasche ist dies jetzt gemeint – kann ich nur sagen: Nein! Das bin nicht ich.

Eben da meine Teenager-Jahre schon eine Weile vorbei sind und zudem auch nie die Person war, die man als niedlich oder herzig hätte bezeichnen können, wäre dies theoretisch ein Duft, mit dem man mich in die Flucht schlagen könnte.

Praktisch gibt es glücklicherweise noch eine zweite Seite. Mit Leder. Und Patchouli. Und einfach einem genialen Gegenpol. Zudem ist es so ein schönes, weiches Leder. Zwar noch süsslich, aber durch Patchouli einfach so weich und edel.

Klar, der Beginn ist ziemlich zuckerwattig. Aber ganz ehrlich – kurz macht das ja auch mal Spass. So etwa, wie einmal am Kirmes wieder knallrosa Zuckerwatte kaufen, nicht an all die enthaltenen Chemikalien denken, sondern den künstlichen Erdbeergeschmack dieser geniessen. Zudem tut es auch gut, einmal nicht so ernst zu sein.

Dann kommt immer deutlicher eine wirklich schön-weiche verführerische Leder-Patchouli-Note mit gaaanz leicht rauchigen Akzenten. Und eben dadurch kommt es zu so einer Art Likör auf hellem Leder Komposition.

Ich muss dabei an Accessoires wie Halsbänder aus hellem Leder denken. Während schwarzes Leder ja oft doch einer gewissen Szene zugeordnet wird, ist helles Leder aufgrund seiner Farbe unschuldig, aber aufgrund der Tatsache, dass es doch Leder ist, auch nicht. Somit haben eben solche Schmuckstücke einen besonderen Reiz, eben weil sie mit diesem Kontrast spielen. Und genau jener Kontrast ist auch hier eingefangen. Eine spezielle Art von Erotik, zwischen Unschuld und berechnender Verführung schwebend.

Und so werden die Fluchtinstinkte, die ich befürchtet hatte, plötzlich zu Anziehungskräften…
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FloraBervoix vor 8 Jahren 20 7
8
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7
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9
Haltbarkeit
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Duft
Panty Dropper Duft...
… ist ein Wort, über welches ich gerne nachdenke. Denn was bitte ist das weibliche (oder männliche) Gegenstück dazu? Short Lifter Duft? Zumindest gefällt mir dieser Ausdruck aufgrund des impliziten Doppelsinns durchaus gut.

Egal, um meine sprachlichen Probleme geht es nicht. Oder irgendwie doch. Denn ich scheine so gar nicht ins Klientel für diesen Duft zu fallen. Doch alles der Reihe nach. Sentifique, Schweizer Label, es geht um senteurs magnifiques, also tolle Düfte. Es geht um rotes Wildleder. Also Wildleder mit Beeren. Es geht um eine relativ klassische Rose, bei der YSL «Paris» ganz deutlich grüssen lässt. Und irgendwie geht es auch um Erotik.

Gerade die Kombination von Leder, Rosen und Erotik ist sonst immer gefährlich. Meine Erfahrung mit Korsagen beschränkt sich auf eine Halloween-Party (meine einzige), bei der ich zwar eine tolle Taille hatte, aber den ganzen Abend nur stehen und nichts essen konnte – und aus diesem Grund auch nur wenig trinken. Und nein, ich muss leider gestehen, dass meine Verkleidung nicht einmal erotisch war, sondern lediglich witzig. Oder nerdig, wie man es nimmt...

Wenn dann noch Adjektive wie «feminin» und «lieblich» bei einem Duft auftauchen, schrillen bei mir die Alarmglocken. Ich mag ja vieles sein, aber alles, was man unter «herzig» subsummieren könnte, zählt nicht dazu. Doch die Alarmglocken hören wieder auf zu schrillen, da Nikita (in der ursprünglichen Filmversion aus 1990) das Vorbild für diesen Duft war. Somit kommen auch Adjektive wie «unerzogen» und «mutig» hinzu. Gut, so ganz bin ich das auch nicht, zumindest nicht extrem, doch immerhin balancieren sie die anderen Eigenschaften aus.

Heraus kommt ein Duft, der eine gewisse «Ihr könnt mich mal» - Attitüde an den Tag legt. Erotik, die mich an die herrliche Selbstironie im Video «Sexy and I know it» von LMFAO denken lässt. Noch mehr ist das Ergebnis ein Duft, der nach einer durchfeierten Nacht und zu viel Red Bull am nächsten Morgen riecht (nicht intelligent, aber doch genial).

Vor allem aber ist es ein Duft, der für alle weiblichen Wesen passt, die gerne auch mal über das Gegenstück zum Begriff «Panty Dropper Duft» sinnieren oder sich sonstigen Eigenheiten hingeben, die zwar nicht vordergründig erotisch oder was auch immer sind, aber zumindest herrlich individuell und authentisch.
7 Antworten
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