FloraBervoix
Top Rezension
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Am Boden der Tatsachen...
…liegt einfach viel zu wenig Glitzer.
Gut, es ist vielleicht nicht originell, einen Kommentar mit so einem Spruch zu beginnen, den man ab und zu auf Postkarten finden kann. Und der ein wenig abgedroschen ist, wie etwa auch «I kiss better than I cook». Aber zwei Dinge kann man nicht verneinen. Manchmal, wenn man ihn liest, muss man zumindest ein bisschen lächeln. Und ja, das ist doch auch wahr! Der Boden der Tatsachen ist manchmal so grauenhaft grau und glitzert viel zu wenig.
Jetzt bin ich kein Typ, der viele Farben braucht. Ich habe keine Lieblingsfarbe, eben da Schwarz leider keine Farbe ist. Soll so sein. Aber an manchen Tagen brauche auch ich ein hübsches Kleid mit Blumen. Oder zumindest Farbe in Parfumform. Und dann bitte auch gefälligst ordentlich, also mit Glitzer.
Das sind die Tage, an welchen man, wenn man mit Freundinnen fortgeht, nicht stilvoll in einer angesagten Location an einem Glas Wein nippt, sondern in einer Strandbar erst quietschige Cocktails geniesst – soll heissen: eigentlich zu süss und von Farben, die knalliger kaum sein könnten, aber einfach Spass machen – und dann die High Heels auszieht, um im Sand zu tanzen. Ungeachtet dessen, dass man noch Blüschen oder Etuikleid trägt.
Das sind Tage, an welchen man als Nischenparfumliebhaberin Monodie braucht. Denn Monodie macht einfach Spass. Er ist spritzig, frisch, fröhlich, fruchtig, lebensbejahend und noch vieles mehr. Und irgendwie auch so ziemlich alles, was nicht so typisch nischig ist. Nicht verkopft, auch nicht super anspruchsvoll. Kein Duft, über den man fachsimpeln kann. Über den man lange Abhandlungen schreiben möchte, sondern einer, der getragen werden will, den man ausführen muss.
Ein Champagner-Fruchtcocktail mit Mirabelle. Ich muss anmerken – ich liebe Mirabellen und das ist eine Note, die meiner Meinung nach viel zu selten verwendet wird. Unbeschwerte Früchte zu Beginn, dann dezente, schöne Blüten, die fröhlich vor sich hin blühen. Noch fern vom Verwelken. Und eine gemütlich-süssliche Basis.
Irgendwie Nische innerhalb der Nische, da gar nicht versucht wird, besonders anspruchsvoll zu sein. Sondern einfach nur den Anspruch, dass es Spass machen soll, zu erfüllen. Natürlich könnte man jetzt noch über den Bezug zur Musik philosophieren. Monodie ist ja eine Musikform. Aber das lasse ich. Wenn es interessiert, giyf.
Lieber wiederhole ich mich: Monodie perlt und glitzert so schön. Und macht Spass – und zeigt mir auch, dass es eigentlich das ist, was ich oft in einem Duft suche. Denn egal, wie schön er ist, wie komplex, wie spannend – nie fühle ich mich so gut, wie wenn ich einfach etwas aufsprühe, das Spass macht und mit dem ich Spass haben kann. Und das alle Tatsachen, welche es auch immer sein mögen, glitzernd erscheinen lässt.