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Maggy4u
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The Summer of Love
Teodor Currentzis zweites Werk des Zyklus, übersetzt mit Sommer, wurde, wie schon die erste Kreation, Air 16 (Frühling), beim Diaghilev Festival in Perm präsentiert. Hierbei dirigierte Maestro Currentzis sein Ensemble musicAeterna. Während des Konzertes wird der aktuelle Duft im Publikum versprüht. Ob die Werke nun auch thematisch zum Duft und dessen Namen jeweils passten ist nicht überliefert.
Teodor hat diese Düfte (Air 16 und Théros) natürlich nicht allein kreiert, sondern mit dem Mastermind hinter der Marke Ys Uzac, Vincent Micotti. Dieser hat seine Ursprünge und auch einen Kern seiner Kreativität u.a. in den "bespoke Perfumes". Das zwei so urgewaltige und kreative Künstler gemeinsam Düfte schaffen, ist der Urknall für die Reihe rund um die Jahreszeiten.
Théros, der Sommer, kommt in einem wunderschönen und in seiner Herstellung wohl einzigartigen dunklen Glasflakon auf dessen Vorderseite durch alchemistische Prozesse, so schreibt Ys Uzac, ein silbernes Logo aufgebracht wurde. Den Flakon ziert tatsächlich nur dieses Logo. Beim näheren Hinsehen erkennt man ein "c" und eine geschwungene Linie. Die Kappe ist so massiv, dass ich beim Öffnen darauf achten musste, sie nicht fallen zu lassen, da man leicht deren Gewicht unterschätzt. Auf der Packung selbst finden sich Verweise zum Diaghilev Festival in Perm aber auch die Signatur von Teodor Currentzis. Hier erkennen wir das stilisierte "c" vom Flakon wieder. Die auf der Vorderseite der Packung aufgebrachte, ägyptisch anmutende, Glyphentafel wiederrum entpuppt sich als eine Mischung aus Griechisch und der Signatur des Maestros. Mit etwas Phantasie steht dort sowohl Théros als auch T. C. (für Teodor Currentzis.). Diese Glyphentafel ist in Gold gehalten und trägt Spuren verwischten Sandes.
Nun aber zum Duft selbst. Théros ist ein Extrait de Parfum, was sich eindrucksvoll bereits beim ersten Aufsprühen zeigt. Fast ölig und bernsteinfarben fliest der Tropfen auf der Haut. Scheint zu viel Dichte zu haben, um wirklich zerstäubt werden zu können.
Théros baut sich um das Thema Sinnlichkeit und Sommer auf. So startet der Duft tatsächlich mit dem Eindruck heißer Steine und Sandes, ozoniger Luft und findet sehr schnell nach 5 Minuten, und etwas Hautwärme, fulminant in seine Stimmung. Nach kurzer Zeit gesellt sich ein warmer Hautakkord hinzu, von sonnegebräunt, sinnlich, zärtlich hin zu streichelnd. Warm. Gefangennehmend. Die Gedanken gehen auf Reise.
Dabei hat alles immer eine Leichtigkeit und Intimität, ohne je auch nur im Ansatz Sinnlichkeit mit Gier oder gar Sex gleichsetzen zu wollen. Sonnengeküsste Haut.
Schließt man die Augen sieht man sich in wunderschöner Begleitung an einem Strand. In den Dünen. Der Wind weht durchs Haar. Der Sand rinnt warm und feinkörnig durch die Finger. Die andere Hand hält die des Menschen neben Dir. Deine Nase an seinem / ihren Nacken.
Akzente von Lipgloss, unparfümiert, schwingen unterschwellig mit und geben allem einen Aspekt von verspielter Jugendlichkeit. Dem Geschmack eines ersten Kusses. Vielleicht an diesem Tag. Oder der letzte im Leben. Egal.
Das enthaltene Oud bringt die sinnlichste und wärmenste Form des edlen Öls, die ich jemals erleben durfte. Kyara Oud. Minimale rauchige Aspekte treffen auf balsamische Glut. Auch hier trifft der Name "Théros" wieder ins Schwarze. Heißt er auf griechisch auch Hitze. Im Rauch erkenne ich immer wieder leicht nussige Aspekte, wie der Duft von gerösteten Pinienkernen. Alles so minimal, dass man es vielleicht gerade mal erahnen kann.
Théros kommt gänzlich ohne Pyramide aus und präsentiert sich als Duft, der einen Moment einfing, um ihn für immer festzuhalten. Diesen Tag am Meer. Im Sommer der Liebe.