12.01.2016 - 12:38 Uhr
Meggi
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Meggi
Top Rezension
28
Ungeschriebene Geschichte
Ein klangvoller Name, ein opulent dekorierter Flakon, ein üppig-einnehmender Duft-Auftakt. Da fliegen direkt die Bilder für eine Geschichte heran. Doch allzu rasch geraten die Gedanken ins Stocken.
Ein fraglos schöner Beginn: Ein Anflug milder Zitrusfrucht, der kaum tautologiefrei beschreibbare Geruch von Fenchel, das ähnliche Anis-Aroma mag ebenfalls beteiligt sein. Eine Spur Tee bilde ich mir ein. Aber alles ein kurzes Gastspiel, alles verfliegt innerhalb von fünfzehn Minuten und macht karamellig-toffeeartiger Immortelle Platz. Zwar gibt der Ingwer – an dem ich ohne Ansage eine Weile herumgeraten hätte – der Sache einen gewissen Frucht-Pfiff, am Schwerpunkt kann dennoch kein Zweifel bestehen. Zum Glück ist die Vanille nur in einer der hinteren Reihen untergebracht. Die Alternative wäre nun definitiv zu viel gewesen.
Das ging mir zu schnell. Immortelle. Hm. Nach einigem Überlegen fühle ich mich an L’Homme Sage von Divine erinnert. Mein letztes Pröbchen davon habe ich erst kürzlich verschenkt, ich konnte ja nicht ahnen, dass ich so bald einen Vergleich damit hätte machen mögen. Die Strohblume ist ex post betrachtet in L’Homme Sage stärker vertreten, als es mir damals, mit gerade mal einem Dreivierteljahr Duft-Erfahrung, klar geworden ist.
Inzwischen fällt das leichter und ich hatte mir von Une Nuit à Doha einfach mehr erwartet. Ich will gar nicht mal groß darauf abstellen, dass meine Assoziationen angesichts des Namens andere sind. Das ist natürlich geschenkt. Ich finde allerdings, Une Nuit à Doha hätte sich nach dem vielversprechenden Auftakt schlichtweg über das Niveau eines geradlinigen Beinahe-Gourmands herausheben dürfen und vor dem Hintergrund des selbstgesteckten Anspruchs auch herausheben müssen. L‘Homme Sage ist da nämlich deutlich diffiziler und abwechslungsreicher. Immerhin sollten wir zugestehen, dass Herr Lucas mit dem vorliegenden Werk preislich nicht derart abartig in die Vollen geht, wie wir es von einigen seiner übrigen Parfüms kennen.
Zum späten Vormittag hin wird der Duft durch die Beigabe von Tabak (und vielleicht einer Idee Rauch?) wieder ein bisschen aus der Gourmand-Ecke gezogen. Das findet indes als Kammerspiel statt, sprich: Außer dem Träger wird es kaum jemand bemerken. Und im Laufe der sechsten Stunde tritt Une Nuit à Doha bereits allmählich den Rückzug an. Das einzig Gute daran ist, dass der Tabak diesem Zurückweichen nicht gänzlich gleichschrittig folgt und sich mithin relativ gesehen etwas hervorhebt. Den süßlich-pastelligen Gesamteindruck vermag das freilich nicht zu beseitigen. Für einen kompletten Charakterschwenk wäre die Zeit ohnehin schon arg weit vorangeschritten. Als letzter Pluspunkt ist zu ergänzen, dass die Vanille stets recht gut gebändigt bleibt. Denn bis zum Ende, ungefähr in der zehnten, elften Stunde, bleibt ein Gegengewicht aus Immortelle und Tabak erhalten.
Fazit: Der Duft ist ordentlich und er ist bestimmt sehr schön für Fans dieser halbgourmandigen Richtung. Ich finde ihn jedoch – und das nicht zuletzt angesichts des immer noch ambitioniert zu nennenden Preises - enttäuschend eindimensional. Ich bin mal gespannt, was andere meinen, die L’Homme Sage präziser im Duft-Gedächtnis haben oder Sables von Annick Goutal besser kennen als ich.
Ich bedanke mich bei MisterE für die Probe.
Ein fraglos schöner Beginn: Ein Anflug milder Zitrusfrucht, der kaum tautologiefrei beschreibbare Geruch von Fenchel, das ähnliche Anis-Aroma mag ebenfalls beteiligt sein. Eine Spur Tee bilde ich mir ein. Aber alles ein kurzes Gastspiel, alles verfliegt innerhalb von fünfzehn Minuten und macht karamellig-toffeeartiger Immortelle Platz. Zwar gibt der Ingwer – an dem ich ohne Ansage eine Weile herumgeraten hätte – der Sache einen gewissen Frucht-Pfiff, am Schwerpunkt kann dennoch kein Zweifel bestehen. Zum Glück ist die Vanille nur in einer der hinteren Reihen untergebracht. Die Alternative wäre nun definitiv zu viel gewesen.
Das ging mir zu schnell. Immortelle. Hm. Nach einigem Überlegen fühle ich mich an L’Homme Sage von Divine erinnert. Mein letztes Pröbchen davon habe ich erst kürzlich verschenkt, ich konnte ja nicht ahnen, dass ich so bald einen Vergleich damit hätte machen mögen. Die Strohblume ist ex post betrachtet in L’Homme Sage stärker vertreten, als es mir damals, mit gerade mal einem Dreivierteljahr Duft-Erfahrung, klar geworden ist.
Inzwischen fällt das leichter und ich hatte mir von Une Nuit à Doha einfach mehr erwartet. Ich will gar nicht mal groß darauf abstellen, dass meine Assoziationen angesichts des Namens andere sind. Das ist natürlich geschenkt. Ich finde allerdings, Une Nuit à Doha hätte sich nach dem vielversprechenden Auftakt schlichtweg über das Niveau eines geradlinigen Beinahe-Gourmands herausheben dürfen und vor dem Hintergrund des selbstgesteckten Anspruchs auch herausheben müssen. L‘Homme Sage ist da nämlich deutlich diffiziler und abwechslungsreicher. Immerhin sollten wir zugestehen, dass Herr Lucas mit dem vorliegenden Werk preislich nicht derart abartig in die Vollen geht, wie wir es von einigen seiner übrigen Parfüms kennen.
Zum späten Vormittag hin wird der Duft durch die Beigabe von Tabak (und vielleicht einer Idee Rauch?) wieder ein bisschen aus der Gourmand-Ecke gezogen. Das findet indes als Kammerspiel statt, sprich: Außer dem Träger wird es kaum jemand bemerken. Und im Laufe der sechsten Stunde tritt Une Nuit à Doha bereits allmählich den Rückzug an. Das einzig Gute daran ist, dass der Tabak diesem Zurückweichen nicht gänzlich gleichschrittig folgt und sich mithin relativ gesehen etwas hervorhebt. Den süßlich-pastelligen Gesamteindruck vermag das freilich nicht zu beseitigen. Für einen kompletten Charakterschwenk wäre die Zeit ohnehin schon arg weit vorangeschritten. Als letzter Pluspunkt ist zu ergänzen, dass die Vanille stets recht gut gebändigt bleibt. Denn bis zum Ende, ungefähr in der zehnten, elften Stunde, bleibt ein Gegengewicht aus Immortelle und Tabak erhalten.
Fazit: Der Duft ist ordentlich und er ist bestimmt sehr schön für Fans dieser halbgourmandigen Richtung. Ich finde ihn jedoch – und das nicht zuletzt angesichts des immer noch ambitioniert zu nennenden Preises - enttäuschend eindimensional. Ich bin mal gespannt, was andere meinen, die L’Homme Sage präziser im Duft-Gedächtnis haben oder Sables von Annick Goutal besser kennen als ich.
Ich bedanke mich bei MisterE für die Probe.
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