16.02.2015 - 14:18 Uhr
Palonera
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Palonera
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33
Betty Blue
Ich war zwanzig, als ich sie traf.
Irgendwann im November, am Ende eines grauen Tages, der kalt war und naß und düster.
"Du wirst sie nicht mögen", hatte er gesagt, "du wirst sie lieben und hassen, du wirst lachen und weinen und in den Spiegel sehen und sie suchen. Du wirst sehen. Lies!"
Und er gab mir das Buch.
Betty Blue.
Zwei Tage und zwei Nächte und noch einen Tag las ich, dazwischen ein paar Stunden Schlaf.
Ich verlor mich zwischen den Buchdeckeln, verlor mich in Betty, an Betty, das Mädchen, das so wild war und so wund und ungestüm, an ihre Wut, ihren Sex und ihre Traurigkeit.
Ich las und lauschte ihrem Lachen, das laut war, so laut, daß man die Tränen nicht spürte.
Betty, Betty Blue.
Süß, bittersüß, harzigsüß, giftigsüß – Stechapfel, Paradiesapfel, Lippen in schwarzem Rot.
So weiß, so schwarz, so tief und traurig, rotzig-trotzig-kindlich-klein.
Nicht sein wie ich, nicht sein wie du – frech, frei auf dem Drahtseil, kein Netz, kein doppelter Boden.
Schaurig, düster, eruptiv.
Obsessiv, destruktiv, verzweifelt banal.
Und so zart, so ernst, so samtigweich.
Lilith, Eva, Aphrodite.
Männeralp, Männertraum.
Begierde, Sehnsucht, Marterpfahl.
Stand by your man – für immer und immer, bis der Tsunami kommt.
Betty Blue.
So sehr Frau, so sehr Weib, so sehr Mädchen.
Zuckende Blitze vor tiefschwarzem Himmel, der Donner kracht – deine Arme hoch erhoben, die Augen weit offen, geflutet vom Regen, lachend, weinend, anschreiend gegen die Angst, die Leere, die Einsamkeit.
Und nackt, so sehr nackt.
Keine Kompromisse, kein "wir werden seh'n".
Es gibt nur Leben oder Tod.
Lange stand ich vor dem Spiegel, sehr lange.
Sie war da, Betty, und doch nicht da.
Sie war nicht ich, sie war nicht du.
Aber sie war – so sehr, so sehr.
Mehr als ein Vierteljahrhundert später traf ich sie wieder.
Betty.
Betty Blue.
Eine weiße Phiole, klein, unscheinbar.
Daim Rouge.
Irgendwann im November, am Ende eines grauen Tages, der kalt war und naß und düster.
"Du wirst sie nicht mögen", hatte er gesagt, "du wirst sie lieben und hassen, du wirst lachen und weinen und in den Spiegel sehen und sie suchen. Du wirst sehen. Lies!"
Und er gab mir das Buch.
Betty Blue.
Zwei Tage und zwei Nächte und noch einen Tag las ich, dazwischen ein paar Stunden Schlaf.
Ich verlor mich zwischen den Buchdeckeln, verlor mich in Betty, an Betty, das Mädchen, das so wild war und so wund und ungestüm, an ihre Wut, ihren Sex und ihre Traurigkeit.
Ich las und lauschte ihrem Lachen, das laut war, so laut, daß man die Tränen nicht spürte.
Betty, Betty Blue.
Süß, bittersüß, harzigsüß, giftigsüß – Stechapfel, Paradiesapfel, Lippen in schwarzem Rot.
So weiß, so schwarz, so tief und traurig, rotzig-trotzig-kindlich-klein.
Nicht sein wie ich, nicht sein wie du – frech, frei auf dem Drahtseil, kein Netz, kein doppelter Boden.
Schaurig, düster, eruptiv.
Obsessiv, destruktiv, verzweifelt banal.
Und so zart, so ernst, so samtigweich.
Lilith, Eva, Aphrodite.
Männeralp, Männertraum.
Begierde, Sehnsucht, Marterpfahl.
Stand by your man – für immer und immer, bis der Tsunami kommt.
Betty Blue.
So sehr Frau, so sehr Weib, so sehr Mädchen.
Zuckende Blitze vor tiefschwarzem Himmel, der Donner kracht – deine Arme hoch erhoben, die Augen weit offen, geflutet vom Regen, lachend, weinend, anschreiend gegen die Angst, die Leere, die Einsamkeit.
Und nackt, so sehr nackt.
Keine Kompromisse, kein "wir werden seh'n".
Es gibt nur Leben oder Tod.
Lange stand ich vor dem Spiegel, sehr lange.
Sie war da, Betty, und doch nicht da.
Sie war nicht ich, sie war nicht du.
Aber sie war – so sehr, so sehr.
Mehr als ein Vierteljahrhundert später traf ich sie wieder.
Betty.
Betty Blue.
Eine weiße Phiole, klein, unscheinbar.
Daim Rouge.
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