Franfan20

Die Küsse einer Meerjungfrau sind fruchtig, frisch, saftig und nass. Wer sich also schon immer gefragt hat, wie sich ein Kuss zwischen Arielle und Eric wohl anfühlt, bekommt hier die Antwort geliefert. Mermaid Kisses ist ein leichter, fruchtiger Sommerduft, welcher mit einem prall gefüllten Korb knackiger und saftiger Früchte die Bühne betritt. Selbst der gekonnte Biss ins weiche Fruchtfleisch kann wohl kaum verhindern, dass der Fruchtnektar die Mundwinkel hinab fließt. Die Früchte lagen ausreichend lange in der Kühlung, denn ihr Geschmack ist absolut erfrischend. Der Duft bleibt über den gesamten Verlauf meiner Wahrnehmung unverändert. Doch bereits nach wenigen Stunden, rieche ich ihn nicht mehr. Um mich vollends zu begeistern, müsste der Geruch länger anhalten. Wenngleich dies nicht das Ziel Shay & Blue Lite-Serie ist, zeigt ein anderer Vertreter da deutlich mehr Durchhaltevermögen. Die hypnotische Aura einer Sirene kommt also nicht bloß von ihrem Gesang, auch der Geschmack ist entscheidend. Arielles Kuss ist wie ein Fruchtsorbet. So hätte Anna Suis Fantasia Mermaid sein müssen, um dem Flakon gerecht zu werden.

Dieses Jahr hat Miller Harris mit farblich schön gestalteten Flakons und ansprechenden Duftbeschreibungen mein Interesse auf sich gezogen. Ein klarer Kaufkandidat, allein schon wegen des Namens, war Secret Gardenia. Ich habe schon länger keinen Duft mehr gerochen und besessen, der als expliziter Gardenienduft beworben wird, deshalb musste ich diesen umgehend probieren. Und es ist ein sehr schöner Blumenduft geworden. Er beginnt mit einer vitalisierenden Frische, welche angenehm wässrig und grün ist, regelrecht saftig. Soeben erst kondensierter Tau benetzt die Blüten und Blätter der Pflanze. Ein ätherisches Fruchtaroma liegt in der Luft. Dann entfaltet sich ein sattes Blumenbouquet welches, trotz seiner Fülle, angenehm gemäßigte Töne von sich gibt. Stark duftende weiße Blüten, gezähmt durch cremiges Unterholz. Ich empfinde Secret Gardenia daher als sehr elegant, bestens geeignet für Frühling und Sommer. Das leuchtende Weiß des Flakons gibt gekonnt die Farbe der Gardenienblüte wieder und passt sehr gut zu dem Duft. Ich habe einige Farbtöne aus dieser Palette gekauft und finde erfreulicherweise jeden gut. Secret Gardenia entpuppte sich als mein klarer Favorit. Sollte das Farbenspiel der Marke fortgeführt werden, habe ich vermutlich bald einen ganzen Farbkasten von Miller Harris im Schrank.

In einer der wohl größten Wohngemeinschaften der Welt herrscht kontinuierlich ein reges Treiben. Wäre doch nur noch ein Zimmer frei… Wir besuchen ein weiteres Mal Barry B. Benson und begleiten ihn auf seinem Ausflug zum Sammeln von Nektar und Pollen. An einem warmen, sonnigen Tag kommen die vielfältigen Aromen der Blumenwiese bestens zur Geltung und wie immer fällt es Barry schwer sich zu entscheiden, welche Blume er zuerst anfliegen möchte. Doch da er jede Sekunde seines Lebens dieser Aufgabe widmet, macht es letztlich keinen Unterschied, wo er seinen Arbeitstag beginnt. Bis zum Sonnenuntergang hat er seinen Rundflug beendet und allen Blüten einen Besuch abgestattet. Nun zieht er sich zurück und wartet auf den nächsten Tag.

Bee entführt uns in das Innenleben des Bienenstocks und zeigt die bedingungslose Hingabe der Masse für die Einzelne, welche letztlich das Überleben der Gemeinschaft sicherstellt. Das raumfüllende Aroma einer wahrhaftigen Heimat. Ein Aroma so süß und warm, dass es lange haften bleibt. Ein Aroma so dicht und kompakt, dass es im Gedächtnis bleibt. Eine Mischung aus Nektar und Bienenwachs, leicht aromatisiert. Die untergeordnete Rolle der Blüten besiegelt das Erfolgsrezept. Zähflüssiger, goldener Honig, der aus den Waben des Bienenstocks tropft und uns einfängt in einem Meer aus köstlichem Bienensaft. Das Summen eines Volkes mit unermüdlichem Arbeitswillen. Die Königin dabei stets bemüht mit ihrer Königinnensubstanz eine ausgeglichene Atmosphäre beizubehalten. Der Duft glänzt durch eine gekonnte Kombination aus Duftstoffen, die das Hauptaugenmerk auf dem Honig belassen, deutlich wahrzunehmen ohne zu süß zu sein. Bienenwachs und Blüten fügen sich um ihn herum und komplettieren seine Aura, ohne ihm den Rang abzulaufen. Das Ergebnis ist schlichtweg delikat. Bereits nachdem die erste Biene um meine Nase geflogen war stand fest, dass in meinem Zoo kein Weg an Bee vorbei führt.

In Squid bündelt sich die Vielfältigkeit der Farbe Blau, vom hellen Lichtblau bis zum dunklen Ultramarinblau. Ein Sprühstoß und das Meer kommt näher. Ein Tauchgang in die bodenlosen Tiefen des Ozeans. Das salzige Aroma der frischen Meeresluft ist bereits wahrzunehmen, bevor man die Küste erreicht hat. Flüchtige Rauchschwaden durchziehen die Meeresbrise, während man die Tauchausrüstung anlegt und sich auf den Sprung ins Wasser vorbereitet. Das Rauschen der Wellen suggeriert eine unruhige Spannung auf der Wasseroberfläche. Sprudelnde Gischt umspielt den Körper beim Eintauchen ins Meer. Nahezu lautlos treibt er in der geheimnisvollen Welt umher, nicht wissend, dass bereits einige Tentakel nach ihm ausgestreckt sind.

Der Duft vereint marine Elemente mit einer würzigen Süße, die ihn tief und unergründlich erscheinen lässt. Es riecht nach Meeresluft, Meerwasser und nassem Sand. Ich sehe klares, blaues Wasser in all seinen farblichen Abstufungen. Der Duft passt bildlich sowohl zu mäßigem als auch kaltem Klima am Strand. Die Süße macht ihn gefällig und anziehend. Am Tag ist das Meer lichtdurchflutet und in der Nacht liegt es unter einem mystischen Schleier. Nur dann wagen sie sich an die Oberfläche, die Tintenfische. Dieser klassisch ozeanische Geruch ist kein Unbekannter, denn er kommt in vielen Vertretern dieser Duftfamilie vor, in Squid sprudelt er deutlich vor sich hin. Es war sehr geschickt für den diesen Duft nicht die offensichtlichste Wahl, den Pottwal selbst, zu nehmen, sondern sein Mahl, den Tintenfisch, ohne den es keine Ambra gäbe. Ebenfalls geschickt, die Süße als Tintenfischtinte zu verpacken. Ein diffuses Schwarz, Tintenkleckse im Meer, die sich ebenso schnell auflösen wie sie sich gebildet haben. Eine fast verstörende Atmosphäre zwischen melancholischem Walgesang und vergeblichem Todeskampf des Tintenfisches. Unendlich weit, wie das Meer.

Helen ist entgegen ihrer Beschreibung in meinen Augen eine recht umgängliche Person und weiss sich zu benehmen. Sie ist eine Dame von Welt mit guten Manieren, Stil und Verstand. Und Letzteres könnte als das Trügerische an ihrer Person angesehen werden. Sie ist nicht recht zu durchschauen, nutzt womöglich sogar ihren Charme und ihre Anmut als gezieltes Mittel zur Verführung und Manipulation. So bekommt sie, was sie will und behält die Oberhand. Doch es muss sie nicht zwingend zu einem schlechten Menschen machen. Mitunter verhält sie sich im Kreis ihrer Freunde und Familie etwas bodenständiger. Ein kluges und farbenprächtiges Tier wie der Kakadu wird selten mit tatsächlich schlechten Attributen versehen. Sie liebt das Abenteuer, testet ihren Einfluss aus, aber herzlos passt für mich nicht wirklich. Das klingt zu brachial und wird auch der Schönheit der Tuberose nicht gerecht. Ich würde sie eher als unnahbar bezeichnen.

Ich rieche einen Duft von Tuberose, der mir gut bekannt ist und den ich gerne mag, da er mit seinem Spiel aus Süße, Blumigkeit, Wärme und Opulenz besticht. Hin und wieder erfrischt ein kleiner Hauch Zitrusschale den durchaus üppigen Schleier, den man sich aufträgt. Aber ich mag genau diese Art der Wirkung von Tuberose. Nicht ausufernd, aber prägnant. Reich an Aroma und durchgehend blumig. Er geht so ein bisschen in Richtung Narcotic Venus und White Tubereuse (Eau de Toilette). Angenehm, lange wahrnehmbar und multifunktional einsetzbar. Der erste Duft, der mir aus dem exzentrischen Adelsstand der Penhaligon's-Familie wirklich zusagt.