FrauLohse

FrauLohse

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61 - 65 von 68
FrauLohse vor 6 Jahren 35 5
8
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
8.5
Duft
Adagietto
Adagietto oder auch:
"Wer hat sich eigentlich ausgedacht, dass wir im Leben immer weiterkommen müssen? Ich würd einfach gerne mal ankommen."

Was mich an Chanel immer schon fasziniert hat, ist die leichte Sprödheit, die alle Düfte irgendwie einen. Sie beinhalten oft einen Gegensatz, den ich nicht genau aufzeigen kann. Coco Noir fällt hier aus dem Rahmen. Coco Noir ist nämlich eine Schmeichlerin.
Lange Zeit habe ich einen großen Bogen um den Duft gemacht, weil „Noir“ für mich andere Bilder bereithält. Die Coco als solches war mir bisher zu viel und da nochmal ne Schüppe druff. Oh nö. Bis ich hier las, wie groß die Enttäuschung war über Coco Noir. Erst da traute ich mich an die Schwarze heran.

Direkt der erste Sprühstoß brachte gleich etwas in mir zum Schwingen.
Ein guter Duft misst sich für mich nicht daran, wie toll er gemacht ist, mit welchen besonderen Zutaten er erschaffen wurde, sondern daran, ob ich ein Gefühl für ihn entwickle oder eben nicht.
Ich atmete ein und ließ mich direkt in den Duft fallen.
Er startet mit Getöse. Ähnlich einem Türengeklapper und großem Hallo, wenn man nach einer Reise wieder nach Hause kommt. Und genau das setzt augenblicklich ein. Ein „nach Hause kommen“. Der Duft dimmt sich ab, fährt immer weiter runter. Ein Aufatmen, ein Fallenlassen. Endlich, Schuhe aus, raus aus den Klamotten, Kerzenlicht, Musik, Badewanne, lange Gespräche am Abend gemütlich auf der Couch. Genauso fühlt sich der Duft für mich an. Friedvoll. Erfüllend. Wonnig.

Wie riecht er denn nun?
Ein bisschen staubig nehme ich ihn wahr, nicht ganz so klar gezeichnet, die Eindrücke verschwimmen, er ist fruchtig, ohne die übliche Herbe der Chanels, doch findet sich auch keine Mädchenfrucht, ein Hauch Mademoiselle, er ist patchoulig, auf nicht erdige Art, dunkelrosig, ohne Seife, vielleicht einen Tick rauchig anfangs, er ist pudrig, zart umschwebt von einer Ahnung Vanille, nach hinten erhellend.
Alles schön runter gedimmt, sehr dezent. Nichts erschlägt. Nichts ist dreckig. Der Duft hält sich mehr im Hintergrund auf. Gerade seine „leisen Töne“ gefallen mir ausnehmend gut. Man könnte ihn jetzt böse auf einen Fruitchouly runterbrechen, wird damit aber dem Duft nicht gerecht.
Er hält, entgegen der Meinungen hier, sehr lange. Am nächsten Tag nehme ich ihn immer noch auf den Textilien wahr und auch Fremde bestätigen, dass der Duft nach Stunden zwar dezent, aber präsent ist.
Nutzbar als Tages- und Abendduft. Aufbauen kann man mit ihm auch, so dass man Coco Noir am Tage trägt und z.B. Mademoiselle am Abend auflegt, ohne, dass sich die Nuancen der Düfte aneinander stören.
Coco Noir verändert sich im Tragen auch nicht groß, aber das ist für mich auch der Schönste der Düfte, der seinen Kopf ins Herz hineinzieht und dort verweilt, bis er ausklingt.

Für mich ist Coco Noir ein bisschen wie das Adagietto in Mahlers 5.
Das Adagietto, wage ich zu behaupten, erschließt sich erst wirklich in seiner ganzen Schönheit im Kontext der kompletten Sinfonie. Zwar kennt jeder das Adagietto und findet es schön, aber wie zart und sensibel es ist, wird einem erst klar, wenn man jede Minute der 5. genossen hat.
Ich weiß noch, wie es war, als ich die 5. Sinfonie das erste Mal gehört hatte. Mein Herz verwandelte sich in einen Kolibri, es flimmerte und wimmerte, es vibrierte, und all die Emotionen, die sich unweigerlich mehr und mehr aufbauten, verschafften sich beim Adagietto Erleichterung. Oder anders, ich musste heulen.
So sehr hat mich das Zusammenspiel all dieser Töne berührt und ich fand das Adagietto da nicht mehr schön, sondern so vollkommen und ergeben, dass mein Herz einfach überfloss.

Und so mag Noir vielleicht der falsche Name für diesen Duft sein, weil er in uns allen eine andere Assoziation hervorruft, den Einen enttäuscht, den Anderen nicht erreicht dadurch, aber er erschließt sich mir im Kontext. Er ist das Adagietto in Coco. Eine wahrhaftige Liebeserklärung. Ein Ruhepunkt.

Die Reihe Coco ist möglicherweise vollendet.
Das Mädchen Coco, die Frau Coco, mit Coco Noir scheint sie nun angekommen.
Obwohl, sofern Noir nicht schon die Altersmilde mit einschließt, könnte man ja noch auf Coco Teil 4 hoffen.



5 Antworten
FrauLohse vor 6 Jahren 17 9
5
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
Ein Herz voller Nostalgie
Ich muss schon staunen, wenn ich hier die Kommentare zu dem Duft lese. Denn Samsara spiegelt für mich meine Persönlichkeit. Und keine der Beschreibungen würde zu mir passen.

Ich besitze eine sehr alte Miniatur, erst völlig vernachlässigt und jetzt in homöopathischen Dosen nutzend, immer mit Blick beim Trödler oder beim großen E, günstig einen Vintage zu ergattern. Obwohl ich Düfte aus dieser Zeit eigentlich nicht besonders schätze oder generell mein Herz an Vintages verschenkt hätte.

Fast schon grob poltert Samsara bei mir zur Tür hinein, sie ist frisch, lacht laut und nimmt den Raum ganz für sich ein. Sie erzählt frech von der Leber weg, ein Wirbelwind. Ziemlich selbstbewusst und "ist mir doch egal" die Gute. Sagt dir ungeniert auf den Kopf zu, was sie von dir denkt. Im Laufe der Zeit wird sie ruhiger, zeigt Spuren von Tiefe, ein bißchen mit Lebenserfahrung gewürzt. Wird weicher, weiblicher, sanfter. Erst nach einer Weile sehe ich sie so, wie sie wirklich ist. Eine Romantikerin mit der Sehnsucht nach alten Zeiten. Anschmiegsam und schnurrend liegt sie nun in meinem Arm, den Kopf voller Träume und großer Pläne.

Samsara will für mich nicht zum Erscheinungsjahr passen. Es ist keiner dieser lauten, würzigen Düfte aus dieser Zeit. Die Würze hier ist mild, gibt dem Duft ein bisschen mehr an Tiefe. Es blümelt auch nicht opulent, sondern wird zu einem wunderschönen Pudertraum.
Einen, den schon meine Oma in ihren 20/30ern hätte tragen können. Hier entwickelt sich Nostalgie ohne altbacken zu werden.

Ich nähe und trage mit Vorliebe Vintagekleider und dazu passt mir der Duft hervorragend. Einer, der wenigen Düfte, den ich tatsächlich als Parfum begreife und betiteln möchte. Die einzelnen Zutaten ineinander greifend, ein Bild ergebend.

Samsara erinnert mich an mich. Eine frische Göre mit großer Schnauze, im Alter nicht einschätzbar, mit einem butterweichen Kern und dem Herzen voller Nostalgie.

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28.10.
Samsara in neuer Version oder auch "Früher war mehr Lametta"

Mittelweile testete ich auch die aktuelle Version und ich kann verstehen, dass man ihr nicht viel abgewinnen kann, wenn man die Vintageversion kennt. Bis zu einem gewissen Punkt hätte ich sie nicht mal als gleichen Duft begriffen.

Diese Samsara ist auch frisch, aber nicht mehr grob polternd. Der Einstieg ist rund, sehr zitronig, eine gefühlte weiße Zitrone. Das finde ich in Ordnung. So mancher Vintagekopf ist für mich schwierig, wenngleich ich Samsara den verzeihe.
Aber sie quatscht plötzlich anders daher. Bis zur Grenze der Anstrengung. Da kommt keine Tiefe, keine Lebenserfahrung. Auf gut deutsch, sie ist sauber, sauber, sauber, fast schon ins stechend Seifige. Trotzdem enttäuscht Guerlain nicht, man merkt auch da schon, dass da noch was kommt. Leider schlief ich ein.
Am nächsten Morgen dann, ich gehe meinen morgendlichen Tätigkeiten nach und plötzlich denk ich mir: "Ach, was ist das denn Schönes? Irgendwie so vertraut." Samsara hatte ich da schon längst vergessen. Und doch erkannt. In der Basis merkt man endlich, wer sie ist. Sie scheint sich lange geziert zu haben. Die Seifenoper endlich abgelegt. Das ist schön und zeigt, der Grundgedanke des Duftes ist erhalten geblieben.

Jetzt gehöre ich ja nicht zur "Früher war mehr Lametta" Fraktion. Aber verdammt. Früher war mehr Lametta.
Dieser wunderbare Sandelschmelz, dem ein nicht zu süßes Vanillepuder zur Seite gestellt war, der hat mich so gefangen genommen. Davon ist in der Tat nicht sehr viel übrig.
Trotzdem ist auch die neue Samsara ein Guerlain. Ein sauberer, runder Duft, den man für sich sehen muss. Immer noch etwas Nostalgie, nicht mehr ganz so verträumt und vor allem weiß.
Ich mag sauber und werde ihr auch ein zu Hause geben. Aber liebe Samsara, dein früheres Ich ist mir näher. Sei mir nicht böse.
9 Antworten
FrauLohse vor 7 Jahren 39 12
8
Sillage
9
Haltbarkeit
9.5
Duft
Heimweh nach einem unbekannten Ort
Ich verneige mich vor dieser Schönheit.
Baue ihr einen Thron auf meinem weißen Chippendale Dufttischchen.
Ach was red ich, hinfort mit euch anderen, ihr brachialer, vulgärer Pöbel.

Vor Parfumo dachte ich, ich mag keine Rose. Ich dachte auch, ich mag kein Patchouli. Haste so gedacht.
Als alte Gothic-Tante, ok ich bin schon so alt, dass es damals noch Gruftie hieß, fandest du deine Spelunke ja immer der Nase nach und ich hasste den Patchouli Geruch so abgrundtief, dass sich das bis ins Heute verankert hatte. Dass ich mit beiden Noten sehr gut kann, weiß ich erst seit diesem Jahr. Hier mein Dank an euch.

Müsste ich diesen Duft als Person begreifen, würde ich Arwen mit ihrem Abendstern aus dem Herrn der Ringe wählen. Eine zerbrechliche Anmut, mit tiefem Wissen, ergreifenden Gefühlen, dunklem Schleier, schwebend, nicht von dieser Welt, glasklar und rein, hellerleuchtet mit mystischer Tiefe.
„Endlich versteh ich, warum wir gewartet haben. Dies ist das Ende. Nun wird nicht nur der Tag geliebt werden, sondern auch die Nacht wird schön und gesegnet sein, und alle ihre Ängste vergehen.“

Die Pyramide ist eine Pyramide und der Duft ist eine Rose.
Alle Zutaten scheinen dazu gemacht, der Rose beim Wachsen zu helfen. Leder schützt sie, Patchouli erdet sie, Iris erleuchtet sie, Früchte (riech ich da eine zimtangehauchte Feige? Hat sie Feige gesagt. Ich lege mich fest, es ist Feige. Vielleicht.) geben ihr tiefe Saftigkeit, Hölzer tragen sie und der Kakao ist der samtene Flor der Blütenblätter. Du siehst sie im Mondlicht erblühen und ihre Knospe öffnet sich in Zeitlupe und mit jedem Blütenblatt, zieht sie dich mehr und mehr in ihren Bann.
Dieser Duft macht keine Gefangenen, er macht Sklaven. Er will nicht verführen, trotzdem bist du verführt.
Er ist nicht laut, nicht vulgär, nicht schreiend, nicht raumgreifend. Er ist edel, stolz und mit sich selbst allein zufrieden. Ein Lederduft, der nicht damit hausieren geht, ein Patchouli, ganz betörend friedlich und warm.
Ein zartes Ding mit erstaunlicher Anwesenheit.
Er führt dich an einen Ort, den du nie zuvor kanntest und nachdem du dennoch immer Sehnsucht hattest.

So, lieber Kilian, so geht Liebe.
Die echte, die wahre Liebe, die, die nicht verlangt und für die du trotzdem bereit bist, alles zu geben.


12 Antworten
FrauLohse vor 7 Jahren 48 12
10
Flakon
10
Sillage
10
Haltbarkeit
9.5
Duft
Träumer lassen sich nicht zähmen (Coehlo)
Dieser Kommentar kann Spuren von Kitsch enthalten. Ein Abgesang.

Eines Tages im Jahre 2006 stand ich auf und ging in die Küche. Der Hutmacher wartete schon auf mich, guckte mich traurig an und sagte: „Ach Frau Lohse, du bist nicht meine Frau Lohse. Früher warst du mehr…mehrer…du hast dein Mehrsein verloren.“ Und ich spürte, er hatte Recht. Ich dachte vor dem Frühstück nicht mehr schon an sechs unmögliche Dinge.

In diesem Jahr traf ich Lolita. Ich weiß gar nicht mehr, wie wir zueinander fanden. Vermutlich war es beim Türkisen ihr hübsches Antlitz. Soll heißen, ich fand den Flakon wahrscheinlich einfach rattenscharf. Ich ließ mich besprühen (dem Wahnsinn nah, immer das volle Risiko Haut) und mir war, als hätte mir jemand mein Mehrsein wieder gegeben. Meine leere Stelle, die unaufhörlich schrie, war plötzlich ganz still.

Das hört sich dramatisch an. Und ist es auch. Jeder, der schon mal in einer Beziehung war, in der er selbst immer weniger wurde, die eigenen Gefühle nicht mehr spürend, weiß genau, wovon ich spreche.

Lolita und ich, wir wurden eins. Wir gehörten zusammen wie Katze und Karton, der eine nie ohne den anderen, da passte kein Blatt zwischen. Sie trug mich, bis ich sie trug. Ob Sommer oder Winter, morgens oder abends. Ich wollte nie wieder einen anderen Duft. Wir beide, wir machten einen großen Umbruch durch.
Wir lachten, wir weinten, wir suchten, wir fanden, wir feierten, wir diskutierten, wir verführten, wir litten. Und wir liebten. Wir waren immer zusammen. Wenn ich irgendwo einen Schal liegen ließ, wusste jeder sofort, das ist meiner. Der Duft war ich, ich war der Duft.
Auf keinen Duft wurde ich häufiger angesprochen, ich wurde verfolgt, verkomplimentet, ständig nach dem Parfum gefragt. Und erstaunlicherweise roch jeder was anderes in dem Duft.

Wer in Lolita lediglich Jahrmarkt gerochen hat, hat Lolitas Wesen nicht verstanden. Marketingkonzept und Duft sind hier wirklich mit Liebe zum Detail abgestimmt.
Lolita war ein sonniges Wesen, eine fröhliche, trockene, brausige Natur, die tiefe Sonne, sie war das Augenzwinkern, der Flirt auf der Straße, Verlockung ohne Versprechen, sie war Sommer, trockener Sand und gleichzeitig Oase, heißer Wind, klares Wasser, das Zimt-Salz auf der Haut, mit betörender Süße, die dich immer tiefer in ihren Bann zog. Sie war für mich das Wahre „La vie est belle“.

Als Lolita dann vom Markt genommen wurde, war mir, als würde man mir meinen rechten Arm abhacken. Auch heute gibt es noch Restflakons, aber: Das Problem mit Lolita, sie nimmt es dir übel, wenn du sie warten lässt. Sie wird vor Wut ganz gelb-bräunlich. Und ja, sie ändert dann auch ihr Wesen. Mit der Verfärbung fängt es an, sie verliert das Sonnige. Eben doch eine echte Sirene. Dann dauert es nicht mehr lang bis die Kopfnote nur noch sticht. Klar kann man sagen, Herz und Basis sind ja immer noch da und intakt, aber es ist nicht mehr meine Lolita. Dann hat sie ihr Mehrsein verloren. Dann ist sie tatsächlich nur noch Zuckerwatte und gebrannte Mandel.

Beim Lesen hier könnte man oft annehmen, die Kopfnote eines Duftes verpufft nach einer kurzen Zeit, aber das ist ja Quatsch. Der Kopf zieht sich bei mir tief ins Herz hinein, wenngleich auch schwächer, aber immer noch vorhanden. Und ohne den Kopf funktioniert Lolita nicht. Insofern habe ich Abstand genommen, Bestände aufzukaufen und Lolita fortan in jedem anderen Gesicht gesucht. Die Türkisen trieben mich immer weiter mit netter Beratung in die Gourmand Abteilung, wovon meine Sammlung Zeuge ist und ja, das war auch alles ganz nett, aber Lolita war eben nicht essbar. Deshalb trifft auch Tendre Madeleine, die gerne als Zwilling angegeben wird, nicht den Punkt. Punkt.

Mittlerweile habe ich Abschied genommen, die Trauer ist verklungen. Ich kann andere Düfte wieder annehmen und anerkennen, als eigenes Wesen. Vergleiche nicht mehr. Vielleicht steht mir nun der Weg offen, für eine neue wahre Duftliebe.
Ich bin dankbar für jede Minute mit Lolita und freue mich über die Romantikerin in Frau Lempicka, die diesen Duft für Träumer kreiert hat, die sich eben doch nicht zähmen lassen, deren Herz frei schlagen will, die nicht eingefangen werden wollen, in einem goldenen Käfig sitzend. Die wild, frech und wunderbar sind. Die Abenteuer erleben, ins Uferlose treiben, das Unmögliche möglich machen wollen und ihre Gefühle leben.

Vermutlich wäre ich Lolita heute entwachsen, vielleicht würde mich der originale Duft (nicht der gekippte, im Haus befindliche) in den Wahnsinn treiben, weil mir dann vielleicht einfällt, dass Lolita und ich auch viel ins Kissen geweint haben, weil wir nicht wussten, wie wir mit manchen Dingen umgehen sollten, vielleicht würde ich dann auch wieder an DICH denken. Vielleicht würde mir dann das Herz schwer werden. Ich weiß es nicht.

Danke Lolita, dass du mir mein Mehrsein wiedergegeben hast.
Der Hutmacher steht übrigens gerade neben mir und lacht aus vollem Herzen.
„Du bist es, du bist es wirklich. Meine Frau Lohse!“
12 Antworten
FrauLohse vor 7 Jahren 14 7
7
Flakon
5
Sillage
5
Haltbarkeit
7.5
Duft
Der geliehene Ledermantel
Weißt du noch, wie es früher war, als du die Klamotten deiner Mutter angezogen hast? In ihrem Kleiderschrank gewühlt und alles durchprobiert hast? Wie erwachsen und anmutig du dich in ihrer Festtagsrobe gefühlt hast? Ihren wunderbar, weichen Ledermantel probiert hast, an dem noch eine Ahnung des sündhaft teuren Parfum hing, dass sie immer nur dann trug, wenn sie groß ausging?
Genauso fühle ich mich mit dem Duft. Wie damals, aber endlich, endlich in den Ledermantel und Duft hineingewachsen.

Der Ledermantel ist alt, er hat Charakter und ist butterweich. Pudrig blumiges Parfum hängt an ihm, dezent, edel, weiblich, ausgehfein, aber doch zurückhaltend, von einem Vanillehauch zärtlich umärmelt.
Die Zutaten sind hier alle so dicht verwoben, dass man gar nicht sagen kann, der Duft fängt mit xy an und hört mit xy auf. Ich mag das ja, wenn man alles direkt übersichtlich präsentiert bekommt, was der Laden so hergibt. Die Kopfnote ist intensiv, das Wort würzig hat mir zu viel Gewicht. Patchouli nehme ich nicht markant wahr, der ist anderswo beschäftigt und trägt vermutlich die Verantwortung. Wenn man denn eine Note besonders hervorheben möchte, dürfte das Veilchen wohl der Anführer der blumigen Bande sein.

Während mein Lederduft "Rogue" mit einem auf Krawall gebürstetem Leder ausgestattet ist und "Bitter Sweet" eine Stunde lang rumpfeffert, bevor es niedlich wird, habe ich hier eine tägliche Alternative aus weiblicher Anmut, dezenter Zurückhaltung und Bürochic vorgefunden. Vereint in einem anschmiegsamen Leder. Rot ist das übrigens nicht, vielleicht offwhite oder taupe.

Einzig Haltbarkeit und Sillage würde ich wohl bemängeln wollen, denn der Duft fällt mir zu schnell in sich zusammen und ist nur noch eine Erinnerung an sich selbst. Eben so wie ein Duft in einer Lederjacke hängt, anfangs wahnsinnig gut greifbar, weil es nicht dein Duft ist und hinterher ist der Hauch so nah, dass du ihn nicht mehr wirklich wahrnimmst. Ansonsten hätte der super gute Chancen, mein alltäglicher Begleiter zu werden. Er darf aber durchaus nochmal antreten zum Test. :-)
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