Freiherr

Bois de Copaïba ist ein Knaller, da gebe ich Herrn Apicius absolut Recht. Ein Duft der sehr ausdrucksstark polarisiert und ziemlich laut ist. Passt hervorragend für mich in die Zeit der mafiösen dreißiger und vierziger Jahre. Dunkle Maßanzüge mit Kreidestreifen, Full Brogue Spectators und Geigenkoffer. Edel? Ja und Nein. Ausstrahlung und Präsenz? Absolut.
Hammerhart und definitiv nicht für den normalen (Büro)Alltag geeignet. Also Vorsicht, sonst macht man Ihnen noch ein Angebot, das Sie nicht ablehnen können.

Edit: Nach inzwischen zwei weiteren Trageversuchen nehme ich die Schuhcremeassoziation nur noch anfänglich wahr, nach einigen Minuten wirkt der Duft auf mich nur noch geringfügig so und macht einem kräftigen würzig-holzigen Ausdruck Platz - toll, eindeutig kein Fehkauf und eine ebenso eindeutige Empfehlung an alle Herren, die es kräftiger mögen - mutige Damen könnten auch zugreifen, sehr mutige Damen allerdings.

Ein Duft der den Helden von Trafalgar um Lord Nelson gewidmet ist? Muß ja nach Meerwasser und Kanonenrauch riechen, hm? Nee, riecht es nicht. Vielmehr wirkt die zitrische Mandarine im Autakt alles andere als männlich heroisch, sondern eher ziemlich feminin - und der Gedanke an die seinerzeit üblichen schicken Perücken drängt sich mir auf. Diese feminine Seite paßt nun aber so gar nicht zu meinem Bild und zu meinen Erwartungen an einen heldenhaften Duft. Glücklicherweise bleibt dieser Eindruck auch nicht allzu lange und der Duft verändert sich hin zu einer vanilleartigen Note ohne den zitrischen Aspekt gänzlich zu verlieren. Gefällt mir jetzt schon besser und ich fühle mich ein Stück weit schon viel erhabener, fast schon heroischer und kann in mir inzwischen die gewünschte Assoziation des heroischen englischen Gentlemans wecken - sophistiziertes und elegantes Understatement. Vor allem dann, wenn noch der würzig-samtig holzige Akkord hinzutritt und langanhaltend wahrnehmbar bleibt.
Ich fühle mich ein klein wenig wie Nelson auf dem Vordeck und habe mir vorgenommen, unbedingt mal auf einem großen Segelschiff mitzufahren... in die Wanten und setzt die Segel, Männer!
England expects that every man will do his Duty! Aye, Sir!

Incense extrême war ein weiterer Tipp eines Weihrauchfetischisten den ich unbedingt ausprobieren wollte, ja mußte.
Fast ausnahmlos ist nirgendwo sonst Weihrauch trockener, harziger und "extremer" als hier. Höchstens noch (entfernt) vergleichbar mit Goutals Encens Flamboyant, aber anders, ganz anders.
Die gummiartige Note habe ich hingegen nicht in dieser Intensität wahrgenommen oder mit diesem Duft eine andere Assoziation verbunden... ein wenig gummiartig bzw. leicht verkohlt riecht´s aber dann doch... wie dem auch sei.
Andy Tauer langt hier ordentlich polarisierend hin! Ähnlich wie bei Knize Ten kann ich mir kein "geht so" vorstellen - entweder man mag, ja liebt diesen außergwöhnlichen Duft geradezu oder man verabscheut ihn.
Ich liebe diesen Duft, aber bitte nicht jeden Tag.
Wieder einer dieser Düfte, der zur Tagesform (!) und zum Outfit (!) passen muß. In jedem Falle jedoch ein bemerkenswert guter auf den man mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit angesprochen wird - je nach Dosierung eher mehr oder weniger wohlmeinend.

Mit Rosendürften habe ich ein Problem, erinnern sie mich doch zu sehr an bridgespielende alte Damen beim Kaffeeklatsch. Aber genug der Vorveruteilungen!
Caracenis Rosenduft atmet Weihrauch und wirkt dadurch floral herb. Black Tie ist hier anders, zwar auch rosig-floral von Anfang an bis zum letzten Klavierschlußakkord - untermalt mit einem zartholzig-rauchigen Hauch, aber irgendwie fühlbar eleganter und zurückhaltender - absolut elegant und absolut kein Duft für den Alltag. Leider!
Black Tie ist zum Versprühen eigentlich schon zu schade und bedarf unbedingt der passenden Gelegenheit und der passenden Stimmung incl. der passenden Kleidung. Feiner Zwirn ist obligat! Alles andere wäre blasphemischer Frevel...

The Different Company... soso. Salz, Vetiver? Muß ich mal probieren dachte ich mir auf dem Weg zur Kasse... bitte? Wie viel? Bei dem Preis muß das ja der Hammer sein und ich machte mich etwas verärgert gespannt auf den Heimweg.
Am nächsten Tag dann gleich der erste Test. Aufsprühen und riechen... naja, nicht schlecht... mal sehen... och ja, kein Fehlkauf... jaja, klasse... ich wußte doch, daß ich Geschmack habe - defintiv kein Fehlkauf.
Der zitrische Auftakt wirkt gewöhnlich, bleibt aber nur recht kurz und macht danach einer interessanten würzigen, nicht allgegenwärtigen frischen Salzigkeit Platz, die sich immer mal wieder hebt und senkt - kommt und geht und dabei irgendwie erotisierend wirkt oder täusche ich mich da?
Wahnsinn, ich bin versucht, mir dieses Salz vom Hals zu lecken - und bei einer Frau mir gegenüber würde ich das vielleicht sogar tun. Diese schallende Ohrfeige wäre es mir wert... :-)
Aber Pfui! Sowas macht man(n) doch nicht.