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Winston Churchill im Flakon

Die Kopfnote aus Bergamotte, Limette und Grapefruit öffnet sich wie ein frischer Morgen über einem englischen Garten, während das Herz aus Rosmarin, Lavendel und Kräutern an ein altes Studierzimmer voller Bücher erinnert. Zeder, Weihrauch und Patchouli in der Basis verleihen Wärme, Tiefe und eine dezente, souveräne Präsenz.
Dieser Duft wirkt zurückhaltend, aber nicht unbemerkt – wie ein Gentleman, der den Raum betritt und seine Eleganz mit Bedacht zeigt.
1872 zu tragen bedeutet, Geschichte zu erleben – elegant, menschlich und noch immer lebendig spürbar, als wäre Churchill selbst einen Moment anwesend.
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Tatort Hauptbahnhof: Quickie ohne Kaffee
Es gibt Düfte, die entführen einen an ferne Strände, in samtige Opernhäuser oder in die Küche der Nonna. Und dann gibt es
quickie and coffee . Dieser Name verspricht Espresso und Abenteuer. In der Realität landet man schneller, als einem lieb ist, in der wohl tristesten Kulisse Europas: einem Bahnhofsklo, in dem sich selbst die Fliesen längst aufgegeben haben.
Der Auftakt ist brutal. Eine stechende Ammoniak-Wolke legt sich sofort über die Nase und man wähnt sich in den muffigen Katakomben eines überfüllten Bahnhofs. Man steht mitten zwischen Pissoirs, die seit gefühlten Jahrzehnten keine Bürste mehr gesehen haben, in denen die Ränder gelblich verkrustet sind und alte Zigarettenstummel traurig im Restbrackwasser schwimmen. Dazu diese typische Bahnhofsluft, irgendwo zwischen kaltem Beton, Schweiß, abgestandenem Bier und der Frage, warum man eigentlich genau hier gelandet ist.
Und während man verzweifelt nach der Notausgangstür sucht, passiert etwas fast schon Zynisches: Im Drydown erhebt sich tatsächlich eine kleine, fast zarte Kaffee- und Honignote. Aber sie kommt zu spät. Das ist, als würde dir auf dem Bahnhofsklo jemand freundlich ein Croissant reichen, nachdem du schon minutenlang in den Ammoniakdämpfen taumelst. Die Geste bleibt nett, aber man kann sie kaum noch würdigen.
Unterm Strich ist „Quickie and Coffee“ für mich weniger Duft als mutwillige Körperverletzung. Ein olfaktorischer Bahnhofskrimi, bei dem der Täter von Anfang an feststeht, doch man muss das ganze Elend bis zum bitteren Ende durchleiden. Es fühlt sich an wie ein schlechter Tatort an einem verregneten Sonntagabend: überzeichnete Figuren, sinnlose Nebenhandlungen, endlose Dialoge, die niemand hören will. Und trotzdem bleibt man sitzen, weil man denkt, irgendetwas muss doch noch kommen. Tut es aber nicht. Denn auf diesem Bahnhof gibt es weder den versprochenen Quickie noch danach den Kaffee.
Die 1,5 Punkte ergeben sich einzig daraus, dass irgendwo in der Ecke des Klos ein alter, halbvoller Pappbecher mit abgestandenem Kaffee herumsteht, der wenigstens so tut, als wolle er die Luft ein wenig neutralisieren.

Der Auftakt ist brutal. Eine stechende Ammoniak-Wolke legt sich sofort über die Nase und man wähnt sich in den muffigen Katakomben eines überfüllten Bahnhofs. Man steht mitten zwischen Pissoirs, die seit gefühlten Jahrzehnten keine Bürste mehr gesehen haben, in denen die Ränder gelblich verkrustet sind und alte Zigarettenstummel traurig im Restbrackwasser schwimmen. Dazu diese typische Bahnhofsluft, irgendwo zwischen kaltem Beton, Schweiß, abgestandenem Bier und der Frage, warum man eigentlich genau hier gelandet ist.
Und während man verzweifelt nach der Notausgangstür sucht, passiert etwas fast schon Zynisches: Im Drydown erhebt sich tatsächlich eine kleine, fast zarte Kaffee- und Honignote. Aber sie kommt zu spät. Das ist, als würde dir auf dem Bahnhofsklo jemand freundlich ein Croissant reichen, nachdem du schon minutenlang in den Ammoniakdämpfen taumelst. Die Geste bleibt nett, aber man kann sie kaum noch würdigen.
Unterm Strich ist „Quickie and Coffee“ für mich weniger Duft als mutwillige Körperverletzung. Ein olfaktorischer Bahnhofskrimi, bei dem der Täter von Anfang an feststeht, doch man muss das ganze Elend bis zum bitteren Ende durchleiden. Es fühlt sich an wie ein schlechter Tatort an einem verregneten Sonntagabend: überzeichnete Figuren, sinnlose Nebenhandlungen, endlose Dialoge, die niemand hören will. Und trotzdem bleibt man sitzen, weil man denkt, irgendetwas muss doch noch kommen. Tut es aber nicht. Denn auf diesem Bahnhof gibt es weder den versprochenen Quickie noch danach den Kaffee.
Die 1,5 Punkte ergeben sich einzig daraus, dass irgendwo in der Ecke des Klos ein alter, halbvoller Pappbecher mit abgestandenem Kaffee herumsteht, der wenigstens so tut, als wolle er die Luft ein wenig neutralisieren.
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Der zahme Rebell im Lederflakon
Dark Rebel ist mittlerweile Geschichte – eingestellt, vergriffen - und wenn man ihn noch irgendwo sieht, dann nur als verstaubtes Restpaket im Online-Dschungel zu Mondpreisen. Das ist ein bisschen ironisch, denn so wahnsinnig „rebellisch“ war dieser Duft eigentlich nie.
Klar, die Präsentation mit schwarzem Leder und düsterem Namen schreit nach Rock ’n’ Roll, Whiskeynebel und verrauchten Clubs. Aber was in der Flasche steckt, ist eher eine gefällige Mischung aus süßem Rum, Tabak und dunklen Hölzern – durchaus markant, aber eben mit deutlich mainstreamiger DNA. Die würzigen Akzente von schwarzem Pfeffer und Kardamom wirken wie kleine Störenfriede, die sich aber schnell in die warme Basis einfügen. Ein Hauch von Harzen und Styrax legt sich darüber und sorgt für Tiefe, ohne je wirklich kantig oder gefährlich zu werden. Wer Leder und Rauch in kompromissloser Nischenqualität erwartet, wird hier eher freundlich angelächelt als herausgefordert.
Trotzdem: schlecht ist Dark Rebel keineswegs. Er hat Kraft, er hat Präsenz, und er passt in die kühle Jahreszeit wie ein schwarzer Schal zu einem Mantel aus Wolle. Doch wirklich anecken? Tut er nicht. Im Drydown landet er zuverlässig bei einem warmen, ambriert-holzigen Wohlfühlaroma, das auch die Chefetage nicht irritiert.
Dark Rebel wollte der böse Bube der Kollektion sein, ist aber eher ein zahmer Rocker geworden, der brav seine Gitarrensoli spielt, ohne je die Bühne auseinanderzunehmen. Eingestellt ist er inzwischen zwar, doch genau das macht mich umso glücklicher ihn behalten zu haben und nicht im Souk weitergereicht zu haben. Auch wenn er nicht die große Rebellion verkörpert, genieße ich seine dunkle Wärme und trage ihn mit einem gewissen Augenzwinkern
Klar, die Präsentation mit schwarzem Leder und düsterem Namen schreit nach Rock ’n’ Roll, Whiskeynebel und verrauchten Clubs. Aber was in der Flasche steckt, ist eher eine gefällige Mischung aus süßem Rum, Tabak und dunklen Hölzern – durchaus markant, aber eben mit deutlich mainstreamiger DNA. Die würzigen Akzente von schwarzem Pfeffer und Kardamom wirken wie kleine Störenfriede, die sich aber schnell in die warme Basis einfügen. Ein Hauch von Harzen und Styrax legt sich darüber und sorgt für Tiefe, ohne je wirklich kantig oder gefährlich zu werden. Wer Leder und Rauch in kompromissloser Nischenqualität erwartet, wird hier eher freundlich angelächelt als herausgefordert.
Trotzdem: schlecht ist Dark Rebel keineswegs. Er hat Kraft, er hat Präsenz, und er passt in die kühle Jahreszeit wie ein schwarzer Schal zu einem Mantel aus Wolle. Doch wirklich anecken? Tut er nicht. Im Drydown landet er zuverlässig bei einem warmen, ambriert-holzigen Wohlfühlaroma, das auch die Chefetage nicht irritiert.
Dark Rebel wollte der böse Bube der Kollektion sein, ist aber eher ein zahmer Rocker geworden, der brav seine Gitarrensoli spielt, ohne je die Bühne auseinanderzunehmen. Eingestellt ist er inzwischen zwar, doch genau das macht mich umso glücklicher ihn behalten zu haben und nicht im Souk weitergereicht zu haben. Auch wenn er nicht die große Rebellion verkörpert, genieße ich seine dunkle Wärme und trage ihn mit einem gewissen Augenzwinkern
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In Rausch der Wüste geborgen - und verloren…
Die Wüste trägt mich nicht. Die Luft ist schwer, überladen. Safran glüht scharf, Bittermandel klebt süß, Tonka wälzt sich balsamisch. Amber und Oud legen einen heißen Mantel darüber. Anfangs noch faszinierend, wird alles schnell zu viel – ein Rausch, der in sich zusammenfällt. Am Ende bleibt nur eine Fata Morgana: grell, künstlich, leer.
Arabians Tonka war mein erster Montale – ein Rausch, der mich mitriss. Wie arabische Pferde, die unbändig losstürmen, zog mich die Bittermandel, die Tonka, die überwältigende Wärme fort. Ich war süchtig nach jedem Sprühstoß, berauscht von der DNA. Doch je öfter ich ihn trug, desto klarer wurde: er ist nicht meiner. Die Süße wurde drückend, die Wärme erdrückend. Alles zusammen zu schwer. Aus Liebe wurde Ablehnung. Heute ist der Duft für mich fast unerträglich.
Objektiv bleibt er Montale pur: massiv in Haltbarkeit, unerschütterlich in Projektion, kompromisslos süß-bitter. Ein Parfüm, das man liebt oder das einen erschlägt. Dazwischen gibt es kaum etwas.
Für mich wurde er zum Sinnbild dafür, wie nah Rausch und Ablehnung beieinander liegen. Einst Geborgenheit, dann Beklemmung. Einst Verlockung, nun Ablehnung. Vielleicht ist das die Wahrheit dieser Fata Morgana: sie tröstet nicht. Sie zeigt nur, wie sehr wir uns nach etwas sehnen, das nie echt war.
„Sun in the desert
Creates hazy mirages
Not to be trusted“
– David Wood
Arabians Tonka war mein erster Montale – ein Rausch, der mich mitriss. Wie arabische Pferde, die unbändig losstürmen, zog mich die Bittermandel, die Tonka, die überwältigende Wärme fort. Ich war süchtig nach jedem Sprühstoß, berauscht von der DNA. Doch je öfter ich ihn trug, desto klarer wurde: er ist nicht meiner. Die Süße wurde drückend, die Wärme erdrückend. Alles zusammen zu schwer. Aus Liebe wurde Ablehnung. Heute ist der Duft für mich fast unerträglich.
Objektiv bleibt er Montale pur: massiv in Haltbarkeit, unerschütterlich in Projektion, kompromisslos süß-bitter. Ein Parfüm, das man liebt oder das einen erschlägt. Dazwischen gibt es kaum etwas.
Für mich wurde er zum Sinnbild dafür, wie nah Rausch und Ablehnung beieinander liegen. Einst Geborgenheit, dann Beklemmung. Einst Verlockung, nun Ablehnung. Vielleicht ist das die Wahrheit dieser Fata Morgana: sie tröstet nicht. Sie zeigt nur, wie sehr wir uns nach etwas sehnen, das nie echt war.
„Sun in the desert
Creates hazy mirages
Not to be trusted“
– David Wood
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Die arabische Schönheit in weißer Seide
Manchmal braucht es nur den richtigen Menschen, um eine neue Tür zu öffnen. In meinem Fall hieß dieser Mensch @Turbobean – ein User mit Herz und Humor. Ihm verdanke ich, dass ich mit
Marshoud 4 (White) Eau de Toilette meinen allerersten arabischen Duft ausprobiert habe – und damit gleichzeitig meinen ersten Schritt in die Nische wagte.
Und dieser Schritt führte mich nicht ins grelle Spektakel, sondern in eine stille Poesie. Marshoud Oud besitzt eine DNA, die sich nicht leicht vergleichen lässt: Die Minze ist zwar spürbar, doch nicht in der sportlich-kühlen Manier eines
Torino21 von Xerjoff, sondern wie ein zarter Atemzug, der den Vorhang zu einer wärmeren Szenerie hebt. Safran und Kardamom malen kleine, würzige Ornamente, während ein sanftes Oud dezent im Hintergrund pulsiert – nie laut, sondern wie ein leises Herzschlagen. Ich meine zudem eine Wolke weißen Moschus zu erahnen, die alles mit seidiger Weichheit überzieht.
Vor meinem inneren Auge erscheint so das Bild einer arabischen Schönheit, gehüllt in weißer Seide, wie aus einer alten Geschichte: anmutig, geheimnisvoll, nicht aufdringlich, sondern von jener stillen Präsenz, die mehr wirkt als tausend Worte.
Sowohl Haltbarkeit als auch Sillage bleiben eher zurückhaltend und machen die Kreation zu einem stillen Begleiter, der dicht bei mir verweilt.
Marshoud Oud ist für mich kein Duft, der laut auf sich aufmerksam macht, sondern einer, der durch Eleganz und Eigenständigkeit fesselt. Ein sanfter, weiß gekleideter Türöffner in die Welt der Nische – und ich bin dankbar, dass Turbobean mich mit so viel Charme und Überzeugungskraft auf diesen Weg geschickt hat.

Und dieser Schritt führte mich nicht ins grelle Spektakel, sondern in eine stille Poesie. Marshoud Oud besitzt eine DNA, die sich nicht leicht vergleichen lässt: Die Minze ist zwar spürbar, doch nicht in der sportlich-kühlen Manier eines

Vor meinem inneren Auge erscheint so das Bild einer arabischen Schönheit, gehüllt in weißer Seide, wie aus einer alten Geschichte: anmutig, geheimnisvoll, nicht aufdringlich, sondern von jener stillen Präsenz, die mehr wirkt als tausend Worte.
Sowohl Haltbarkeit als auch Sillage bleiben eher zurückhaltend und machen die Kreation zu einem stillen Begleiter, der dicht bei mir verweilt.
Marshoud Oud ist für mich kein Duft, der laut auf sich aufmerksam macht, sondern einer, der durch Eleganz und Eigenständigkeit fesselt. Ein sanfter, weiß gekleideter Türöffner in die Welt der Nische – und ich bin dankbar, dass Turbobean mich mit so viel Charme und Überzeugungskraft auf diesen Weg geschickt hat.
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