Gentilhomme

Gentilhomme

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6 - 10 von 119
Gentilhomme vor 7 Jahren 6 3
9
Flakon
6
Sillage
7
Haltbarkeit
8
Duft
Unsinnige Essenzen
Übersetzt man den Namen 1:1 aus dem Französischen stellt sich die Frage nach dem Warum?

Warum bezeichnet man Düfte als Unsinnige Essenzen... Hat der Hersteller bereits vermeintlich genügend Sinnige Essenzen auf dem Markt und möchte hiermit seine bisher in der Ablage dümpelnden Formulierungen gezielt unter einem leicht irreführenden Namen vermarkten? Keine Ahnung.

Auf jeden Fall sind alle 3 bisher unter diesem Namen lancierten Düfte alles andere als unsinnig, jeder für sich ist etwas besonderes mit einer speziellen Zielgruppe. 2014 wurden Mimosen, 2015 Jasmin und in diesem Jahr die Rose in ein besonderes Licht gesetzt. Die beiden Düfte aus 2015 und 2016 sind gelungen, aber nicht mein Geschmack.

Anders die erste Formel aus 2014. Man muss jedoch eine gewisse Vorliebe für den eigenwillig kribbelnden Mimosenduft mitbringen, der sich wie ein roter Faden durch den gesamten Duftverlauf zieht.

Der Duft beginnt grün und leicht metallisch, das Veilchen blüht hier nur sehr kurz, wie es auch in der Natur so ist, meistens sind die kleinen violette Frühlingsboten nach einem Sonnentag perdu. Den ebenfalls in der Kopfnote aufgeführte rosa Pfeffer mag irgendwo vorhanden sein, ist aber kaum wahrnehmbar.

Die Mimose ist bereits in der Kopfnote present und steigert sich in der Herznote. Wer jemals am Mittelmeer im Frühling unter einem blühenden Mimosenbaum gestanden hat, wird dieses Bild sofort im Kopf haben.
Mimosenduft erinnert mich persönlich immer auch ein bisschen an blühende Linden, weshalb ich den Duft ein wenig mit Tilleul von D'Orsay vergleichen möchte. Die Bienenwachsnote in der Basis unterstreicht diese Assoziation noch einmal mehr. Auch Farnesiana von Caron bedient die gleiche Duftrichtung.

Der Duft ist für mich der gelungenste der "Unsinnigen Essenzen" er ist dezent und nicht überbordend, dennoch besitzt er eine gute Haltbarkeit und eine angenehme Sillage. Essences Insensées 2014 ist Unisex was ich den beiden anderen Düften aus 2015 und 2016 weniger zusprechen möchte, hier sind doch eher die Damen am Zug.

Wer grüne Blumigkeit und im Besonderen Mimosen mag, sollte den Duft unbedingt testen, ich bin mir nicht sicher, aber glaube, dass er nicht mehr produziert wird, da man ihn nur sehr selten findet.
3 Antworten
Gentilhomme vor 8 Jahren 16 8
7
Flakon
7
Sillage
9
Haltbarkeit
8.5
Duft
Beim ersten Mal tat's noch weh...
...beim zweiten mal war's geschehen.
Ich reise häufiger nach Paris um meine Schwester und mein entzückendes Patenkind zu besuchen und wenn die Zeit es erlaubt, begebe ich mich auch immer auf eine "Duftsafari", gern auch an den Boulevard Saint Germain, besonders zur Hausnummer 34.

Bei meinem vorletzten Trip im Juli habe ich mich wieder mit L' Autre und L'Eau Trois eingedeckt und natürlich auch diverse Düfte getestet. Unter anderem eben auch Kimonanthe. Der erste Eindruck dieses Wässerchens war nicht der beste, es roch für mich wie ein klebrig-süßer Hustensaft den ich als Kind immer nehmen musste. Die Enttäuschung nach diesem ersten Kontakt war groß, hatte ich ob der Ingredienzien doch eine recht große Erwartungshaltung gegenüber diesem Duft.

Die liebreizende Verkäuferin hatte es sich jedoch nicht nehmen lassen mir eine großzügige Probebeigabe zu meinem Einkauf zu geben. Hierbei war dann auch ein Testmuster von Kimonanthe.

Wieder daheim in Köln, den nächsten Testversuch gewagt, wieder anfänglich dieser unsägliche Hustensaft-Attic, aber nach gut einer halben Stunde kam das was ich mir irgendwo von dieser Mischung erhofft habe.

Eine wie für Diptyque typische würzig-exotische Melange, die sich von Minute zu Minute immer wieder wandelt. Osmanthus bestimmt die Kopf und Herznote, der Kampfer ist vermutlich in der Kopfnote für das, für mich hustensaftähnliche Odeur, verantwortlich. Dies legt sich aber, wie bereits erwähnt, nach einer guten halben Stunde.

In der Basis offenbart sich dann eine sehr harmonische Verschmelzung von Leder und Weihrauch. Letzterer ist eher ein sanfter Vertreter, wie z.B. bei Kyoto von C.d.G. Die ledrige Note gibt dem Duft dann eine gewisse Verruchtheit ohne jedoch zu stark in den Vordergrund zu treten. Die Gewürze, Gewürznelken und Sandelholz sind ebenfalls eher in der Basis wahrzunehmen und mildern die herbe Ledernote etwas ab.

Ich war letzte Woche wieder in Paris und auch wieder am Boulevard Saint Germain, No. 34.... Kimonanthe durfte mich dann nach Köln begleiten und wird jetzt in der kühleren Jahreszeit sicherlich häufiger aufgelegt :-)

Kurzum, ein aussergewöhnlicher Duft, der absolut in den Diptyque-Kosmos passt, nichts für jeden Tag, aber durchaus ein tragbares Wässerchen für beide Geschlechter. Sicherlich kein Meilenstein für das Maison Diptyque, aber dennoch etwas besonderes, ein Test sei wärmstens empfohlen. Der Duft gehört zur 34 Collection und ist wie Opôné, Eau Mage und Benjoin Bohème nur in den Diptyque-Boutiquen erhältlich.

Die Haltbarkeit liegt bei mir bei gut 8 Stunden, die Sillage ist present, aber nicht überbordend, einziger Kritikpunkt meinerseits ist der Flakon, das Craquelé-Glas an sich gefällt mir gut, aber dieser unsägliche orangefarbene Plastik-Stöpsel.... Neee :-)
8 Antworten
Gentilhomme vor 8 Jahren 12 2
10
Flakon
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft
Im Schatten von Coriandre
Mit dem Namen Jean Couturier verbinden die meisten den Duft Coriandre aus den frühen 1970er Jahren was auch nicht wirklich verwundert, da dieser grüne Chypre eine bis heute andauernde Besonderheit in diesem Duftgenre darstellt. Die anderen Düfte der Marke waren und sind den meisten eher unbekannt oder es wurde wenig Notiz von ihnen genommen.

Jean Couturier war jedoch eine beständige Größe in der Welt der Parfumeure, schreibt man ihn sogar ein Mitwirken an Düften wie "Y" von Yves Saint Laurent und dem ersten Damenduft von Azzaro zu. Das erste Parfum was unter eigenem Namen lanciert wurde war dann 1973 eben "Coriandre" gefolgt von "Eau Fraiche" 1974, "Monsieur Couturier" 1976, "12" für Herren in 1981 und "Kéora" 1983. Es folgten in den 1990er Jahren noch "Marjolaine", "Lilas Mauve" und "Un Jardin à Paris" allesamt Damendüfte im eher blumigen Duftmetier.

Nun zu Kéora im Besonderen, einem wunderschön gestalteten Orientalen mit frisch-blumiger Kopfnote, einem klassisch-blumigem Herzen und einer animalisch-opulenten Basis.
In der Kopf- und Herznote ist der Duft nicht unbedingt herausragend, er ähnelt sehr den etwa zeitgleich erschienen Pendants von Juvena "Sarabé", Balenciaga "Prélude" oder auch Guy Laroche's "J'ai Osé" aus den 1970ern. Ja, auch eine gewisse Ähnlichkeit zu Guerlain's "Shalimar" lässt sich hier nicht leugnen.

Die Basisnote gibt dem Duft jedoch dann etwas einzigartiges in der Welt der orientalischen Düfte. Hier bestimmen vor allem Benzoe, Ambra und Zibet einen balsamisch-animalischen und erogenen Duftverlauf. Eine gewisse Süße durch Vanille und Tonkabohne ist vorhanden, jedoch nur unterschwellig. Leder, Patchouli und Vetiver geben dem Duft in dieser Phase des Duftverlaufes durchaus etwas geschlechtsneutrales, weshalb ich mich als Mann nicht scheue diesen Duft zu tragen. Um die Blumigkeit in der Kopf- und Herznote für mich etwas abzumildern, habe ich Kéora mit "Eau Sauvage" von Dior gelayert, das Ergebnis war phantastisch!
Die Haltbarkeit beim EdT liegt bei gut 6 Stunden, als Extrait begleitet einen der Duft fast 24 Stunden bei einer nicht zu dominanten Sillage.

Leider wurde Kéora vermutlich irgendwann Ende der 1990er Jahren eingestellt, man findet ihn noch gelegentlichem www. oder im Ausland, insbesondere in Frankreich, Italien oder Spanien, in kleinen inhabergeführten Parfümerien. In Deutschland wurde er nur sehr selten vertrieben, das einzige Mal, dass ich ihn je hier sah war vor Urzeiten in der Aachener Parfümerie Thomas…. Leider auch Geschichte! :-(
2 Antworten
Gentilhomme vor 8 Jahren 3 2
10
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
9
Duft
Durer's vergessene No. 2
Ein Kommentar zu diesem Duft ist längst überfällig, Besitzt er doch eben so viel Klasse und Raffinesse wie das Durer EdT, PdT und Extrait.

Aber dieses Eau Fraîche ist nicht einfach nur eine Light-Version des großen Klassikers, sondern durchaus ein eigenständiger Duft, der eine eigene Richtung verfolgt. Er hat Parallelen zum EdT, jedoch m. E. nur im Herzen und der Basis. Eau Fraîche von Durer ist ein zitrisch-holziger Chypre mit leicht animalischen Anklängen. Leider findet sich irgendwo in den Weiten des www. etwas genaueres zur Pyramide des Duftes, daher lässt sich nur vermuten, was hier genau zu dieser schönen Komposition zusammengebracht wurde.

Im Auftakt ist der Duft wunderbar zitrisch-fruchtig mit leicht grüner Nuance, ich würde ihm Bergamotte, Petitgrain, Zitrone und Galbanum zusprechen, aber belegt ist dies leider nicht…

Im weiteren Verlauf offenbart der Duft ein weiterhin grün-blumiges Herz, was für mein Empfinden, bis auf Lilie und Jasmin, exakt dem des Durer EdT entspricht.

Die Basis ist holzig-moosig, ich rieche eine recht dominante Zedernnote und meine auch etwas animalisches (vermutl. Zibet) wahrzunehmen.

Mein 168ml Splash-Flakon wurde mir aus eine kleinen Parfümerie im süditalienischen Trani (Apulien) mitgebracht und scheint noch komplett in Ordnung zu sein. Ein Manko, die dem Alter zuzuschreiben ist, Haltbarkeit und Sillage sind leider nicht mehr allzu gut.

Der Duft war in Deutschland, wie auch der andere Duft des Hauses, nur sehr selten zu bekommen, ob er es überhaupt in die 1980er Jahre geschafft…. eine weitere Frage, die nach Antworten sucht.

Durer Eau Fraîche hätte durchaus auch als Durer Monsieur, oder Durer Pour Homme lanciert werden können, da er auch durchaus als Herrenduft hätte durchgehen können.

Nun, was bleibt sind teilweise noch vorhandene Restbestände in kleinen, inhabergeführten Parfümerien in Frankreich, Italien oder Spanien, oder im www. die auf Entdecker/innen warten, wer ihm begegnet und dem zitrisch-frischen Chypre-Genre zugetan ist, sollte sich nicht scheuen ihn zu testen.

Für mich war, ist und bleibt er ein 90% Kandidat in den wärmeren Jahreszeiten
2 Antworten
Gentilhomme vor 8 Jahren 14 3
10
Flakon
5
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft
Ein Name der in die Irre führt...
…diesen Eindruck gewinnt man nach dem ersten Sprühstoß. Leder (Cuir) will sich einem so gar nicht offenbaren. Nein, es ist eher ein voluminöses, leicht krautiges Blumenbouquet was einem entgegenschlägt. Es dominieren in der Kopfnote eindeutig Lavendel und Koriander, Styrax sorgt hier bereits für die, dem Duft in allen Phasen vorhandene balsamische Harzigkeit.

In der Herznote legt sich die anfängliche Krautigkeit und der Duft nimmt eine Wendung mehr ins blumig-orientalische, auch hier von Leder keine Spur. Die Rosengeranie, Kardamom und Patchouli geben hier eindeutig den Ton an, ohne jedoch jeder für sich zu laut in den Vordergrund zu treten.

In der Basis ist der Duft eindeutig dem orientalischen Duftgenre zuzuordnen, Amber und vor allem Benzoe geben Tiefe und Schwere. Sandelholz, Vetiver und das Labdanum geben noch etwas harzig-holziges dazu. Hier ist im Entfernten auch eine leichte Ledernote wahrzunehmen, die dann dem Namen doch ein wenig gerecht wird.

Auf der Homepage von Oriza L. Legrand wird Cuir de l'Aigle Russe in der "Collection Second Empire" mit der Jahreszahl 1892 angegeben, ob man in der Neuauflage die alte Formulierung übernommen hat, vermag ich nicht zu sagen, aber der Duft würde gut in diese Zeit passen, er erinnert mich ein wenig an Pompeia von L.T. Piver ist aber im Gegensatz zu diesem ein durchaus Unisex zu verwendender Duft.

Die Haltbarkeit ist sehr gut, bei mir fast zehn Stunden, die Sillage ist eher dezent und unaufdringlich, ein schöner Begleiter durch die kühleren Tage, aber auch im Sommer als Abendduft geeignet.

Die einzige Frage die ich mir weiterhin stelle ist, was hat man sich bei diesem Namen gedacht?

Am russischen Zarenhof wäre dieser Duft sicherlich nicht opulent genug gewesen, die Romanow's hätten vermutlich mehr "Wumms" gemocht :-) Dieser Aigle Russe (die Romanows hatten einen Doppelkopf-Adler als Wappentier) ist dann doch eher ein Faucon (Falke), aber ein sehr anmutiger und schöner, daher bekommt er von mir volle 100%
3 Antworten
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