Ginger

Ginger

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11 - 15 von 23
Ginger vor 11 Jahren 17 6
2.5
Flakon
0
Sillage
2.5
Haltbarkeit
1
Duft
Magerstufe
Beim Betreten fällt mir gleich die neue Werbung für Boss Jour pour Femme auf, Gwyneth Paltrow, strahlend weißes T-Shirt und mit Wespentaille. So richtig froh scheint sie jedoch nicht zu sein, das Lächeln etwas schmallippig, man könnte fast auf die Idee kommen, jemand hat ihr die Lätta vom Brot geklaut.

Ohne Erwartungshaltung, aber mit natürlicher Neugier gesegnet, entnehme ich dem schlanken, weißen Flakon, den es in schwarz schon für Boss Nuit gibt, 2 Sprühstösse. In weiß sieht er irgendwie ein wenig billig aus, ist vielleicht Geschmackssache.
Danach eröffnet sich mir etwas sehr zurückhaltendes, ganz ganz ganz zartes blümeliges, so leicht, dass es mir tatsächlich unmöglich ist, Einzelheiten zu erkennen. Nach ca. 5 Minuten fällt dieses Hingehauchte in sich zusammen. Ist der jetzt weg?
Aber nein, da kommt noch was, da kommt noch was... etwas ganz ganz zartes, dezentes, pudriges diesmal, ein wenig synthetisch auch, so eine Sorte Puder, nicht direkt unangenehm, aber wie ich sie nicht gerne an mir haben mag. Und eben dermaßen leicht und dezent und rücksichtsvoll und kann keiner Fliege was zuleide tun...
Hielt ca. 1 Std und ich habe keine Ahnung, für was man so etwas brauchen sollte. Dieses EdP erscheint mir ganauso mager wie die Gwyneth auf ihrem Poster, eine einzige olfaktorische Wespentaille halt.
6 Antworten
Ginger vor 12 Jahren 27 10
7.5
Flakon
5
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft
Minimalistisch und pur
Mir war nicht schlecht. Noch nicht.
Ich hatte sie doch so geliebt und genossen, jahrelang. Die dunklen und schweren, geheimnisvollen und verführerischen, opulenten und orientalischen. Und nun war nur noch dieser bedauerliche Zustand von Sättigung und Überdruss übrig, im wahrsten Sinne des Wortes die Nase voll. Nichts ging mehr. Ein Gefühl, als hätte ich zuviel von der Torte genascht.
Konnte es nicht ein Parfum geben, das natürlich, echt und lebendig war, und einfach, aber trotzdem schön? Ich brauchte was Grünes, ich wollte Blätter, Farne, Gräser und Stängel.
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Issey Miyake wollte einen Duft herausbringen, der so schön sein sollte, wie die Luft, die wir atmen, die reine Gebirgsluft seiner Heimat Japan meinte er. 2009 war Japan´s Welt diesbezüglich ja noch in Ordnung.

Nach WASSER (L´eau d´´ Issey,1992) und FEUER (le Feu d´Issey,1998) nun also die LUFT...
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In einem Interview gestand Daphne Bugey, die Parfümeurin, deren Vorschlag sich letztendlich durchsetzen sollte, dass ihr diese Aufgabe zunächst gar nicht einfach erschien. Verständlicherweise, wer kann schon sagen, wie reine frische Luft riecht und diese anschließend in ein Reagenzglas bannen? Die Erinnerung an eine Fahrt in die Berge Java´s sei ihr kreativer Moment gewesen, erklärte die bildhübsche dunkelhaarige Französin. Dort auf 2000 m Höhe fernab jeder Zivilisation erschien ihr die Luft so frisch und klar, die feuchte Erde war leuchtend grün. Es folgte ihr Entschluss, einen grünen Duft zu kreieren und um I.M., dem Verbinder von Tradition und Hochtechnologie gerecht zu werden, sollten traditionelle und möglichst reine Zutaten Verwendung finden, als da wären: Galbanum, Eisenkraut, zweierlei Jasmin, Anteile einer Hyazinthe und Holz.
Galbanum, eine fenchelartige Pflanze, wurde schon im Altertum in Zentralasien zu Räucherzwecken verwendet. In der Parfumherstellung lange Zeit vergessen, wird die Wurzel nun wieder verwendet, um eine klackig-grüne Duftnote zu erzeugen. Bei "a Scent" wird er gesamte Duftverlauf von Galbanum getragen, die anderen Bestandteile treten nacheinander auf, und teilweise wieder ab.

Minimalismus scheint die Losung zu sein, um die sich hier alles dreht. Angefangen beim Namen, der mit "ein Duft" oder gar nur mit "ein Geruch" übersetzt werden kann. Ebenso der überaus schlichte, völlig farblose Flakon, der um nichts in der Welt ablenken soll von seinem Inhalt.
Auch die Kopfnote ordent sich dem Thema unter, frische Noten von Zitrone und Eisenkraut, auch genannt Zitronenverbene, das war´s. Der grüne Unterton ist auch hier schon erkennbar.
Schon kurz darauf kommt die Hyazinthe ins Spiel, verdrängt die Kopfnote und drückt dem Duft ihren Stempel auf. Kraftvoll bildet sie mit Galbanum die Herznote. In mein inneres Auge schleicht sich folgende Szene:
....Ich sehe mich in einem Blumenladen stehen, rundherum diese Frühlingsblüher und die Floristin hat begonnen, die Stiele meines Blumenstraußes auf eine Länge zu kürzen, wobei sich an den Schnittstellen winzige Tropfen des frischen Pflanzensaftes bilden...

Jedoch bin ich der Ansicht, dass hier die Toleranz mancher Liebhaber stark-blumiger oder orientalischer Parfums ein jähes Ende findet. Die leicht herbe Seifigkeit der Hyazinthe gepaart mit dem vitalen Grün ist wohl nicht jedermans Sache. Hyazinthe schwächt sich nur ganz allmählich ab, "a Scent" hat Zeit. Kurz bevor sie nach Stunden ganz verschwindet und Galbanum merklich weicher geworden ist, ereignet sich der magische Moment; ich meine hier wurde das Versprechen am besten umgesetzt: mit geschlossenen Augen nochmal einen tiefen Atemzug nehmen....als ob eine leichte Brise über eine feuchte Wiese streicht...

Dann gibt Galbanum ein kurzes Solo, bemerkt man aber nur auf Papier oder Stoff, auf der Haut geht der Übergang fließender vonstatten. Jasmin rollt heran, ganz sachte, blumiger werdend, nie süß und doch nicht von dieser Kraft der Hyazinthe, im Gegenteil. Mit der mittlerweile pastellenen Kräuter-Würz-Note bildet sie eine Basis von so zarter Konsistenz, dass ich mich frage, ob sie eine Wette mit den Fönwolken laufen haben, wer denn nun eigentlich feinstofflicher ist. Gemeint sind jene filigranen Gebilde, die bei uns im Süden der Republik wie zerissene Schleier reglos am klarblauen Firmament hängen, wenn warme Fallwinde aus Italien über die Alpen kommend in den kalten deutschen Himmel fahrn.
Genauso eine Witterung braucht der anmutige, sehr japanische Duft, um sich perfekt zu entfalten, laue Luft, im Winter mag ich ihn nicht auflegen. Und später dann, im Sommer bei flirrender Hitze und wenn in der Stadt drückende Schwüle herrscht, so wird das gar nicht so schlimm sein, denn ich trage die Illusion asiatischer Gebirgsluft an mir.
Faszinierender Gedanke.
10 Antworten
Ginger vor 12 Jahren 6 3
5
Flakon
5
Sillage
5
Haltbarkeit
6
Duft
Hello baby!
Leider konnte ich weder grünen Saft noch pinke Grapefruit erschnuppern, hatte ich mich doch so darauf gefreut.

Was sich auf meiner Haut entwickelt, riecht total nach: BABY!
Das ist ja im Prinzip gar nicht unangenehm, was gibt es schöneres, als ein frisch gebadetes und gecremtes Baby auf dem Arm zu halten?
Doch während die mit Strampelhosen bekleideten Duftmoleküle an mir vorüberschweben, denke ich: Aber ICH will nicht nach Wonneproppen riechen. Dazu bin ich wohl schon zu lange erwachsen.

Gegen Ende wird der Duft dann noch cremiger, vanilliger, heliotropiger.
Ganz ehrlich, ich bevorzuge den grünen Bruder, Omnia Jade, der durchaus ähnlich ist, aber etwas mehr Charakter hat (nur ein wenig, aber immerhin).
Dieser hier ist mir zu rein, zu clean, zu unschuldig.

Aber wie sagt man so schön, "für den der´s mag, ist es das höchste."
3 Antworten
Ginger vor 12 Jahren 7 5
5
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
6
Duft
... so reell ...
Das tolle an Parfüm ist ja unter anderem, dass die Duftmoleküle direkt am Kleinhirn andocken und einen sofort in eine schon erlebte Situation beamen können, auch wenn sie schon 10, 20 oder 100 Jahre zurückliegt.

Beim Test von Demeter Grass (vielen Dank an die liebe Hasi fürs Pröbchen) versetzte es mich augenblicklich in meine Kindheit und ins Teenie-Alter, wo ich oft die Ferien bei Verwandten auf dem Land verbrachte und, ja, das denkt ihr euch schon, bei der Heu-Ernte dabei war, viel Handarbeit war das damals.

Vor meinem inneren Auge sehe ich uns, wie wir, uns eine Pause gönnend, nach anstrengender Arbeit in einem riesigen Heuhaufen räkeln, während der Bauer die volle Fuhre in die Scheune bringt.
Wir blinzeln in den blauen Himmel, ein paar Schwalben fliegen vorbei ... und ich liebe diesen Geruch von frischem, sonnenwarmen Heu, das am Vortag noch eine saftige grüne Wiese war ... mmmmh ... und ich träume vom Xaver, dem kernigen Nachbarssohn, der mir gestern am Baggersee zugezwinkert hat ... und...

Was soll ich sagen, die von Demeter scheinen Perfektionisten zu sein, jedenfalls haben sie´s ganz genau genommen und eine Hommage an der Traktor meines Onkels mit eingearbeitet, die Dieselfahne aus gefühlten 50-60 Metern Entfernung. So autentisch hätte es jetzt auch nicht sein müssen!

"Aufstehn!" ruft mei Tante,
"wieder and Arbeit, der Bulldog kimmt!"

Zefix.
5 Antworten
Ginger vor 13 Jahren 16 8
10
Flakon
5
Sillage
5
Haltbarkeit
6
Duft
weiße Blüten
Soweit ich mich erinnere, wurde dieses Parfums von Yves Rocher mit dem Thema "weiße Blüten" beworben. Ein ziemlich süßer, heller Blumenduft, bei dem Rose die Hauptrolle spielt. Im Abgang wird er dazu noch pudrig, Iris und Moschus lassen grüßen.

Eigentlich hatte ich mir den wegen des schönen Flakons zugelegt (Schande!), aber der paßte farblich so wunderbar in mein Bad.

Y.R. warb ja immer damit, nur natürliche bzw. in aufwendigem Verfahren naturidentisch nachgemachte Inhaltsstoffe zu verwenden.
Dazu heute ein kleines Anekdötchen:
Ich hatte mich ganz in "Vie Privee" gehüllt, Duschgel, Bodylotion und Edt, das volle Programm. Gerade als ich fertig war, raste (!) eine Biene durchs gekippte Badfenster direkt auf mich zu. Ganz aufgeregt und wild summend umkreiste sie mich. Ich versuchte, das Vieh abzuschütteln, ich wedelte, ich hüpfte, ich sprang. Es half nicht, sie hielt mich offenbar für das schönste Blumenbouquet ihres kurzen Bienenlebens. Schießlich flüchtete ich total entnervt aus dem Bad, mit anschließendem Türezuknallen.
Am Ende der unfreiwilligen Begegnung stand es jedenfalls 1:0
- für Yves Rocher - der Beweis war erbracht, seine Zutaten sind wirklich naturidentisch.
8 Antworten
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