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Gold vor 3 Jahren 43 33
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Duft
A Nightmare of Synthetic Saffron
Safran.
Lass mal 'nen Brainstorming machen. Was fällt Dir ein?
Der Kinderreim? Safran macht den Kuchen gel...? Oder denkst Du an Paella?
Mir fällt eine pakistanische Studentin ein, die mir vor einigen Jahren eine wirklich riesige Menge an "Safran" kredenzte. Bestimmt 300 g. In einer Zellophantüte. "Garantiert echter Safran" aus der Heimat. Ihre Worte.
Ich wunderte mich zunächst über die rote Farbe. Und darüber, daß der Tüte kein Geruch entströmte, auch nach dem Öffnen nicht. Bei nährerer Untersuchung stellte sich der Safran als Plastikfäden-Gemisch dar. Ja, Ihr habt richtig gelesen, es waren Plastikfäden. Natürlich habe ich sie korrekt im Gelben Sack entsorgt.
Ein Kilogramm Safranfäden kostet zwischen 2.000 und 7.000 Euro, je nach Qualität.
100.000 Blüten müssen für ein Kilo von Hand geerntet werden. 90% der weltweiten Produktion stammt aus dem Iran. Dort sind circa 150.000 Menschen im Anbau und bei der Ernte von Safran beschäftigt.
Warum ist das für uns im Kontext einer Parfum-Rezension interessant?
Nun, ich möchte - once and for all - festhalten, daß es fast keinen natürlichen Safran in der Parfumherstellung gibt. Ein solches Parfum wäre unerschwinglich! (Und würde überall extrem orange abfärben... ).
Was in Parfums normalerweise als "Safran" bezeichent wird, ist fast immer synthetisch. Meistens handelt es sich um "Safraleine", ein Molekül von Givaudan, das seit 2004 auf dem Markt ist. Aus echtem Safran gewonnenes "Safranal", wurde von der der IFRA sehr stark eingeschränkt .
Silvaine Délacourte schreibt dazu:
"Natural saffron is not allowed in perfumery because it contains safranol, a component that causes allergies. Safraleine by Givaudan is a synthetic molecule. "

Wundert das jetzt jemanden? Ich vermute, die meisten Parfumfreund*innen wissen, daß in den Düften, die so würzig-bitter duften, kein echter Safran drin ist.
Vor einiger Zeit habe ich sogar ein kleines Tütchen mit echtem iranischen Safran in eine bayrische Großstadt verschickt (sorry,Hasi, daß es nur so eine kleine Menge war, aber Du weißt, der Stoff ist teuer...), weil ich unbedingt wollte, daß meine Freundin eine Vorstellung davon bekommt, wie "the real thing" duftet.
Auf keinen Fall riecht Safran aus dem Iran so wie das hier zu Marketing-Zwecken ausgelobte Zeug in dem Duft "Der Handschuhmacher aus dem Iran."
Was gehen einem da für Bilder durch den Kopf?
Oder was sollten einem für BIlder einfallen?
Ein orientalischer Bazar, am besten der in Isfahan. In einer Ecke seines Ladens sitzt ein Mann mit gutgeschnittenem Gesicht, seine tiefbraunen mandelförmigen Augen ruhen auf seiner Arbeit, einem Stück gegerbten Leders, das er zu Handschuhen formen will. Der Duft von Safran, aromatisch und unvergleichlich, DER Duft unseres Landes, steigt auf, denn neben dem Mann steht ein Schälchen mit Shole Sard, einem Safran-Reispudding...
Ah, comme je suis romantique, toi aussi, Monsieur Le Gantier?

In ganz Isfahan habe ich keinen Handschuhmacher getroffen, aber bestimmt war Jimmy Bodin länger vor Ort als ich und kennt sich da besser aus...

Als ich den Duft vor einigen Tagen testete, war ich in sehr unromantischer Mission unterwegs. Meine Tochter und ich mussten im örtlichen Baumarkt etwas erledigen. Wir sind ein reiner Frauenhaushalt, haben weder einen Handschuhmacher noch einen anderen vernünftigen Handwerker in petto und müssen selbst defekte Regalbretter austauschen. Schon auf dem Weg zum Baumarkt meinte meine Tochter, daß wir doch noch gar kein Sperrholz im Auto hätten. Warum es denn trotzdem so nach Formaldehyd und Spreßspahn röche? Es war der ultra-teure, iranische "Gantier", der so in der Nase brannte. Frisch aufgesprüht, ein echter Baumarkt-Lockdown-Surrogat-Duft.
Das ist wohl eine Überdosis künstlichen Safrans. So riecht der. Und ich habe vollstes Verständnis für alle, die Safran in Parfums meistens schauerlich finden. Es geht mir oft ebenso. Besonders wenn die volle Dröhnung reingeknallt wird.

Doch auf der anderen Seite möchte ich nicht als Synthetik-Hasserin rüberkommen. Deswegen noch ein kleiner Gedankenanstoß zum Thema "aromachemicals".
Am 14.10.21 veröffentlichte "The Perfume Society" ein Interview mit Frédéric Malle.
Er äußerte sich im Kontext der Lancierung seines neuen Duftes "Synthetic Jungle" :
"Interesting perfumery really started at the end of the 19th century, because there were some synthetics available. Perfumery as we know it today has big doses of synthetics, and furthermore, if you want to recreate nature, you need synthetic. I love nature, it needs to be preserved, don't get me wrong, but this idea that everything from nature is great and everything from man is awful is a kind of new fascism".
Klare und bestimmte Worte von Herrn Malle , besonders am Ende.
Sein neuer Duft heißt genau deshalb "Synthetic Jungle", weil er sich zu synthetischen Molekülen bekennt. Das ist ein ehrlicher Ansatz.

Der "Gantier d'Iran" dagegen gaukelt uns vor, echten Safran verwendet zu haben, was ganz und gar nicht der Fall sein kann. Mich nervt diese Marketing-Masche extrem. Aber das habe ich jetzt wohl zur Genüge dargelegt.
Danke an die großartige Gandix, die mich immer wieder mit spannenden Abfüllungen versorgt.
Wir haben gestern über Safran gesprochen und sind beide zu dem Schluß gekommen, daß "Safran Troublant" von "L'Artisan Parfumeur" der schönste Safranduft ist, den wir kennen. Da sind wir uns - trotz aller Unterschiede - endlich mal vollkommen einig.
Der iranische Handschuhmacher kann gegen "Safran Troublant" echt einpacken.
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Gold vor 3 Jahren 96 45
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Duft
Vol de vie
Ich habe einen gestörten Tag-und-Nacht-Rhythmus - und wahrscheinlich liegt das an Dir.
Du musstest ja damals unbedingt "Vol de Nuit" auswählen in dieser kleinen Parfümerie in Adelaide. Ich war schon in Deinem Bauch zu dieser Zeit, ungefähr fünf Tage alt, und ich erinnere mich an diesen Wuuuusch... splash....
diesen fulminanten Start, den der Duft hinlegte. Gleißende Aldehyde wie der Himmel über Broken Hill, wenn Goldklumpen irgendwo am Horizont verglimmen.
Deine Kreditkarte glühte, als Du "Vol de Nuit" kauftest, denn es war ein teurer Spaß damals, Du wolltest gleich das Extrait und das Eau de Toilette zusammen.
Opa wurde 1933 geboren und er kam mit einem Flugzeug der Air France nach Deutschland. Ein Grund mehr für Dich, "Vol de Nuit" zu mögen. St. Exupéry hat Dich nie sonderlich interessiert, Du hattest zu viel anderes zu lesen während Deines Studiums und "Le petit prince" war berührend, aber dann doch nicht so weltbewegend wie Sartre.
Galbanum dagegen bleibt eine Konstante für Dich. Es kommt aus dem Iran und erst vor einem Jahr ist Dir klar geworden, dass Du im Gebirge um Karaj herum bei einer Wanderung diese Pflanze gesehen haben musst, ohne dass Du Dir dessen bewusst geworden bist.
Wir nehmen ohnehin nur immer einen Bruchteil dessen wahr, was uns umgibt. Ich konnte Dich ja auch neun Monate nur riechen, fühlen, schmecken und hören, aber nicht sehen.
Du und mein Vater fuhrt weiter nach Melbourne und ich erinnere mich daran, dass es dort unglaublich heiß war. 45 Grad in einem Motel... und Du versprühtest "Vol de Nuit".
Es kühlt zu Beginn, das Galbanum, die Aldehyde. Dann kommen Blumen hinzu, sehr leichte, kleine, gezähmte Blumen, apprivoisées, wie im "Petit Prince".
Iris tut sich hervor, aber nur, wenn Du sie kennst, hast Du sie zuvor noch nie getroffen, so wirkt sie wie Sternenstaub und senkt sich auf Deine Haut, ruhig, behutsam, besänftigend.
Jetzt ist "Vol de Nuit" so wie die Farbe Lila, tief und geheimnisvoll, meditativ. Kleine gelbe Sprenkel von Narzisse tauchen auf, aber sie stören das Bild nicht, sie fügen eine kleine Störnote hinzu. Wieso auch nicht, niemand ist nur ruhig, sonst wäre sie oder er ein Buddha.
Dann der Tag meiner Geburt vor 20 Jahren, Du hattest Dir lange darüber Gedanken gemacht, welchen Duft Du um den Geburtstermin herum tragen könntest, um mich zu begrüßen... natürlich fiel Deine Wahl auf "Vol de Nuit", denn mit diesem Parfum fing alles für mich an, schon bevor ich das Licht der Welt erblickte, und als ich dann in Deinen Armen lag, an Deiner Brust und das erste Mal Muttermilch trank, spürte ich einen ganz kleinen Hauch von Vanille, vielleicht auf Deiner Haut, vielleicht auf Deinem Haar, das mich sanft streifte. Du hattest Dich nicht extra parfümiert für die Geburt selbst, denn Du wolltest, dass alles möglichst natürlich abläuft, aber Dein Körper hatte wahrscheinlich den Geruch von "Vol de Nuit" bereits mit seinen eigenen Säften vermischt.
In den letzten Jahren hat "Vol de Nuit" sich verändert, aber Du Dich auch. Dein Leben ist um einiges leichter geworden, so wie der Duft, der als Eau de Toilette schon immer sehr schnell ver-flogen war und jetzt noch vol-atiler erscheint als früher.
Manchmal, wenn ich Dich umarme, dann spüre ich einen eleganten Hauch aus Eichenmoos, Vanille und Sandelholz, sehr zart und trotzdem so einprägsam.
Leider trägst Du "Vol de Nuit" gar nicht so oft wie ich es mir wünschen würde, Du experimentierst ohne Unterlass mit irgendwelchen Düften herum... und dann erzählst Du etwas von "Parfumo", Horizonterweiterung und Deinem Hobby.
Wir alle in der Familie haben Verständnis dafür, aber wir wünschen uns mehr Konstanz, einen Signaturduft wie "Vol de Nuit" , an dem wir uns immer wieder festhalten können, uns vergewissern, uns erinnern...

besonders ich, die ich tausende von Meilen entfernt auf einem anderen Kontinent gezeugt und in einem Nachtflug mit Dir zusammen nach Frankfurt zurückgekehrt bin und die ins sich diese Sehnsucht spürt...
nach dem Ankommen, nach Wiederkehr, nach einer Mutter, die mit sanfter Hand über meine Wange streicht, wenn ich mich verliere und die dabei flüstert: "Alles wird gut."
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Gold vor 3 Jahren 61 39
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4.5
Duft
Vorübungen zu einem neuen Podcast
"Dennis, was ist für Dich ein Skandal?"
"Da frag'se mich wat... also gestern, da habe ich gelesen, dat Cola Zero nicht gesund ist... künstlicher Süßstoff kann der Leber und der Bauchspeicheldrüse schaden... aber naja, 'nen echter Skandal... der geht anders."
"Mia-Chanty, was meinst Du dazu?"
"Seenotrettung."
"Nee, jetzt nicht politisch werden! Wir wollen einen Podcast über ein neues Parfum machen, Leute. Ihr wollt Jeremy in den Schatten stellen!"
"Power! Sex! Yeah! I wanna tongue-kiss a beautiful woman!"
"Stimmt, Dennis, so würde er es sagen."
"Er würden sagen: Ey, Leute, this stuff smells incredible... it's such a... wow... panty-dropper.
I'm smelling candy, I'm smelling sugar, I'm smelling tonka bean... oh yeah... you know I look better in my videos after having had sex... but... well... yeah... this one... get it, guys, get it. Seduction in a bottle."
Uff.
" Was ist eigentlich mit gender stereotypes? "
"Mia, was meinst Du?"
"Na, löst es nicht perfekt genau die Klischees auf, die wir anprangern? Der Duft ist süß, er entzieht sich bewusst den Einordnungen... - könnte das der Skandal sein?"
"Vielleicht in der Werbeindustrie, die ihre Botschaft an Leute richtet, die kein Seminar in gender theory belegt haben und sich im Jahre 2021 noch hipp vorkommen, wenn sie als Mann einen ultrasüßen Duft tragen... so 1991... if you ask me...".
"Hat der Gaultier nicht schon oft solche Düfte rausgehauen?"
"Ja, hat er. Er hat auch 'nen Mann in eine volle Badewanne mit Rosen gesetzt und dazu einen Duft kreiert, der sich auf Baudelaire bezog und dabei sogar noch ein Wortspiel gewagt...".
"Dennis, seit wann weißt Du so etwas? Das hast' e aber nicht von Jeremy...".
"Nee, das habe ich irgendwo bei so Intis in 'nem Chat auf Parfumo aufgeschnappt."
"Der Quentin Biesch steht ja für supermoderne Düfte. Er ist selbst nicht mal 40 und gilt als das Wunderkind der Branche. Hat eben das Briefing gut umgesetzt... ein penetranter Duft, der an Bekanntes anknüpft, der teilweise die Inhaltsstoffe des gleichnamigen Gaultier - Damendufts aufgreift und der in der Basis leicht würzig wird...".
"Riecht jemand Ambroxan?"
"Ja, icke... aber sehr dezent."
"Du kennst Dich damit aus, Dennis."
"Ja, zwei Jahre Praktikum in Holzminden...".
"Wem würdest Du den Scandal empfehlen?"
"Allen, die auf einen süßen, karamellig-mandeligen Simpelduft stehen, der in der Basis etwas würziger wird. Allen, denen der Flakon nicht zu peinlich ist...".
"Ja, der sieht mega-prollig aus."
"Mia, das ist jetzt aber politisch nicht korrekt....".
"Ich finde das Teil gruselig."
"Und der Boy dazu? In der Werbung?"
"Ist halt die Zielgruppe. Sieht aber auf jeden Fall besser aus als Jeremy...".
Und darauf jetzt ein dreifaches "Power, yeah! Sugar, yeah! I wanna have...?"
Ja, was denn eigentlich?
'Nen Schnuller.
39 Antworten
Gold vor 3 Jahren 57 34
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8.5
Duft
Kardamom-Liebe
11 Buchstaben - meine Liebeserklärung für "Déclaration"

D - Dauerbrenner
E - Entschleunigung
C - Charakter
L - Labsal
A - Auszeit
R - Reiselust
A - Alleskönner
T - Traumkulisse
I - innehalten
O - ohnegleichen
N - Nestwärme

Im Mittelpunkt der Kreation:

Elettaria Cardamomum !
Stammt ursprünglich stammt aus Indien, wird aber heute auch in Guatemala angebaut, wo 350.000 Familien vom Anbau der grünen Kapseln leben. Guatemala ist mittlerweile der weltweit größte Produzent von Kardamom.
5% der Kardamom-Ernte des Landes werden zur Parfumherstellung verwendet. Besonders Firmenich benutzt für seine Kreationen grünen Kardamom aus Guatemala.
Er unterscheidet sich vom indischen Produkt vor allem durch seinen Gehalt an Aromen, die an Eukalyptus erinnern. Parfümeur Oliver Cresp z.B. bezeichnet Kardamom aus Guatemala als frischer als seine indische Schwester.
Vermutlich wäre ich nicht in der Lage, die Unterschiede zwischen indischem und südamerikanischen Kardamom herauszuriechen, zumal es auf dem Markt kaum Düfte gibt, in denen Kardamom als einzige Zutat verwendet wird.
Kardamom gehört übrigens zur selben botanischen Familie wie Korkuma und Ingwer, ist jedoch wesentlich teurer als die beiden und liegt preislich unter den Gewürzen an dritter Stelle nach Safran und Vanille. Zur Herstellung eines essentiellen Öls wird Kardamom mit Wasserdampf destilliert.
Sein Geruch ist würzig-frisch, sehr aromatisch, mit einem leichten Anklang an Eukalyptus und Rosmarin, etwas pfeffrige und zitrische Noten sind ebenfalls dabei.
Für Kardamom gibt es in der Aromatherapie vielfältige Einsatzgebiete. Er wirkt stimulierend, wird daher auch in der ayuverdischen Medizin sehr gern eingesetzt. Anders als Ingwer hat Kardamom eher einen kühlenden Effekt, stärkt bei Schwächegefühl und wirkt positiv auf die Atemwege.
In der modernen Parfümerie ist es besonders Jean-Claude Ellena, der Kardamom sehr schätzt und immer wieder in seine Werke einbaut. Sowohl in seinem legendären Duft "Eau parfumée au thé vert" als auch in "Déclaration", dem Duft, um den es hier hauptsächlich geht, ist Kardamom enthalten, außerdem in "Voyage d'Hermes", einem Duft, der "Déclaration" sehr ähnlich ist.
(Bekannte Kardamom-Düfte von anderen Parfümeuren sind "Juniper Sling" von Penhaligon's, "Kenzo Jungle", "1969" von Histoires de Parfums, "Dzongkha" von L'Artisan Parfumeur oder Vangelis von Sylvaine Delacourte.)
"Déclaration" erkläre ich heute zu meinem Lieblings-Kardamom-Duft!

"Created for men, but also enjoyed by women" - so lautete 1998 ein Werbespruch zu diesem außergewöhnlichen Eau de Toilette.
Was ist so genial an ihm, was zeichnet ihn aus? Ist es die besondere Verbindung aus Kontrasten? Der Duft eröffnet mit Kumin, einem Gewürz, das von vielen als schweißig empfunden wird, hier jedoch in Verbindung mit Zitrus auf mich diesen Effekt nicht hat. Bittere Zitrone und Orange, eine grüne Beifußnote (Artemisia) folgen und ebnen den Weg für Kardamom, den "big player" des Duftes. "Déclaration" bietet eine perfekte Harmonie aus Hölzern und Gewürzen, ist ein moderner Klassiker, riecht frisch und sinnlich zugleich.
Als Schüler des großen Roudniskas wollte Ellena ein Eau de Toilette schaffen, das sich an die großen Kreationen seines Vorbilds anschließt, vor allem an das legendäre Eau d'Hermes.
Von "Déclaration" gibt es allerlei Flanker, sogar ein Parfum. Ich kann nur empfehlen, sich das erste Eau de Toilette zuzulegen. Die anderen Versionen sind längst nicht so frisch und gut ausbalanciert. Im Parfum (2018 von Mathilde Laurent komponiert) stört mich eine gehörige Menge Ambroxan. "Déclaration d'un Soir Intense" kann ich auch nicht besonders leiden, zu synthetisch und kratzig.
Ob Ellena für sein Eau de Toilette Kardamom aus Guatemala oder aus Indien benutzt hat, weiß ich übrigens nicht. Ist aber auch nicht so wichtig.
Den Infobaustein über Kardamom habe ich lediglich verwendet, um heuer nicht ganz so doof dazustehen... nach neun Jahren Parfumo.
Hätte natürlich auch darüber philosophieren können, wie "Déclaration" auf Männerhaut wirkt, aber ich kann nicht beurteilen, ob "Déclaration" ein geiler "panty dropper" wäre. Bin ja auch kein cooler Influencer.
Je parle avec le cœur.
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Gold vor 3 Jahren 44 27
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Duft
Ambroxi-Perversion
Die Marke Tesori d'Oriente, in Italien Marktführer auf dem Gebiet der Körperpflege, hat uns schon mit vielen günstigen Düften beglückt. "Africa", "Byzantinum", "Royal Oud dello Yemen", "Fior di Loto", "Ayurveda"... die Liste ist lang, enthält über 20 verschiedene Produktlinien.
"Muschio Bianco" verkauft sich am besten. Es gibt Weichspüler, Duftkerze, Badeschaum, Deospray, Handcreme, Stückseife etc. in der beliebten Serie und natürlich last but not least das bekannte babypudrige Eau de Toilette, das einen mehr als günstigen Preis aufweist und den einen oder die andere über die Jahre zum Fan werden lassen hat.
Auch ich habe schon einige Düfte von Tesori d'Oriente gekauft und verwendet, bisher war ich zufrieden und meist sogar angenehm überrascht von meinen Blindkäufen.
So lag es also nahe, dass ich mir auch "Persian Dream" ins Haus holen musste.
Tja.
Jetzt gaanz tief Luft holen und eine Pause machen.
Nicht aufregen, sage ich mir, nicht aufregen.
What's in a name?
Marketing. Marketing. Marketing.

"A strange people the Persians,
have many interesting diversions.
Make love in the day
the usual way -
thus saving the night for
perversions."

Ein Limerick.
Den musste ich im 1. Semester Anglistik vor 20 anderen Studierenden laut vorlesen, "because you will find this amusing, my dear", sagte der Professor.
Nein. I was not amused.
(Spaßfrei wie ich mit 19 so war, nun ja, heute noch bin, wie einige hier sicher bestätigen können - *Zwinkersmiley*).

Als ich den lieblos zusammengehauenen "Persian Dream" roch, fiel mir der Limerick wieder ein.
Der Duft ist zunächst einmal fruchtig. Beginnt mit einer künstlichen Granatapfel-Note.
Ja, es werden viel Granatäpfel im Iran gegessen. Und eines der bekanntesten Gerichte heißt "Fessenjoon", Hähnchen oder Ente in Walnuss-Granatapfel - Sauce, zugegeben, ein Gedicht.

Die leichte Säure des Granatapfels bekommt dem Tesori - Produkt jedoch nicht. An dieser Stelle waren meine Tochter (familiäre Testerin K. - Ausdruck geklaut von Stanze, die einen familiären Tester M. beherbergt) und ich übrigens noch gewillt, den Duft als Duschgel-Simulator durchgehen zu lassen bzw. als Klospray.
Doch dann folgt einfach nur noch Ambroxan. In einer sehr hohen Konzentration. Und diese mir leider überhaupt nicht sympathische Chemiekeule ist gekommen, um zu bleiben.
Stundenlang tut sich nichts.
Nur Ambroxan. Bleibt.
In dieser Zeit könnte man träumen von Esfahan, einer der schönsten Städte der Welt. Man könnte sich vorstellen, wie Menschen aus allen Nationen zusammen im Golestan Palast in Tehran die Befreiung des Landes von einem unterdrückerischen Regime feiern, das die Iraner*innen seit 1979 in Unfreiheit hält.
Man könnte soviel...

Selbst Mottenkugeln hätten mir in "Persian Dream" besser gefallen als Ambroxan.
Schließlich rochen früher unsere Perserteppiche nach diesem Zeug, heißt es Naphtalin?
Zwei Tage nach dem Versprühen im Toilettenbereich ist "Persian Dream" noch präsent.
Für unter fünf Euro eine beachtliche Performance, Bruder.

Wir haben die Flasche trotzdem nicht dort stehen lassen... auf dem Klo. Da gibt es wesentlich weniger ätzende Methoden, um bestimmte Gerüche zu übertönen.
Fenster uff!
Und was den" Persian Dream" angeht... just save me from the perversion, dear Persian.
Yours faithfully,
Dein morgendlicher Tautropfen.
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