Goldie

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6 - 10 von 16
Goldie vor 9 Jahren 7 3
2.5
Sillage
5
Duft
Die Entweihung des Hochamts
Ich hab‘ was mit der Nase. So muss es sein. Nirgendwo steht bei der Duftpyramide etwas von Weihrauch. Aber ich rieche ihn. Mehr als deutlich. Mit einem Kommentar zu Artek Standard betrete ich Neuland. Bisher habe ich mich als KommentarNovizin immer nur mit Düften befasst, die ich sehr schätze oder extrem ablehne. Eine solche Grundverfassung hilft dem Neuling, da die starken Gefühle die Hemmung, einfach loszuschreiben, verdrängen.
Artek ist weder ein Traumduft für mich noch ein Ekelwässerchen. Ich habe ihn an einem kühlen SommerSonntagVormittag aufgelegt. Nach vielen Wochen mediterraner Hitze (oh, wie ich sie liebe – nie kam ein Wort der Klage über meine Lippen;) erwachte ich bei grauem Himmel, Nieselregen und 17 Grad. Mir war nach einem grünen, waldigen Duft. Bosque von Humiecki und Graf und Green von Byredo wären nicht schlecht gewesen, aber einen Tick zu „chemisch“; was lag also näher, als diese Dreingabe eines lieben Parfumos zu testen! Einem überwältigenden WeihrauchAuftakt folgt binnen kurzer Zeit eine dezente, Gott sei Dank, völlig ungewürzige Holzigkeit. Ich denke an einen hölzernen Tabernakel in einer Weihrauch geschwängerten Kirche; der Messdiener stellt den Kelch aus dem der Messwein getrunken worden ist, wieder zurück. Der Pfarrer spricht die letzten Segenswünsche „Gehet hin in Frieden“. Doch Himmel hilf! Der letzte Orgelton des Hochamts ist kaum verklungen, da legt sich mir eine – erfreulicherweise nur sehr körpernahe - bekannte Duftkomponente auf die Bronchien, die ich nicht besonders schätze. Was ist es nur, Sakrament!??
Eintönig und bräsig, nicht wirklich bestimmbar, aber in seiner Unbestimmbarkeit grausam impertinent. Iso-E-Super, so lese ich irgendwo weiter unten im Kommentarstrang. GENAU. So kommt er bei mir nach 90 Minuten rüber. Ich bin leicht deprimiert; aber vielleicht liegt es auch am Regen.
3 Antworten
Goldie vor 9 Jahren 17 6
5
Haltbarkeit
7.5
Duft
Stille Größe
Wenn einem Menschen die Liebe seines Lebens begegnet, so heißt es (nicht nur in Trivialromanen) öfters: „Sie/Er hatte das Gefühl, dass sie ihn/sie schon immer kannte – als wäre er/sie schon immer bei ihr/ihm gewesen“. Diese Polarität von Vertrautem, Bekanntem einerseits und von rätselhafter Faszination andererseits – genau DAS empfinde ich bei Miss Dior Original. Eine liebe Parfuma hatte mir den Duft als Dreingabe mit in die Post gelegt. Zunächst beachtete ich ihn nicht sonderlich. Es war kein Originalpröbchen, sondern ein Pröbchen mit Geschichte. Irgendwann fiel mein Auge auf dieses handbeschriftete Glasröhrchen: Natürlich hatte ich bereits von Miss Dior gehört. Vor etlichen Jahren, als junge Frau schon. Aber wissentlich gerochen? Nein, das hatte ich ihn noch nicht; zumal Dior in den vielen Jahren meines DuftErlebens nur eine unwesentliche Rolle gespielt hat.
Als ich zwei Tröpfchen auf meinem Handgelenk verteilt hatte, ummantelte mich sofort eine unglaublich zarte Empfindung. Ruhe und Zuversicht legten sich in meine Seele. Diffuse Erinnerungen an meine Kindheit durchströmen mich jedes Mal, wenn ich diesen Duft auflege. Ich fühle mich in Sicherheit. Ich schaue ganz bewusst nicht auf Inhaltsstoffe oder die Einordnungen, wenn ich Düfte kommentiere (wohl aber, wenn ich selber auf DuftSuche gehe – man möge mir diese kleine Schwäche verzeihen;). Ich möchte ganz „unschuldig“ sagen, was mir einfällt, wenn ich rieche. Miss Dior Original ist für mich blumig-grün bis pudrig mit souveräner Duftentwicklung in Richtung gewürziger Basis.
6 Antworten
Goldie vor 9 Jahren 9 5
7.5
Flakon
7.5
Haltbarkeit
6
Duft
Unschuld vom Lande
Zum zweiten Mal in meinem Duftleben habe ich Kontakt mit einem Produkt aus dem unteren Preissegment. Es ist nicht so, als hätte ich da irgendeinen Dünkel. Ich komme einfach nur nicht auf die Idee, in Drogeriemärkten die Fläschchen näher zu untersuchen. Da rase ich nach WC-Papier und Zahnbürsten – auf Genuss ist mein Hirn da einfach nicht gepolt. Dank der lieben Alliage (die sehr aufmerksam meine Duftvorlieben studiert hat) kam also After Five Fifth Avenue an meine Nase und Haut. Ich bin positiv überrascht! Kein süßlicher, lauer, synthetischer Billigheimer. Die Kopfnote wird bei mir deutlich von Geißblatt und Bergamotte (in dieser Reihenfolge) dominiert. Der Verlauf ist vielleicht nicht ganz so spannend. Ein buntes Blumengebinde umflattert meine Handbewegungen: Gelb, Crème und ein kräftiges Rosé sind die vorherrschenden Farben meines AFFA-Kopfkinos. Mit einer Großstadt wie New York kann ich diesen romantischen Duft nicht assoziieren. Eher mit dem Sommerfest einer aus Gründen der Toleranz nicht näher bezeichneten christlichen Sektengemeinde im Mittleren Westen. Die Dame, die AFFA trägt, ist mittleren Alters, hat sich aber einen mädchenhaften Charme bewahrt. Sie ist nicht wirklich aufsehenerregend, und doch umgibt sie ein verstörender Sexappeal. Immer adrett, jedoch traut man ihr zu, dass sie nach dem ersten und einzigen Glas Bowle, ihren Slip aus dem Fenster der öffentlichen Toilette wirft. Sie hat irgendwo gelesen, dass das frivol wäre. Sie fühlt sich nicht ganz wohl dabei und verlässt völlig in Gedanken versunken das gemeinschaftliche bunte Treiben, um sich in einer unverständlichen Sprache im Gebet Gott anzuvertrauen. Dabei fällt ihr Blick nach unten: Oh Herr! Sie trägt Sandalen!! Keine Strümpfe!!! Nichts wie heim – sie zieht einen blumigen Duftschleier hinter sich her, und der Kaufmann des örtlichen Drugstore sieht ihr versonnen nach. Na ja. Nächste Woche gibt es auch noch einen Sonntag...
5 Antworten
Goldie vor 9 Jahren 5 2
5
Flakon
2.5
Sillage
0
Haltbarkeit
1
Duft
Seichtes Veilchen
In meinem Irisrausch versuche ich derzeit alles zu ersouken, was nicht-süße Irisnoten verspricht. Die Kommentarüberschrift „Grauer Samt“ tat ihr Übriges: Ich musste in den Besitz dieses Wunderwassers gelangen. Dank einer netten Parfuma kam ich also zu einem Pröbchen von Iris de Nuit.
Viel Veilchen (zählt aber durchaus auch zu den von mir geschätzten Ingredienzen), irritierend wenig Iris! So der erste Eindruck. Keinerlei Duftentwicklung in der Zeit danach. Es bleibt wie bereits von Wondernose beschrieben bei einem eindimensionalen, ja ich wage zu sagen einfältigen, in der Umschreibung vielleicht noch um die Facette eines mittelpreisigen Raumsprays zu erweiternden, seichten Veilchenduft. Verflixt – die Formulierung „KleineMädchenParfum“ weicht nicht aus meinem Hirn; wahrscheinlich weil Iris de Nuit meinen Sinnen einfach nichts, aber auch gar nichts anbietet. Zum zitierten KleinMädchenDuft drängt sich mir noch eine verkaufssteigernde Maßnahme vors geistige Auge: Ich sehe den Duft in einem 10 ml-Fläschchen, mit viel Pink und Purple, in einem Schminkköffferchen zwischen paraffinhaltigen MiniLipsticks und grellen Blushes, made in China, auf dem Grabbeltisch einer Drogeriekette kurz vor Ostern. Vier Stunden später war nur noch mit viel gutem Willen der Hauch eines nicht näher zu beschreibenden Duftes am Handgelenk auszumachen. Ich habe Iris de Nuit mehrere Chancen gegeben. Es bleibt wie oben beschrieben. In der Nacht sind alle Blumen blau, äh, sorry: alle Katzen grau.
2 Antworten
Goldie vor 9 Jahren 6 2
7.5
Flakon
5
Sillage
10
Haltbarkeit
8.5
Duft
Zwergorange – assoziiert, nicht gerochen
Im Sommer fand dieser Duft im Päckchen einer versierten ParfumoKollegin aus Deutschlands Hauptstadt seinen Weg zu mir. Ich „legte ihn auf“ (komischer Ausdruck; erinnert an "Platten auflegen“; aber zu diesem Duft passt nichts anderes). Sicher kann man ihn aufsprühen; aber das gibt nicht das KreidigSeifige wieder, das Kumkat Wood auf meiner Haut sofort zeigt. Seit diesem Sommer habe ich diesen Duft nicht vergessen, obwohl ich vielerlei getestet habe. Er ist unverwechselbar. Die Bergamotte nehme ich nur ganz ganz kurz wahr; dann ist es aber auch schon vorbei mit den zitrischen Noten – was mich nicht unbedingt stört. Bereits nach wenigen Minuten entwickelt sich dieser Duftton, der in meiner Farbwelt paradoxerweise einem ganz zarten, ganz hellen, pastelligen Orange nahekommt, ohne dass auch nur ansatzweise ein Orangenanklang für mich zu riechen ist. Ich sehe Frühstückstische und –stühle vor mir, die in dieser Farbe angemalt sind. Sie stehen in einem Haus am Meer. Der Blick fällt nach draußen. Es gibt keine erkenn- oder fühlbare Jahreszeit, die Temperaturen sind mit 17 Grad weder richtig warm noch kalt. Was nicht heißt, dass Kumkat Wood ein Laumann wäre. Leise bleibt er: beständig eine Melodie von Eric Satie aufnehmend; gespielt auf einem Cello aus hellem Holz. Sandelholz und Zeder werden nach etwa 1 Stunde bei mir stark wahrnehmbar, bleiben jedoch filigran und entwickeln sich zu keinem Zeitpunkt bedrängend. Die Haltbarkeit (10 Stunden) ist phänomenal für einen solch „hellen“ Duft. Mes compliments, Monsieur Mancera!
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