Grenouille8

Um eines vorqweg zu nehmen: Ich liebe Patchouli als Inhaltsstoff! Deshalb ist es bei mir schwer, bei einem Duft, in dem diese Note dominiert, etwas total falsch zu machen. So lange Patchouli das Sagen hat, bin ich schon ziemlich glücklich. Aber sehr wohl gibt es natürlich riesige Unterschiede bei Düften dieser Gattung und natürlich können da Welten dazwischen liegen.
Patchouli von Micallef gehört wie zu erwarten war in die absolut gehobene Kategorie. Das Ehepaar kreiert seine Parfums halt wirklich mit Liebe und Leidenschaft. Das merkt man.
Patchouli ist mächtig. Gleichzeitig aber auch fein und sehr nuanciert. In meinen Augen ist dies ein ziemlich trockener Patchouli-Duft. Ziemlich unverfälscht. Ich nehme ihn sehr puristisch wahr. Es ist quasi drin was drauf steht. Definitiv dominiert das Patchouli. Und zwar exquisit und wunderbar. Die wunderbaren besonders in der Basis auftretenden Begleiter wie Leder oder Balsame oder auch die süße Vanille umrahmen das Patchouli. Ohne ihm jemals die Show zu stehlen. Sie bringen es zum Strahlen und lassen es den Star sein. Und das ist es. Ein wirklicher Star. So tief und würzig, geheimnisvoll und dunkel. Ich fand Patchouli noch nie hippiemäßig, sondern schon immer einen der edelsten Rohstoffe in der Parfumindustrie. Micallef hat es mit diesem Duft wieder deutlich gezeigt.

Was Valeria angeht, muss ich mich hier Bertels Meinung anschließen. Ich werde diesen Duft nicht in mein Sortiment aufnehmen. Und es fällt auch nicht schwer, ihn zu vergessen. Damit man mich nicht falsch versteht - es ist definitiv kein schlechtes Parfum, nur leider allzu gewöhnlich und mainstreamig. Also genau das, was ich persönlich nicht mag. Düfte dieser Art gibt es einfach schon zu viele und sie prägen sich nicht ein. Hinterlassen nichts. Gerochen und schon wieder vergessen. Ein wenig frisch, eim bisschen würzig und noch leicht vanillig....also von allem ein hauch und doch nichts richtig. Ich brauche halt die Bomben. Markenzeichen! Und das Merkwürdige ist ja, dass ich genau das bei allen bisher getesteten Parfums von Harry Lehmann gefunden habe. Qualität, Intensität, Individualität, Nostalgie....einfach die hohe Parfumeurskunst. Und gerade deshalb finde ich, passt Valeria so gar nicht in HLs Sortiment. Aber das kann ich mir wohl nicht anmaßen zu kritisieren, denn sicher hat jede Duftrichtung ihre Berechtigung. Und warum soll Herr Lehmann nicht auch etwas im Sortiment führen, was eben diese Richtung abdeckt und bestimmt auch seine Anhänger hat. Nur eben nicht mich. Aber dafür kann ich mir ja mit so vielen anderen meisterhaften Kompositionen aus dem Hause Lehmann mahr als Gutes tun. Und wenn ich möchte, sogar noch individuell mischen lassen. Also soll dieser Valeria ruhig bleiben, aber wir werden keine Freunde. :-)

Ja, das ist er, dieser Duft. Und obwohl relativ neueren Datums hat er das Zeug zum absoluten Klassiker. Hebt sich heraus aus dem sonst so üblichen, langweiligen Dufteinerlei. Offen gestanden lässt sich dieses tolle Werk gar nicht so sicher beschreiben. Das ist ein Parfum, bei dem ich immer sagen würde unbedingt riechen, um ihn kemnenzulernen. Ich empfinde ihn sehr intensiv, würzig, tief und persönlich. Gleichzeitig aber hat er auch eine gewisse Frische und Natürlichkeit, ohne dabei ein belangloses typisches frisches Herrenwässerchen zu sein. Er ist definitiv speziell. Nur schwerlich mit anderen Düften vergleichbar. Eben weil es wie ich finde typisch Hermes ist. Der Geruch ist edel, man erkennt sofort beste Qualität. Für mich dominiert einfach diese unglaubliche markante und doch gleichzeitig weiche Würze. Ohne jegliche Süße. Und trotzdem mit Wärme und Tiefgang. Auch finde ich, das Parfum lässt sich zu jeder Gelegenheit tragen. Es ist iwie immer passend. Auch Jahreszeiten unabhängig. Interessanterweise mag ich ausnahmsweise mal die Eau de Toilette Version lieber als das Eau de Parfum, obwohl ich sonst immer ein grosser Freund von hoher Intensität bin. Aber hier ist in meinen Augen zwischen beiden diesbezüglich kein Unterschied. Nur der Duft selbst ist für mich beim Eau de Toilette interessanter.
Also - lasst Euch mal erden und auf dieses Abenteuer ein. Eine Empfehlung.

Kann mich Apicius nur anschliessen. Verité ist der klassische Orientale. Zumindest wie er sein sollte, heut aber so in Herrendüften nicht mehr wirklich umgesetzt wird. Denn er ist durchaus auch ein mutiger Duft. Teilweise recht süss durch die Vanille, ebenso wie er streckenweise schon auch leicht betäubend durch den im Unterton vorhandenen blumigen Teil, aber natürlich auch durch den starken Patchouly. Mir fällt spontan das abgedroschene "sinnlich " zu diesem wunderbaren Duft ein. Das ist er einfach. Erotik mit Stil und Klasse. Bravo!

Anscheinend habe ich wirklich einen ausgefallenen Geschmack, denn offensichtlich mögen die meisten diesen Duft nicht. Ganz im Gegenteil zu mir. Ich empfinde ihn aussergewöhnlich gut. Ich nehme eine sehr gelungene, edle Komposition wahr. Definitiv dunkel und geheimnisvoll. Das tabakartige kann ich interessanterweise nicht so extrem wahrnehmen. In meinen Augen dominiert der Weihrauch und streckenweise die starke aldehydische Begleitung desselben. Klar - das muss man mögen. Ich liebe es zum Glück. Des Weiteren empfinde ich diesen Duftleckerbissen auch durchaus ein wenig ledrig. So ein bisschen cuir de russie....Die Aldehydlastigkeit lässt den Duft für mich irgendwie chanelig wirken. Das Ganze durch den ledrigen und rauchigen Charakter auf angenehme, edle männliche Art.
Mich haut Habanera um. Und im Gegensatz zu meinen Vorrednern auf ausschliesslich positive Weise.