Grottenolm

Grottenolm

Rezensionen
Grottenolm vor 8 Monaten 1
9
Flakon
7
Sillage
10
Haltbarkeit
9
Duft
Reines Adlerholz, was will man mehr?
Jetzt muss ich doch mal eine Lanze für ein Parfum brechen, wobei das gar nicht nötig ist, da es nicht mehr produziert wird. Also bleibt nur, meinen halben Flakon wie einen Schatz zu hüten.

Pure Oud, also reines Adlerholz… Einen Duftverlauf ist nicht zu erwarten, da es wohl um die Darstellung des Holzes geht. Richtig! Doch wie richt reines Adlerholz/Oud?

Das hängt deutlich von der Qualität des Holzes ab. Man unterscheidet mehrere Qualitätsstufen: Die oberste Stufe ist Kyara, danach folgen Goku-Hin, Matsu, Take und noch weitere. Der Preis für Kyara, also der höchsten Qualitätsstufe liegt pro Gramm bei über 400 €. Dementsprechend werden in den meisten Parfum wohl nur wenige Anteile, wenn nicht sogar synthetischer Ersatz verwendet.

Adlerholz riecht immer anders. Generell lässt sich wohl sagen, dass mit steigender Qualitätsstufe die Komplexität zunimmt und der ölige, harzige, an Lippenstift oder Terpentin erinnernde Anteil abnimmt und frische Eindrücke dazu kommen. Hier empfehle ich mal eine Kuh-Do Duftzeremonie (vgl. meinen Artikel hier auf diesen Seiten https://www.parfumo.de/Benutzer/Grottenolm/Blog/Eintrag/koh-do-dem-duft-lauschen) mitzumachen.

Was macht Kilian daraus? Pure Oud bildet für mich genau das ab. Komplexität, Rauchigkeit, Holz, Harz aber ohne Klebrigkeit.

Safran als häufig gewählte Kombination mit Oud startet, aber ist nur beiläufig da. Adlerholz, Adlerholz, Adlerholz… es braucht fast nicht mehr. Copaivabalsam unterstützt die holzige, citrischen Aspekte. In der Basis ist Cypriol beschrieben, das wahrscheinlich etwas üppiger vorhanden ist, nicht so komplex wie Adlerholz ist, dieses aber unterstützt. Wahrscheinlich liegt es am Preis für Adlerholz.

Labdanum verleiht Rauchigkeit und Tiefe, ebenso das Gujakholz, das noch etwas Süße und Blumigkeit mitbringt. Das synthetische Amber sorgt wohl für die Haftung und Haltbarkeit.

Alles in Allem ist Pure Oud für mich ein wunderbarer Duft. Nicht zu aufdringlich, die Silage ist mittel, die Haltbarkeit sehr gut. Kein Duft für jeden und jeden Tag, aber für mich ein kraftvoller, holzig, rauchiger Begleiter.

Mir bleibt nur das Verschwinden eines ungewöhnlichen Duftes zu betrauern, den ich mag.
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Grottenolm vor 8 Monaten 4 2
9
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
Drauf und los… unverschämtes Sandelholz!
Der Kardamom springt mich an. Elemiharz, ich liebe es, so warm und umfangend, dazu eine pfeffrige Schärfe. Frisch, warm, pfeffrig, eine spannende Eröffnung.

Dann, sehr schnell kommt das Sandelholz zum Tragen. Warm, angenehm, beruhigend, kontrastiert mit Weihrauch, der eine frische, rauchige, krautige Komponente hinzufügt. Das Zedernholz unterstützt das Sandelholz.

Wer schon einmal gutes Sandelholzstück (Koh-Do- Zeremonie, dazu werde ich noch im Blog etwas schreiben) nur erwärmt hat, wird sich sofort an die Nuancen erinnern. Molinard fängt sie großartig ein.

Auf meiner Haut überwiegt der warme und beruhigende Anteil, wobei die Spannung durch den Weihrauch nie verloren geht.

Je länger ich das unverschämte Sandelholz trage, desto ledriger wird es, aber nie ohne Spitzen, die meine Nase kitzeln. Immer wieder sagt mir der Duft: „Ich bin noch da! Lehn Dich nicht zu sehr zurück! Entspannen steht gerade nicht an! Bleib mit der Nase bei mir!“

Ja, die Nase möchte ich nicht abwenden. Es ist ungemein bereichernd, die Abwechslung zwischen Wärme und Schärfe, der Pfeffer ist immer mal wieder da. Dann das durchschimmernde, immer stärker werdende Amber, der goldene Schimmer im braunen Gewand.

Wenn das Parfum Farben hätte, dann wäre es ein ständiger Wechsel zwischen Grau, Schwarz, Braun, goldenen Einsprengseln…

Es bleibt trotz der Basisnoten (Leder und Ambra) immer etwas holzig und trocken. Das Zedernholz und wahrscheinlich auch Muskat, den ich wahrnehme, erzeugt wohl diesen Eindruck.

Mit Papyrus habe ich so meine Probleme. Wie und wonach rieht es?

Was für ein Auftritt! Santal Insolent erscheint, bleibt präsent, ist ein Begleiter voller Kraft, der seine Energie nicht verliert, der sich langsam beruhigt, aber ohne kraftlos zu sein.

Wer also einen Duft für einen Auftritt sucht, einen stundenlangen Begleiter, selbstbewusst, kraftvoll, aber nicht aufdringlich, der ist hier richtig.

…geradezu unverschämt, wie gut und spannend Sandelholz riechen kann!
2 Antworten
Grottenolm vor 9 Monaten 10 4
8
Flakon
5
Sillage
7
Haltbarkeit
8
Duft
Eine ungewöhnliche Erfrischung
Wer in der Rubrik La Fraîcheur nach einem leichten Sommerduft sucht, wird sicherlich fündig.

Bamboo ist nicht grün, wie ich schon mal gelesen habe, sondern startet mit Ingwer, Bergamotte, Kardamom und Rosa Beeren/Pfeffer (steht nicht in der aktuellen Beschreibung, meine ich aber mal gelesen zu haben und nehme ich deutlich wahr) frisch/würzig, aber nicht zitrisch. Endlich mal ein Sommerduft, der einen nicht an ein Zitronensorbet (wenn ich so riechen möchte, nehme ich den Duft von Etro) erinnert oder aquatisch daherkommt.

Weiter geht es immer wärmer, aber nicht schwülstig. Basilikum gibt eine frische und etwas pfeffrige Note dazu, die ich sehr mag. Sie unterstützt die leichte Schärfe und Frische des Ingwers und übernimmt nach einiger Zeit.

Relativ schnell wird die Basisnote mit Zeder, Sandelholz und Moschus sichtbar und unterfüttert das Basilikum. Der Duft wird immer körpernäher, holzig, angenehm, ein Teil des Tragenden.

Für mich passt er wunderbar. Ein guter Start in den warmen oder auch heißen Tag. Nie aufdringlich, immer freundlich, die Frische des Basilikums hält lange an.

So muss ein Sommerduft sein, mich erfrischen, begleiten... und nicht, so etwas sein, was manche Menschen auflegen... in Kassenschlangen fühle ich mich manchmal an chemische Kampfmittel erinnert...

Liebe Mitmenschen denkt auch auch mal an eure Umgebung. Düfte im Sommer sollten nicht im Raum stehen und dürfen auch mal nicht so lange halten. Dafür sprüht man sich zur Erfrischung einfach noch einmal ein...

Die Qualität bei Molinard überzeugt mich immer wieder. Als Nächstes steht wahrscheinlich Citrus Noir in meinem Schrank. Probiert habe ich ihn schon... nicht so grob und kantig wie das Zitronensorbet von Etro...
4 Antworten
Grottenolm vor 9 Monaten 27 6
10
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
10
Duft
Die kreative Kraft…
Allen Unkenrufen einmal zum Trotz... Das ist ein unglaublich gutes Stöffchen. Alles passt. Doch erst einmal etwas zur Idee des Parfums:

Encre Noire— Schwarze Tinte/Tusche ist im westlichen Kulturkreis banal, geruchlos, aus Patronen und manchmal sogar aus Fässchen, aber im asiatischen Bereich ist schwarze Tusche geradezu magisch. Sie steht für Kreativität, Kraft, Kunst... und sie riecht! Es gibt Räucherstäbchen, die diesen Geruch nachahmen, welche die Kreativität fördern sollen.

Die Zubereitung der Tusche ist ein meditativer Akt. In die Mulde eines schwarzen Reibsteins wird etwas Wasser gegeben, dann wird in kreisenden Bewegungen die feste Tusche gerieben und nach einer längeren Zeit entsteht eine dickflüssige, schwarze Tusche. Diese wird zur Kalligraphie und Malerei eingesetzt.

Doch wonach rieht die Tusche? Feuchter Stein, Asche, Rauch, je nach Bindemittel auch danach.

Encre Noire bildet genau das ab und geht noch darüber hinaus.

Alles beginnt mit einer frischen, feuchten, aber warmen Frische, der Zypresse. Je länger es dauert, desto wärmer und dichter wird es. Vetiver bringt erdige und rauchige Noten. Die Tusche ist fertig.

Kraft und Energie prägen die Herznote. Jetzt kann die Kreativität sich entfalten. Mit Mut ans Werk!

Ledrig, warm, der Weihrauch leitet zum Finale.

Lange bleibt die Wärme und sakrale Stimmung der Zufriedenheit und Betrachtung des geschaffenen Werkes.

Jungs, lasst die Finger von diesem Duft! Männer mit Brustbehaarung sind herzlich eingeladen, sich lange begleiten und unterstützen zu lassen.

Ist Encre Noire zu stark, bist Du vielleicht noch etwas grün hinter den Ohren... ;-)
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