Helena1411

Helena1411

Rezensionen
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1 - 5 von 104
Helena1411 vor 1 Jahr 46 40
8
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
8
Duft
Eiszeit
Schneidend kühl fallen milchigweiße Sonnenstrahlen auf glitzernde Schneedecken, Eiskristalle zeichnen sich ab an Fenstern, auf Seen, in Deinen Gedanken.
Wer nur hat die Seifenblasen verzaubert? Sie scheinen, fest gefroren in der Luft, dort wie von Zauberhand zu verharren, überzogen von aberwitzigen Mustern geometrischer Anordnungen, bis ins Chaos präzise. Verströmen den Geruch kalter Sauberkeit bis in die letzte Deiner Poren.
Die Luft selbst riecht reinweiß, nach sich bald ankündigendem Schneefall.
Klirrend, kalt, kühl.
Dein Herz ist so warm wie das Metall, an dem Hände im Winter unabdingbar festfrieren.
Riecht es nicht auch nach Metall? Oder ist es das gefrorene Blut in Deinen Adern, das Dich wohlig schaudern lässt…?
Silbrige Moschusflocken schweben zwischen Deinen bewegungslosen Armen und Beinen direkt in Deinen vereisten Kopf hinein, sie lähmen die Zeit, in der Du Dich bis eben befandest, distanzieren Dich von Dir selbst.
Das Leben erkaltet in einem unnahbaren Duftkorsett aus Eis und Schnee.
Du bist nicht tot. Du bist nicht lebendig. Du bist dazwischen. Im Silbernebel. Eingefroren für die Unendlichkeit.
40 Antworten
Helena1411 vor 1 Jahr 40 32
10
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
10
Duft
Und so viel mehr…
Als verlöre ich mich in Deinen blutroten Tropfen, während Du samtweich meine Kehle herunterrinnst, einen herbkühlen Duft nach reifen Beerenfrüchten verströmend, vollmundig, erhaben, um in meiner seidenen, dunkelrotchangierenden Abendrobe tränengleich im divaesken Brokat zu versinken. Ich laufe trunken vor Deiner Opulenz über schwerduftende Rosenmeere, deren zarte Blätter um meine Füßen schmeicheln, während die Dornen von einem geradezu mich in die Tiefe - oder ist es Höhe … - reißenden Bouquet an Blumen bedeckt werden. Ihr Duft betört alle meine Sinne, als vergäßen sich die anderen Gerüche der Umgebung und als konzentrierte sich alles auf die Existenz dieser Blütenfülle, die sich über mich ergießt, dunkel, fast schon herb, und doch in sämtlichen Farbprismen duftend.
Gar laufe ich Deinen honiggleichen Schmeicheleien auf, fühle mich unantastbar, verrucht, in alle Ewigkeit weiblich, schon begebe ich mich freiwillig ergeben in Deine Fänge aus 1001 Nacht, hauchst Du mir zärtlich orientalische Erzählungen zu und ziehst Du mich unerbittlich in Deinen moosgrünen, bitterwarmen Bann der femininen Unendlichkeit. Unweigerlich falle ich aus der Zeit, während sich Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft durch die flechtenbedeckte Erde, auf der ich von Dir gehalten schwanke, zu einer neuen Zeitdimension verbinden.
Die ganze Welt taumelt willenlos mit mir dahin, aber solange Du mich nur begleitest, kann mir kein Unbill etwas anhaben.
Du bist Magie Noire und doch so viel mehr.
32 Antworten
Helena1411 vor 2 Jahren 42 60
8
Flakon
10
Sillage
10
Haltbarkeit
9
Duft
Blüten-Würz-Wummser
Es ist schon erstaunlich, wie sehr sich Duftwahrnehmungen verändern können… Das ist jetzt an sich nichts Neues, auch vielleicht nichts Erwähnenswertes, möchte man meinen, aber es verblüfft mich persönlich dennoch immer wieder aufs Neue, wenn ich das Beschriebene an mir entdecke. Und zwar in einer Gegensätzlichkeit, die mich fast (sonst könnte ich wohl kaum hier darüber berichten) sprachlos zurücklässt.

Aber vielleicht lasse ich Euch erstmal meinen damaligen Kommentar mit einer Bepunktung von 5,0 zum Duft lesen.

Das war mein ursprünglicher Kommentar vor gut 3 Jahren:

„Da sind sie, die 80er Jahre, schrill, bunt und laut. Und genauso laut ist auch dieser Duft und katapultiert uns mit einem explosiven Schub um 30 Jahre zurück.
Ich muss gestehen, ich habe mich hin- und hergerissen gefühlt, als ich ihn auftrug, denn er ließ Kindheitserinnerungen aufleben und zeitgleich mit der Nase zurückschrecken aufgrund des olfaktorischen „BÄÄHMMM“, was er unweigerlich mit sich bringt. Übrigens ganz charakteristisch, wie viele Parfums der 80er.
Die einzelnen Noten habe ich nicht ausmachen können oder - sagen wir besser - wollen, weil das Zurückschrecken doch die Oberhand gewonnen hat. Aber diese über die Maße präsente Würzigkeit blieb hängen, auch nach mehrmaligem Versuch, den Duft dann doch abwaschen zu wollen.
Wer es vom Duft laut im Stile der 80er Jahre mag, ist mit Aigners Explosive genau richtig bedient; jeder andere dürfte es als recht, nennen wir es: überwältigende Duft-„Erfahrung“ abspeichern.“

So viel zu meinem damaligen Kommentar. Und ich war - so dachte ich - noch recht gnädig sowohl im Hinblick auf die Bepunktung als auch auf meine Rezension, die de facto keine wirklich gelungene Rezension war, da ich weder den Duft sonderlich gut beschreiben noch die einzelnen Bestandteile dezidiert aufschlüsseln konnte; im Grunde fand ich diesen Duft einfach nur völlig und in Gänze unerträglich und habe das auch rein subjektiv (wie alle Duftrezensionen nun einmal sind) zum Besten gegeben.

Nun sind gute drei Jahre ins (Duft-)Land gegangen, ich habe mich vom Süßling zum Herbling entwickelt, bin zu einem absoluten Fan von Chypre-Düften avanciert und weiß um den Charme der Vintage-Düfte, auch die krachend lauten und alles umhüllenden. Und so kam mir immer öfter in den Sinn, ob nicht meine Abneigung gegen diese sogenannten Blüten-Würz-Wummser sich vielleicht mittlerweile geändert haben könnte, zumindest jedoch abgemildert.
Aus diesem Grund habe ich im Rahmen eines Tausches mit einer sehr lieben Parfuma wieder einen Flakon von Aigners „Explosive“ ergattern können. Und siehe da….

… immer noch springen mir mit dem ersten Sprüher die grünkrautigen und leicht seifigen Aldehyde gepaart mit einer recht bitteren Zitrusnote und einer doch gewaltigen Würzigkeit entgegen… und ich finde es ganz großartig! Ich kann gar nicht von meinem Handgelenk ablassen, so fasziniert bin ich. Auch die sehr schnell sich hervordrängelnde Rose, dunkelwürzig, fast schon herb, begleitet von dem helleren, hier aber kaum süßlichen Ton der Maiglöckchen, entlockt mir eher Verzückung als denn das frühere Zurückschrecken.
Es bleibt eine würzige, dunkle Aura, beinahe etwas pfefferig - auch wenn Pfeffer hier nicht gelistet ist -, die im Verlauf sogar etwas grünwürzig anmutet. Vermutlich ist das dem in der Pyramide angegebenen Moos gepaart mit Vetiver geschuldet, auch wenn ich beides im Detail einzeln so nicht herausfiltern kann, sondern nur als gesamten begleitenden Duft-Eindruck wahrnehme. Das Patchouli bringt einen dunkelerdigen Ton mit hinein, aber auf sehr angenehme Weise (ich bin tatsächlich nicht so der eingeschworene Patchouli-Fan, muss dazu gesagt sein), denn dadurch bleibt der Dufteindruck mysteriös und irgendwie geheimnisvoll.

Und so klebe ich förmlich an meinem Handgelenk (ganz im Gegensatz zu dem Abwaschzwang vor drei Jahren) und bin schier weg begeistert, dass ich diesen Duft mein eigen nennen darf. Sozusagen eine 180 Grad Kehrtwende.

Es stellen sich mir nun einige Fragen:

Bin ich olfaktorisch derart gewachsen bzw. gereift, dass ich dererlei Düfte nun zu schätzen weiß?
Muss man für bestimmte Düfte ein gewisses Alter erreichen, um sie zu mögen?
Und nimmt mich mein Umfeld entsprechend meiner Duftwahrnehmung vor drei Jahren wahr, wenn ich Explosive trage?

Und meine Antwort auf alles lautet nach kurzem Überlegen:
Egal!
Ich bin einfach glücklich, Explosive wiedergefunden und ganz neu entdeckt zu haben!

Ein Hoch auf die 80er! Und auf die Blüten-Würz-Wummser!

——————————————————
Ein riesengroßer Dank geht an Amadea70, die mir mit diesem tollen Tausch diesen wundervollen Duft beschert hat!!!
60 Antworten
Helena1411 vor 2 Jahren 38 67
9
Flakon
7
Sillage
6
Haltbarkeit
9.5
Duft
Wenn sie diesen Tango hört…
… vergisst sie die Zeit.

Dann schweben ihre Füße leicht zu der altbekannten Melodie über das schon ein wenig stumpf gewordene Parkett. Sie riecht die voll aufgeblühten, roten Rosen unter dem Fenster der Tanzschule in Buenos Aires, die ihren betörenden Duft ungezähmt und wild zu den leidenschaftlichen Takten des Tangos in die Räumlichkeiten strömen lassen.
Sie fühlt die Hände ihres Tanzpartners Carlos, der den gleichen Namen trug wie der Sänger des von ihr so geliebten Tango-Liedes, an ihrem Körper, riecht den sanften Seifenduft, der ihn immer umgab und den sie so sehr mochte, riecht, wie sich in ihren Schritten und Drehungen genau dieser Seifenduft verwob mit dem vollblütigen Geruch der rassigen Rosen.
Sie tanzt in ihrer kleinen Wohnung, tausende von Meilen von Buenos Aires entfernt, behende, als trüge Carlos sie weiterhin durch die Ochos, die von den Frauen getanzten Achten des Tangos, sie riecht den Duft der Erinnerungen an Seifen und Rosen und würzigen Nelken.
Genau der Nelken, die im Tanzsalon in den kunstvoll verzierten Vasen auf den feinen Tischchen am Rande der Tanzfläche arrangiert wurden, und sich in den Duft aus roten Rosen und feinster Seife mischte, wodurch sich eine tiefe Würze in die Melancholie des Tangos hineinschlich.
Nur Carlos und sie, inmitten anderer sie bestaunender Paare, eins miteinander, leidenschaftlich, verschmelzend, und doch nur bis zum letzten Takt, bis zum Ausklingen der Melodie. Mit dem letzten Ton trennten sich ihre Körper, richtete sich ihre Aufmerksamkeit auf ihre Schülerinnen und Schüler, wurden sie wieder zu den beiden Tanzlehrern, die sie eigentlich waren, nicht die in einem Rosen-Seifen-Gewürznelken-Traum bei sich verzehrenden Tangorhythmen umfangenden Liebenden, die sie von ganzem Herzen gerne gewesen wären.
Und wenn sie abends nach Hause ging, haftete immer noch der Geruch der verführerischen Rosen und würzigweichen Nelken sowie der Duft von Carlos Seife an ihren Kleidern, die sie ganz nahe an ihrem Bett zum Glätten aufhing, um den Duft auch ja die ganze Nacht bis in ihre Träume hinein riechen zu können.

Und so tanzt sie bis zum letzten Klang von „Mi Buenos Aires Querido“, bis ihre alten Füße und Beine anfangen zu schmerzen, ihre von den vielen Jahrzehnten faltig gewordenen Hände langsam wieder herabsinken und ihr in Erinnerungen schwelgendes Gesicht wieder stumpf in sich zusammensinkt.

Wo sie hier nur ist, das weiß sie nicht mehr. Wer da gerade einfach in ihr Zimmer kommt und ihr eine Tasse Tee hinstellt, auch das kann sie nicht sagen.
Sie meint, ihr eigener Name sei Maja, aber so ganz sicher ist sie sich auch da nicht mehr.

Aber sie weiß um Carlos. Und den Tango. In Buenos Aires. Und den wunderbaren Duft nach Liebe, Verlangen, Freiheit und Sehnsucht.

Sie lächelt.
67 Antworten
Helena1411 vor 2 Jahren 39 46
10
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
9.5
Duft
Ein Wenn-Dann-Duft
Wenn Du …
… überbordende Aldehyde nicht magst, die gleich zu Beginn Deine Nase umstürmen, grün-krautig und zeitgleich nostalgisch seifig anmuten und an Düfte aus längst vergangenen Zeiten erinnern, geradezu in Erinnerungen schwelgen lassen, …
… dann bist Du bei diesem Duft völlig falsch.

Wenn Du …
… gepaart mit diesem fulminanten Aldehyd-Einstieg den Duft nach würzigen Koniferen nicht gerne hast, die einen bitter-herben Eindruck hinterlassen, wenn man ihr Grün sanft zwischen den Fingern zerreibt, und Dich direkt in einem Gefühl von dunkelwürziggrünen Wellen über das Aldehyd-Meer treiben lassen, …
… dann ist dieser Duft nichts für Dich.

Wenn Du …
… zeitgleich schon den Geruch von sattem, leicht feuchtem Moos nicht leiden kannst, einem Moos, das so weich die vorangegangenen dunkelwürziggrünen Wellen bettet, dass es Dir scheint, als könntest Du Dich in dieses wohligweiche Moosbett hineinsinken lassen, um völlig umschlungen zu werden von dem satten dunklen Grün …
… dann solltest Du diesen Duft ziehen lassen.

Wenn Du …
… mit erdigen Rosen nichts anfangen kannst, die mehr verstreuten Rosenblättern auf dem dunkelgrünen Moosbett gleichen, unter dem die kühle, feuchtfrische Erde schon zu erahnen ist, aber nur hintergründig, dezent, genauso wie die herabregnenden Rosenblätter, die zaubergleich durch die Luft schweben …
… dann wirst Du mit diesem Duft nichts anfangen können.

Wenn Du …
… Dich im weiteren Verlauf für die entstehende Assoziation von dunklem Leder nicht begeistern kannst, einem Leder, auf dem krautige Flechten wachsen, das ein wenig rau daherkommt und mit dem eine leicht herbe Würzigkeit einhergeht, aber zugleich so schmeichelnd ist, dass Du Dich anlehnen möchtest …
… dann hat dieser Duft nichts für Dich Angenehmes.

Wenn Du aber …
… grünkrautige, aldehydregnende, moosverdichtete, dunkelledrige, herbrosige, erdigreine, flechtenwürzige, bitterbalsamische Duftkompositionen magst, …
… dann, …
… ja dann wirst Du diesen in sämtlichen schillernden Prismen von einem Chypre strahlenden Duft wahrhaft lieben und ihn nicht mehr loslassen wollen.
46 Antworten
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