Igraine

Igraine

Rezensionen
36 - 40 von 45
Igraine vor 15 Jahren 6 3
7.5
Haltbarkeit
9
Duft
Der andere Moschus
Vorab: Ich bin auch kein großer Freund von moschuslastigen Düften, und mit etwas penetranteren Kreationen wie TBS "White Musk" oder Mecheri's Kristallmoschus-Düften kann man mich jagen.

"Musk" ist für mich jedoch was Besonderes und fällt aus dem Rahmen, weil er eben nicht nach irgendeinem der x synthetischen Moschus-Derivate riecht, die einen fast überall verfolgen und meist irgendeinen sauberen, kuschligen Eindruck hinterlassen sollen. Der Moschus bei Villoresi ist (laut eigener Angabe) "Tonquin Musk" und kein "White Musk". Was auch immer genau damit gemeint ist - ob nun irgendein dem echten, animalischen Tonkin-Moschus besonders ähnlicher synthetischer Stoff oder ev. natürliches Ambrette: Es riecht viel eher dirty&sexy als kuschlig&clean, schwer, warm und sehr sinnlich. Im Gegensatz zu dem ganzen Weißen Sauber-Moschus liebe ich den erdigen, süßlichen, erotischen Duft von Ambrette, aus den Samen von Abelmoschus moschatus extrahiert. Ich besitze seit Jahren ein reines äth. Öl dieses Stöffchens (1 ml unverdünnt zu einem recht beachtlichen Preis) und verwende es gelegentlich in homöopathischen Dosen, und in diese Art von Moschus fällt für mich auch Villoresi's "Musk".

Rose und Rosengeranie rieche ich nur sehr vage, auf meiner Haut wird es auf jeden Fall kein dunkler Rosenduft. Ich rieche eher ein bißchen elegantes Rosenholz, vermischt mit viel warmem, süßlichen echten Sandelholz. Kein süßer Pudding wie Apicius, keine Puderdose wie in etlichen Basenotes-Reviews.

Für mich ist "Musk" ein dezenter, holziger und absolut sinnlicher Moschus-Duft. Ich würde ihn auch recht eindeutig als femininen Duft sehen und nicht unbedingt als unisex, auch wenn er sicher gut tragbar für Männer ist, zu denen er paßt.
3 Antworten
Igraine vor 15 Jahren 9 1
0
Flakon
5
Sillage
5
Haltbarkeit
9
Duft
Zitrus-Pretiose
Das Leben ist hart und ungerecht. Da testet man sich während der unerträglichen Hitzewelle vor ein paar Wochen durch Unmengen kühlende Zitrus-Schnüffchen und findet nichts Genehmes - und jetzt, wenn einem bei fast winterlichen Temperaturen der Hintern abfriert, stolpert man zufällig und ganz unverhofft über ein Kleinod, das vielleicht der heilige Zitrus-Gral gewesen wäre.

Grain de Plaisir startet mit einer beeindruckenden Zitronen-Minze-Kombination. Die Zitrone (im Stück, bittere Schale + Saft) ist die schönste und natürlichste, die mir bisher in einem Parfum begegnet ist. Da ist eigentlich keinerlei Assoziation mit Entkalker, Putzmittel oder quietschgelben Plastikzitronen möglich. Dazu mischt sich die Minze, ebenfalls sehr natürlich und unaufdringlich. Das hat ein bißchen was von einem Cologne, wirkt aber überhaupt nicht billig oder altmodisch.
Zur ätherischen, frischen Zitronenminze kommt dann das, was mich bisher vom Testen dieses Duftes abgehalten hat: Sellerie. Fällt bei mir als Nahrungsmittel unter völlig ungenießbar und inakzeptabel, und auch das ätherische Öl aus Selleriesamen duftet zwar nicht direkt schlecht, war aber als heraussriechbare Parfumnote eher unvorstellbar. Bis jetzt. Hier ist der Sellerie eine perfekte frische, hellgrüne Ergänzung zur Zitronenminze. Sehr ungewöhnlich, aber dezent und absolut tragbar. Statt der in der Pyramide angebenen Myrte und Lavendel glaubte ich, ein bißchen Anis und Basilikum zu riechen. Ist aber auch egal, die Komposition wird jedenfalls zitrisch-krautig und ist noch immer wunderschön herb und erfrischend. Die Basis ist recht unspektakulärer Moschus mit dezentem Vetiver, aber das große Kino davor lohnt einen Test.
Insgesamt für mein Empfinden ein sehr ausgewogener, herb-grüner Sommerduft. Paßt immer, erfrischt und macht gute Laune.

Mit meinem mangelhaften Rest an Schulfranzösisch hab ich "Grain de Plaisir" im ersten Moment zweifelnd als "Lustkörnchen" übersetzt, was zwar zu der bei ALzD erwähnten aphrodisierenden Wirkung gepaßt hätte, aber irgendwie nicht so naheliegend schien. Tatsächlich ist es wohl eher "Ein kleiner Moment der Freude", und das paßt auf jeden Fall. Leider auch, was die Haltbarkeit angeht: Die ist auf der Haut (oder meiner zumindest) nicht überwältigend und wirklich ein eher kleiner Moment. Aber auf Klamotten oder Haare gesprüht wird der Moment der Freude deutlich länger.
1 Antwort
Igraine vor 15 Jahren 11 6
5
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
10
Duft
Wald ohne Elfen
Wer aufgrund des Namens einen vanille-harzigen, kuschligen Winterduft erwartet, wird enttäuscht sein.
Mandy Aftels Amber ist eher kühl, herb und tief dunkelgrün, nicht nur optisch in der Flasche, sondern auch olfaktorisch. Ein lebendiger Nadelwald mit Bäumen, an denen Harz heruntertropft, kleine Inseln aus Kräutern und Süßgras dazwischen. Hier gibt es keine zauberhaften Feen oder Elfen mit schillernden Flügeln wie im Zauberwald von Ormonde Jaynes Woman. Im Amber-Wald tragen die Elfen Pfeil und Bogen und halten sich lautlos im tiefen Schatten des Waldes versteckt, weil sie nicht gestört werden wollen.

Lavendel Absolue, wie es hier verwendet wurde, hat kaum Ähnlichkeit mit dem Overkill blühender, blauvioletter Lavendelfelder oder ätherischem Lavendelöl. Das Absolue ist grün, duftet sanft krautig und leicht süßlich nach Kumarin (der typische Geruch in getrocknetem Süßgras und Waldmeister), und so gut wie gar nicht nach Lavendelblüten. In Verbindung mit dem schweren, stark harzigen, aber weichen Duft des Labdanum, das den Namen "Amber" rechtfertigt, und balsamischem Tannengrün wird die perfekte Illusion eines Waldspazierganges an einem sonnigen Spätsommertag geschaffen. Kühl, belebend, herb und dunkel, gleichzeitig aber auch weich und sinnlich.

Sicher nichts für jeden Tag und wahrscheinlich auch nicht jedermanns Fall, aber unbedingt einen Test wert für Liebhaber absolut unsynthetischer Naturdüfte.
Mandy Aftel verwendet ausschließlich natürliche Rohstoffe, für meinen Geschmack in sehr genialer Weise und sich deutlich abhebend von oft eher belanglosen und flüchtigen anderen Düften aus rein natürlichen Stoffen. Für ein Natur-Parfum ist "Amber" sehr gut haltbar - an mir problemlos über einen 10-Std.-Arbeitstag.
6 Antworten
Igraine vor 15 Jahren 5 4
7.5
Flakon
5
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft
Edel-Patchouli
Patchouli Noir ist das beste patchouli-dominierte Parfum, das ich bisher gerochen habe. Außergewöhnlich schon die "kopfstehende" Duftpyramide: Das langanhaltende Fixativ Patchouli als Kopfnote, Blüten als Basis. Wie auch immer das vollbracht wurde, es stimmt tatsächlich. Patchouli Noir startet mit einer heftigen Ladung Patchouli, noch verschärft durch einen Hauch Minze. Mit der Zeit nimmt sich das Patchouli zurück. Etwas herbes trockenes Zedernholz, abgemildert durch ein winziges bißchen Vanille, kommt zum Vorschein. Am Ende bleibt tatsächlich (noch immer reichlich) Patchouli mit einer warmen floralen Basis.
Sehr genial gemacht, vor allem im Vergleich zu anderen Patchouli-Bomben, die mit Tonnen von klebriger Vanille oder Honig "gefälliger" getrimmt wurden. Dank der kaum wahrnehmbaren Vanille und der etwas undefinierbaren "Blumen" ist Patchouli Noir unglaublich weich, angenehm zu tragen und irgendwie edel - ein salonfähiger Alt-Hippie. Hohes Suchtpotential für Patchouli-Liebhaber.

Es lohnt sich, etwas mehr zu investieren und das Absolue zu kaufen. Das ist konzentrierter und duftet noch um einiges besser als das Parfum.
4 Antworten
Igraine vor 15 Jahren 7
7.5
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
10
Duft
Erkältungsbad?
Bloß nicht abschrecken lassen von Noten wie Eukalyptus, Minze, Kiefer und Muskat, die ein hoffnungslos überteuertes Wick VapoRub befürchten lassen! Dieses Parfum ist im ersten Moment vielleicht etwas strange, aber richtig gut und ziemlich einmalig. Die herb-zitrischen Kopfnoten sind recht schnell verfolgen, aber der kühle Eukalyptus-Hauch bleibt schön erhalten und macht das Stöffchen zu etwas Besonderem. Die Gewürze geben dem Ganzen die nötige Sinnlichkeit, die Nadelhölzer, Vetiver und Weihrauch die Power. Für mich eindeutig "sophisticated" und auch etwas distanziert, leicht unterkühlt, intelligent, kurz: interessant und höchst spannend. So duften Männer, die es wert sind, erobert zu werden :)

Sehr herb, kraftvoll und maskulin, trotzdem meiner Meinung nach auch für Frauen tragbar, wenn ihnen danach ist. Optimale Variante: Dem Liebsten schenken und gelegentlich selbst bedienen.
0 Antworten
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