Ironheart

Das Haus Yves Saint Laurent hat sich keinen Gefallen getan, diesen Duft als Flanker der L'Homme-Reihe zu lancieren. L'Homme Libre hat so rein gar nichts mit seinen Brüdern gemein. Fast könnte man ihn als Kuckuckskind bezeichnen.

L'Homme Libre ist für mich ein eigenständiger Duft. Und so sollte man ihn bei einem Test auch sehen. Vielleicht klettert die Prozentbewertung dann hier auch etwas nach oben.

Der Duftverlauf ist bei mir relativ eindimensional. Direkt nach dem Aufsprühen kommt die Basisnote aus (weißem) Pfeffer zum Vorschein. Im Hintergrund machen sich hier und da ein paar Kräuter und Blümchen bemerkbar. Differenzieren kann ich diese nicht, domieren tut hier allemal die Basis. Oftmals werden Pfeffernoten als aufdringlich oder kratzig empfunden. Hier trifft das meines Erachtens nicht zu. L'Homme Libre ist eine Duftkomposition, welche sich an den Träger schmiegt und niemals aufdringlich wirkt. Dazu wirkt das ausgesprochen männlich. Der Duft ist ganztagestauglich. Egal ob bei der Arbeit, beim Fahrradfahren oder beim Tanzen, nie wirkt der Duft oder der Träger deplatziert.

Die Haltbarkeit ist o.k., je nach Aktivität sind es mind. 5 Stunden.

L'Homme Libre ist ein Allroundtalent. Ich finde ihn gut. Gefallen lassen muss er sich nur seine entfernte Verwandtschaft zum Bleu de Chanel oder zum Zen for men.

Bitte unbedingt testen und nicht als unnötigen Flanker abtun!

Man begeht wirklich einen Fehler, wenn man meint, Drogeriedüfte wären durch die Bank weg schlecht. Freilich, die Düfte sind günstig, exklusive und rare Ingredienzien darf man hier nicht erwarten. Umso mehr überrascht es, wenn man einen guten, mit günstigen künstlichen Zutaten zusammengestellten Duft erhält. Wie im Fall von Hypnotic Musk.

Hypnotic Musk ist ein lauter Vertreter seiner Gattung. Kaum aufgesprüht erfüllt er den Raum. Er hypnotisiert. Und zwar direkt mit der Basisnote. Moschus, Vanille und Sandelholz stechen sofort hervor. Etwas beeriges kann man auch erahnen, allerdings recht entfernt. Eine weitere Verwandlung macht der Duft - zumindest auf meiner Haut - nicht durch. Das tut dem Duft aber keinen Abbruch.

Die Haltbarkeit ist enorm. Selbst nach 8 Stunden nehme ich noch den Mix aus Moschus, Vanille und Sandelholz war. Die eh schon flüchtigen Beeren haben sich jedoch nun ganz aus dem Staub gemacht. Mich stört es nicht.

Einziges Manko: Auch wenn der Name des Duftes mit Hypnotic Musk gut gewählt ist, wäre Vanilla Musk treffender gewesen. Der Duft ist daher sicher auch für Vanilleliebhaber ein preisgünstiges Schmankerl.

Für mich ganz klar eine Empfehlung an alle, die auf 'laute' Düfte stehen.

Ironheart

Kennt ihr den (weißen) Tiger-Balsam, den man sich bevorzugt bei Erkältungen unter die Nase reibt? Genau so riecht Hinoki. Könnte auch Tiger Balm - The Fragrance heißen. Es liegt vermutlich am Kampfer, der den medizinischen Touch in diesen Duft bringt. Der Kampfer teilt sich mit den Hölzern die Duftarena während der Weihrauch schön dezent im Hintergrund wahrnehmbar ist. Vetiver und Terpentin kann ich allerdings nicht ausfindig machen.

Auch wenn bei Parfums von Comme des Garçons die Harmonie der Inhaltsstoffe nicht im Vordergrund steht, ist Hinoki durchaus ein sehr schönes Dufterlebnis. Hier passt eigentlich alles zusammen. Nur tragen möchte ich den dann doch nicht ständig. Ich würde mich damit fühlen als wäre ich krank (erkältet).

Positiv anzumerken ist die sehr gute Haltbarkeit. Ich kann den auch nach knapp 8 Stunden noch wahrnehmen. Für Comme des Garçons Düfte eine sehr gute Leistung.

Auch ich muss zugeben, dass ich den Duft jahrelang ignoriert habe. Der Flakon ist in meinen Augen keine Ausgeburt an Kreativität. Da könnte auch Mexx oder Esprit drauf stehen und man würde es ihm abnehmen. Von daher war mein Interesse an diesem Duft eher verhalten bis nicht vorhanden. Ein böser Fehler!

Auf der Suche nach einem nussigen Duft bin ich dann doch über Very Irrésistible von Givenchy gestolpert und wurde positiv überrascht. Very Irrésistible ist genau das, wonach ich gesucht habe. Wir haben es hier mit einer Nuss-Domina zu tun, die die anderen Duftnoten mit ihrer Peitsche ziemlich im Zaum hält. Schon nach dem aufsprühen steht die Nuss im Mittelpunkt des Rampenlichts und verteidigt diesen Platz bis Ende der Vorstellung. Die anderen Duftnoten tauchen hier und da mal auf (am ehesten kann ich ab und an die Hölzer und etwas zitrisches wahrnehmen), haben aber im Endeffekt nur eine Nebenrolle. Aber auch die Nebenrollen sind hier gut besetzt.

Widerlich süß empfinde ich den Duft nicht. Aber das ist wohl nasenabhängig.

Einziger Wehrmutstropfen auf meiner Haut: Die Haltbarkeit ist nur mittelmäßig. The End nach 3-4 Stunden.

Seit ich Very Irrésistible besitze, kommen meine anderen Parfums etwas zu kurz. Aber momentan kann ich einfach nicht anders und benutze Very Irrésistible mindestens dreimal die Woche. Was soll's. ;-)

Allerdings habe ich mit Erschrecken festgestellt, dass Müller den aktuell aus dem Programm nimmt und auch in anderen Parfumerien findet man ihn nur noch selten. Ich vermute, dass er so nach und nach aus dem Verkehr gezogen wird. Ein baldiger Test wird daher angeraten.

Heute war ich seit langem mal wieder in der einzigen kleinen noch inhabergeführten Parfumerie am Ort. Und was schaut mich da aus den übersichtlichen Regalen an? Cuiron von Helmut Lang. Noch ein einziger Flakon, originalverpackt. Ich hatte den früher mal und war absolut begeistert. Allerdings ist der schon seit Jahren vom Markt verschwunden. Umso mehr hat es mich gewundert, dass ich den heute noch zu sehen bekommen habe. Ich hab den fast aus dem Regal gerissen und vermutete eine böse Überraschung was den Preis angeht. Und ja, ich wurde überrascht. Allerdings positiv. Cuiron war reduziert auf 34 EUR. Auf dem Weg zu Kasse habe ich glaube ich ein ziemlich breites und zufriedenes Grinsen aufgelegt.

Zum Duft selbst: Zum Auftakt startet er mit einem Paukenschlag aus Hölzern und etwas Leder. Fruchtige Aspekte nehme ich nicht wahr. Nach dem Ende des Paukenschlags wird der Duft ruhiger und zunehmend körpernah, jedoch nicht flüchtig. Die Haltbarkeit ist enorm, man bedenke, es ist ein Eau de Cologne. Bei mir entwickelt sich Cuiron im Abgang weihrauchmäßig, auch wenn das in den Duftnoten nicht vorhanden ist. Für mich geht Cuiron eindeutig als dezenter Weihrauchduft durch. Ich mag das sehr gerne.

Wer irgendwo noch einen Flakon ergattern kann, sollte unverholen zugreifen.