02.10.2019 - 06:58 Uhr
Parma
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Parma
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16
Intime Askese in Holz
Zeitloses, staubtrockenes Zedernholz. An der Grenze zum Schwarzleder. Millimeterdünn aromatisch. Unendlich vertraut und Lang-typisch intim. Warm und rough, aber understated. Stripped to the bones. Minimalismus pur. In meinem Kommi zur aktuellen Version, die nahezu identisch ist - wenngleich einen Tick weniger fein in meiner Wahrnehmung -, habe ich Cuiron mit einem unbehandelten Bauhaus-Sideboard verglichen, welches in einem leeren Raum steht. Es wirkt durch seine Form und Einfachheit. Unprätentiös, in sich ruhend und doch mit unterschwelliger Wirkung. Eindruck durch organische Einfachheit. Das Bild trifft es für mich sehr gut. Ergänzen würde ich noch, dass es dort schon lange steht und den Geruch der Luft und des Staubs angenommen hat. Nicht im Sinne von muffig, sondern von gelebt, erfahren und verwurzelt. Wie selbstverständlich und ohne Worte auskommend. Und alle Modeströmungen gelassen überdauernd.
Ein anderes passendes Bild ist vielleicht das eines Schuhspanners aus Zedernholz, der in einem Lederschuh steckt, ohne dessen Geruch wirklich angenommen zu haben. Hier zeigt sich schon, dass ich in diesem Duft kaum Leder wahrnehme. Sicherlich sind hier Bestandteile verbaut, die für einen Lederakkord verwendet werden, aber für mich entsteht kein vollständiger Lederton. Am ehesten meine ich noch Birkenteer und evtl. etwas Harziges auszumachen, was den Duft Richtung Schwarzleder/Russisch Leder tendieren lässt, aber in so einer hömeopathischen Dosis, dass er für mich auf der Haut klar auf der Holzseite bleibt, wenn auch sehr trocken und mit angedeutetem Rauch. Auf anderer Haut mag der Lederton stärker herauskommen.
Nach dem Verfliegen dieser kommt dann schnell der - sicherlich synthetische - Holzakkord zum Vorschein, am ehesten, wie erwähnt, mit Zedernholz vergleichbar. Wenngleich ohne die dort oft mitschwingende „Süße“, aber schon mit einer dezenten Aromatik. Diese wird auch zu Beginn des weiteren Verlaufs noch durch eine dunkle Fruchtnuance unterstützt. Ich würde sie zwar nicht zweifelsfrei als Pflaume erkennen wollen, was sicher damit zusammenhängt, dass sie wirklich nur angedeutet ist. Sie ist denn auch in der Abstrahlung für mich nicht wahrnehmbar. Dort wirkt nur das trockene Holz. Es verströmt in dieser reduzierten, zurückhaltenden Komposition etwas zutiefst Klares und durch die Konzentration auf den einen Bestandteil entwickelt der Duft eine fast meditative Wirkung auf mich. Im Verlauf gibt es keine Änderungen mehr, was ihn für die eine oder den anderen auf Dauer sicher etwas eintönig macht. Synthetischer Moschus - von Anfang an deutlich dosiert und trotzdem mehr unterschwellig arbeitend - ist hier im Prinzip fast geruchslos, gibt dem Duft eine durchlässige Fülle und trägt ihn. Es wirkt ein bisschen so, als wenn Luft in das Holz hineingepumpt wäre. Dadurch wird einerseits dieser staubtrockene Eindruck noch verstärkt, andererseits aber auch ein moschustypischer und - hier im Besonderen - ein Lang-typischer, intimer Effekt erreicht.
Die Haltbarkeit ist dabei für ein EdC herausragend. Auf meiner Haut 8 Stunden und mehr gut wahrnehmbar bei kaum existenter Sillage.
Entworfen wurde es von Françoise Caron, die unter anderem den wunderbaren Cologne-Klassiker „Eau de Cologne“ von Hermes entwickelt hat.
Dieser Duft ist im Original von den drei bekanntesten (H. Lang EdC, H. Lang EdP, Cuiron) am schwierigsten zu bekommen. Deshalb danke ich Moenti sehr für die Möglichkeit, diesen testen zu können.
Noch schwieriger zu finden sind die Düfte H. Lang Parfum und Velviona, der auch nur in einer sehr begrenzten Stückzahl aufgelegt wurde.
Als großer Fan habe ich in meinen vorherigen Kommis (H. Lang EdC 2000, H. Lang EdC 2014, Cuiron 2014) schon viel zu Helmut Lang selber und seinem Duftportfolio geschrieben. Darauf sei an dieser Stelle verwiesen.
Wer also klassische, trockene Holzdüfte mag - hier mal in einer stillen, intimen Ausgabe, die der Trägerin/dem Träger nichts aufsetzt und wie selbstverständlich begleitet - und nichts gegen Ledernuancen hat, sollte sich diese Askese in Holz einmal genauer anschauen. Für einen ersten Eindruck ist dafür auch die aktuelle Version sehr gut geeignet.
Ein anderes passendes Bild ist vielleicht das eines Schuhspanners aus Zedernholz, der in einem Lederschuh steckt, ohne dessen Geruch wirklich angenommen zu haben. Hier zeigt sich schon, dass ich in diesem Duft kaum Leder wahrnehme. Sicherlich sind hier Bestandteile verbaut, die für einen Lederakkord verwendet werden, aber für mich entsteht kein vollständiger Lederton. Am ehesten meine ich noch Birkenteer und evtl. etwas Harziges auszumachen, was den Duft Richtung Schwarzleder/Russisch Leder tendieren lässt, aber in so einer hömeopathischen Dosis, dass er für mich auf der Haut klar auf der Holzseite bleibt, wenn auch sehr trocken und mit angedeutetem Rauch. Auf anderer Haut mag der Lederton stärker herauskommen.
Duftverlauf und andere Infos:
Der Duft eröffnet kurz mit einer frischen, herbzitrischen Note, die sehr gewöhnlich wirkt und sogar etwas in Richtung Zitrusreiniger weist. Sie hat einen ganz feinen weichen Einschlag, der diesen Eindruck aber nicht verwischen kann. Diese Wahrnehmung deckt sich so gar nicht mit der der aktuellen Version, in der ich die zitrisch-fruchtige Note als sehr gut getroffen empfinde. Eigentlich ist das sogar der Abschnitt, der mir am besten gefällt, da zum einen die Verbindung von Frische und Tiefe wirklich ausgesprochen schön abgestimmt ist und zum anderen das Holz hier noch einen etwas auflockernden Mitspieler hat. Eventuell lässt sich dieser schwache Eindruck mit dem Alter des Duftes erklären, wodurch die Kopfnote vielleicht schon etwas gelitten hat. Nach dem Verfliegen dieser kommt dann schnell der - sicherlich synthetische - Holzakkord zum Vorschein, am ehesten, wie erwähnt, mit Zedernholz vergleichbar. Wenngleich ohne die dort oft mitschwingende „Süße“, aber schon mit einer dezenten Aromatik. Diese wird auch zu Beginn des weiteren Verlaufs noch durch eine dunkle Fruchtnuance unterstützt. Ich würde sie zwar nicht zweifelsfrei als Pflaume erkennen wollen, was sicher damit zusammenhängt, dass sie wirklich nur angedeutet ist. Sie ist denn auch in der Abstrahlung für mich nicht wahrnehmbar. Dort wirkt nur das trockene Holz. Es verströmt in dieser reduzierten, zurückhaltenden Komposition etwas zutiefst Klares und durch die Konzentration auf den einen Bestandteil entwickelt der Duft eine fast meditative Wirkung auf mich. Im Verlauf gibt es keine Änderungen mehr, was ihn für die eine oder den anderen auf Dauer sicher etwas eintönig macht. Synthetischer Moschus - von Anfang an deutlich dosiert und trotzdem mehr unterschwellig arbeitend - ist hier im Prinzip fast geruchslos, gibt dem Duft eine durchlässige Fülle und trägt ihn. Es wirkt ein bisschen so, als wenn Luft in das Holz hineingepumpt wäre. Dadurch wird einerseits dieser staubtrockene Eindruck noch verstärkt, andererseits aber auch ein moschustypischer und - hier im Besonderen - ein Lang-typischer, intimer Effekt erreicht.
Die Haltbarkeit ist dabei für ein EdC herausragend. Auf meiner Haut 8 Stunden und mehr gut wahrnehmbar bei kaum existenter Sillage.
Entworfen wurde es von Françoise Caron, die unter anderem den wunderbaren Cologne-Klassiker „Eau de Cologne“ von Hermes entwickelt hat.
Dieser Duft ist im Original von den drei bekanntesten (H. Lang EdC, H. Lang EdP, Cuiron) am schwierigsten zu bekommen. Deshalb danke ich Moenti sehr für die Möglichkeit, diesen testen zu können.
Noch schwieriger zu finden sind die Düfte H. Lang Parfum und Velviona, der auch nur in einer sehr begrenzten Stückzahl aufgelegt wurde.
Als großer Fan habe ich in meinen vorherigen Kommis (H. Lang EdC 2000, H. Lang EdC 2014, Cuiron 2014) schon viel zu Helmut Lang selber und seinem Duftportfolio geschrieben. Darauf sei an dieser Stelle verwiesen.
Wer also klassische, trockene Holzdüfte mag - hier mal in einer stillen, intimen Ausgabe, die der Trägerin/dem Träger nichts aufsetzt und wie selbstverständlich begleitet - und nichts gegen Ledernuancen hat, sollte sich diese Askese in Holz einmal genauer anschauen. Für einen ersten Eindruck ist dafür auch die aktuelle Version sehr gut geeignet.
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