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Cuiron 2014

Version von 2014
8.0 / 10 96 Bewertungen
Ein beliebtes Parfum von Helmut Lang für Damen und Herren, erschienen im Jahr 2014. Der Duft ist ledrig-holzig. Die Produktion wurde offenbar eingestellt.
Vergleich
Ähnliche Düfte
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Duftrichtung

Ledrig
Holzig
Würzig
Frisch
Harzig

Duftnoten

HölzerHölzer WildlederWildleder LederLeder BergamotteBergamotte HarzeHarze MandarineMandarine rosa Pfefferrosa Pfeffer KassiaKassia
Bewertungen
Duft
8.096 Bewertungen
Haltbarkeit
6.683 Bewertungen
Sillage
6.088 Bewertungen
Flakon
7.893 Bewertungen
Preis-Leistungs-Verhältnis
7.119 Bewertungen
Eingetragen von Moenti · letzte Aktualisierung am 11.12.2025.
Quellenbasiert & geprüft

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Rezensionen

5 ausführliche Duftbeschreibungen
8Duft 5Haltbarkeit 5Sillage
Parma

278 Rezensionen
Parma
Parma
Top Rezension 22  
Bauhaus-Sideboard
Intro:
Du betrittst einen Raum, in dem nur ein Sideboard steht. Dein Blick wird sofort gefangen genommen von seiner Klarheit, seiner schlichten, aber fundierten Eleganz und vollendeten funktionalen Schönheit. Ein Bauhaus-Sideboard aus Teakholz, unbehandelt. Du lässt dieses Bild auf dich wirken und merkst, dass du ganz ruhig wirst, nichts lenkt dich ab. Gleichzeitig vermisst du aber auch nichts. Dieses Sideboard steht dort und wirkt. Es füllt den Raum….
Nach einer gewissen Zeit wünscht du dir aber dann doch wenigstens einen Stuhl oder eine Lampe dazu ;)

Dieser Duft ist wie ein solches Sideboard. Minimalistisch, aber gerade dadurch wirkend. Konzentriert, aber Raum gebend und gleichzeitig einnehmend, ohne zu vereinnahmen. Er ist da und bietet seine Schönheit, Klarheit und Eleganz an, aber biedert sich nicht an. Wenn nicht, dann nicht. Wenn ja, dann wirst du stilvoll, zurückhaltend und wie selbstverständlich begleitet. Mir fehlt auf Dauer aber eine zusätzliche Nuance, die den Duft etwas auflockern bzw. komplexer machen würde.

Duftverlauf:
Cuiron eröffnet ganz kurz hesperidisch geprägt mit einer Mischung aus frisch-bitterer Zitrizität und einer runden, mandarinigen Note. Das ist ein frischer, interessanter und feiner Auftakt, der nach etwa einer halben Minute fast vollständig verschwindet und Platz für eine trockene Gewürz-Holz-Mischung (Pfeffer-Holz) macht, die mich zusammen mit den Ausläufern der hesperidischen Nuance und einer minimal herben Süße (Zimt) kurzzeitig an die faszinierende Note in Jil Sanders Man Pure erinnert. Leider hält sich dieser Beginn nicht lange und der Duft wird schnell recht eindimensional, wenn auch fein und hochwertig ausgerichtet. Im weiteren Verlauf gesellt sich noch schleichend eine sehr dezente, feine und durchlässige Wildledernote dazu, die dann mit einer ebenfalls sehr zurückhaltenden harzig-bitteren Nuance unterlegt wird, welches dem Duft eine herbe Wärme und Intimität gibt, ihm aber keine zusätzliche Spannung mehr verleihen kann. Die trockene Holz-Gewürznote bleibt immer dominant.
Der Gesamteindruck zum Ende ist feinholzig-trocken mit leichtem Wildledereinschlag, dabei weder hart noch weich, weder hell noch dunkel und wirkt zeitlos, vornehm, puristisch, selbstverständlich, angenehm zurückhaltend und etwas humorlos, allerdings ohne übermäßig streng zu wirken.

Haltbarkeit und Sillage:
Auf meiner Haut ist der Duft etwa 4-5 Stunden gut wahrnehmbar, was für ein EdC annehmbar ist. Ich nehme an, dass es ein EdC ist, zumindest war das Original so eingeordnet. Die Abstrahlung ist in der ersten Stunde solide und zieht sich danach recht schnell auf Hautnähe zurück.

Flakon:
Die Schlichtheit sowohl des Glases, als auch des Aufdrucks gefällt mir sehr und korreliert mit dem Charakter des Duftes wie auch mit der Mode Helmut Langs unter seiner Ägide*.

Fazit:
Der Cuiron ist ein klarer, bauhaushafter Holz-Lederduft mit einem unglaublich schönen, komplex-feinen Auftakt, der sich im Verlauf zu einem recht eindimensionalen, aber sehr hochwertigen, durchscheinend trockenen Holz-Wildlederduft entwickelt. Gepflegt, elegant, zurückgenommenen, ohne Schnörkel, intim, konzentriert. Lediglich die recht schwache Haltbarkeit trübt den Eindruck etwas. Tragbar durch sein Understatement das ganze Jahr über. Für mich ein reiner Herrenduft. Wie auch das Eau de Cologne aus dem gleichen Haus zu Recht wieder aufgelegt.

Hintergrundinfo:
Zur Vita Helmut Langs habe ich in meinem vorangegangenen Kommentar zum Eau de Cologne etwas ausführlicher geschrieben.
Dieser Duft war ursprünglich der letzte von nur fünf erschienenen Helmut Lang-Düften. Er wurde 2002 unter der Bezeichnung „Cuiron pour Homme“ als EdC lanciert und schon 2005, nach dem freiwilligen Ausscheiden Helmut Langs aus seiner Firma, eingestellt. Auf Druck seiner Fans wurde er 2014 wieder aufgelegt. Die Zutaten stimmen zum großen Teil mit denen des Ursprungsdufts überein, weshalb der Duftcharakter ähnlich sein soll. Dazu ist in den vorhergehenden Kommentaren auch nachzulesen.
Kreiert hat diesen Duft die französische Parfumeurin Francoise Caron, die ebenfalls für den Entwurf des Originals verantwortlich war. Sie ist z.B. durch die Kreation eines meiner Lieblingsdüfte, dem „Eau de Cologne“ von Hermes, Vorgänger des "Eau d'Orange Verte", bekannt. Das war übrigens auch der Grund, warum ich den Cuiron auf der Merkliste hatte.

*Die heutigen Kollektion, die unter dem Namen Helmut Lang laufen, haben im Prinzip nichts mehr mit der Grundidee des Purismus und Minimalismus der Langschen Mode bis 2005 zu tun.
14 Antworten
9Duft 7Haltbarkeit 5Sillage
Prokion

96 Rezensionen
Prokion
Prokion
Top Rezension 16  
Wir obduzieren ein Parfum. Teil 2
Der Flakon:
Einfach, eckig, schwer, glatt, Glas mit dunklem Bernsteinton. Das Etikett finde ich genial einfach. Sollte sich Herr Lang mal ein Weingut zulegen, kann er es 1 zu 1 übernehmen. ( Helmut Lang, "Riesling" ;-). Nichts lenkt ab, genau so mag ich das.

Der Duft:
Mein erster Gedanke war: "Oh..., der ist aber still". Ich empfand ihn beim ersten Test anfangs als eher dunkel-floral. Es ist aber die sehr behutsam aufeinander abgestimmte Kombination aus fruchtig-bitterer Mandarine und Pfeffernoten. Harze lassen ihn etwas kühl und geerdet erscheinen. Die Hölzer sind für mich, wenn überhaupt nur ganz dezent am Rande integriert. Die sehr weiche Bergamotte scheint ihm eine etwas "alt-väterliche" Note zu geben. In der Gesamtheit wirkt Cuiron absolut kompakt und homogen. Alles ist stimmig. Jeder Bestandteil hat seinen zugewiesenen Platz und erfüllt die ihm zugewiesene Aufgabe mit einem Minimum an Anstrengung. Und das ist das Stichwort. "Unangestrengt". Cuiron ist ein Duft, der in sich ruht. Auf meiner Haut durchläuft er keine auffällige Entwicklung. Er wird wohl etwas weicher, aber sein Konstrukt bleibt über Stunden erhalten. Ehrlich gesagt habe ich beim testen das "Leder und Wildleder" nie auf dem Zettel gehabt. Auch höhere Temperaturen oder schwitzige Haut können ihm nichts anhaben. Er riecht vom Anfang bis zum Ende gleich gut.

Wer soll den tragen ?
Der ist sicher für die Dame als auch für den Herren geeignet. Jedoch meine ich, er setzt schon eine gewisse Reife und Gelassenheit voraus. Ich sehe ihn von Menschen getragen, die keinen Wert darauf legen aufzufallen, die von ruhiger Natur sind und von denen Anonymität auch mal als "wärmende Decke" empfunden wird. Träger und Duft finden einander über ihren übereinstimmenden Habitus. Was aber auch bedeutet, daß ihn nicht jeder tragen kann. Das ist kein Mainstream, aber auch keine Nische oder ein Luxusduft. Der steht halt für sich selbst. Es ist, wie schon einmal beim Gentleman Cologne von Castel Forbes beschrieben. Frau / Mann trägt ihn aus persönlichem Wohlbefinden, nicht zur Aussenwirkung. ( Bei der Sillage auch kaum möglich ).

Schön, daß es sowas gibt.
4 Antworten
9Duft 5Haltbarkeit 5Sillage
Leimbacher

2873 Rezensionen
Leimbacher
Leimbacher
Top Rezension 13  
Ein Mann muss wissen wer er ist
Danke an Gerry für die Probe der Neuauflage von Helmut Langs Cuiron. Das Original ist mir komplett unbekannt, sodass ich keine Vergleiche ziehen kann. Aber Chnokfir hat da auch schon mehr als ganze Arbeit geleistet, so wie auch eigentlich zum Duft. Daher fasse ich mich kurz, versuche meine Begeisterung in ein paar eindringliche Sätze zu packen. Denn Cuiron ist für mich ein herausragender, wunderschöner Leder-Duft mit leichten Performance-Problemen, die eine perfekte Wertung verhindern.

Leder gehört nach wie vor zu meinen liebsten Zutaten & Richtungen in Parfums - Wenig ist männlicher, schöner, eleganter, zeitloser & cooler. Aber es muss gut gemacht sein, sonst wirkt das schnell billig & möchtegern männlich. Cuiron macht vom Duft her alles richtig, ist einer der schönsten Lederdüfte für einen ausgewachsenen Mann. Ein Mann der mitten im Leben steht, weiß was er will, respektiert wird & selbst respektiert. Und Cuiron wirkt dabei richtig schön deutsch (obwohl Herr Lang ja Österreicher ist & eine ländertechnische Dufteinordnung natürlich Quatsch ist) - und das im besten Sinne, auch wenn man bei solchen Aussagen ja immer (leider) vorsichtig sein muss. Aber das ist einfach kein italienischen Leder, das ist eine feine, solide, gelebte deutsche Lederjacke - oder zumindest mit einem deutschen Träger. Und das sagt einen Halbitaliener ;)

Cuiron erinnert mich etwas an den ersten Jil Sander für Herren - nur ruhiger, feiner, mehr für Gentlemen. Weiches Leder trifft eine Mini-Pflaume, welche dem Duft seinen minimalen Schuss Süsse verleiht. Lecker, stylisch, cooler geht's nicht. Ein Sexsymbol, dass sich eigentlich gar nicht um Mode & Trends schert. Die Hölzer sind die Tragfläche des Duftes & ein gelungener Unterbau. Insgesamt verschwimmt aber alles so gekonnt ineinander, dass man nur seinen Hut ziehen kann. Eine absolutes Vorbild für alle Neuauflagen und außer in Sachen Haltbarkeit & Projektion sicher kaum schwächer als der Vorgänger, vor allem da dieser ja auch erst 2002 auf den Markt kam. Signatureduft benutzte ich nicht oft: aber das hier ist ohne Frage einer!

Flakon: puristisch & männlich
Sillage: äußerst dezent, aber männlich genug in jeder Sekunde - wie eine klassische, coole Lederjacke! Vielleicht ein Po zu wenig.
Haltbarkeit: 6-7 Stunden sind gut, für ein EdP aber eher unter meinen Erwartungen.

Fazit: für mich ein Must-Have für Lederfans, auch in dieser Neuauflage!
8 Antworten
9Duft 7Haltbarkeit 6Sillage
DaveGahan101

535 Rezensionen
DaveGahan101
DaveGahan101
Sehr hilfreiche Rezension 15  
Cencurio(n)?
Naja ein "Hunderschaftsführer" ist er wohl nicht, wenn man mal nach recht schielt, gerade mal mickrige 8 Besitzer, das überrascht! Auch war ich am Samstag im Kobberger extrem überrascht auf diese Marke zu treffen, die ich bisher nirgends jemald gesehen habe, selbst online ist es schwer an die Flakons zu kommen, mal abgesehen von "direkt am Werk" oder den mondpreisen bei Ebay!
Noch seltener als das von mir heissgeliebte "Eau de Cologne" ist Curion anzutreffen. Den musste ich mich natürlich sofort auf den Haut sprühen, auch wenns da kaum mehr freie Stellen gab.
Anfangs hab ich "nur" zitrische Noten wahrgenommen, etwas beliebig aber angenehm spritzig! Irgendwie hatte ich was anderes erwartet bei der Flakonfarbe und dem Namen..war skeptisch ob ich hierfür 165€ ausgeben soll, zumal der neue Serge Lutens bereits in die Tasche gewandert ist und das "Eau de Cologne"-Klassiker bereits an der Kasse lag. Kurz raus, 1x frische Luft von Lucky Strike geholt, wieder rein, nochmal rein..Exkurs wohl von Herrn Kobberger zum Thema Kopfnoten und deren weitere Entwicklung angehört, wissenswertes über die Parfumkonzentration auf der Verpackungsrückseite(die Reihenfolge von Alkohol und Wasser sagt wohl etwas über die Konzentration des Duftes aus!?!) gehört und nochmal aufgesprüht.
Jetzt konnte ich zusätzlich zum Mandarinen-Zitrus-Mix etwas anderes im Hintergrund erkennen. Eine warme Würzigkeit, minimal süss, nicht zuckrig-klebig, sondern eher eine Kardamon-Süsse, wie ich sie u.a. in Oud Wood liebe(kein Zwilling, auch keine grosse Ähnlichkeit!). Diesen Mix finde ich erstklassig, der mir aber irgendwie bekannt vorkam. Die komplette 2,5-Stunden-Heimfahrt habe ich gerätselt, woher ich diesen Duft kenne..sowas macht mich echt wahnsinnig, ist das gleiche wenn ich ein Lied höre und mir fällt der Interpret, Schauspieler oder der Filmtitel nicht ein..da kann es bei mir schon mal passieren, dass ich nachts das Muster der Raufasertapete auswendig gelernt habe oder weiss, wer von meinen Nachbarn um 4Uhr noch wach ist bzw. wie oft "rausmusste"...arghhh:-(
Heute Mittag ist es mir erst eingefallen, nach 4 Tagen Tortur, es riecht nach einem Mix aus Upper Ten und Korrigan mit einem Schuss Still Life(nix Rio!). Trotzdem ergibt die Zusammensetzung einen neuen Duft, der mich komplett anspricht, auch wenn ich ihn am Samstag wegen Budgetsprengung nicht mitgenommen haben. Das Leder hätte ich glatt "übersehen"...ich kann das wirklich unterirdisch schlecht in Düften erkennen, egal ob in Dior Homme, Aventus oder Royal Vintage...da muss bei mir schon ein Dampfhammer wie Tuscan Leather kommen;-)! Ich dachte bisher immer "ach schau an, welche schöne Würze der Duft hat"..aber Leder zu identifizieren ist für mich schon ein gordischer Knoten. Hab ich eigentlich schon erwähnt, daß Leder in Cuiron enthalten ist? Ist drinn..laut Pyramide auch viel..okay seisdrumm...Cuiron ist ein wahrer Gentleman, wie sein noch berühmterer Bruder, absolut stilvoll...das haben beide Helmut Lang-Düfte gemeinsam. Das "Eau de Cologne" ist für mich zwar noch einzigartiger, aber den gemeinsamen Stil erkennt man trotzdem sofort. Mehr Jaguar E-Type oder Lamborghini Miura oder Maserati Ghibli als C63, Gallardo oder M575. Mehr ein Duft für den gemässigten Frühling oder Herbst, aber der Auftritt ist immer gepflegt und perfekt. Wie das "Eau de Cologne" gehört Cuiron in jede Männersammlung, mehr Anzug als Jeans oder Chino. In der weiteren Entwicklung weicht das zitrisch-Frische immer mehr zurück, trotzdem bleibt ein Schuss Fruchtigkeit zurück, die Maskulinen-Noten dominieren aber eindeutig.
Die Haltbarkeit ist bei mir nicht so mau wie oben der Durchschnitt zeigt, aber ein Dauerbrenner ist er nicht, 5 Stunden gehen aber gut. Wie sein Bruder, ein Duft für einen selber, der nichts plakativ nach aussen trägt, aber mit grosser Wirkung..der einen bleibenden Eindruck hinterlässt.
....und ich liebe diese Flakons, ihre Klarheit und Schlichtheit..wie die yd
11 Antworten
8Duft 7.5Haltbarkeit 10Sillage
Chnokfir

204 Rezensionen
Chnokfir
Chnokfir
Sehr hilfreiche Rezension 14  
Manchmal kommen sie wieder
Wenn ich - unter anderem - für etwas bekannt bin, dann für Zitate oder Phrasen, die, komplett aus dem Zusammenhang gerissen, in einem anderen Kontext frei im Raum stehen gelassen werden. Neben „Pretty in Pink“ lasse ich gerade im beruflichen Umfeld gerne den Satz „Manchmal kommen sie wieder“ wirken. Wieso gerade diesen Titel einer Kurzgeschichte von Stephen King? Vielleicht, weil meine Taufpatin es sehr gut mit mir meinte und mir zu meinem dreizehnten Geburtstag das Buch „Shining“ schenkte. Danach hatten Die drei ??? und Karl May ausgedient und ich las alles von Stephen King. Nicht, dass die Story „Sometimes they come back“ mich nachhaltig beeindruckt hätte, aber den Titel mag ich doch sehr. Und als ich hörte, dass mein heissgeliebtes „Cuiron“ wiederaufgelegt werden sollte, kam mir just ein „Manchmal kommen sie wieder“ in den Sinn. Wollen wir hoffen, dass der Duft nicht ähnlichen Schrecken verbreitet, wie die Jungs in der Kurzgeschichte …

Vom ersten Ansehen ist es ein sehr straighter Duft. Schlichter weisser Karton mit dezenter Schrift ohne irgendwelchen Schnickschnack. Darin ein ebenso schnörkelloser Vierkant-Flakon aus orange-braunem Apotheker-Glas, obenauf ein ebenso schnörkelloser schwarzer Knöpke auf dem Sprüher. Mehr braucht man nicht, mehr will man häufig auch nicht, mehr verspricht der Name Helmut Lang auch nicht. Ein Flakon, der nicht unnötig vom eigentlichen Duft ablenkt, doch in seiner minimalen Aufmachung auch schon wieder ein zeitloser Hingucker und ein angenehmer Handschmeichler ist.

Der Name verspricht einen Lederduft und den bekommt man auch. Etwas abgerundet mit Hölzern und Weihrauch. Das war es auch schon, was ich rieche. Frische oder gar zitrische Nuancen von Bergamotte oder Mandarine gehen bei mir unter, finden nicht statt. Wenn da etwas fruchtiges sein sollte, dann ein sehr zurückhaltende Pflaume, aber die auch nur in der homöopathischen Dose eines Alfred Hitchcock, der einmal pro Film durchs Bild huscht. Wie riecht eigentlich Kassia? Ist es das Blatt, die Frucht, die Blüte, die Würzel, die Rinde? Jedenfalls rieche ich nichts unbekanntes, also spare ich diese Ingredienz aus. Wo hört der Pfeffer auf, wo fangen die Weihrauch-Harze an? Keine Ahnung, sie gehen ineinander über und kitzeln sowas von angenehm und langanhaltend in der Nase, dass es eine wahre Freude ist. Doch über allem thronen die Ledernoten, mal streng, mal weich, mal geschmeidig, mal hart und kantig. Unterstrichen werden diese Noten von weichen und aromatischen Hölzern. Moschus kann sich da kaum durchsetzen, spielt mehr eine unterfütternde Rolle.

An sich hatte ich einen Duft erwartet, den man anknipst und „Schnipps!“ ist er da. Stattdessen blendet er sich mit einem Dimmer in den ersten zehn Minuten leise und sanft ein. Klar sind da gleich die Hölzer und das Leder, doch erst einmal wenig präsent und nicht sonderlich voluminös. Man muss „Cuiron“ ein paar Minuten geben, bis er auf Betriebstemperatur kommt. Doch dann kommt er. Kein Knüppel aus dem Sack und keine schnalzende Peitsche, doch umhüllt es einen mit der Zeit. Keine alles beherrschende Wolke, die einen nicht mehr aus seinen Klauen lassen mag. Sondern eher ein gut sitzender, nicht gefütterter Lederhandschuh. Und das ist leider auch das Drama. Der Duft ist leider wenig strapazierfähig, nicht sonderlich dicht. Er nimmt ein wenig Anlauf, ist nach fünf bis zehn Minuten da, bliebt zwei Stunden gut und stark präsent, doch dann baut er leider sehr linear ab, bis er nach insgesamt etwa acht Stunden nur mehr ein Hauch im Wind ist und verweht.

Ich wiederhole mich sicherlich, ich bin kein Freund grosser Vergleiche, sehe ich doch jeden Duft isoliert und eigenständig. Doch bei der Neuauflage von „Cuiron“ muss ich eine Ausnahme machen, drängt sich der Vergleich doch geradezu auf. Verpackung und Flakon haben sich zwar erkennbar, auch doch nicht wesentlich verändert. Das ist gut – behält er doch einerseits sein Wesen, sein Formensprache, sein Design, ist er andererseits aber auch deutlich vom Vintage zu unterscheiden. Ebenso finde ich, dass das Wesen des „Cuiron“ an sich gut nachempfunden wurde, sich kaum verändert hat. Es wurde nichts Zeitgeistliches hinzugefügt, nichts Veraltetes entfernt. Allenfalls fehlt etwas Volumen, Schärfe, Härte, Kante, aber eben auch nicht zu viel. Was aber ganz deutlich fehlt ist seine Lautstärke, seine Präsenz, seine Steherqualitäten. Nicht übermässig viel, aber doch deutlich wahrnehmbar. Ich bin Buchhalter, ich spreche gerne in Zahlen: Wenn man „Cuiron“ Vintage auf 100% setzen möchte, dann hält der aktuelle „Cuiron“ beim Duft bei 95%, beim Sillage und Haltbarkeit bei etwa 85%. Gegenüber dem Vorbild viel, vielleicht sehr viel, aber doch nicht unverzeihlich viel. Verglichen mit den Reformulierungen und Neuauflagen anderer Düfte hält sich das doch überaus beeindrucken in Grenzen. Der Charakter bleibt gewahrt und das ist 2014 ein ganzes Pfund mehr als man hätte erwarten und erhoffen dürfen.

„Cuiron“ ist und bleibt ein starker Männerduft, der sich mehr als wohltuend von den fruchtigen, weichen und rundgelutschten Jungsdüften abhebt, ohne dabei gleich plakativ auf der aktuell angesagten Oud-Welle zu reiten. Facettenreichtum ist nicht das seine, dafür hat er eine klare und deutliche Ansage. Männlich herb will er sein und das ist er auch, ohne Wenn und Aber!

Ja, manchmal kommen sie wieder! Nicht unbedingt für jeden sichtbar und überall käuflich. Und mit dem aufgerufenen Preis auch nicht für jedermann erschwinglich. Doch dafür unverwechselbar und allein schon wegen der Exklusivität fast schon wieder ein Must-Have. Wegen des Duftes aber auf alle Fälle! Oh, Mann, der „Cuiron“ wird mir noch schlaflose Nächte bereiten, wie seinerzeit Stephen King. Schrecklich …
3 Antworten

Statements

23 kurze Meinungen zum Parfum
14
3
Sehr stilvolles Leder, gehobene Zitrik und elegante Hölzer umgarnen das präsente aber nicht aufdringliche Leder. Sehr charmanter Duft.
3 Antworten
13
2
Zurückgenommener Lederduft, minimalistisch in der Ausarbeitung. Die Devise hier: Weniger ist mehr. Frisch-elegant-wertig .. einfach klasse!!
2 Antworten
11
4
Minimalistisch klarer, trockenwürziger Holzduft mit leichtem Wildledereinschlag. Reduziert, aber eindrücklich. Typisch Helmut Lang.
4 Antworten
9
6
Minimalistisches Leder-Understatement, Zurückhaltung von Vorteil. Im Vergleich zum Vintage 2002 vllt. etwas rauchiger. Discontinued, leider.
6 Antworten
7
4
Kaum besser gelungen als die ältere Version, letztlich jedoch synthetisch, zwischen fruchtig-hesperidisch, kunstledrig und würzig-pudrig.
4 Antworten
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Diskussionen

Themen zum Parfum im Forum
BertelBertel vor 10 Jahren
Herren-Parfum
"Cuiron" ist wieder da!
Ich habe auch beide Versionen. Vom Vintage eine größere Probe und von der Neuauflage ein Flakon.Natürlich darf man vermuten, meine Erwartungshaltung, die Neuauflage möge der Vintage Version entsprechen,...

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