Jacko

Jacko

Rezensionen
Jacko vor 3 Jahren 25 17
9
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
9
Duft
Love is in the Bin - die Liebe ist im Eimer
Es war ein schreckliches, dennoch ihm wohlvertrautes Geräusch, was sich da vorne hinter dem Versteigerungspult bei Sotheby’s bemerkbar machte. Es klang wie der Schredder in seinem Büro. Als Sachverständiger für Kunstfälschungen hatte er dort in der Jermyn Street auch so ein Gerät. Auf seinem sorgfältig polierten Messingschild an der gestemmten alten Eichentür stand in Times-Schrift: James T. Bond - Art & Crime - Official Expert.

Heute hatte er seinen freien Tag und ging statt ins Büro kurz bei Taylor of Old Bond Street vorbei, um Nachschub zu holen. Das köstliche Sandalwood Cologne ging zur Neige. Er hatte es zunächst immer mal flüchtig aufgetragen, doch nun konnte er nicht mehr davon lassen. Dieser würzig-frische Duft mit der besten Sandelnote, die er kannte. Noch im Laden beduftete er sich frisch damit, im Wissen, dass das köstliche Nass an Intensität etwas verloren hätte, bis er im Saal von Sotheby’s Platz nehmen würde. Die New Bond Street, in der Sotheby’s residierte, war nur 8 Minuten entfernt, das hatte er als Stammgast und gern gesehener Sachverständiger schon oft getestet. Dem Verkäufer noch ein freundliches „Let’s project“ im Stile von Mr. Smellys Fragrance Reviews gewünscht. Und wieder raus.

Das Zuknöpfen seiner maßgeschneiderten Anzugweste dauert morgens exakt zehn Sekunden. Ungefähr zehn Sekunden dauerte auch das Schreddergeräusch bei Sotheby’s. Vor den entsetzen Augen der Zuschauerschaft setze sich das gerade für 1,2 Millionen Euro versteigerte Bild Banksy’s „Girl with Balloon“ in Bewegung, rauschte durch den im Goldbrokatrahmen versteckt eingebauten Papierschredder hindurch bis zu dem Punkt, bei dem nur noch ein roter Luftballon zu sehen war. Dann stockte der Schredder - und allen Anwesenden der Atem.

Bond dachte zweierlei: Ich werde für meine Untersuchung, die ich wohl werde machen müssen, das Bild umbenennen. Der Arbeitstitel wird sein „Love is in the bin - die Liebe ist im Eimer“. Denn er mochte die Grafik bisher sehr, erinnerte sie ihn doch an den Titel und das Plattencover von Blurs „Good Song“, in dem es heißt:

„Waiting, got no town to hide in
The country's got a hold of my soul
TV's dead and there ain't no war in my head, no
And you seem very beautiful to me…”

Das passte jetzt auch zum verbliebenen Rest der Grafik, deren untere Hälfte in Form von enganliegenden Papierstreifen etwas traurig anmutend herunterhing. Wie Teststreifen für Parfum, zum abreißen.

Das zweite, was er dachte: Ziemlich teure Teststreifen, aber irgendwie geil. Der Banksy, der alte Gangster, da hat er sich wieder was einfallen lassen. Kritik am Kunstmarkt vom feinsten, 1,2 Millionen wie gewonnen, so zerronnen. Bzw. zerschnitten, höhö.

Die Wirkung des Sandalwood Cologne hatte pünktlich zum Schredder-Ende auch ziemlich nachgelassen, er mochte diese Zuverlässigkeit. Konnte er doch so fast unerkannt, besser ungerochen, zur äußerst attraktiven leitenden Direktorin von Sotheby’s gelangen, wo man ihn schon erwartete: „Mister Bond, wir haben einen Auftrag für Sie. Ging das mit rechten Dingen zu, was meinen Sie? Und welchen Duft haben Sie heute drauf, das gefällt“. Bond blickte kurz auf: „Das werden wir mal ergründen, beides.“ Und der Duft hält doch länger als gedacht, dachte er etwas verlegen. „Waren Sie eingeweiht? Wussten Sie, was da heute passieren würde?“

Sie blickte ihm direkt und lange in die Augen: „Man weiß es nicht, Mr. Bond.“ Und sie verabschiedete ihn mit einem hinreißenden Lächeln und einem tiefen Atemzug in seine Richtung.

Song zum Duft:
https://youtu.be/VRrJugyk1Yw
17 Antworten
Jacko vor 5 Jahren 43 26
8
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
8
Duft
Hubert ‚Farting Fabulous’ Schallmackenreuther zu Gast bei Markus Schlonz
(mit weiteren Gästen)*


Markus Schlonz (Markus) faltet die Moderationskarten:
Ich begrüße alle meine Gäste in dieser Runde und besonders herzlich den Gast neben mir: Hubert Schallmackenreuther - ich darf Hubert sagen - der gerade als Parfumpraktikant bei Tom Ford den Duft Ombré Leather konzipiert hat.
[mäßiges Klatschen im Publikum, einer niest]

Sr. Stullinho:
[kratzt sich am Sack]

Mr. Sevencheese:
In China ist einer umgefallen…

Mme Bleu de Flunse (Flunse):
Iiiieh!
[Publikum: Ooooooh..]

Markus:
Ruhe im Saal! Hubert, Sie haben bei Tom Ford nicht nur den neuen Ombré Leather geklon… äh gedings…gemischt – nein konzipiert, sondern auch – bereits als Vorpraktikant – den sagenhaft erfolgreichen ‚Farting Fabulous’!

Dr. Schlork:
Hier riechts komisch…

Sr. Stullinho:
Hey Schlork Bro, I smell it too, Bro!

Hubert:
Ja, das war mein erster durchschlagender Erfolg. Daraufhin hat Tom gesagt: Hubert, hat er gesagt, mach mal einen Duft, den keiner vergisst.

Flunse:
Iiieh!
[Gelächter im Publikum]

Markus
Ruhe im Saal!

Dr. Schlork:
Herr Schwallmackenlöter, Sie durften den…

Hubert:
Schallmackenreuther!

Dr. Schlork:
Gesundheit. Sie durften den Ombré Leather neu konzipieren, reformulieren, der ist ja gar nicht schlecht geworden, nein wirklich, gehobener Mainstream, eine triggernde Kopfnote, eine…

Sr. Stullinho:
Ziemliches Kopfnotenschnellgeficke, aber es ballert!

Dr. Schlork:
…eine milde Mitte, die zwar etwas unentschieden so daherflufft, aber die in einer warmen cremigen gefälligen Art ihre Basis findet.

Mr. Sevencheese:
Kennste den? Der fluffige Dalai Lama walks into a pizza shop and he says: Can you make me one with everything?
[ https://youtu.be/xlIrI80og8c ]

Flunse:
Hihi, den versteht wieder keiner.
[Publikum guckt sich fragend an, einer lacht]

Markus:
Hä? Zurück zum Thema. Hubert, was haben Sie sich bei dem Flakon gedacht?

Hubert:
Eigentlich… gar nix, doch, halt: Schwarz ist Zeitgeist, ist Herbst und Winter, ist hip und hüh und hot, also sowas halt. Obwohl der Duft ja eigentlich in einen braunen Flakon gehört hätte, wegen der Fluffigkeit hinten raus, die

Flunse:
Iiieh!

Dr. Schlork:
Doch, doch, das ist wegen der Synästheten, das sind die, die Parfum nach Farbe kaufen, obwohl, was macht jetzt ein farbenblinder Synästhet?

Sr. Stullinho:
Der geht nach dem Geruch, du Honk, und kauft sich ‚Farting Faboulus’. Weil das kennt er.
[Publikum gröhlt]

Hubert:
[setzt erneut an]
…die Fluffigkeit hinten raus, die den Duft mass-appealing macht.

Cherryme Flabdance (Cherryme) betritt den Saal, macht ein paar Ganzkörper-Spins – legt sich dabei fast auf die Fresse - und setzt sich zur Runde dazu: Entschuldigung, dass ich jetzt erst komme, aber ich hab mit dem Ferrari keinen Parkplatz gefunden. Ich habe einen roten Ferrari.

Markus:
Cherryme, schön dass Sie kommen konnten!

Cherryme:
Und ne neue Uhr hab ich auch!

Markus:
Wie sind denn die ‚Ladies Reactions’ auf ‚Farting Fabulous’? Sie haben das doch sicher getestet!

Cherryme:
Grandios sind die! Wir hatten grandiose Reactions! All the Girls smashed my head against a wall. Das tat ganz schön weh. Aber mein Ferrari ist geil.

Mr. Sevencheese:
Apropos geil, kennste den? Der Rigobert und der Helmfried treffen sich auf der Straße…
[ https://www.youtube.com/watch?v=vGJuO2laE8E ]
[Publikum gröhlt, einige Frauen schlagen ihre Männer]

Cherryme:
Ich kann übrigens einarmige Liegestütze, und bringe jetzt mein eigenes Parfum raus. Wir werden ein grandioses Parfum haben!
[Publikum gähnt und fängt an Papierflieger zu falten]

Markus:
[rudert beschwichtigend mit den Armen]
Vielen Dank an alle meine Gäste, ein herzliches Dankeschön, Hubert, für deine, äh, Geduld, und viel Erfolg weiterhin bei allem was du zusammenrüh… konzipierst. Schlecht ist der Ombré Leather nicht!
[80 % des Publikums klatscht und wirft grandiose Papierflieger]




Es grüßt herzlich
J.


*Namensähnlichkeiten mit lebenden Personen sind rein zufällig und unbeabsichtigt
26 Antworten
Jacko vor 6 Jahren 24 8
6
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
6
Duft
Wronger with glue
Jaa - okaaay: Es gibt kein "wronger" oder ein "falscher", aber für einen müden Gag muss halt mal die Sprache gebeugt werden, es dient der Emphase; ich muss mich auch manchmal beugen (nach vorne, um mich zu erleichtern), wenn ich manche Düfte absorbieren muss, weniger die künstlichen Düfte der Parfumeure, eher die ungewaschener Mitmenschen.

Egal - da ich gerade mit der Influenza im Bett liege, dachte ich, schreibste mal nen Verriss :-)

Mit Auslauf des meteorologischen Winters hab ich mir nochmal die Herbst-/Winterproben vorgeknöpft - man will ja aufgeräumt ins Frühjahr starten - und gleich mal den Stronger With You (SWY) von 7.5 runtergestuft auf 6.0. Runtergestuft deshalb, weil ich ihn doch nie tragen werde, auch wenn man mich im Handel mit Proben bombardiert hat, und ich irgendwann die Dinger kommentarlos resignierend eingesteckt habe. Außerdem befahl ein gewisser "Tschäremy": "Give him a Tschänce! Pörhäps this is the new Onmilljen!". Wobei Onmilljen jetzt auch nicht mein Begehr war ;-)

Als Sofa-Gourmand sollte SWY eingesetzt werden - es kam nie dazu. Das Unter- und Oberbewusstsein weigerte sich. Zwischenzeitlich zogen für diesen Zweck soviel bessere Düfte ein - Santal von Florascent, L'Instant de Guerlain Parfum, Valentino Uomo, ja sogar der Rich Warm Addictive von Zara ist noch besser, obwohl auch in seiner Süße grenzwertig mittlerweile.

Nun, ein übersüsster Duft in einem kitschigen Böppelflakon mit völlig nichtssagendem Namen (Stronger with you - wahrscheinlich vom Werbeagenturpraktikanten nach Feierabend unter der Dusche im Fitnessstudio erfunden) treibt einem, wenn auch nicht die Tränen in die Augen, so doch den Zuckerspiegel ins Blut.

Es gibt auch was Positives: Ich denke mal, die Duftrichtung ist in ihrer Penetranz unverwechselbar, ein einmaliger Duft mit Wiedererkennungswert (um ihm aus dem Weg zu gehen). Wer jedoch sehr süße Düfte mag, wird hier glücklich werden!
8 Antworten