KingLui

Nachdem ich von der ebenfalls durch Memo vermarkteten Floraïku-Serie sehr angetan war und bin, hatte ich große Hoffnungen in das Hermetica-Probenset gesetzt.
Das Set ist optisch sehr wertig und dabei erschwinglich - diese Marketingstrategie mag ich immer sehr.

Wie Kovex sehr treffend beschrieben hat, wirbt Hermetica in seinem Booklet mit einem trendigen Alchemie-Ansatz, der natürliche und synthetische Duftstoffe perfekt vereinen soll, um eine ausdauernde Haltbarkeit und ein deutliches Volumen zu ermöglichen (H&S sind wirklich hoch). Diese Alchemie schwimmt in einem neuen Medium namens "Innoscent", das auf Alkohol verzichtet und pflegende Eigenschaften haben soll.
Dann ist also ein kleiner Bereich meines Handgelenks wenigstens mit Feuchtigkeit und Fett versorgt. Sehr aufmerksam, danke.

Auf etwas anderes wird auch ganz bewusst verzichtet: Auf einen Duftverlauf.

Insgesamt war mein Test der Proben ernüchternd: Etwa die Hälfte erinnert mich an unterschiedliche Varianten von Duschgel, blaue (Greenlion) und grüne (Jade88) für Herren, rosa- (Rosefire) und apricotfarbene (Megalotus) für Frauen. Nachdem ich also die "Drywaters" und "Emerald Stairways" gestern durchgetestet hatte, zog ich den voreiligen Schluss, dass dieses sagenumwobene Innoscent-Medium vielleicht eines sein könnte, das jedem Duft dieselbe Basis verleiht, weil es bereits Riechstoffe enthält.

Eine gute Eigenschaft hat dieses Medium aber: Ein paar der Düfte lassen sich relativ leicht mit Wasser und Seife abwaschen.

Heute testete ich dann die "The Door"- und "Vertical Ambers"-Linien. Duschgel-Assoziationen hatte ich zumindest bei den Gourmands darunter nicht.

Die vier einzelnen Linien der Marke enthalten jeweils 3 Düfte, die in der Probenschachtel kreisförmig angeordnet sind. In Ihrem Zentrum findet sich die Source-Probe. Das ist also der Star der ganzen Marke. Kostet mit 175€/100ml auch 20€ mehr als die anderen Düfte. Wie gut, dass ich mir das Beste bis zum Schluss aufgehoben habe.

Ich sprühe und rieche Zitronenbonbon.
Ich rieche nochmal und die Bonbonsüße macht bitteren holzigen Noten Platz.
Moment, das kommt mir doch bekannt vor?
Iso E Super + Zitrone + Vanille (ok, hier ist es Amber) = "The Sexiest Scent on the Planet (IMHO)"

Der 4160 Tuesdays Duft ist aber nunmal viel schöner.

Kaufen lohnt sich manchmal nicht.

dass Birne neuerdings Johannisbeere heißt.

Für mich startet Amethyst Exquise mit einem fruchtigen Birnenaroma, das gleichzeitig warm und frisch ist - eigentlich ein Paradoxon. (Steckt die Orchidee dahinter?)

Meine größte Befürchtung war, dass dieser Blindkauf in die Hose gehen könnte, weil die Duftnoten ganz schön klebrig-süß klingen. Die Realität ist aber sehr angenehm.

Der Duft ist fruchtig-pudrig-cremig, in dieser Reihenfolge.

Mir ist aufgefallen, dass Düfte auf unterschiedliche Weise pudrig sein können: Kratzig-pudrig, schminke-pudrig, flockig-pudrig, sägespähne-pudrig, usw.
Exquise würde ich zeitweise als kreide-pudrig bezeichnen, zeitweise aber leider auch als traubenzucker-pudrig.

Langsam wandelt sich die Birne in die versprochenen Beeren und ich überlege, ob in dem Duft ein ganz kleiner Hauch Oud enthalten sein könnte - nicht einzeln wahrnehmbar, aber als neckischer Enhancer vielleicht?

Im Ausklang wird das Parfum deutlich himbeerig-cremig und gefällt mir ausgesprochen gut. Ob der Flakon in meiner Sammlung einen dauerhaften Platz haben wird, muss ich mir aber nochmal gründlich überlegen. Der ursprüngliche Amethyst schlägt diesen hier um Längen.

Holzige Noten konnte ich übrigens nicht ausmachen, Haltbarkeit und Sillage sind ordentlich.

Rumpelstilzchen Ende.

...Da, wo man's nicht erwartet hat.
(Wilhelm Busch)

Ich habe mich heute für One Love entschieden und bin selbst ein bisschen davon überrascht. Letztes Jahr trug ich zu Weihnachten Lutens' Arabie, ein schweres süßwürzig-weihnachtliches Parfum.
Warum also diesen kühlen, ernsten Blumenduft?

Weil er so VERDAMMT elegant ist.

[Und passenderweise habe ich ihn von Nurmalso im Rahmen meines Weihnachtswichtelpakets bekommen (das war 'ne Wucht, sag' ich euch und auch so eine echte Überraschung!)]

One Love duftet blumig-grün nach Veilchenblatt, Iris und Flieder und für mich auf jeden Fall auch nach Galbanum und grünem Tee. Vielleicht ergeben die zitrischen Duftanteile und die grünen für mich diese Tee-Vermutung.
One Love ist ein kühler, sanfter Hauch, der nicht durchdringend oder vordergründig, aber dennoch sehr präsent ist.
Es ist genau die perfekte Mischung aus Ernshaftigkeit und Seriösität, die aber mit einem kleinen verspielten Augenzwinkern vermeidet, spießig oder steif zu sein.

Das richtige Accessoire zu jeder Zeit an jedem Ort, das ein schönes Outfit erst vollendet.
One Love verleiht seiner Trägerin einen Glanz, den kein Schmuck und keine Schminke zaubern können.

Die Kirsche auf der Sahnehaube auf dem Eisbecher, der das Leben in glücklichen Zeiten sein kann.
Fröhliche Weihnachten.

das ist hier die Frage.

Heute nehme ich mir die Afteliers zur Nase, Düfte einer Marke, die bisher in unserem Naturduft-Wanderzirkel richtig gut abschneidet, auch wenn die Parfums unsagbar teuer sind.

Meine Eltern haben einen Feigenbaum im Garten und zu meiner Freude fahren sie immer dann in Urlaub, wenn die meisten der Früchte reif werden. Ich ernte sie dann, wenn sie schon aufgeplatzt sind, denn so schmecken sie am besten. Feigen riechen eigentlich gar nicht besonders süß, dafür sehr erdig und ich bin froh, dass der Geschmack und der Duft nicht so sehr übereinstimmen.
Fig von Aftelier riecht allerdings überhaupt gar nicht wie die Früchte riechen oder schmecken. Nicht besonders fruchtig und erdig zum Glück auch nicht.
Ich würde Fig als einen balsamischen, warm-würzigen Duft beschreiben und die einzigen Noten, die ich erkennen kann, sind Tanne und Lavendel. Insgesamt sind das aber auch nicht die dominantesten Noten des Dufts. Hauptsächlich riecht Fig für mich undefinierbar nach Naturduftöl, süßlich, ätherisch und rund. Ein Verlauf findet nicht wirklich statt, außer dass ich in den ersten Minuten dachte, das wäre ein Chypre.

Ein schöner Duft ist er und passend zu meiner Weihnachtsstimmung, außergewöhnlich finde ich ihn aber leider nicht so.
Wenn ich Fluxits Kommentar lese, frage ich mich, ob er sich vielleicht in der Zwischenzeit schon verändert hat?

Die Sillage ist winzig, die Haltbarkeit aber sehr gut.

Misia ist einer dieser Düfte, die immer passen, aber nie langweilig werden. Ich glaube, man muss Veilchen zwingend mögen und androgynen Damendüften gegenüber aufgeschlossen sein, aber auch wenn ein Mitriechender das nicht ist, eckt man nicht unbedingt an.
Die Iriswurzel ist hier eher herb und ledrig, was den Veilchen eine gewisse Trockenheit gibt. Das verursacht ein Gefühl, als würde die Zunge am Gaumen kleben.
So richtig pudrig finde ich Misia gar nicht, aber ein Lippenstift alter Schule ist sie wirklich. Mir sind bisher alle gängigen Lippenstiftdüfte zu süß, zu himbeerig, zu zitrisch oder zu synthetisch gewesen. Misia nicht.
Zum vollkommenen Lippenstift müsste sie für mich noch mineralische und talgige Assoziationen wecken, denn die habe ich, wenn ich an meinem Lieblingslippenstift rieche, der übrigens nicht von Chanel ist. Chanel-Lippenstifte riechen nämlich nach: nichts.

Misia riecht im Großen und Ganzen wirklich nur nach Veilchen als dominantem Part und Iris als Unterstützung. Komplex ist sie trotzdem, ich erkenne nur keine der angegebenen Duftnoten wieder. Benzoe und Tonkabohne müssen nur mit einem Hauch eingesetzt sein, denn Misia ist kein bisschen süß.
Die Haltbarkeit ist sehr gut (mehr als 24 Stunden), die Sillage ist mittel, aber eine kräftigere Sillage würde hier auch gar nicht passen.

Das Eau de Parfum passt zu allen Jahreszeiten und Anlässen. Ich habe das Eau de Toilette auch in meiner Sammlung und habe das Gefühl, dass es ein bisschen verkannt wird, weil es seine wahre Schönheit erst in Herz und Basis preisgibt. Das Eau de Parfum ist insgesamt wärmer und runder, das Toilette luftiger und jugendlicher.

Ich fühle mich mit Misia immer gut gekleidet, egal was ich anhabe.