Klopfnote

Klopfnote

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31 - 34 von 34
Klopfnote vor 8 Jahren 8 4
5
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
7
Duft
Ewig lang her
Mein allererstes "Date", in meiner bunt bedruckten Teenie-Tasche mein Backup-Plan: ein dicker Flakon SUN. Das war der Duft, in dem ich mich unwiderstehlich fühlte seit ich 13 war, damals, als ich noch nicht wusste, was unwiderstehlich überhaupt bedeutet.
Wir waren sehr aufgeregt, die Situation war ungewohnt für uns beide. Wir verhielten uns unbeholfen und wussten nicht, was wir miteinander reden sollten. Und mittendrin, in all der unangenehmen Stimmung, ein Hauch von SUN... Erst tröstend leicht, dann deutlicher, auf einmal penetrant. Und das Schlimmste: der Duft kam nicht von meinem Hals, sondern aus meiner mittlerweile nassen Tasche. Mein Backup-Plan hatte sich gegen mich verschworen und war ausgerechnet jetzt ausgelaufen! Es war mir unbeschreiblich peinlich.
Heimlich putzte ich an meiner Tasche herum, versuchte unauffällig das Schlimmste zu verhindern und hoffte inständig, dass ein Aufenthalt in der Nähe des offenen Fensters mich retten könnte.
Er sprach mich nie darauf an, das Date wurde doch noch ganz nett, aber SUN habe ich nie wieder eingepackt.
Musste ich auch nicht, denn meine Tasche roch Monate danach noch immer, als der Junge schon in Vergessenheit geraten war. Währenddessen schenkten wohlmeinende Verwandte mir zu Geburtstag und Weihnachten weiterhin SUN in allen Ausführungen. Lotion, Shampoo, Eau de Toilette, ich hatte sie alle. Und ich wollte sie nicht mehr sehen!
Immer in der Hoffnung, dass der Zauber meiner frühen Jugend noch einmal zurückkehrte, behielt ich zumindest das EDT, alles andere verschenkte ich. Neulich schnupperte ich noch einmal daran und stellte fest: Es riecht nicht mehr unwiderstehlich. Es riecht nach "Mann, das ist echt ewig lang her!". Muss ich echt nicht mehr haben.
4 Antworten
Klopfnote vor 9 Jahren 11 1
5
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
9
Duft
Vorfreude
Dieser Duft war einer meiner ersten. ich war 14, verbrachte mit meinen Maedels ein Wochenende in der Grosstadt und fand ihn im Yves Rocher, den es damals noch nicht ueberall als Shop gab. Ich liebte damals Kokos und dieses Kokos roch wirklich wie die echte Nuss, vielleicht etwas kuenstlich, aber dafuer vanillig bombastisch und zuckersuess. Ich spruehte mich so hemmungslos mit dem Tester ein, dass ich das ganze Wochenende danach roch und mir unwiderstehlich vorkam. Alles war neu fuer mich an diesem Wochenende, all die Geschaefte, die es in unserer Kleinstadt nicht gab, die laute Musik und die hohen Haeuser, das erste Mal allein unterwegs mit Freundinnen. An diesem Wochenende, das muss man wohl nicht erwaehnen, haben wir unsere Jeans zerrissen und unsere Tshirts bemalt, uns mehrfach verliebt und all unser Taschengeld ausgegeben. Ich hatte dieses Gefuehl, wie es MIA in einem ihrer alten Songs treffend beschreiben: "Ich freu mich auf mein Leben!"
Heute trage ich Noix de Coco immer noch gern und kaufe ihn regelmaessig nach, denn er ist einfach, unproblematisch und passt auch an heissen Tagen gut. Die Haltbarkeit ist fuer einen so guenstigen Duft ziemlich anstaendig. Und an Kokosnuss stoert sich doch eigentlich niemand, oder? Ja, ich bin da pragmatisch geworden. Und die grosse Stadt, in der ich jetzt haeufig bin, kommt mir laut und dreckig vor und hat nicht mehr den selben Reiz wie frueher.
Aber der Duft erinnert mich immer noch an dieses Wochenende und dieses Gefuehl der unbestimmten Vorfreude, das man nur aus der Jugend kennt: irgendetwas wahnsinnig Tolles wird passieren, bestimmt ganz bald! Mich macht das gluecklich, ich hoffe, der Duft wird niemals eingestellt!
1 Antwort
Klopfnote vor 9 Jahren 16 1
5
Flakon
10
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft
Gluehendes Gold und eine Entscheidung unter Zeitdruck
Liebe auf den ersten Atemzug, das war es, was mir im L"Occitane im Berliner Hauptbahnhof geschah, als ich eigentlich auf den Zug wartete und es relativ eilig hatte. Er kam mir viel zu alt fuer mich vor, zu dramatisch, zu schwer, ich war unter Zeitdruck und mein Freund mochte ihn gar nicht... aber ich war verknallt. Das englische Wort "haunting" passt hier gut. "Ambre" war so warm, vermittelte Geborgenheit, hatte keinerlei stechende Noten, aber irgendetwas an ihm versetzte mich gleichzeitig in helle Aufregung - ein bisschen wie bei einem kleinen Rausch.
Ich war ausser mir, sollte ich von meinem mickrigen Restreisegeld diesen Duft kaufen, obwohl alles dagegen sprach - oder es besser lassen und riskieren, dass ich es nie tun wuerde? Ich entwickelte ploetzlich Verlustaengste. Als arme Studentin ueberlegt man sich so einen Kauf aber normalerweise gut.
Ich verliess also den Laden, zwang mich zur Ruhe und gab mir ein paar Minuten zum ueberlegen, waehrend ich immer wieder nachdenklich an meinem Handgelenk schnueffelte. Es muss sehr eigenartig fuer die anderen Reisenden ausgesehen haben... Als mein Freund irgendwann genervt rief: "Nun kauf ihn doch endlich!" und der Zug schon am einfahren war, rannte ich schnell in das Geschaeft zurueck und gab mein restliches Geld aus.
Ich habe es nie bereut. Der Duft ist ziemlich animalisch und - wie ich zumindest finde - sexy. Aber er ist auch reif und anspruchsvoll, und ich merke, dass ich da noch hineinwachsen muss. Wie ein auffaelliges, goldglitzerndes Abendkleid, das von vielen Kurven und Persoenlichkeit ausgefuellt werde muss. Und irgendwie sehe ich mich so noch nicht. Meistens greife ich eher auf leichte, maedchenhafte Duefte zurueck, weil es mir, einem hellen Typ unter 30, als offensichtlich erscheint. Aber dieser Duft ist weder leicht noch maedchenhaft, er ist fuer Damen, oder gar eher fuer Diven. Er erinnert mich an gluehende Kohlen, an Weihrauch und Styrax, an Weihnachten und Silvester in einem.
Darum benutze ich ihn immer mit ein wenig Schuldgefuehl und sehr selten, dachte ich zumindest. Aber nun, da ich ihn in der Hand halte und mich an ihm berausche, faellt mir auf, dass er schon zur Haelfte leer ist. Naja, ich gehe auf die 30 zu, vielleicht reife ich ja gerade hinein...
1 Antwort
Klopfnote vor 9 Jahren 3 4
7.5
Flakon
7
Sillage
7.5
Haltbarkeit
6
Duft
Eine herbe Pragmatikerin
Meine Mutter hatte immer von diesem Duft geschwaermt, es sei ihr absoluter Lieblingsduft, sooo toll, nur leider nicht mehr erhaeltlich. Meine Mutter liebt herbe, zitrische Duefte, die auch gut zu ihr passen. Blumen, Orientale oder gar suesse Duefte kommen ihr nicht ins Haus. Sie ist ein echter Hardliner und ertraegt die meisten Damenduefte ueberhaupt nicht. Da waren meine Erwartungen natuerlich entsprechend hoch, als sie mir ein Miniaturenset vermachte, in dem unter anderem auch Noa Noa enthalten war.
Der Duft entstand in den androgynen Neunzigern und ich finde, das riecht man ihm an. Leider ist es bei Noa Noa schon etwas zuviel des Guten, weshalb sich der Duft wahrscheinlich auch nicht gehalten hat. Er ist nicht mehr nur herb, nicht einmal mehr unisex, er ist geradezu maennlich und hart, wozu auch die fast bittere Wuerze beitraegt, die sich in der Herznote entwickelt. Allzuviele Frauen wie meine Mutter duerfte es nicht geben, die sich trauen, einen so maennlichen Duft zu tragen. Dazu muss man erst mal den Mut haben. Ich habe ihn eher nicht...
Wenn ich mir eine Frau vorstellen sollte, die ihn traegt, stelle ich mir eine kurzhaarige, sehr selbstbewusste und unabhaengige Person vor - kein zartes Weibchen, keine elegante Dame, sondern jemand sachbezogenes, der lieber anpackt als gross drumherum zu reden. Wenn die harten, kuehlen Kopfnoten verfliegen, entwickelt der Duft - zumindest bei mir - doch noch einige Waerme und Suesse. Die Pragmatikerin ist warm geworden mit mir und zeigt nun ihre weiche Seite. Langsam gefaellt der Duft mir doch. Und erinnert mich sehr an meine Mutter, an der ich ihn tatsaechlich nie gerochen habe.
Ich traue mich nicht ihn zu tragen, aber gefallen tut er mir doch - vielleicht kann ich ihn meinem Mann andrehen.
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