Kovex

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21 - 25 von 29
Kovex vor 6 Jahren 62 30
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Duft
Das Grauen kommt auf leisen Füßen
Ich studierte Medizin im 7. Semester. Das begleitende Arbeiten auf dem Universitäts-Gelände war selbstverständlich. Momentan schob ich die Nachtschicht in der Pathologie.

Meist waren die Nächte sehr ruhig. Das gleißend helle Licht wurde von den bis an die Decke gefliesten weißen Wänden noch verstärkt. Alle anderen Materialen im Raum waren aus Edelstahl. Der Seziertisch in der Mitte hatte einen Abfluss, damit austretende Körperflüssigkeiten direkt abgeleitet werden konnten. Auf einem Edelstahltisch lagen die Gerätschaften: Knochensäge, Augenschere, Arterienklemmen, Rippenschere, Schädelspalter sowie mein Lieblingsgerät, das Seziermesser.

Es faszinierte mich immer wieder, wie leicht man mit der scharfen Klinge durch das Körpergewebe fahren konnte. Geschmeidig wie durch warme Butter drang das Messer durch das Fleisch. Sogleich öffnete sich je nach Schnitttiefe ein mehr oder minder breiter Spalt, welcher Knochen und innere Organe offenlegte.

Es war 4 Uhr morgens. Beim Blick aus dem Fenster schaute man in ein schwarzes Nichts. Der Herbstregen prasselte an die Fenster und ich freute mich schon auf mein warmes Bett.

Plötzlich hörte ich hektische Stimmen. Der Oberarzt schob eine frische Leiche begleitet von weiteren Studenten auf einem Tisch in den Saal. Das Grauen stand meinen Kommilitonen ins Gesicht geschrieben. Es war Sophie. Sie war ein Semester unter uns. Jeder kannte sie, denn sie war bei den männlichen Studenten ob ihrer Attraktivität und Ausstrahlung hoch im Kurs.

Der Oberarzt übergab mir die Verantwortung und erklärte, dass sie vermutlich vergiftet worden sei und das wir uns beeilen müssen, wenn wir das unter Umständen sehr flüchtige Gift und somit die Todesursache noch feststellen wollten.

Ich zog zunächst das Laken von ihrem toten Körper und der professionelle Abstand zu meinen Patienten ging schlagartig verloren. Eine Traurigkeit lag in ihrem Gesicht, die ich nicht vergessen werde. Sie war so jung.

Ich öffnete ihr die Augen um eventuelle Vergiftungserscheinungen zunächst optisch zu eruieren. Ein ganz zarter Hauch von künstlicher Blumigkeit entströmte ihr. Vielleicht hatte der Tod schon alles Natürliche von ihr genommen. Ihre Haut war milchig weiß und die leichte Kokosnote ihres Haares konnte den blumigen, leicht süßlichen Leichengeruch nicht überdecken. Nie hatte mich der ozonische, von verschiedenen medizinischen Desinfektionsmitteln geschwängerte Geruch des Operationssaales gestört. Das war heute anders. Sie war noch warm.

Als ich mit dem Seziermesser ihren Oberkörper öffnete trat sofort eine große Menge Blut daraus hervor. Es lief warm und dickflüssig über meine behandschuhten Hände. Die metallische Geruchsnote des Blutes schien durch den kalten Stahl meines Messers potenziert zu werden. Erste Würgeerscheinungen ließen mich beim Schneiden kurz innehalten. Das Blut hörte gar nicht mehr auf zu fließen, meine Hände zitterten und alles um mich herum begann sich zu drehen. Der Raum war erfüllt von der metallischen Erbarmungslosigkeit des kühlen Stahls und des noch warmen Blutes, das so sehr nach Unschuld roch.

Kurz bevor ich auf dem Boden aufschlug, hörte ich meinen Professor mich noch anschreien, was mit mir los sei. Dann wurde alles dunkel.

Und wenn ihr wissen wollt wie Sécrétions Magnifiques riecht, dann lest den Kommentar doch einfach nochmal.
30 Antworten
Kovex vor 7 Jahren 19 13
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Duft
Damenduft auf Männerhaut? Aber so was von...
Das Parfumo-Leben ist schön.

Gerät man doch ab und zu unerwartet an eine Duftprobe (oft als zusätzliche Beigabe einer Parfumo-Probenaustauschsendung) die einen direkt innehalten lässt. Wohlige Schauer fahren in Wellen durch den Körper. Kann etwas so schön riechen?
Das limbische System signalisiert: Volltreffer – angekommen.

Dann spielt es letztendlich auch keine Rolle, ob er als Damenduft deklariert ist. Der muss dann sofort einziehen, da reicht keine Abfüllung. Zumal er derzeit gar nicht im Souk angeboten wird. Kein Wunder: die 12 Benutzer werden wissen warum sie ihn lieber für sich behalten.

Ich vermute mal, dass mich Rocca Della Signoria direkt mit dem in der Kopfnote angegebenen Sternanis in seinen Bann gezogen hat. Schon bei Opium Pour Homme war ich fasziniert von dieser leicht süßlich-würzigen Anisnote. Auch eine ganz feine aromatische Holznote ist von Anbeginn auszumachen, viel früher als in der Pyramide angegeben.

Bergamotte spielt hier nur ein unterstützende Rolle und ist keineswegs einer der Hauptdarsteller. Vielmehr ist der Weihrauch recht schnell am Start. Bei Rocca della Signoria jedoch liegt der Schwerpunkt des Weihrauchs eher auf der Intensität seiner Aromen und weniger auf seiner Rauchigkeit.

Warme und süßliche Winteraromen stehen im perfekten Einklang mit balsamischen Hölzern und aromatischen weichen Weihrauch. Der Duft verschmilzt mit der Haut, legt sich wie eine schützende Hülle über den Träger. Er verschafft eine Aura der Sinnlichkeit, der Berührtheit. Man möchte sentimental werden, sich anlehnen, fallen lassen und nur von Gutem umgeben sein.

Selten hat es ein Duft geschafft, eine so starke Stimmung in mir zu erzeugen. Im Einklang mit mir selbst und meiner Umwelt zu sein. Ein Schutzschild welches niemand durchbrechen kann. Ein Rückzugsort, wenn ich für mich sein möchte.

Tatsächlich habe ich beim ersten Test an einen meiner Lieblinge denken müssen. Der Vergleich brachte Gewissheit: Akkad von Lubin geht in eine ähnliche Richtung nur ist Rocca della Signoria süßer, wärmer und - hier macht die Bezeichnung als Damenduft vielleicht ihren Sinn – damenhafter.

Da ich jedoch weiß, dass es auch unter den männlichen Parfumos einige Naschkatzen gibt möchte ich Euch Männern diesen Duft ebenso sehr ans Herz legen wie den Damen.

Bei mir spielt Rocca della Signoria die Klaviatur des Wohlbefindens rauf und runter.
Gar nicht auszudenken wie ich reagieren würde, würde ich Rocca della Signoria an einer Frau riechen. Vermutlich wäre ich ihr hoffnungslos verfallen.

Ich bedanke mich bei Terra für die Probe.
13 Antworten
Kovex vor 7 Jahren 46 18
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Duft
Die 120 Tage von Sodom
Der namensgebende „Angriff auf die Sonne“ bezieht sich auf das inoffizielle Hauptwerk de Sades „Die 120 Tage von Sodom“, welches zu großen Teilen nur als Torso existiert, also einer detaillierteren Beschreibung seiner ausgedachten Perversionen entbehrt.

Vor ca. 15 Jahren habe ich die wesentlichen Werke de Sades gelesen. Was bis heute in meiner Erinnerung geblieben ist, ist für die meisten Parfumo-Ästheten unter uns nur schwer zu ertragen: das Verspeisen von Fäkalien jungfräulicher Knaben und Mädchen die Tags zuvor mit reichlich Fleisch gefüttert wurden....Und das waren erst die ersten 30 Tage von Sodom, die folgenden Kapitel sollten sich steigern.

Donatien-Alphonse-Francois Marquis des Sade wurde 1740 in Paris geboren. Schon als 14jähriger wurde er Soldat. Nach seiner Teilnahme am 7jährigen Krieg erhielt es das Amt eines königlichen Statthalters und Gouverneurs in der Provence. Auf Schloss Lacoste führte er ein ausschweifendes Leben. Er spielte, verschuldete sich und umgab sich mit Mätressen an denen er all seine Gelüste zu befriedigen ersuchte. Da seine Ausschweifungen nicht verborgen blieben, ließ ihn schließlich seine einflussreiche Schwiegermutter in Sicherungsverwahrung nehmen, aus der er sich 1789 durch die französische Revolution befreien konnte.

Dem 1785 in der Haft entstandenen Werk sind inhaltlich und äußerlich die Spuren der Gefangenschaft de Sades anzumerken. Die Fantasie des zur Enthaltsamkeit gezwungenen Autors verausgabt sich im gedanklichen Entwurf eines sexuellen Exzesses von 600 auf einen Zeitraum von 120 Tagen verteilten Perversionen.

Ein Herzog hält gemeinsam mit drei anderen Wüstlingen – einem Kirchenfürsten, einem Richter und einem Finanzier – 42 Jungen und Mädchen auf seinem Schloss gefangen. Ziel ist es, alle nur denkbaren Perversionen an den Gefangenen auszuleben. Die Ausschweifungen verteilen sich auf 4 Blöcke á 30 Tage, deren Einzelheiten ich Euch an dieser Stelle lieber erspare.

Mit seiner skandalösen Mischung aus Pornografie und Philosophie trat de Sade neue Pforten auf. Seine wüsten Visionen gingen sogar soweit, dass er auch nicht davor zurückschreckte, die Sonne angreifen zu wollen – Sinnbild für das Grenzenlose des Vorstellbaren.

Ein Lebensentwurf, eine Philosophie, ein Ausleben alles Vorstellbaren manifestiert in einer Duftnote!?

Zistrose.

Zugegebenermaßen noch nie isoliert gerochen. Aber aus Zistrosen, kleinen buschigen Sträuchern - vornehmlich im Mittelmeerraum anzutreffen - wird das Harz Labdanum gewonnen, was in zahlreichen Düften verwendet wird und das ich olfaktorisch schon eher einzuordnen weis.

Bei der Namensgebung des Parfüms wäre mir ein Duft wie „Sécrétions Magnifiques“ (aus dem gleichen Haus) plausibel erschienen.

Attaquer Le Soleil jedoch geht eine ganz andere Richtung und hat weder etwas mit Blut oder Ozon, noch mit metallischer Grausamkeit gemein.

Die Kopfnote startet kurzfristig hell, klar und transparent. Es ist eine leicht zitrische Rauchigkeit zu vernehmen, der sich schon bald eine milde Harzigkeit hinzugesellt, die sicherlich der Zistrose zugeordnet werden kann. Die von meinem Vorkommentator VonK beschriebene leichte Schwülstigkeit kann ich auch wahrnehmen. Das Schwülstige hat jedoch nichts mit Opulenz, Schwere oder Schwitzigkeit zu tun, sondern es handelt sich hierbei eher um eine vordergründig zart verwegene Schwülstigkeit. Aber was verbirgt sich dahinter?

Der Marquis scheint auf den ersten Blick ein ganz harmloser Mann zu sein. Doch beugt er sich ganz dicht heran, ist sein alkoholischer Atem zu spüren. Aus seinen Poren dringt eine harzig-rauchige Würze, die genauso verführt, wie auch Geheimnisvolles in sich birgt. Beängstigend geheimnisvoll.
Wer weiß wozu der Mann im Stande ist?

In der Herznote verbindet sich das Harzige mit einem Amber- und/oder auch Weihrauch-artigen Dufteindruck, keinesfalls süß, sondern mild-holzig unterlegt. Ich meine Nadelholz inklusive seiner Harze wahrzunehmen.

Alles in allem ist keiner der Dufteindrücke hervorstechend, sondern es ergibt sich eine stimmige Gesamt-Komposition, die relativ unspektakulär aber dennoch sehr interessant ist. Ich würde ihn eher uns Männern zuordnen, aber damit habe ich ja schon öfter daneben gelegen ;).

Attaquer Le Soleil haut nicht drauf, von Provokation keine Spur. Er versteht es einen Dufteindruck zu hinterlassen, der ein Statement setzt, aber nur eine flüchtige Momentaufnahme eines Gefühls, das man mit einem Duft verbindet und bevor man es ganz erfassen kann, ist es auch schon wieder weg. Und trotzdem beschäftigt Dich der Duft – auch Stunden danach noch.

Denn wenn der Marquis wieder kommt, riechst Du ihn schon kurz bevor er seine vor Vorfreude schon zitternde Hand auf Deine Schulter legt. Und obwohl der Duft Dich in seinen Bann zieht, weißt Du nicht, was Dich heute erwartet...
18 Antworten
Kovex vor 8 Jahren 31 11
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8.5
Duft
Hey, reich mir mal die Tüte rüber....
Schwarzer Afghane ist eine Haschisch-Art die überwiegend in Afghanistan, aber auch in Pakistan, Nepal und Indien angebaut wird. Seine charakteristische schwarze Farbe erhält der schwarze Afghane durch den zu anderen Sorten unterschiedlichen Ernte- und Weiterverarbeitungsprozess.
Hierbei wird am Ende der Blütezeit, wenn die Tage wieder deutlich kürzer werden, das Harz von den Blättern und Blüten abgerieben und ergibt dann eine klebrige grün-bräunliche Masse, die erst in dem sich daran anschließenden Fermentierungsprozess ihre schwarze Farbe annimmt. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, die weiblichen Blütenstände mit den darum wachsenden Blättern über einem Sieb zu zerreiben, diese Bestandteile nach einer ca. 1-jährigen Lagerungszeit unter Zugabe von Wasser zu einer knetähnlichen Masse zu verarbeiten.
Im Gegensatz zu anderen Haschischarten muss Schwarzer Afghane nicht mit Feuer erhitzt werden um als Betäubungsmittel eingesetzt zu werden. Erwärmen in der Hand ist aufgrund seiner Harzigkeit ausreichend und kann dann in Form eines hauchdünn-gerollten Fadens in Tabak eingerollt werden. Überdosierung führt zu heftigen Husten-Flash´s und zu einem entsprechenden High (sagt man).

Was hat das jetzt mit Black Afgano zu tun? Genaugenommen – außer der Farbe – nichts.

Als Bestandteil der Kopfnote ist Cannabis angegeben. Nun, im Gegensatz zu schwarzem Afghanen (Haschisch) ist mit Cannabis die eigentliche Pflanze gemeint (Cannabis Sativa). Schon in der Wachstumsphase hat die Pflanze ihren typischen „Cannabis“-Geruch, der sich von dem Geruch von Haschisch deutlich unterscheidet. Wenn jedoch gegen Ende des Sommers die Blütezeit beginnt (hierbei sind zur Verwendung als Betäubungsmittel lediglich die weiblichen Pflanzen relevant), bilden sich klebrige und harzige Blütenstände, die unter Sonneneinstrahlung einen so starken, wabernden Cannabis-Geruch erzeugen, dass man sie schon aus vielen Metern Entfernung deutlich wahrnehmen kann. Ist dieser Geruch nun in Black Afgano wahrnehmbar? Nein, auch hier vermute ich eher einen Marketing-Gag wie auch bei der Namensgebung.

Aber nun zum Duft von Black Afgano:
Der Auftakt ist für mich in erster Linie von Oud geprägt. Dieser ist hier holzig-animalisch bis balsamisch und sogar ein wenig süßlich. Krautige Noten – ja, kann man durchgehen lassen. Sie verleihen dem Oud ein wenig Würzigkeit und lassen es nicht so eindimsional erscheinen. Kaffee und Tabak kann ich hier nur in sehr geringer Dosierung wahrnehmen, da das Oud, neben Holz, aus meiner Sicht in Black Afgano die Hauptrolle spielt.
Das Holz - hier stelle ich mir einen Adlerholzbaum vor, vom Schimmelpilz Phomopsis aquilariae zum Ausstoßen seines beliebtes Harzes genötigt, ein paar Tage nachdem ein Feuer über ihn hinweg gefegt ist – ist dunkelbraun bis schwarz und riecht noch leicht angekokelt. Die vom Feuer erwärmten Oud-Harze hängen noch in der Luft und schließen hier den Kreis zur Bezugnahme auf die Namensgebung. Einzig die starke Harzigkeit von Black Afgano kann in Verbindung gebracht werden mit Cannabis in der Blütezeit, wenngleich aus olfaktorischer Sicht keine Ähnlichkeit festzustellen ist.

Mit der Zeit wird Black Afgano dann immer weicher, anschmiegsamer und gefälliger, verliert aber nie seine Grund-DNA, die auch in anderen Düften von Nasomatto (Duro, Pardon) wieder zu finden ist. Oud mit Holz. Das sollte man schön mögen.
Alles in allem ein ausgefallener „harter Kerl“ (echt unisex?), den man in behutsamer Dosierung für die kälteren Tage empfehlen kann. Er ist das Gegenteil von frisch, leicht und sommerlich, aber das sagt ja schon die Farbe.

Ich mag ihn, es war wieder einmal eine olfaktorische Bewusstseinserweiterung (ganz ohne Drogen).
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Kovex vor 8 Jahren 25 9
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Haltbarkeit
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Duft
Zeig Dich Hermann
Wer geht neben dir durch den Wald im Dunkel der Nacht? In Victor Hugos Gedicht „À quoi songeaient les deux cavaliers dans la forêt“ (Gedanken zweier Reiter im Wald) sagt der Erzähler: „Neben mir erschien mir Hermann wie ein Schatten.“

„Wir alle haben einen Schatten, selbst nachts im dunklen Wald. Du nennst ihn vielleicht anders: deinen unsichtbaren Freund. Dein Gewissen, deine Seele, vielleicht sogar dein Alter Ego. Dein Schatten könnte einen Namen haben, wie Hermann. Oder er könnte auch ein Parfum sein. Ein treuer Begleiter. Man kann mit ihm streiten, ihn herausfordern, die eigenen Grenzen an ihm austesten. Man kann mit ihm über den Sinn des Lebens diskutieren. Aber man wird ihn niemals verlieren. Er ist dein anderes Selbst. Während du durchs Leben gehst und über seine Bedeutung nachdenkst, stellst du Fragen, auf die es keine Antwort gibt. Wenn dich die Unsicherheit überwältigt, dann betrachte deinen Schatten. Vielleicht gibt er dir eine Antwort. Vielleicht auch nicht. Aber zumindest hast du einen interessanten Gesprächspartner.“

Wer ist nun dieser Hermann und wie ist er olfaktorisch einzuordnen?

Ich muss gestehen, dass sich mir der etwas sperrige, aber äußerst kreative Name des Neulings aus dem Hause ELDO, durchaus erschließt. Doch dazu später mehr.

Der Duft startet leicht pfeffrig und schon nach wenigen Augenblicken gesellen sich ganz zarte schüchterne Maiglöckchen hinzu. Dieser blumige Eindruck entstammt der Duftkreation aus der Hand des Parfümeurs Givaudan. In der Duftpyramide als Petalia bezeichnet.
Begleitet wird dieser Auftakt von einem weiteren Riechstoff aus dem Haus ELDO.
Calypsone verleiht dem ohnehin schon zarten Auftakt eine zusätzliche Leichtigkeit und Luftigkeit, die man durchaus als ozonisch verstehen kann. Eine frische, saftige aber noch nicht ganz ausgereifte Melone rundet das Ganze im Hintergrund ab.

Aber wo ist Hermann?

Da ich nicht bis nach dem Duschen mit meinem ersten Test warten wollte, trug ich mir ein paar Tropfen vor dem Joggen auf das Handgelenk auf. Und tatsächlich hatte ich während des Laufens das diffuse Gefühl von einem imaginären Schatten begleitet zu werden, nicht optisch sondern olfaktorisch. Da lag ständig dieser leichte luftige Geruch in der Luft, der so gar nicht zu mir gehören mochte, als wäre er ein Fremder.

Immer wieder suchte mein Blick die ersten Frühlingsblumen am Wegesrand ab, aber es war wohl Hermann, der nicht von mir weichen wollte. Schon verrückt, was ein geniales Marketing-Konzept für Assoziationen in einem hervorruft, aber hier wirkte es stimmig auf mich.

Der weitere Duftverlauf ist eher harmlos. Wie schon bei den anderen beschriebenen Duftstoffen steht hier die Leichtigkeit im Vordergrund. Die Blümchen ziehen sich zurück und ein holziger Eindruck gesellt sich hinzu, aber eher von einem Holz, dass monatelang im Meer getrieben ist bis es blass und von Harzen befreit an den Strand gespült und von der Sonne gebeizt wurde. Das Patchouli hält sich dezent im Hintergrund und verleiht dem ganzen etwas Wärmendes und Geborgenes.

Aufgrund seiner Leichtigkeit ist „Hermann“ für mich ein Frühlings- und Sommerduft. Aber dann eher an Vollmondnächten, wenn der Wind durch die Bäume rauscht, sich die aufgehängten weißen Laken wölben und Hermann mir ins Ohr flüstert:

"Ich bin immer bei Dir, aber ich werde Dir nie gehören."
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