Kovex

Kovex

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26 - 29 von 29
Kovex vor 9 Jahren 25 11
7.5
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
8.5
Duft
Was haben sie dir angetan?
Es muss so 1985 gewesen sein. Ich war zarte 14 Jahre alt, die Haut war weiß, die Pickel rot. Der Seitenscheitel, der 3 cm über dem linken Ohr begann, beschrieb eine durch Unmengen an Haarspray fixierte, unglaubliche Welle an Haaren, die auf der anderen Seite 3 cm über dem rechten Ohr endete. Der Nacken war ausrasiert und im linken Ohr baumelte ein goldener Ring, Zeichen der ersten Revolte gegen die Eltern.
Die Hosen trug man oben extra weit mit möglichst vielen Buntfalten. Nach unten hin verjüngte sich die Hose stark und endete 5 cm zu früh, damit man darunter die weißen Socken in den weißen College-Slippern hervorblitzen sah. An den Slippern hingen 2 Lederfransen-Bommel.

Um diese optische Erscheinung noch positiv zu beeinflussen musste natürlich noch ein für einen 14jährigen geeigneter Duft her, welcher mir von der Parfümerie meines Vertrauens mit Antaeus wärmstens ans Herz gelegt wurde. Die Frage, ob dass für so einen schmalen, blassen Jüngling das Richtige ist, lasse ich hier mal außen vor.

Der Auftakt von Antaeus erschien mir schon immer als eine würzig-blumige Frische, Bergamotte, Zitrone und Limette belegen das. Ich habe leider keine Ahnung wie Muskatellersalbei riecht, stelle aber fest, dass er in vielen Düften vorkommt, die mir gefallen. Die Sillage war gewaltig und hätte nicht der damaligen Dosierung bedurft. Der Duft begann erst nach 1-2 Stunden von der Kopf- in die Herznote zu wechseln, er war schon etwas schwächer, aber immer noch raumgreifend.

Und sollte es eine lange Nacht werden, kam zum finalen Abschluss des Aufbrezelns nur ein Begleiter in Frage: Antaeus – er war der einzige, der genügend Kraft hatte, ausgedehnte Partys durchzustehen.

Konkret erinnere ich mich an eine Spätsommer-Gartenparty, Anfang der 90er. Die Temperaturen lagen auch in der tiefen Nacht noch jenseits der 20 Grad. Es war ein Kommen und Gehen mir bekannter und unbekannter Personen. Wir hatten ausgelassen gefeiert. Morgens gegen 5 Uhr, am Horizont kündigte sich der neue Tag bereits an, machte ich es mir auf einer großen Couch bequem um bei lässigen Reggae-Rhythmen sanft in den Schlaf zu gleiten. Draußen im Garten brannten die Reste eines Lagerfeuers, ein fernes Lachen drang an meine Ohren.

Ich zupfte mir gerade die Kissen zurecht, als sich eine bildhübsche, leicht angezwitscherte Blondine zu mir auf die Couch setzte und sich an mich schmiegte, als würden wir uns schon ewig kennen. Ok, die Situation war erträglich. Wir unterhielten uns noch ein wenig und waren schon bald darauf eingeschlafen.

Als ich gegen Mittag aufwachte, die Sonne brannte bereits wieder am Himmel, ruhte ihr Kopf auf meiner Brust und unsere Beine waren miteinander verschlungen. Ihr Atem streichte sanft über meinen Hals. Das zart duftende leicht gewellte Haar lag weit aufgefächert über meinem Oberkörper. Ich wagte kaum mich zu bewegen um den magischen Moment nicht zu zerstören. Doch schon wenige Minuten später schlug auch sie ihre großen blauen Augen mit den langen Wimpern auf, blickte mir ins Gesicht und raunte mir nur einen Satz zu: „Hmmm, Du riechst gut“

Und schlief weiter.

Zeitsprung 2015. Natürlich möchte man solch ein Feedback gerne wieder beleben, vielleicht hat aber auch die Midlife-Crisis den Mittevierziger in ihrem erbarmungslosen Würgegriff genommen. Wer weiß das…..

„Geruchseindrücke bleiben besonders gut im Gedächtnis, aber nur dann, wenn sie mit einem emotionalen Erlebnis oder emotionsträchtigen Erinnerungen verbunden sind. Die Geruchsqualitäten werden über lange Zeitintervalle erinnert und bleiben fast unverändert im Gedächtnis. Daher unterscheiden sich Geruchsempfindungen durch hohe Löschungsresistenzen entscheidend von anderen Sinneseindrücken.“

Beim Aufsprühen der aktuellen Antaeus-Version brannte mein limbisches System beinahe durch, der Hippocampus fräste sich durch die verkrusteten Hirnwindungen. Zahlreiche Erinnerungsfetzen flogen in atemberaubender Geschwindigkeit an meinem inneren Auge vorbei. Jaaaaaaa – er ist es…..

Aber schon wenige Stunden später folgte die Ernüchterung. Wo ist die unvergleichlich männlich-geschmeidige Basisnote geblieben? Das, was mich an Antaeus immer am meisten fasziniert hat. Diese Stahlkraft, die alles überdauert, die das Sanfte im Mann offenbart.

Man hat sie dir geraubt lieber Antaeus. Die Basisnote ist weg, einfach weg. Der Spaß ist nach 6 bis spätestens 8 Stunden vorbei. Ok, Antaeus ist immer noch ein toller, außergewöhnlicher Duft, der sicherlich nicht für jede Zielgruppe geeignet ist. Wäre er noch der Alte, wäre er ganz sicher einer meiner wenigen 100% Kandidaten, aber in reformulierter und der Zeit angepasster Version reicht es nur noch für 80%, immerhin ohne Nostalgiezuschlag.

Und die hübsche Blondine?
Unvergessen, aber ich habe sie nie wieder gesehen.
11 Antworten
Kovex vor 9 Jahren 19 10
8
Flakon
10
Sillage
9
Haltbarkeit
9
Duft
Stark - Schwarz - Böse
Etat Libre D´Orange war mir bisher gänzlich unbekannt bis der liebe Parfumo-Kollege Valdo (Danke nochmals!) mich mit ein paar wenigen Tropfen Tom of Finland angefixt hat. 4 Wochen später zog er (also der Tom, nicht der Valdo) bei mir ein und mein Interesse an Eldo war nicht zuletzt durch das tolle Interview mit Etienne de Swardt hier auf dieser Seite geweckt. Oder sollte ich besser sagen: das Feuer wurde entfacht?

Die bisher von mir getesteten Parfüms von Eldo haben mich nicht enttäuscht. Wenn auch nicht alle meine volle Zustimmung finden, interessant und besonders sind sie allemal. Genau das Richtige für jemanden, der das Außergewöhnliche sucht und sich auch traut, dies zu tragen.

Um Rien Intense Incense zu tragen, gehört eine ordentliche Portion Selbstbewusstsein. Der Name – welch ein Wortspiel: eine Steigerung (Intense) von Nichts (Rien), die jemanden empören kann (to incense somebody). Allerdings kann mit „to incense“ auch „Weihrauch verbrennen“ gemeint sein, was hier wohl zutreffender ist. Empören kann Rien Intense aber auch und zwar bei unsachgemäßer Dosierung.

Wie bei einigen Eldo-Düften fällt es mir schwer, hier bestimmte Duftstoffe wahrzunehmen, so neu so anders riecht das alles. Die Kopfnote wird bestimmt durch einen Cognac-, vielleicht auch Weinbrand-Auftakt, der nach 3-5 Minuten verschwindet. Weihrauch - ja, ganz klar, eingehüllt in einen Duftcocktail aus harzig-holzigen Duftnoten. Für mich ein sehr würziger, aber auch lieblicher Duft (keineswegs süß!) mit einigen synthetischen Anleihen, was hier durchaus positiv gemeint ist. Die Sillage erschlägt einen erst mal (ja bitte, hau mich).
Bevor es an die Öffentlichkeit geht, sollte man erst mal lieber mindestens eine halbe Stunde für sich alleine bleiben und genießen, dann wird’s sanfter. Wen dann der Mut noch nicht verlassen hat, darf sich nach draußen wagen, in dem Bewusstsein das jede Reaktion möglich ist. Ein Duft der sicherlich polarisiert.

In erster Linie kaufe ich Düfte für mich selbst. Was meine Umwelt davon hält, ist mir erst mal egal. Aber man möchte ja nicht immer anecken und von der Gesellschaft ausgeschlossen werden. Jetzt im Sommer bei diesen Temperaturen kann ich ihn mir nicht vorstellen. Kommt man ins Schwitzen entwickelt sich eine motorölige Facette, die mir nicht so gut gefällt. Auch im beruflichen Alltag kann ich mir RII nur selten vorstellen. Aber was soll´s, dann diesel ich mich im Herbst / Winter großzügig ein, kuschle mich mit einer Decke auf die Couch, zünde ein Kaminfeuer an und ergebe mich still dieser Köstlichkeit, welche stundenlang anhält und auch am nächsten Morgen noch wahrnehmbar ist.

Rieche ich tags darauf an einem Kleidungsstück, welches mit Rien in Kontakt gekommen ist, umschleicht mich ein wohlig-wissendes Grinsen und die Vorfreude auf das nächste Tragen ist sofort wieder da. Aber zum Glück haben wir alle ja einen verschiedenen Geschmack.

Nie gesucht, aber trotzdem gefunden. Ein klasse und ganz besonderer Duft.
10 Antworten
Kovex vor 9 Jahren 9 6
7.5
Flakon
5
Sillage
5
Haltbarkeit
6
Duft
Der Grund warum ich hier bin
Versace pour Homme ist der Grund warum ich heute ein glückliches Mitglied dieser Community bin.

Hatte ich in den 80er und 90er Jahren wenig Probleme, leckere und für mich geeignete Düfte zu finden, wurde dies ab der Jahrtausendwende zunehmend schwieriger. Man schaue sich nur hier auf dieser Seite die Parfüms nach Erscheinungsjahr an und stelle fest, dass die Flut an Neuerscheinungen stetig gestiegen ist. Auch haben sich die Vetriebskanäle sehr gewandelt. Früher ließ ich mich von Fachparfümerien beraten, dann kam der Onlinehandel und mittlerweile sind all die Müllers, Kaufhöfe und Andere mit einer schier unglaublichen Anzahl von Mainstream-Düften auf Kundenfang.

In diesem Dickicht habe ich mich nicht mehr zurecht gefunden. Kaum war ein neuer Duft auf dem Markt, waren manche auch schnell wieder verschwunden. Kopfnoten beherrschen die Mainstream-Düfte, damit der heute stetig gehetzte Kunden schnell zu einer Entscheidung kommt, hat er einen Duft getestet. Nach wenigen Tagen des Benutzens stellte ich leider immer wieder fest: langweilig, unspektakulär, belanglos, Fehlkauf.

So erging es mir auch mit VPH. Ja, der Auftakt ist frisch, zitrisch und durchaus nicht unangenehm. Die Frische verzieht sich bald und der Duft kommt sehr schnell auf seinen seichten Grund. Einzelne Inhaltsstoffe kann ich hier kaum wahrnehmen. GÄHN ist das langweilig. Gehört für mich in die Kategorie Boss Bottled und Kollegen. Hier kann man kaum etwas falsch machen. Der Duft tut niemanden weh, ist bürotauglich und kann nahezu zu jeder Jahreszeit getragen werden, wobei ich ihn eher im Sommer benutzt habe. Die Haltbarkeit ist mit 4-6 Stunden akzeptabel, die Sillage ist Anfangs gut und im weiteren Verlauf eher mittelmäßig. Also alles in allem ein Duft, der im Massenmarkt möglichst viele Kunden ansprechen soll.

Aber will ICH das? Definitiv nein! Also begann ich im Internet zu suchen und bin schon bald auf Parfumo gestoßen. Welch eine Offenbarung. Je länger ich hier unterwegs bin umso mehr macht es mir Spaß mich mit dem Hobby Parfüm auseinander zu setzen und ich stelle fest: ja, es gibt noch sehr viel zu entdecken.

Den Duftzwilling zu Versace pour Homme habe ich übrigens in Chanels Allure Homme Edition Blanche gefunden. Leider hatte ich nicht die Gelegenheit beide Düfte direkt miteinander zu vergleichen, aber als ich Chanels Edition Blanch ein paar Wochen nach der Leerung von Versace getestet habe, hat mein olfaktorischen Gedächtnis direkt eine Brücke geschlagen. Auch Vergleiche zu Allure Homme Sport wurden hier schon herangezogen.

Sorry Baby, aber mehr als 60% kann ich für diese Mainstream-Soße nicht vergeben. Insgesamt nicht allzu schlecht gemacht, aber einfach viel zu langweilig. Dennoch Danke, dass ich dank Dir auf Parfumo gestoßen bin.
Es ist noch eine weite Reise durch die Nischenparfüms und höherwertigeren Produkte. Ich freue mich auf diese Reise und ich freue mich, hier so viele gleichgesinnte Duftverrückte gefunden zu haben.
6 Antworten
Kovex vor 9 Jahren 19 7
7.5
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
9
Duft
Warum polarisierst Du so?
Mein erster Kommentar hier:

Als in den frühen 70ern Geborener, hatte ich das Glück in den 80ern heranzuwachsen und bin somit in den Genuss all dieser wunderbaren 80er Jahre Powerdüfte gekommen, die hier auch teilweise so gehypt werden. In den letzten 15 Jahren jedoch völlig verzweifelt, da die unglaubliche Flut von Parfüm-Neuerscheinungen mich stets ratlos in den Parfümerien hat herumstochern lassen. Wirklich Gutes ist meist nicht dabei herausgekommen. Also aus Verzweiflung Besinnung auf die guten alten Düfte, insbesondere die, die an mir vorüber gegangen sind.

Kouros Teil 1:
Neben Kouros hatte mein Vater Ende der 80er einige heute nostalgisch betrachtete Düfte wie Davidoff , Trussardi Uomo oder Jazz von YSL besessen. Solch ein Duft wie Kouros war in den 80ern nichts Besonderes, daher habe ich auch kaum Erinnerungen an diesen Duft – weder negative noch positive.

Kouros Teil 2:
Aufgrund meiner Verzweiflung, gute Düfte zu finden, bin ich irgendwann zunächst auf Parfumo und schließlich auch wieder auf Kouros gestoßen. Also musste in 2013 ein Test her. Dies bot sich im Flughafen Duty Free an. Also Teststreifen gezückt und rauf mit dem umstrittenen Zeug.
Aber was war das? Null Komma Null olfaktorische Erinnerung und das hat mich doch sehr verwundert. Bisher habe ich beim „Wieder-Riechen“ alter Düfte stets meinem Gedächtnis hinsichtlich vieler Erlebnisse auf die Sprünge helfen können. Aber hier? Nichts – und das was ich auf dem Teststreifen roch, war einfach nur widerlich seifig und sperrig. Abgehakt und was anderes getestet und gekauft.

Kouros Teil 3:
Aber irgendwie ließ mich sowohl der Duft wie auch mein Test in 2013 nicht los. Da muss doch mehr dahinter sein. Also erneuter Test in 2015 – diesmal direkt auf die Haut. Hm, da muss in der Flughafen-Test-Flasche entweder was ganz anderes drin gewesen sein, oder der Duft entwickelt sich auf der Haut ganz anders als auf dem Papier, denn das was ich nun roch, war einfach nur himmlisch, würzig, anders und besonders.

Warum assoziieren so viele Parfumos hier eine Urinal bzw. Klostein-Note? Dies kann ich auch mit Wohlwollen beim besten Willen nicht erschnuppern, ganz im Gegenteil zieht mich dieser Duft immer mehr in seinen Bann. Im weiteren Verlauf kann ich sogar Parallelen zu einem meiner 80er Lieblinge Zino Davidoff erkennen. Ich bin kein Duftstoff-Sezierer, aber das, was mich die nächsten 4-5 Stunden begleitete, war einfach nur warm, angenehm und schmeichlerisch. Sillage und Haltbarkeit sind guter Durchschnitt, also besser als das meiste, was heute so an Neuerscheinungen auf den Markt kommt.

Warum der Duft so polarisiert? Ich weiß es nicht. Als Erklärung bleiben mir nur die unterschiedlichen Entfaltungsweisen auf den verschiedenen Hauttypen. Nie wieder auf Teststreifen verlassen und jeden Duft mehreren Tests unterziehen, denn die Tagesform sollte man auch nicht unterschätzen.
Kouros, ich finde Dich lecker.
7 Antworten
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