LadyLuxifer

LadyLuxifer

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1 - 5 von 12
LadyLuxifer vor 3 Jahren 18 11
10
Flakon
9
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10
Haltbarkeit
9.5
Duft
Dancing on a String
Was braucht ein Meisterwerk?

Erstens braucht es eine sensible Komposition eines „Dirigenten“, der sein Handwerk versteht. Vor allem aber muss ein solcher Duft Bilder entfachten, die eigene Seele wie ein Buch öffnen.

In dem Duft „Opera“ von Chris Maurice stecken jede Menge Bilder: ein lyrischer Kuss im Dunst der dunklen Nacht; Abschiedsmomente hinter geschlossenen Augen, die auf meinen Händen und Lippen brennen; ein Fluss voller liebeskranker Arien mit Schatten des Abschieds gefärbt.

Christian Carbonnel a.k.a. Chris Maurice entstammt der renommiertesten Parfümfamilie Spaniens. So wuchs Christian in der Welt der Parfümerie auf und dank seines Vaters Francisco Carbonnel, wurden ihm die Leidenschaft und das Talent außergewöhnliche Düfte zu schaffen sprichwörtlich in die Wiege gelegt. „Nefs“, „Erba Pura“, „Camel“, „Malvs“ sind nur wenige seiner ausgezeichneten Kreationen. Viele werden folgen, da bin ich mir sicher. Christian ist so sehr „out-of-the-box“, ich erwarte daher noch viele Juwelen.

Das Opening ist schon sehr opera-like, ein schwerer Vorhang offenbart einen fulminanten Start, der sehr ungewöhnlich riecht: Unterschwellig zusammengepresste fruchtige Noten, die mit Rosenblättern in einem alten Barriquefass schwimmen. Bereits hier schwimmen kleine undefinierbaren Duftteilchen mit, die meine Nase bis zum Schluss nicht verlassen werden. Diese Noten verhalten sich wie winzige pheromonische Duftteilchen, die das wilde Durcheinander zusammen halten und dem ganzen Duft erst einen Sinn verleihen.

„Opera“ ist nicht nur ein Ausgehduft. Opera sprühst Du auf, wenn Du etwas mehr als nur „Zusammensein und Händchen halten“ vorhast. „Opera“ ist verrucht und ein wenig „trashy“, ein Duft der apostatischen Wollust ohne einen Hauch von Mäßigung.

Der Haltbarkeit des Duftes ist monströs, es folgen auch unzählige Twists und Spins in der Duftentwicklung. Die Sinnlichkeit des Duftes wird noch mehr untermauert mit erdig-wurzeligen Noten, die nach ungefähr fünf Stunden einsetzen.

Nach der echt coolen Rezension von DeepRiver ist es echt schwer noch etwas zum Duft zu sagen, das mehr über den Duft verraten würde, als DR bereits so klar und witzig formuliert hat. Ich teile seine Meinung vollumfänglich, keine Fruchtart ist hier einzeln riechbar oder gar Vetiver und Moschus. Was jedoch klar wahrnehmbar ist, das sind Verbindungen der Noten, deren Hauch nach fleischlichem Verlangen riecht. Der Duft hinterlässt nicht nur für Tage einen Stempel, es ist fast ein Tattoo, das übrig bleibt.

„Opera“ ist ein wenig wie „dancing on a string“, der Duft kann schnell over the top wirken. Für mich ist jedoch „Opera“ eine sündige Essenz, die tief und sehnsüchtig lasziv auf meiner glänzenden Haut seufzt: Ein Meisterwerk.
11 Antworten
LadyLuxifer vor 3 Jahren 14 8
10
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8
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8
Haltbarkeit
7.5
Duft
Scharlachrote Ekstase
Wenn die Liebe ein Duft wäre, müsste es der Duft der Freiheit sein, denn die absolute Schönheit der Liebe offenbart sich nur aus freien Stücken, unabhängig und vollkommen in ihrer Freiheit.

Ungeduld ist das Feuer, das jeder Liebe zum Verhängnis wird. Sie ist das uralte Thema, das mit Eifer die Liebe tötet. Ich spüre sie als tausende Spiegelungen meines „Appetitus Sensitivus“ - wie Fragmente versteckt in kleinen Intermezzi – pochend auf der Suche nach Befriedigung eines Mangels.

Daher entschied ich mich bewusst für die Geduld und gab dem Duft Zeit, testete „die Liebe“ oft und zu verschiedenen Tageszeiten.

„Un Amore Eterno“ soll eine Hommage an die duftenden Briefe von Casanova sein. Bereits die Idee finde ich als exaltiert und Over The Top.

Ich führe den Y-Schnitt am Duft durch und halte fest: Gerüche wie offene Damentasche, Lippenstift, Leder, dumpfe scharlachrote Süße, erdig-blumige und holzig-nüssige Gerüche würzen die Luft an meinem Wahrnehmungshorizont. Die stark markante, jedoch irgendwie affektive Kreation mit ihrer antiken Aura erreicht mich nicht wirklich. Sie fühlt sich schwer und erdrückend an, wie ein Requiem. Die Verbindung von Tuberose, Gewürznelke und Safran geben mir schlussendlich den Rest.

Meine Vorstellung von ewiger Liebe ist gebunden am Umfang der gelebten Gefühle. Wenn etwas ewig und unendlich ist, dann ist es auch überall. Ewige Liebe ist wie von einer Seele barlippig und unsicher geküsst zu werden. Ein Kuß, der aber in alle Ewigkeiten schallt. Liebe erwacht wie Frühling, unaufhaltsam und warm, lächelnd und tanzend.

„Un Amore Eterno“ ist leider eine Liebe, die auf dem Sterbebett liegt.

Der Duft ist eher „dreckig“. „Carnal Desire“ würde dem Duft besser stehen. Auch dann wäre der Duft für mich nicht tragbarer. Oft hervorrufen Düfte bei mir musikalische Assoziationen. Dieser jedoch lässt mich an wenig würdevolle Gestalt wie den einsamen Schriftsteller Gustav von Aschenbach, die Hauptfigur der Novelle „Der Tod in Venedig“, denken.

„Un Amore Eterno“ zeigt mir auch, dass die flüchtige Ekstase des Sündenfalls nur Verwirrung der Sinne stiftet und einem in die plötzliche Verlassenheit katapultiert. Eben diese Plötzlichkeit des Rätselhaften offenbart den Trieb, dem Roja nachgeht und Gustav paradox als beschämend empfindet, als den einen profunden Impuls des Schaffens. Stunden bewegen sich kriechend, ohne zu fliegen, poetisch blasphemisch und verschwenderisch rudimentär, wie ein letzter apokalyptisch gefärbter Wunsch nach Begierde, erblindet und unfähig wahrzunehmen, dass die Liebe in ihren viel zu engen Kleidern bereits verstarb. Der Duft des Britten wäre ein guter Duft zum Roman gewesen.

Dem Durcheinander des zerrissenen Schriftstellers ähnlich, erlebe ich bei „Un Amore Eterno“ ungewollten Stopp im Niemandsland. Stillstand. In dieser Phase, getragen von süßlicher Boudoir-Opulenz, erinnert Rojas Kreation ein wenig an „1889 Moulin Rouge“. Das bleibt nur kurz so. Es folgt einer der wenig positiven Aspekte des Duftes, die grandiose Hochzeit von Patchouli und Iris. Diese Augenblicke sind echte Entschädigung für das anfänglich fürchterliche Gewirr.

Der Duft beruhigt sich hier zunehmend und wird harmonischer. Die zu potenten würzig-blumigen und dumpf-nussigen Momente aus dem Opening, gepaart mit der antiken Nelkenwürze, sind jetzt nur noch schwach wahrnehmbar, wirken jedoch angenehm unterstützend und vor allem passend.

Es ist nicht die ewige Liebe, weit davon entfernt, aber ein durchschnittlich guter Roja Duft. Kein Duft, an dem man sich erinnern wird, dafür gibt es deutlich bessere bei ROJA Parfums. Es bleibt bei mir das Bedauern, dass Roger Dove eben dieses wunderschöne und ewige Thema aufgreift und es dann so gnadenlos verfehlt.
8 Antworten
LadyLuxifer vor 3 Jahren 15 10
8
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8
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8
Haltbarkeit
10
Duft
Unsichtbare Harmonie
Raphaël Haury wurde als Sohn eines Parfümeurs in Grasse geboren und wuchs dort auch auf. Er studierte an der Ecole de Parfumerie de Charabot in Grasse.

Weniger bekannt ist, dass er zusammen mit Jacques Chabert (u. a. bekannt für die Kreationen für die Häuser Tom Daxon, Atelier Flou und eben Zéro Six Cent-Trente) 2003 die Nischenparfümmarke „06130“ gründete Wenig überraschend ist, dass der Name der Marke zeitgleich auch die Postleitzahl von Grasse ist. Raphaël stammt ja aus dieser Stadt, der Hauptstadt der Parfümerie, und erbte daher einen Sinn für Schönheit, Raffinesse und eine besondere Sensibilität für Aromen.

2007 gründete Raphaël seine eigene Firma „Perfum.com“.

Raphaël Haury arbeitete nicht nur an Parfums für 06130, sondern kreierte auch Düfte für andere große Marken, vorwiegend für die Brands des Unternehmens Cofinluxe/Cofci.

Cofinluxe - ursprünglich Cofci - wurde 1976 von Jean-Pierre Grivory gegründet und ist ein französisches Familien- und unabhängiges Unternehmen mit Sitz in Paris, dessen Marken seit 40 Jahren in mehr als 100 Ländern vertreten sind. Cofinluxe vertreibt heute Parfums der Marken wie Charriol, Barthet, Love Love, Parfums Café und Dali Haute Parfumerie. Raphaël Haury war 2017 für drei Kreationen aus der Fabulous Collection der Dali Haute Parfumerie veranwortlich, und zwar „Fabulous Bukhara“, „Fabulous Korynthia“ und „Fabulous Srinagar“, wobei Srinagar m. M. n. die beste aus dem Trio war.

Die Kreationen des gutaussehenden, smarten Raphaël erreichten mich aber nicht wirklich, es war nicht die große Liebe, eher eine flüchtige Bekanntschaft zwischen uns beiden.

Es wurde aber Liebe!

Raphaël verzauberte mich mit einer Lederkreation, seinem „Royal Leather“, komponiert für das Unternehmen Charriol. Ich war hin und weg.

Vielleicht ist es nicht unwichtig zu betonen, dass für mich Ernest Beaux‘ „Cuir de Russie“ aus dem Hause Chanel, Tom Fords Tuscan Leather, und Roja’s Great Britain "die großen Drei" sind, eine Art Dreifaltigkeit, die Lederakkorde dominieren wie keine andere der vielen ledernen Duftkreationen da draußen. Natürlich, es gibt unzählige Lederdüfte, die drei oben erwähnten triggern mich aber zutiefst.

Das Trio Infernale, die drei Draufgänger sind bekannt, jeder kennt sie, die durchtriebenen Jungs eben…einer fataler als der andere. Raphaël war wie der zurückhaltende aber charismatische Junge von nebenan, der viel mehr Schönheit und Charakter in sich verbarg, als sein schüchternes Äußeres und seine defensive Art à priori verraten wollten. Ach, dieser Raphaël, er war so sinnlich und warm, ich konnte ihm nicht widerstehen. Er eroberte mich still und leise, sehr subtil…bis ich eines Tages feststellen musste, dass ich ohne ihn nicht mehr sein kann.

Die gelisteten Duftnoten sind nicht vollständig, das steht fest. Ich bin der festen Überzeugung, dass in dieser Komposition sowohl Birke als auch Davana verwendet wurden. Der Duft lebt förmlich von diesen Komponenten.

Royal Leather startet angenehm zurückhaltend, harmonisch würzig-ledrig. Wenn man Royal Leather Start mit den „Big Three“ vergleicht, ist Tuscan Leather sehr modern, beerig und anfänglich am wenigsten ein Lederduft. Roja’s Great Britain ist die Brücke zwischen dem XX. und XXI. Jahrhundert, ordentlich würzig, dominant ledrig-holzig. Die Cuir de Russie Vintage Version ist ein echter Lederduft, von Beginn an superpotent, mit der Ausstrahlung des untoten Vlad III. Draculea, ein Fürst eben.

Raphaël muss nicht angeben. Irgendwie ist er immer noch der kleine große Junge, der das Leben nicht so ernst nimmt. Es ist eine Dominanz der verspielten Zärtlichkeit. Royal Leather erinnert mich an die hypnotische Stimme von Peter Murphy. Der Duft startet mit einer feinen Verbindung aus zarten floralen Tönen, sehr feingliedrig gepaart mit dem Duft diverser Trockenfrüchte. Die gelisteten Gewürze sind eher im Hintergrund. Alles ist wie eingewickelt in das feinste Nobel-Leder, das sich wie zweite Haut anfühlt und braun schimmert, wie die Farbe der Mutter Erde. Diese tiefe Farbe hilft mir mich zu erden, verbindet mich mit der Natur, hilft mir auf irgendeine unerklärliche Weise Halt und Geborgenheit, Heilung und Fürsorge zu erfahren. Bereits hier nehme ich etwas Warmes und Süßlich-exotisches wahr. Raphaël Haury ist mit Royal Leather ein grandios schöner Lederduft gelungen. Seine Komposition ist nicht überladen mit Süße, überwürzt oder omnipotent. Was auffällt, Raphaël spielt mit Gegensätzen und umspannt subtil den Träger mit diesen konträren olfaktorischen Erlebnis, um seine Kreation mit dem Träger dadurch schlussendlich zu einer harmonischen Einheit zu verbinden.

Der Duft verliert diese Spannung zu keinem Zeitpunkt oder wird gar dissonant. Die Duftentwicklung findet fast in Verbogenem statt, wie eine unsichtbare Harmonie. Ich fühle mich wie von einem guten Geist heimgesucht. Royal Leather ist ein Lederduft wie kein anderer. Mit dieser Kreation ist Raphaël Haury ein ganz großer Wurf gelungen.

Wir wissen jedoch, dass wirklich große Liebesgeschichten kein Happy End haben. Sie enden nie. Der zauberhafte Duft wurde 2019 eingestellt.

HICC, ist unter den Parfüm-Liebhabern als Lyral bekannt; es besitzt einen sanften blumigen Duft (der an Maiglöckchen, Alpenveilchen und etwas an Flieder erinnert) mit subtilen aldehydischen und holzigen Nuancen. Offiziell hieß es, dass ab dem 23. August 2019 Lyral-haltige Kosmetika nicht mehr in Verkehr gebracht werden dürfen. Man hat sich bei Cofinluxe gegen eine Reformulierung von RL entschieden und an der Stelle von Royal Leather die Kreation „Fabulous Mandawa“ ins Rennen geschickt. Ich war sehr überrascht, dass gerade Michel Almairac für den x-ten Tuscan Leather Klon verantwortlich war, der so belanglos geworden ist, dass es mir nicht wert war den besagten Duft ein zweites Mal zu testen.

Jetzt bin ich auf der Suche nach den letzten Exemplaren von Royal Leather. Die Suche gestaltet sich viel schwieriger als ich dachte. Es sind nur noch wenige Exemplare vorhanden, also eine echte Rarität. Der liebe Aquamonza war freundlich genug, um mir eine 10 ml Abfüllung zu verkaufen. Das weiß ich sehr zu schätzen. Hier nochmals tausendmal Dankeschön dafür.

Das Besondere an Royal Leather ist seine mikrotonale Aura und die wohltemperierte Komposition. Der Duft ist weder aufdringlich noch langweilig. Dieser Lederduft passt einfach wie eine zweite Haut.

Ich werde die Suche nicht aufgeben. Du bist irgendwo da draußen, Ich habe dich nur noch nicht gefunden. Noch nicht.
10 Antworten
LadyLuxifer vor 4 Jahren 24 15
9
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
9.5
Duft
Ein epikureischer Festakt
Omega ist, teleologisch gesehen, der Punkt, an dem die völlige Auslöschung allen Lebens als unvermeidlich scheint. Der Mensch bewegt sich in die eigene unbewegte Rekonstruktion, die ihm mit Gott gleichsetzt. Es ist ein bittersüßes Warten auf Erlösung am Raumzeit-Endpunkt, es ist die letzte Zukunft ohne Wiederkehr in die Existenz.

Inhaberin des Unternehmens Mendittorosa, Stefania Squeglia präsentierte 2012 in ihrer Kollektion Odori d'Anima u. A. eine Trilogie, bestehend aus Alpha, Omega und ID. Meine Wahl fiel auf die fast dekadente Kreation Omega, die so viel mehr ist als nur ein weiter Leder-Gourmand-Duft.

Der Duft startet warm, bittersüß erdig, mit leisen Röstaromen. Es sind auch feine geblümte Schleier und eine zarte Süße wahrnehmbar. Viele Düfte gehen regelrecht durch atemberaubende Stationen und ändern Richtungen. Es ist oft so, dass der Ausklang gewisser Kompositionen nur noch wenig von dem Ersteindruck des Duftes offenbart. Omega ist nicht so. Omega ist ein Endpunkt. Der Duft ist von Beginn an wunderbar fertig, durchdringt alle Seelenschichten und pulsiert leise. Warm. Vertraut. Umhüllend.

Die holzig-blumigen Verbindungen, gepaart mit einer hauchdünnen Weihrauchnote bilden vereint das filigrane Gerüst für diesen außerordentlichen Duft. Amélie Bourgeois ist es gelungen eine wunderbare Verbindung von relativ dominanter Kreuzkümmelnote mit einem weichen Lederakkord und mondäner Pudersüße aus Vanille und Iris in Einklang zu bringen. Es ist wie ein epikureischer Festakt für mein gesamtes Sensorium.

Stefania Squeglia’s Wunsch nach Seelendüften geht jedoch nicht ganz auf. Omega ist nicht ein Duft der Seele, es ist der Duft der menschlichen Nacktheit. Die Komposition riecht nach feinstofflichen menschlichen Hüllen, die noch nicht den Geruch nach Leben und Erlebtem besitzen; die hier sind ohne Wunden und ohne Narben. Es sind noch neue Körper in all ihrer Vielfalt, aber ohne Photoshop und ohne Tabus.

Omega bleibt bis zum Schluß unschuldig menschlich, durchströmt von sanft verführerischen Gourmandnoten. Ein Duft für die besonderen Momente. Wenn es diesen einen Moment gibt, an dem sich Dein Gegenüber erinnern wird, als er Dich in Arme nahm, da solltest Du diesen Duft tragen. Die Aura von Omega ist “something to be forever remembered for”.

Der Duft besitzt die Sehnsucht des Songs „Calling You“ von Jevetta Steele. Omega ist melancholisch und doch lebensbejahend und sinnlich, wie „Das erste Mal“, das zeitgleich ein Anfang ist, aber auch unvermeidlich ein Ende darstellt.

Mit Omega ist Mendittorosa und der Parfumeurin Amélie Bourgeois ein wahres Meisterstück gelungen. Es ist nur zu hoffen, dass der Duft noch lange in seinem ursprünglichen Zustand bestehen bleibt, denn so ist Omega perfekt, vom Anfang bis zum Ende.
15 Antworten
LadyLuxifer vor 4 Jahren 32 14
10
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
8
Duft
Ambivalenzkonflikt
Es sind jetzt ca. 2 Wochen her, dass ich diesen Duft käuflich erworben habe. Noch immer, wie bei meinem Erststatement, bin ich hin und hergerissen. Warum? Weil der Duft stark ambivalente, zwiespältige, doppelwertige Momente hat.

Der erste Aspekt ist entfernt, unaufmerksam und unterbewusst. Eau de Mystique ist immer da, wie ein Schleier. Die Familie der Rautengewächse ist auf dieser Distanz zart und schön wahrnehmbar. Der Rest des Duftes ist unterschwellig da, in einer scheinbaren Orbitalbewegung, mit immer mehr und mehr Intensität.

Zwei Duftessenzen bereiten mir Schwierigkeiten. Ich komme mit Zimt und Heliotrop einfach nicht so gut zurecht. Ich erlebe beide Essenzen als unangenehm explosiv für jede Duftkomposition.

Das passiert wenn ich direkt an meinem Arm rieche. Jetzt sind eben diese zwei Essenzen doch recht dominant. Sie legen sich wie Usurpatoren über die orangene Niederung des Duftes und strahlen dominant.

Wenn ich die Nase jedoch von meinem Arm entferne, ist wieder das Erstbeschriebene da, und das ist die deutlich schönere Wahrnehmung.

Der Begriff Mystik kommt von, „myô“, schließen, nämlich die Augen, um in die Innenwelt sich zu versenken. Genau hierzu führt dieser Affekt der Distanz.

Es ist aber auch ein Bestandteil in diesem Duft, der die ganze Komposition spaltet, aufreißt und zerschmettert auf eine schöne Art und Weise. Am Anfang dachte ich, es sei die Essenz des Sandelholzes. Bei jedem weiteren Test wusste ich, dass es doch nicht die Sandelholzessenz ist. Es ist auch nicht die Mairose. Möglicherweise ist es die Verbindung von den beiden. Diese eine Note zerlegt die Komposition; das Ganze verliert sich im Einzelnen, um hinterher wieder miteinander induktiv verbrückt zu werden.

Was mir an der Komposition besonders gefällt ist eine sehr attraktive Verbindung von Backpflaume und Weihrauch. Für mich persönlich ist das eine echte lien émotionnel. Das ist der Augenblick der Leidenschaft in der Entwicklung des Duftes. Jetzt bebt der Duft sinusförmig Richtung Nase.

Der Duft ist deutlich über 12 Stunden wahrnehmbar. Dabei erlebt man tatsächlich eine sehr schöne Reise. Du startest Dein Spaziergang in einer Orangerie, verweilst ein wenig im Rosengarten, spät Nachmittag ein Backpflaumenlikör aus der Barrique…so in etwa erlebe ich die Reise. Zum Schluß wird Eau de Mystique balsamisch, warm und süßlich, nur minimal bitter. Es ist eine sehr schöne Verbindung zwischen Labdanum und flüssigem Amber wahrnehmbar, die dem Duft eine beruhigende Wirkung verleiht.

Eau de Mystique ist ein gelungenes Debüt. Es liegt an mir, dass ich den Duft nicht höher bewerte. Es ist einfach nicht meine Duftrichtung. Ich bin mir jedoch sicher, dass dieser Duft sehr viele Liebhaber finden wird. Die Komposition ist mehr als gelungen, der Flakon ist drop-dead gorgeous, die Verpackung sehr edel…alles ist sehr stimmig und passt sehr gut zueinander.

Mr. Mayki Wesker, was können wir als nächstes von Dir erwarten?
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