Leimbacher

Leimbacher

Rezensionen
1 - 5 von 2869
Man kann aus einer Mücke keinen Elefanten machen…
Ich mache euch nichts vor, zwischen mir und „Bleu de Chanel“ hat’s nie Klick gemacht. Vielleicht hat die Linie von mir nie einen wirklichen Verriss abbekommen und ich würde den frisch-langweiligen Bestseller von Chanel nie in einen Topf mit generischen Ausfällen a la „Sauvage“ oder gar „Y“ stecken. Aber es ging mit keiner Auflage auch nur ansatzweise in Richtung eines Kaufs. Kann's „L'Exclusif“ dies nun ändern? Spoiler: leider nein, leider gar nicht…

„Bleu de Chanel L‘Exclusif“ kann seine Herkunft nicht verleugnen, ist glasklar ein „Bleu“, liegt sehr nah an der vorangegangenen Parfum-Version und kann sich leider qualitativ und innovativ nicht genug absetzen. Erst recht wenn man den happigen Preis im Hinterkopf behält. Seine sexy Shampoofrische wird mit etwas mehr Dunkelheit und Leder abgerundet, aber sehr dezent und eher im Drydown. Ein Labdanumlappen. Die meiste Zeit bleibt's same old same old. Mit etwas mehr Tiefe vielleicht. Doch trotz erdiger Leder- oder gar Weihrauchnuancen bleibt's vorrangig ein zitrisch-holziger Schaumkuss. Seine Abgründe sind nur Alibis, seine Schatten eher vorgetäuscht. Und daher hebt er sich von seiner Verwandtschaft kaum ab… Fans der Reihe werden aber mit Sicherheit nicht enttäuscht. Zumindest bis man auf's Preisschild guckt…

Flakon: quadratisch, handlich, hübsch
Sillage: BdC halt… riecht man schon deutlich
Haltbarkeit: 8 Stunden sind eigentlich gut. Aber bei dem Preis und dem Namen und dem Anspruch jetzt auch nicht toll…

Fazit: auch mit seiner wahrscheinlich höchsten Stufe kann mich „Bleu de Chanel“ nicht restlos überzeugen… Solide, sexy, frisch und gut tragbar ist dieser „L'Exclusif“ aber in jedem Fall. Ob man ihn gebraucht hätte nach dem Parfum ist allerdings eine andere Frage…
1 Antwort
Werthers echte Überraschung
Ich weiß nicht, wie es morgens im Viertel Chelsea duftet. Wenn es jedoch in diese Richtung geht, dann buche ich mir gerne dort die Unterkunft bei meinem nächsten Besuch in London…

„Chelsea Morning“ von Lush ist ein Karamellkracher vor dem Herrn. Einige Parfums gingen bereits in die Richtung der beliebten Cremebonbons - aber der hier ist in seiner ersten Hälfte wohl mit am nächsten dran. Doch zum Glück bleibt er jedoch nicht allzu linear nur auf Werthers Spuren. Schon nach einer Stunde wird's spätestens salziger, feuriger und fast in einen A*Men-artigen, rauchigen und gut abgehangen-speckigen Tonka-Drydown übergehend. Stark! Die komplette Spielzeit hätte ich das Karamellgemetzel auch nicht ertragen. Das ist mir zu viel des Guten mit dieser Power. So jedoch stimmt der Verlauf und das Gesamtbild. Und die zweite Hälfte gefällt mir sogar noch besser als Werthers wuchtige Werte zu Beginn. Insgesamt ein Banger, zweifelsfrei und sündig gut. Zumindest wenn man Gourmands mag. Verbrannt, körnig, texturreich. Klebrig war selten geiler.

Flakon: Lush'ig halt…
Sillage: deutlich, dunkel, dufte
Haltbarkeit: 9-11 Stunden - länger als jedes Karamellbonbon!

Fazit: ein rauchig-latexartiges, kinky Karamellbonbon zwischen Gourmandkunstwerk und Tollhaustonkatanga. Eine Latte Karamell.
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Eher Paradoxon als Paradigma
Prada hat vielleicht keinen unumstößlich guten Track Record, welches großes Haus hat das schon, jeder haut mal daneben, manche auch gerne regelmäßiger. Aber trotzdem habe ich von Prada oft genug tolle Düfte gerochen und auch eine ganze zeitlang eine DNA und Linie spüren können. Doch das scheint spätestens jetzt mit „Paradigme“ vorbei zu sein, auf den ich seit dem ersten Blick auf seinen sensationellen Flakon heiß wie Frittenfett war - der mich nun aber mit seinem völlig egalen, talentfreien Inhalt baff und ernüchtert zurückgelassen hat…

„Paradigme“ hat noch minimal diese kreidig-pudrige Pradaaura - fast scheint sie Geschichte. Aber das wäre ja halb so schlimm, wenn dieser grüne Schönling dafür andere Tricks auf dem Kasten hätte. Hat er jedoch nicht. Absolut null. Ein belanglos süßer Alltagslangweiler wie ein Schäfchen im Wind. Frisch, sweet, lahm. Synthetisch und chemisch obendrauf. Überhaupt nicht grün. Höchstens hinter den Ohren. Lecker geschweige denn clever geht für mich anders. Das ist reichlich plump und banal. Sehr nah an Flops anderer großer Marken a la „Y“. „Paradigme“ ist eine bizarr leere Mixtur aus Duschgel und Rosengeranienschaum. Und ich bin geschockt wie wenig er mir sagt, gibt, bedeutet. Stinken tut das nicht. Wirklich kratzen trotz seiner Künstlichkeit auch nicht. Und trotzdem könnte er kaum ein größeres Achselzucken hervorrufen. Das ist das Gegenteil eines Vorbilds. Das ist ein Lemming.

Flakon: wunderschön, eines Klassikers würdig… Tja, wäre der Inhalt ein gänzlich anderer…
Sillage: dezent bis schwächlich
Haltbarkeit: selbst hier bekleckert er sich nicht mit Ruhm… 4-5 Stunden.

Fazit: ganz schwache Vorstellung von Prada und ihrem „Paradigme“. Mainstreamiger Matschduft. Belangloser geht’s kaum. Ein Blumenbeet der Belanglosigkeit.
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Nicht schlecht - aber nicht meins!
Es gibt Blumen - wie Jasmin oder auch teils Orangenblüten - die eine enorme Stickig- bis Stinkigkeit entwickeln können. Fleischig, faul, schwitzig, blattsaftig, modrig, staubig. Aber sie haben fast immer auch andere, viel schönere Seiten und Facetten. Zum Glück. Die Lindenblüte muss mir leider erst noch beweisen, dass auch sie für mich angenehme Vibes verstrahlen kann... Und Harry Lehmanns "Lindenblüte" macht jetzt nicht gerade den Eindruck an dieser Überzeugungsarbeit teilhaben zu wollen...

"Lindenblüte" hat genau diese grün-schwitzige Altmodigkeit, die ich nicht mag, die mir nicht liegt, zu der ich noch keinen Zugang finden konnte. Berliner Luft trifft Mottenschrank. Lindenallee trifft nassen Hund. Spätsommer trifft Migräne. Schwer, feucht, nervig. Aber ziemlich pur Lindenblüte, das muss man ihm lassen. Wer also wissen will, ob ihm diese spezielle Blüte liegt, der darf gerne zu diesem stringenten Harry Lehmann greifen. Er schweift nicht aus, er kommt straight zum Punkt. Und der ist eben überhaupt nicht meins.

Flakon: pragmatisch, lame
Sillage: blumig-stickig-stark
Haltbarkeit: 6-7 Stunden - reicht für einen Nachmittag in der Hauptstadt!

Fazit: ich will in diesem Fall wirklich nicht nach Berlin... Nimmt die Linde dem Jasmin die Binde?! Für meinen Geschmack leider die untragbare Seite des breiten Blumenstraußes.
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Alpenveilchenaldehydanalyse
Mittlerweile kann man den Leuten gar nicht mehr wirklich vorwerfen, wenn manche Amouages zu oft übersehen, fehlinterpretiert oder ganz vergessen werden, da die Marke ja einfach die letzten Jahre viel zu hektisch und unübersichtlich neue Düfte raushaut. Anders als einst. Egal. Echte Klassiker der Marke sollten davon aber nicht betroffen sein - daher heute ein paar Zeilen von mir zum immer noch bezaubernden, reifen und vollmundigen... "Ciel Woman"!

"Ciel Woman" ist ein außergewöhnlicher und edler, unterkühlter Blumengigant aus Farben, Formen und Fülle. Genauso europäisch wie arabisch. Ein Weltenstrauß. Eisig, schön, elegant. Anders als alle andere blumige Größen. Cremig, hell, ein sensationeller Schneepfirsich. Eine Moschuskönigin. Unantastbar. Alljährlich. Fast schon zu gut für den Alltag. Larger than Life. Allumfassend. Genauso noch mit einem Absatz im Chyprebach als auch in der neuen, vernetzten Cyberwelt. Toll.

Flakon: die Farbe passt, das Handgefühl auch...
Sillage: kein Blumenstraußmassaker, aber Gefangene werden ebenso keine gemacht!
Haltbarkeit: Amouage lässt sich wieder mal nicht lumpen... 9-12 Stunden!

Fazit: die eiskalte Bergseerose... Ein wunderschöner und eventuell mittlerweile unterschätzter Damenamouage - zumindest wenn man mit klassischen, voluminösen und fast hochnäsigen Blumenouvertüren etwas anfangen kann!
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