LenaMarie

Als ich "the presidents hat" das erste Mal unter die Nase bekommen habe, dachte ich sofort: den kennst du doch!
Ja, die dominante herb-krautige Patchouli Note erinnert sehr stark an die von "lord of misrule" (ebenfalls von Lush).
Dieser sehr markante Patchouli ist und bleibt auch die ganze Zeit über im Vordergrund. Doch was unterscheidet die beiden Düfte dann noch?
LOM startet durch den Pfeffer noch etwas herber als TPH, dafür endet er in herb-krautiger vanille-cremigkeit. Bei TPH dominiert anfangs nur besagter Patchouli und es dauert eine ganze Weile, bis der Duft "weicher" wird. Das wird hauptsächlich durch das sanfte Eichenmoos erreicht, von der Vanille ist kaum etwas zu erschnuppern.
Der Duft wird ruhiger, "geerdet" ist wohl ein passendes Wort. Und obwohl man ihn nun fast als kuschelig beschreiben könnte, verliert er seine herbe, krautige "harte Schale" nicht. Der Duft wird nicht cremig oder süß, er erhält eine weiche grün-erdige Note. Ganz tief unten meine ich noch, Seife zu riechen. Keine parfümierte Dove/Nivea Seife, einfach nur klassische Seife.
TPH erinnert an dicken, karierten Tweedstoff, dunkle Eichenholzmöbel und Abendspazierhänge im Wald. Eine Art von altmodischer und gleichermaßen zeitloser Eleganz. Ich kann mir den Duft sowohl an einem Herren im Nadelstreifenanzug (und natürlich mit Hut) vorstellen, als auch an einer starken und unabhängigen Försterin.
Der Duft war ein Erlebnis für mich und ich mag ihn gerne. Für mich persönlich ist er jedoch zu herb. Dazu möchte ich aber sagen, dass der Duft keinesfalls "unrund" ist, er ist wirklich schön abgestimmt. Nur eben für Leute, die gern starke, herbe Düfte mögen.

Es gibt da die Düfte von Lush, die sind als Parfums gedacht, sind bewusst geplant und komponiert worden. Da findet man so einige Schätze und vor allem auch ungewöhnliche und besondere Düfte.
Und dann gibt es die Düfte, die zuvor ein anderes Produkt von Lush beduftet haben (in diesem Fall eine Seife), und die dann aufgrund ihrer Beliebtheit in Parfumform gequetscht und in der Lush Kitchen als Specials verkauft werden.
Sultana gehört leider zu letzterer Gruppe.
Der Duft ist angenehm, ich mag ihn. Er ist cremig, warm und leicht fruchtig.
Der Duft ist gleichzeitig aber auch absolut unspektakulär, hat keinerlei Verlauf oder Entwicklung und ist daher für mich leider nicht mehr als ein nettes Wässerchen, mit dem man sich mal so einnebelt.
Leider nichts besonderes.

Mein Test von Pyramide war ein ganz besonderes Erlebnis.
Ich kannte weder den Duft noch die "Schlossparfumerie" - dachte ich! Als ich nach der Parfümerie recherchierte stellte ich fest, dass ich in Stuttgart, wo ich zu dieser Zeit lebte, schon häufig an dem Laden vorbeigelaufen war. Damals hatte ich noch nicht überall nach Parfümerien mit interessantem Sortiment ausgespäht. Direkt danach las ich, dass die Parfümerie wenige Monate zuvor geschlossen wurde, mangels eines Nachfolgers. Das Haus wurde abgerissen. Ich begann auch hier auf Parfumo darüber zu lesen und fühlte mich in eine andere Zeit versetzt. Ich machte eine Reise in die olfaktorische Vergangenheit.

Nun zum Duft. Nach dem ersten Schnuppern dachte ich: netter aber langweiliger und pudriger "Omaduft". Doch ca. eine Stunde später konnte ich meine Nase nicht mehr von meinem Handgelenk lassen. Der Duft wird warm, kuschelig und wohlig. Ein frische Wäsche Duft möchte ich sagen, aber nicht so platt, langweilig und übertrieben Moschuslastig wie ihr jetzt vielleicht denkt. Pyramide ist raffinierter. Riecht nach frischer Wäsche und der Eleganz einer Grande Dame zugleich. Riecht blumig, ohne dass es zu viel wird. Zitrone und Pfeffer nehme ich allerdings überhaupt nicht wahr. Die Haltbarkeit ist überdurchschnittlich lang. Pyramide ist ein vollkommener und runder Duft, der mich wirklich begeistert hat.

Ich war noch nie in einem Jazz Club, aber so könnte es dort riechen.
Der Duft riecht nach der Anwesenheit vieler Menschen. Und ich meine das jetzt nicht auf eine "mein Nebensitzer hat seit Tagen nicht geduscht" Art und Weise. Ich weiß nicht genau, wie ich das beschreiben soll, aber es riecht eben nach Geselligkeit, Unterhaltungen und dem Lachen vieler Menschen. Nach Wärme und Zugehörigkeit.
In dem Jazz Club wird in Ledersesseln sitzend und Rum aus Eichenfässern trinkend über die Fragen des Lebens gefachsimpelt, wenn nicht gerade den Künstlern auf der abgeschrammten kleinen Holzbühne gelauscht wird. An dem Fenster mit rotsamtenen Vorhängen raucht jemand eine Zigarre, deren Duft nur sanft in den Raum hineinzieht.

Mir hat der Duft sehr gefallen. Er ist warm und hat eine sanfte, ruhige Süße, durch Muskatellersalbei und Vanille. Auch der Tabak trägt zu diesem Eindruck bei. Gleichzeitig hat er herbere Noten (Rum, Holz, Leder), die hier aber für meinen Geschmack sehr gut abgestimmt sind und einfach zu dem Duft gehören, anstatt dominant hervorzustechen. Ich tue mich mit solchen Noten sonst eher schwer, sie kommen mir schnell stechend vor, obwohl ich sie eigentlich so interessant finde! Mit Jazz Club ist Maison Mariegla ein toller, runder Duft gelungen, der auch herbe Noten sehr angenehm transportiert.

Im Forum wird immer mal wieder nach einem "Regenduft" gefragt. Princess Cottongrass finde ich da einen passenden Vorschlag. Es geht um einen sommerlichen Regenschauer im Wald, um genau zu sein.
Die Inspiration zum Duft kam wohl von einem schwedischen Märchen. Es erzählt von einer Prinzessin, die auf der Suche nach ihrer goldenen Halskette im Wald an einem See wartet.
Ich stelle mir vor, dass dieser See von weichen Gräsern umwachsen und von Seerosen überzogen ist. Dass man, um ihn zu erreichen, barfuß über dicke Moospolster spazieren muss.
Der Duft ist geheimnisvoll und mystisch, aber nicht wie so häufig in dieser Kategorie auch schwer. Er ist frisch, grün und sanft.
Das "grün-regnerische" ist wohl die Verbindung aus Brennessel und Veilchenblatt. Schön.