Lilibeth

Wer sich beeilt, riecht: Bubblegum.
Diese weiße Sorte, die fest und blockartig erst weichgekaut sein will, nicht den Speermintgeruch der schmalen Streifen. Die, mit denen man so richtig große Blasen formen kann.

­Liegts an meiner Nase oder am Duft, aber ich habe kaum Zeit, mich in das Für und Wider eines Geruches zu versenken, den ich zunächst nur schwer als erweiterten "Körperattraktor" (also sowohl als gefällig als auch als anziehend) einordnen kann. Die Frage also, ob ich ­Bubblegumgeruch als positive Darstellung meines Selbst erleben kann (oder zumindest der Stimmung, in der ich gerade bin), erledigt sich gewissermaßen von selbst: Die ­Bubblegum-Blase zerplatz recht schnell und nur wers weiß, weiß, dass da mal etwas Weiß-rosafarbenes war.


In einem Duft, der jetzt im Grün-violetten bleibt. Maiglöckchen? Möglich, aber eines, das sich direkt neben einem beerigen Holz ausgepflanzt hat. Das Schöne ist, es ist kaum mehr Süßes in dem Duftbastard, ­das Herbe ist warm und würzig. I like!


Vanille mag hier die Zutat sein, die wie Zucker im ansonsten würzigen Gericht alles ein wenig intensiviert, aber als Einzelnes wahrnehmbar ist sie nicht. Orangenblüte, Pfirsich, Himbeere zeichnen wahrscheinlich für die Bubblegum-Phase verantwortlich, bestenfalls der Pfirsich lässt sich später noch ahnen.


Bleibt nachzutragen, wie nachtragend der Duft ist: Weihrauch und Maiglöckchen halten sich lange, bevor sich ­Encense et Bubblegum ganz dem Weihrauch-Moschus-Mix ­hingibt.

Und dann die Überraschung: Am Ende kehrt der Bubblegumgeruch zurück. Wie ein Schatten des Anfangs, sehr, sehr subtil, an der Grenze zur Wahrnehmbarkeit angelegt, erobert er die umliegenden 50 Zentimeter Luftraum. Besonders lange hält sich der Duft in der Luft allerdings nicht, direkt am Körper ist die Weihrauchnote noch einige Stunden aufzuspüren.

Encense et Bubblegum ist ein nicht alltäglicher Duftcocktail, der nicht zu jeder Stimmungslage passt. Aber als Abwechslung ist er recht gut geeignet für den Tageseinsatz, vielleicht nicht unbedingt im Büro aufgrund des doch recht dominanten Weihrauchs, und eher an kühlen Tagen und für den Nacken, denn auch der Moschusanteil ist deutlich wahrnehmbar. Die Sillage ist nicht der Rede Wert, aber in Körpernähe bleibt ein angenehmer Hauch. Wer jedoch Weihrauch nicht mag, sollte die Finger vom Flakon lassen – der Name ist gewissermaßen ein Tarnkäppchen. Also Vorsicht: Zuckrig und blumig wie Bubblegum ist der Duft keineswegs.

Encense et Bubblegum ist möglicherweise auch ein recht selektiver Duft, was die verschiedenen Hauttypen betrifft (s. u.) und aufgrund der ungewöhnlichen Mischung von hohem Weihrauchanteil mit grüner Note rate ich von einem ungetesteten "Blind"kauf eher ab :)

Nachtrag:
Jungs (und Mädels?), die ihr diesen Duft benutzt: Vielleicht liegt es am unterschiedlichen Hormoncocktail, dass der Duft so unangenehm beißende Tendenzen entwickelt? Durch die Kommentare hier aufmerksam geworden, habe ich auf das Erscheinen der stinkenden Anteile gewartet – und bin nicht so recht fündig geworden.

Ich meine, in etwa 30 cm Abstand einen leichten Hauch Säuerlichkeit im Weihrauchmaiglöckchen zu ahnen. Ob ich das aber als Begleitung des Duftes wahrgenommen hätte ohne euch, ist fraglich.

Eher nicht. Auf Empfehlung einiger Duftexpertinnen hier habe ich in der Parfumerie meines Vertrauens – die zufälligerweise auch die Parfumerie in meiner Nähe ist ;) – eine Probe "My Burberry" abfüllen lassen.
Und zunächst mein Handgelenk zum Test auserkoren.
Die Nase sagte: "Oh, ganz nett, frische Blüten, etwas Cremiges, ein Zweiglein. Mal sehen was noch kommt!"
Mein Verstand antwortete: "Das ist jetzt aber sehr brav … "
Die Uhr: "Sorry, ihr Zwei, aber jetzt wartet doch erst mal ab."
Nach ca. 20 Minuten nörgelte die Nase: "Kannst du mal bitte das Handgelenk etwas näher … ach, ist schon? Na, sowas, da ist ja fast nichts mehr. Hat jemand den Blumenstrauß rausgestellt?"
Der Verstand strich still den Duft von der Einkaufsliste.
Nur die Ästhetik mochte noch nicht so schnell Abschied nehmen: "Obwohl, der Flakon – der würde schon schick aussehen im Bad. Und der Verschluss, irgendwie attraktiv. Und der hält ja auch länger …"
Allein der Verstand hat sich mit der Nase verbündet und das Handgelenk hat sich nur in Falten gelegt … wir haben uns gegen "My Burberry" entschieden. Oder "My Burberry" sich gegen uns.
Sagen wir es einmal so: Wir gehen einfach zu schnell getrennte Wege :)

Un diesen ganzen Kommentar hätte ich nicht geschrieben, wenn die Wertungen für Haltbarkeit, Sillage, Flakon und Co. funktioniert hätten :)

… ist dieser für die damalige Zeit relativ leichte, frische Duft.

Ich habe ihn schon seit langer Zeit bei mir in der Schublade stehen. Hin und wieder schnuppere ich am Flakon, finde dann aber einen Duft, der noch besser zu meinem Vorhaben passt. Und ich glaube, das ist die Crux an diesem Parfum, bzw. Eau de Toilette. Es ist nett. Angenehm. Unaufdringlich. Freundlich. Aber eben einfach nicht pointiert genug.

Caren Pflegers erste Duftkomposition war für die Business-Frau gedacht und harmonierte sicher perfekt mit der Mode, die sie damals für die moderne Frau entworfen hat. Elegant. Stilvoll. Zurückgenommen. Tragbarer Chic.

Zu Beginn betört eine weiße Blütenmischung, zu der sich sicher auch ein Neroli-Anteil gesellt, die aber sonst unspezifisch bleibt, dazu vielleicht noch etwas Zitrisches, Grasiges – alles zu einem freundlichen Bouquet zusammengestellt. Später setzt sich das Weiche, Süße der Blüten stärker durch und zurück bleibt ein warmer, mild-floraler und sanft mit Holz gewürzter Schimmer auf der Haut.

Die Sillage ist eher gering – besonders, wenn man den Entstehungszeitraum bedenkt, der so mächtige und mächtig aufdringliche Düfte wie Poison, Lou Lou und Opium hervorgebracht hat – aber dadurch sehr gut alltagstauglich.

Doch wie es scheint, ging es zu vielen Frauen wie mir. Auf der Suche nach einem Duft, der zu Stimmung und Anlaß passt, fand sich häufiger als nicht noch eine Komposition, die besser passte. Und so wird Super von Caren Pfleger bei Coty offensichtlich nicht mehr hergestellt.

Aber wer an einem sonnigen Tag durchs Grüne radeln möchte, ein Picknick am Flußufer plant oder sich morgens noch nicht sicher ist, ob die Energie für die After-Work-Party reichen wird und Super von Caren Pfleger noch zu Hause hat, der sollte dem Duft doch noch eine Chance geben. Er ist ein durchaus angenehmer Begleiter.

…als ich hier tatsächlich fündig wurde. Es war nur eine Idee, ein Versuch, aber…

In den 1980er Jahren begleitete mich für einen Sommer ein Duft durch Tage und Nächte, gefüllt mit Musik, Tanz und vielen Freunden, die dasselbe mochten wie ich. Mein – leider – zeitlich begrenztes Studentinnenleben. Zwischen Punk und New Wave, zwischen Nietenarmband, Ledermaxirock und Hahnentrittkostüm im 1960er Retro-Look schwebte eine feinsüße Wolke, die etwas Holz und Moschus mitbrachte. Demokratisch fanden hier Vanille und Früchte, Palisander, Zeder und Ylang-Ylang zusammen und die intensiven Blütennoten machten die Sommerabende um einige Grade wärmer.

Dezent war es nicht, dieses Eau de Toilette. Einem schweren Parfum gleich, bildete es eine Aura, die auch nach durchtanzten Stunden noch angenehm alles andere dominierte:)

Am Ende dieses Sommers war der Flakon fast leer.

Getragen habe ich den Duft später nicht mehr. Ich hatte ihn nachkaufen wollen, aber die Parfumerie meines Vertrauens versicherte mir, es gäbe ihn nicht mehr. Der verbliebene Rest würde also zum nostalgischen Schnuppern bleiben müssen.

Und dann habe ich hier einfach "Ciara" eingegeben. Und wurde fündig. Und – ermutigt von dem Kommentar von Venice und der Antwort von Shekina – habe ich die Kaufbucht aufgesucht – und mir den unverändert schlichten Flakon einfach noch einmal bestellt. Ob ich den Duft nochmals tragen werde, weiß ich nicht. Ich bin vielleicht zu alt, oder die Zeiten sind nicht mehr danach, nach solch schweren Duftkompositionen. Aber ich könnte, wenn ich wollte. Zu einem Spottpreis eine unbezahlbare Zeitreise. Und kein schlechter Duft zudem.

(Wobei ich gespannt bin, ob der "neue" noch genauso riecht wie der "alte" Duft – ich habe ja noch den Nostalgie-Flakon zum Vergleich ;)

Der Duft ist unverkennbar ein Issey Miyake: Aquatisch frisch verlässt er sofort die Haut, um die Umgebung zu erobern. Doch der Pfeffer beißt die Nase und ich wünschte sofort, bestenfalls ein Drittel der Menge verwendet zu haben und mir persönlich fehlt hier über Stunden Tiefe und Wärme. Ein Duft, der vom Zerstäuber in Millionen kleinste Moleküle zersprengt, sofort wieder von der Haut abzuprallen scheint. Die Luft ist gefüllt von Chypre-Anteilen und Blüte. Das war wohl auch das Ziel, insofern ist das Parfum gelungen, doch ich brauche Körper und mir ist der Duft zu kalt. Nach etwa 6 Stunden bleibt eine feine Basis, die warm und weich auf der Haut liegt. Doch solange warten? Dann besser ein anderes Parfum. Fazit: Ein schöner Duft für die, die aquatisch getragene leichte Blumendüftte mögen, der leicht aufdringlich werden kann. Die Haltbarkeit ist ausgezeichnet, die Sillage – leider – umwerfend.