Lipkat

Ein Duft wie Reinhard Mey... nein, nicht vom Typ her!!! Aber die Art der Rezeption ist bei mir ähnlich. Ich erkenne aufrichtig an, dass Herr Mey das, was er tut, wirklich gut macht: Musik, Texte, Darbietung, Ausrichtung auf sein Zielpublikum - da gibt es rundherum nichts auszusetzen. Die Sache ist nur: Mir persönlich gefällt es nicht. Genau genommen finde ich es sogar schrecklich. Okay: Eigentlich finde ich es sogar richtig schrecklich und entsetzlich.

In diese Richtung geht es bei mir mit Transat sicherlich nicht; darum auch dieser Kommentar. Für einen Duft dieser Preisklasse finde ich den absolut bemerkenswert. Er ist solide komponiert, hat auf meiner Haut einen leichten Kardamomstich, einen Hauch von Lakritz, ist ansonsten würzig, zurückhaltend, stimmig und rund, gerade gegen Ende etwas aquatisch. Mir persönlich ist diese Art Duft aber zu unaufgeregt, zu wenig speziell, zu introvertiert; Transat wirkt auf mich wie ein typischer Büroduft, mit dem man niemandem geruchsmäßig zu nahe treten möchte, mit dem man aber umgekehrt eben auch niemanden im Positiven umhaut.

Wer genau so etwas sucht - und ich meine das ganz wertneutral, denn auch diesen Anspruch kann man ja völlig legtimer Weise an einen Duft stellen - sollte vielleicht mal einen Blick bei Yves Rocher reinwerfen. Das, was Transat bietet, gibt es von anderen Marken auch weit weniger gut umgesetzt für deutlich mehr Geld.

Dieser Kommentar ist für die anderen Yves Rocher-Düfte, die ich mir angeschnuppert habe, exemplarisch. Für mich ist es nichts: Aber es ist trotzdem gut gemacht.

Wenn der Name eines Duftes Erwartungen weckt, die der Duft nicht erfüllen kann - dann ist das schon immer eine ganz schlechte Ausgangslage. "Euphoria" klingt nach überschäumender Freude, vielleicht nach Übermut, auf jeden Fall aber nach Extremen. Doch CKs Euphoria riecht süß, ein wenig würzig und unterm Strich sehr zurückhaltend und belanglos. Wenn man sich so im Hause Klein die olfaktorische Umsetzung von Euphorie vorstellt: Dann wage ich mir nicht auszumalen, wie "Boredom" und "Sadness" riechen würden. An "Depression" will ich nicht einmal denken - von Kindern, älteren Menschen und Leuten in Lebenskrisen würde ich ihn allerdings fernhalten.


Dabei kann es doch so interessant sein, wenn ein Duft und sein Name einen stimmigen Gleichklang ergeben. Für meinen Geschmack funktioniert das beispielsweise bei La Nuit de L'Homme von YSL, Hypnôse Homme von Lancome, Potion von Dsquared oder dem umwerfenden Very Irrésistible von Givenchy. Lässt ein Duft nicht Bilder in uns aufsteigen, bewirkt er nicht unwillkürlich Assoziationen, die ihm eine Bedeutung geben, verbinden wir ihn nicht - manchmal vage, manchmal konkret - mit Stimmungen, Erinnerungen, Emotionen und Sinneswahrnehmungen? Und liefert der Name des Duftes unseren Assoziationsketten nicht Impulse in eine bestimmte Richtung, die unsere Phantasie beflügeln kann? Der Name "Euphoria" gibt eine großartige Richtung vor. Der Duft selber fährt die Flügel aber sofort wieder ein und stiefelt gelangweilt und planlos durch die Weltgeschichte.

... fällt in diesem Fall nicht schwer. Etwas aquatisch, etwas undefinierbar blumig, etwas undefinierbar fruchtig (dabei aber synthetisch) - von einem Duft mit dem Namen "Loud" hätte ich dann doch das ein oder andere "sehr" erwartet. War wohl nix. Was bin ich auch so naiv und erwarte, dass der Name irgendetwas mit dem Duft zu tun haben sollte, der ihn trägt? Vielleicht ist man bei Hilfigers aber auch einfach hellhöriger.

Es ist nicht immer Liebe auf den ersten Schnüffel. Zig Mal habe ich Bang seit Erscheinen ausprobiert, habe mich immer wieder gefragt, ob ich wirklich nach Pfeffer - zumindest zum Start auf meiner Haut die absolut dominante Note - riechen möchte. Außerdem trieb mich die Befürchtung um, dass irgendetwas an diesem Duft nach typischem Alt-Männer-EdT riecht. Und drittens gibt es diesen Duftschimmer nach älterem, leicht feuchtem Korridor im Krankenhauskeller.

Ich entschied mich letzten Endes für Bang, und stelle einmal mehr fest, dass sehr lange Entscheidungsprozesse auch zu sehr ausgereiften Ergebnissen führen können. Bang hat - ungeachtet meiner Assoziationen - Pfeffer (im wahrsten Sinne des Wortes), ist sehr holzig, sehr dunkel, sehr maskulin. Das passt in den Club genausogut wie ins Büro, zum Date so gut wie zum Sport. Gefällig oder dezent ist Bang aber nicht - wer ihn nicht mag, wird sich wohl etwas weniger gern in der Nähe des Trägers aufhalten.

Eine ziemlich zitrische Veranstaltung. Mit zitrischen Düften habe ich für meine eigene Person wenig bis gar nichts am Hut, hier kommen aber im Hintergrund der Herznote ein blumiger und ein etwas scharfer Akkord hinzu. Frozen Cologne ist damit im Gesamteindruck einerseits tatsächlich cool, hat andererseits etwas Warmes; es wirkt distanziert, auf der anderen Seite aber verbindlich. Diese Spannung ist interessant. Könnte der erste zitrische Duft sein, mit dem ich mich anfreunde.