22.09.2011 - 18:17 Uhr
Apicius
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Apicius
Top Rezension
28
An der Hantel geleckt!
Ja, auch ich betreibe ein wenig Kraftsport, seit vielen Jahren. So manche Studios habe ich kennengelernt, schicke und einfache, familiäre und Fabriken. Ich weiß, wie es dort riechen kann.
Der Duft von Champion Energy ruft bei mir Erinnerungen wach an ein sehr spezielles, etwas berüchtigtes Studio in Bonn - Kenner der Szene werden ahnen, welches ich meine: nix Bauch-Beine-Po-Gehopse, nur schweres Eisen - alt, aber bezahlt!
Nicht alle Jungs, die da trainierten, waren besonders helle. Wenn man wollte, konnte man sich die gängigen Klischees bestätigen lassen, und zwar kabarettreif. Viele schluckten, was sie in die Finger bekamen; erst nach dem tragischen Tod einiger Kunden schaffte man die Selbstbedienungskiste ab. Ein zufällig dort trainierender Arzt wurde gefragt, was es wohl bedeutet, wenn auf dem Beipackzettel steht: „4 Wochen vor dem Schlachten absetzen!“
Es ist dieser Muff der Umkleidekabinen, die Ausdünstungen der Sporttaschen und Adidas-Sneakers, der sich in diesem Champion Energy wiederfindet – gepaart mit der Synthetik der billigen Axe- oder Cliff-Deos. Das scheint ja ein Erfolgsrezept zu sein, das so manchen Käufer anspricht. Knüpft man bei Davidoff bloß an vorhandene Duftgewohnheiten der Kunden an, oder spielt man bewusst mit deren latenter Homosexualität? Sind es in Wirklichkeit die Frauen, die die Champion-Düfte für ihre Lover kaufen?
Die Basis von Champion Energy bildet diese herbe, bittere Synthetik, die wir schon aus dem Original-Champion kennen. Das angebliche Zedernholz und Eichenmoos wollen wir mal nicht zu wörtlich nehmen. Das ist auf Anhieb sexy und erst auf Dauer ein wenig langweilig. Hier ist genau die Erotik drin, die in der recht ähnlichen Basisnote des zeitgleich erschienenen L'Homme Libre von YSL fehlt.
Der Betreiber meines Studios hielt auf Ordnung und Sauberkeit – auch das findet sich im Champion Energy, nämlich in der dezenten Meister-Propper-Kopfnote! Und es gab auch noch richtige Eisenhanteln, nicht diese hochglänzenden, geruchslosen Edelstahlteile. In ganz minimaler Weise findet sich der Eisengeruch in Champion Energy wieder, und zwar in der würzigen Herznote. Tatsächlich scheint es würzige Noten zu geben – irgendwas im Umfeld von Zimt und vielleicht Koriander – die eine betont metallische Illusion erzeugen. Ausgeprägt dargestellt wird diese seltene Note übrigens in dem Bond No. 9 Duft „Andy Warhol's Silver Factory“, der auf das mit Alufolie ausgeschlagene Studio des Künstlers Bezug nimmt. Dieser Duft sei hier nebenbei ausdrücklich zum Testen empfohlen.
Champion Energy spielt freilich in einer billigeren Liga. Nach getaner Arbeit saßen die Jungs an der Theke und kippten sich die Proteinshakes rein. Ganz unverblümt wurde über die persönlichen Eigenschaften der Bonner Amtsrichter diskutiert. Mir kam das nicht ungelegen, denn damals spielte ich mit dem Gedanken, mich als Anwalt niederzulassen.
Ich weiß noch genau, wie ich den Vertrag unterschrieb. Die Tinte war noch nicht trocken, da schellte das Telefon. Der Chef nahm den Hörer ab und brüllte durch den ganzen Raum: „Ey, Jupp, kommste' mal rüber – die Kripo ist dran, die will was von dir!“
Der Duft von Champion Energy ruft bei mir Erinnerungen wach an ein sehr spezielles, etwas berüchtigtes Studio in Bonn - Kenner der Szene werden ahnen, welches ich meine: nix Bauch-Beine-Po-Gehopse, nur schweres Eisen - alt, aber bezahlt!
Nicht alle Jungs, die da trainierten, waren besonders helle. Wenn man wollte, konnte man sich die gängigen Klischees bestätigen lassen, und zwar kabarettreif. Viele schluckten, was sie in die Finger bekamen; erst nach dem tragischen Tod einiger Kunden schaffte man die Selbstbedienungskiste ab. Ein zufällig dort trainierender Arzt wurde gefragt, was es wohl bedeutet, wenn auf dem Beipackzettel steht: „4 Wochen vor dem Schlachten absetzen!“
Es ist dieser Muff der Umkleidekabinen, die Ausdünstungen der Sporttaschen und Adidas-Sneakers, der sich in diesem Champion Energy wiederfindet – gepaart mit der Synthetik der billigen Axe- oder Cliff-Deos. Das scheint ja ein Erfolgsrezept zu sein, das so manchen Käufer anspricht. Knüpft man bei Davidoff bloß an vorhandene Duftgewohnheiten der Kunden an, oder spielt man bewusst mit deren latenter Homosexualität? Sind es in Wirklichkeit die Frauen, die die Champion-Düfte für ihre Lover kaufen?
Die Basis von Champion Energy bildet diese herbe, bittere Synthetik, die wir schon aus dem Original-Champion kennen. Das angebliche Zedernholz und Eichenmoos wollen wir mal nicht zu wörtlich nehmen. Das ist auf Anhieb sexy und erst auf Dauer ein wenig langweilig. Hier ist genau die Erotik drin, die in der recht ähnlichen Basisnote des zeitgleich erschienenen L'Homme Libre von YSL fehlt.
Der Betreiber meines Studios hielt auf Ordnung und Sauberkeit – auch das findet sich im Champion Energy, nämlich in der dezenten Meister-Propper-Kopfnote! Und es gab auch noch richtige Eisenhanteln, nicht diese hochglänzenden, geruchslosen Edelstahlteile. In ganz minimaler Weise findet sich der Eisengeruch in Champion Energy wieder, und zwar in der würzigen Herznote. Tatsächlich scheint es würzige Noten zu geben – irgendwas im Umfeld von Zimt und vielleicht Koriander – die eine betont metallische Illusion erzeugen. Ausgeprägt dargestellt wird diese seltene Note übrigens in dem Bond No. 9 Duft „Andy Warhol's Silver Factory“, der auf das mit Alufolie ausgeschlagene Studio des Künstlers Bezug nimmt. Dieser Duft sei hier nebenbei ausdrücklich zum Testen empfohlen.
Champion Energy spielt freilich in einer billigeren Liga. Nach getaner Arbeit saßen die Jungs an der Theke und kippten sich die Proteinshakes rein. Ganz unverblümt wurde über die persönlichen Eigenschaften der Bonner Amtsrichter diskutiert. Mir kam das nicht ungelegen, denn damals spielte ich mit dem Gedanken, mich als Anwalt niederzulassen.
Ich weiß noch genau, wie ich den Vertrag unterschrieb. Die Tinte war noch nicht trocken, da schellte das Telefon. Der Chef nahm den Hörer ab und brüllte durch den ganzen Raum: „Ey, Jupp, kommste' mal rüber – die Kripo ist dran, die will was von dir!“
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