13.06.2013 - 16:18 Uhr
Yatagan
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Yatagan
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Strandgut
Im eiskalten Januar streifte ich eine Woche über die in Eis und Kälte gefangene Insel Wangerooge. Winter auf einer Insel: einsame Urlauber, verschlossene Geschäfte, unregelmäßiger Fährbetrieb zum Festland, hier und da ein Restaurant geöffnet.
Wie verbringt man so seine Tage? Mit einem Blick ins Innere, auf das eigene Selbst; umgekehrt aber auch mit dem Drang nach außen, mit Bewegung am Strand, endlosen Spaziergängen an der eiskalten, klaren Luft.
Bei einem meiner Strandspaziergänge fand ich ein Stück Holz, das bearbeitet worden zu sein schien, Spuren von Werkzeugen aufwies, das sich aus dem Sand ans Licht reckte, als wollte es gefunden werden. Niemand weiß, wie lange es im Sand auf der Seeseite von Wangerooge verborgen war, ob es angespült wurde und vom letzten Sturm unter Sand begraben wurde, ob es alt war, sehr alt, von einem Segelschiff, einem Ruderboot, vielleicht nur ein Stück von einer Ladung. Das zerfurchte und doch feste Holz war wie ein Schwamm mit Meerwasser vollgesogen, von Algen umschlungen und schwer wie ein Stein. Im Haus gelagert, verlor es im Laufe der Woche alle Feuchtigkeit und wurde leicht fast wie Papier - und blieb doch stabil. Ich nahm das Holz mit nach Hause: als Erinnerung an eiskalte, meeresfeuchte Tage auf einer Insel im Wintermeer. Seinen Geruch nach Meer hat es bis heute nicht verloren.
Wenn ich von meinen Strandspaziergängen nach Hause kam, dann roch das Haar und manchmal auch die Kleidung nach salziger Seeluft, ein Duft, der ein wenig an Freiheit und Weite erinnert. Seitdem mag ich Düfte, die Salzwasser und Meeresluft einfangen, auch wenn dies zumeist nur ungenügend gelingt. Oft bleibt aber eine Ahnung von salziger Luft und Meerwasser zurück. Damit gebe ich mich zufrieden.
Sel Marine von Heeley ist so ein Duft. Kein ganz großer Wurf, aber ein schöner Versuch, Meerwasser und Salz in einem Duft zu verbinden und so die Illusion von einem Tag am Meer lebendig werden zu lassen. Embruns d‘Essaouira von Montale ist ein weiterer Vertreter dieser Richtung.
In den meisten Düften mit Meerwasser-Akkord gelingt die Umsetzung nicht, geht der Geruch nach Salz, nach Wasser unter, tendiert meist eher in die aquatische Richtung: ein Ton, der andere Akzente setzt, eher an Süßwasser erinnert, vielleicht an Meerwasser im Sommer, nicht aber an Salzwasser auf der Haut oder im Haar.
Ein Duft, bei dem diese Melange aus Salzwasser, Meeresluft und Holz recht gut zur Geltung kommt, ist Yves Rochers Transat. Seit 2005 immerhin wird der Duft in den Fachgeschäften von Yves Rocher und auf der Internetseite des Herstellers vertrieben, ist also nicht in normalen Parfümerien erhältlich. Berücksichtigt man die recht gute Durchschnittsbewertung, dann ahnt man, dass da etwas dran sein muss am Meerwasser-Konzept dieses günstigen, einfachen Duftes, der mit einem geradezu unglaublichen Preis-Leistungs-Verhältnis überzeugt.
Tatsächlich steht der Geruch nach Meerwasser, der hier denjenigen von Salz mit einschließt, ganz stark im Vordergrund, bleibt letztlich leider ein wenig synthetisch, ersetzt natürlich auch kein Wintererlebnis am Strand, - fängt aber doch ganz überzeugend die Stimmung ein, die ein Tag am Meer zu vermitteln vermag. Als ich Transat zum ersten Mal roch, musste ich unwillkürlich sofort an meine Zeit auf Wangerooge denken. Das spricht wohl für diesen Duft.
Dass der Duft trotz der Assoziationen an Meer, an Wasser, an Winterstimmung nicht kühl, nicht aquatisch wirkt, liegt wohl an der Basis aus Amber, die nie im Vordergrund steht, stets dezent bleibt, aber den Duft harmonisch abrundet. Das in der Duftpyramide angegebene Holz dürfte in erster Linie Zedernholz sein, gleichfalls sehr sparsam dosiert, vielleicht auch eine Spur Sandelholz, die sich mit ihrem weichen Ton in die Ambranote einfügt.
Transat ist kein großer Duft, nicht die Illusion eines ergreifenden Naturerlebnisses, das mitreißt wie ein Sturmwind am Meer, so wie es die Werbung für den Duft suggerieren will, aber allemal ein kleiner, feiner Begleiter im Alltag, der die Gedanken immer wieder fliegen lässt. Für diese kleine Illusion, den günstigen Preis und den unglaublichen Flakon schenke ich 10% mehr als der Duft eigentlich verdient hätte.
Für mich ein überraschender Zufallsfund, wie ein Stück Holz, das plötzlich vor den Füßen liegt: Strandgut.
Wie verbringt man so seine Tage? Mit einem Blick ins Innere, auf das eigene Selbst; umgekehrt aber auch mit dem Drang nach außen, mit Bewegung am Strand, endlosen Spaziergängen an der eiskalten, klaren Luft.
Bei einem meiner Strandspaziergänge fand ich ein Stück Holz, das bearbeitet worden zu sein schien, Spuren von Werkzeugen aufwies, das sich aus dem Sand ans Licht reckte, als wollte es gefunden werden. Niemand weiß, wie lange es im Sand auf der Seeseite von Wangerooge verborgen war, ob es angespült wurde und vom letzten Sturm unter Sand begraben wurde, ob es alt war, sehr alt, von einem Segelschiff, einem Ruderboot, vielleicht nur ein Stück von einer Ladung. Das zerfurchte und doch feste Holz war wie ein Schwamm mit Meerwasser vollgesogen, von Algen umschlungen und schwer wie ein Stein. Im Haus gelagert, verlor es im Laufe der Woche alle Feuchtigkeit und wurde leicht fast wie Papier - und blieb doch stabil. Ich nahm das Holz mit nach Hause: als Erinnerung an eiskalte, meeresfeuchte Tage auf einer Insel im Wintermeer. Seinen Geruch nach Meer hat es bis heute nicht verloren.
Wenn ich von meinen Strandspaziergängen nach Hause kam, dann roch das Haar und manchmal auch die Kleidung nach salziger Seeluft, ein Duft, der ein wenig an Freiheit und Weite erinnert. Seitdem mag ich Düfte, die Salzwasser und Meeresluft einfangen, auch wenn dies zumeist nur ungenügend gelingt. Oft bleibt aber eine Ahnung von salziger Luft und Meerwasser zurück. Damit gebe ich mich zufrieden.
Sel Marine von Heeley ist so ein Duft. Kein ganz großer Wurf, aber ein schöner Versuch, Meerwasser und Salz in einem Duft zu verbinden und so die Illusion von einem Tag am Meer lebendig werden zu lassen. Embruns d‘Essaouira von Montale ist ein weiterer Vertreter dieser Richtung.
In den meisten Düften mit Meerwasser-Akkord gelingt die Umsetzung nicht, geht der Geruch nach Salz, nach Wasser unter, tendiert meist eher in die aquatische Richtung: ein Ton, der andere Akzente setzt, eher an Süßwasser erinnert, vielleicht an Meerwasser im Sommer, nicht aber an Salzwasser auf der Haut oder im Haar.
Ein Duft, bei dem diese Melange aus Salzwasser, Meeresluft und Holz recht gut zur Geltung kommt, ist Yves Rochers Transat. Seit 2005 immerhin wird der Duft in den Fachgeschäften von Yves Rocher und auf der Internetseite des Herstellers vertrieben, ist also nicht in normalen Parfümerien erhältlich. Berücksichtigt man die recht gute Durchschnittsbewertung, dann ahnt man, dass da etwas dran sein muss am Meerwasser-Konzept dieses günstigen, einfachen Duftes, der mit einem geradezu unglaublichen Preis-Leistungs-Verhältnis überzeugt.
Tatsächlich steht der Geruch nach Meerwasser, der hier denjenigen von Salz mit einschließt, ganz stark im Vordergrund, bleibt letztlich leider ein wenig synthetisch, ersetzt natürlich auch kein Wintererlebnis am Strand, - fängt aber doch ganz überzeugend die Stimmung ein, die ein Tag am Meer zu vermitteln vermag. Als ich Transat zum ersten Mal roch, musste ich unwillkürlich sofort an meine Zeit auf Wangerooge denken. Das spricht wohl für diesen Duft.
Dass der Duft trotz der Assoziationen an Meer, an Wasser, an Winterstimmung nicht kühl, nicht aquatisch wirkt, liegt wohl an der Basis aus Amber, die nie im Vordergrund steht, stets dezent bleibt, aber den Duft harmonisch abrundet. Das in der Duftpyramide angegebene Holz dürfte in erster Linie Zedernholz sein, gleichfalls sehr sparsam dosiert, vielleicht auch eine Spur Sandelholz, die sich mit ihrem weichen Ton in die Ambranote einfügt.
Transat ist kein großer Duft, nicht die Illusion eines ergreifenden Naturerlebnisses, das mitreißt wie ein Sturmwind am Meer, so wie es die Werbung für den Duft suggerieren will, aber allemal ein kleiner, feiner Begleiter im Alltag, der die Gedanken immer wieder fliegen lässt. Für diese kleine Illusion, den günstigen Preis und den unglaublichen Flakon schenke ich 10% mehr als der Duft eigentlich verdient hätte.
Für mich ein überraschender Zufallsfund, wie ein Stück Holz, das plötzlich vor den Füßen liegt: Strandgut.
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