Lolalola257

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1 - 5 von 11
Lolalola257 vor 3 Monaten 1
6
Haltbarkeit
7
Duft
Hübsches Holz? Grapefruitiges Geblättere!
"Joli Bois | À Paris chez Antoinette Poisson." ist ein Parfum, bei dem der Name völlig falsche Erwartungen erzeugt.
"Joli" übersetzt sich laut Leo.org mit "hübsch, schmuck, nett, niedlich, schön",
"Bois" mit "Holz" oder "kleiner Wald".
Ich hätte also auf jeden Fall einen Duft erwartet, der in erster Linie nach Holz riecht. Und dies auf eine sanfte, leicht dezente, vielleicht etwas süße, freundliche, eben "hübsche" Art und Weise.

Was ich aber bekomme ist, ein wilder Green-Smoothie aus Grapefruit, Sauerampfer und frischem Spinat, ab in den Mixer, volle Stufe.
Einen Rasenmäher, der über einen frischen Blätterhaufen fährt.
Einen Mund vollgestopft mit jungem Eichen- und Buchengrün, das ich zerkauen muss.
Eine Reibe, auf der ich einen Haufen frischer Blätter in der Hand zerknüllt versuche zu Brei zu reiben.
Gewaltiges Geblättere!
Dazu ein wenig frische Zitronenschale und Grapefruit.

Hat man diesen Schock erstmal überwunden und akzeptiert, dass das hier kein holziger Immergeher wird, erhält man einen saftig grünen Frühlingsduft. Wie nett.

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Lolalola257 vor 5 Monaten 4 3
7
Sillage
8
Haltbarkeit
7
Duft
Saurer Weihrauch
Zunächst: Ich mag Weihrauch. Richtig gerne. Früher hatte ich viel Kontakt mit Kirchweihrauch, als Ministrantin hat man ihn direkt vor der Nase, häufige Kirchenbesuche tun ihr übriges.
Im Gegensatz zu meinen Mitmenschen genoss ich es, wenn mit der Dosierung ordentlich übertrieben wurde und die Kirche bis in den letzten Winkel eingeräuchert wurde. Schön, wenn es teuren Weihrauch gab, die günstige Version (gerne von meinen Mitsternsingern als "Rattengift" verspottet) roch ich fast genauso gerne.
Vor kurzem habe ich Weihrauch als Parfumnote entdeckt und bin sehr angetan:
Erst den kühlen Cassis-Weihrauch des "Hermann à mes Côtés me Paraissait une Ombre | Etat Libre d'Orange" , dann die Kardamom Kombination im "XJ 1861 Zefiro | XerJoff", fast reiner Weihrauch im "Mortel Noir | Trudon" und "Oliban / Grisens | Phaedon" .

Bei "Series 3: Incense - Avignon | Comme des Garçons" wusste ich eigentlich im Voraus, dass er mir gefallen würde. Aber:
Direkt am Anfang steigt mir eine viel zu dominante Säure entgegen. Und sie bleibt für die ersten Stunden.
Dahinter verbirgt sich ein ziemlich originaler Kirchweihrauch (nicht der teure, sondern der schwarze mit den roten und grünen Krümeln drin). Ja, auch der hat eine säuerliche Note, aber längst nicht so dominierend wie hier.
Wenn sie nach einigen Stunden verfliegt kommt kurz der schönste Teil des Dufts, ausgewogen und rund, nur um dann von einer simpel-süßen Allerweltsvanille beendet zu werden.
Wozu das gut sein soll, weiß ich nicht. Ich schätze die Schnittmenge zwischen Weihrauchliebhabern und Vanilleliebhabern könnte eher gering sein.
Ich bleibe bei Team Weihrauch.

Frohe Festtage euch allen und einen guten Rutsch!
3 Antworten
Lolalola257 vor 6 Monaten 7
5
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
8.5
Duft
Kein Hermann
Hermann? Schatten? Ich finde es ist ein komplett missratener Name für dieses Parfum.
Mit Hermann assoziiere ich ein stoppelbärtiges Kinn eines alten Mannes, der Lederriemen seines alten Motorradhelms spannt sich darüber, während er mit einem ebenfalls alten Roller durch das Dorf zockelt.
Schatten bringen für mich Nacht, bringen Dunkelheit, vielleicht Unheil, Verfall.

Dieses Parfum wirft mich dagegen in folgende Assoziation:
Aus sengender Sommerhitze in einen uralten, vergessenen Gewölbekeller kommen. Kühl - frisch - nasse Luft, kein Muff. Eine leichte Zugluft ist zu vernehmen. Stille, entferntes Plätschern einer Quelle. Von einem Stein löst sich langsam ein kristallklarer, funkelnder Wassertropfen, der Lichtstrahl aus dem weit entfernt liegenden Oberlicht bricht sich darin. Die kühle durchströmt mich, lässt mich aufatmen, aus klebrigem Körper und mattem Kopf formt sich langsam wieder ein Mensch. Klare Gedanken kehren zurück, aufatmen.

Zweite Assoziation, eine Erinnerung:
Sozialpraktikum im Krankenhaus, einer Frau wird der Verband einer riesigen OP-Naht am Oberschenkel entfernt. Der Geruch der von der Luft abgeschlossen Haut raubt mir den Atem. Herzrasen, Schwindel, Hitze. Nächste Erinnerung, ich finde mich auf dem Nebenbett wieder, Beine hochgelegt. Deutlich spürbar fließt das Blut zurück in den Körper. Es fühlt sich eiskalt an, ich kann es in den Adern spüren, wie es Richtung Kopf fließt, zurück holt, ein bezauberndes Gefühl. Der Duft bringt genau dieses Gefühl mit sich.

Zum Duft selbst:
Die Kopfnote wird eindeutig vom Pfeffer dominiert. Direkt nach dem Mahlen in die Pfeffermühle riechen, genau so riecht sie.
Sie verschwindet recht schnell und es bleiben für lange Zeit schwarze Johannisbeere und Weihrauch. Kein süßer Johannisbeer-Nektar, sondern eher der herbe Teil der Frucht. Im Vordergrund steht der Weihrauch. Kühl, sakral, so wie in einer hohen Kirche aus viel Stein und wenig Holz, in der seit Jahrhunderten Weihrauch verwendet wird. Nicht der frisch verbrannte Weihrauch, sondern der übrig gebliebene Geruch davon.
Die anderen Noten ordnen sich für mich nicht wahrnehmbar in ein Hintergrundrauschen, diffus, umrahmend.

Dieses Parfum transportiert eine unheimliche Frische, Klarheit und Weite, ohne jedoch aquatisch zu sein. Toll!
Tragbar immer, vielleicht etwas zu kühl für den Winter.
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Lolalola257 vor 1 Jahr 5 3
7
Duft
Erst Mastix, dann Ambra
Zunächst riecht der Duft wunderbar nach dem Mastix. Ich wusste bisher nicht, wie das riecht, der Duft bescherte mir den Aha-Moment: Es ist ein bekannter Duft aus Urlauben am Mittelmeer. Man kann die Sträucher beim riechen fast schon spüren, die Sonne brennt in der Mittagshitze auf wächserne, glänzende Blättchen. Äußerst authentisch. Leider verschwindet diese sehr bezaubernde, würzig harzig-grüne, natürliche Note nach etwa ein bis zwei Stunden und es bleibt der knirschende, monotone Ambra Geruch übrig. Keine Beinoten, direkte Basis.
Das finde ich sehr schade, weil der Anfang einfach so gut ist und alles andere als oft gerochen.
3 Antworten
Lolalola257 vor 1 Jahr 2 2
Eine alte Orangenblüte
Die Orangenblüten und Neroli sind sehr rund und stimmig in die anderen Komponenten eingebettet. Diese sind eher dezente Begleiter für die Orangenblüte, ich kann sie nicht einzeln wahrnehmen.
Dadurch wirkt der Duft sehr geordnet, kein Wirrwarr der Komponenten.
Es könnte damit ein sehr schöner Duft sein, allerdings ist meine erste Assoziation: Altbacken.
Diese Assoziation teilen alle, denen ich mein Handgelenk heute unter die Nase gehalten habe.
O-Ton Mitbewohnerin: "Wie wenn man bei einer alten reichen Dame ins Wohnzimmer kommt."

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