LuckyDog

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26 - 30 von 31
LuckyDog vor 12 Jahren 15 9
7.5
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
8
Duft
Modeschöpfer sind Männer, die das Zweitschönste auf der Welt tun: Frauen anziehen. (M. Mastroianni)
Stände da nicht Geoffrey Beene auf dem kleinen Fläschchen, wäre die Assoziationskette für einen im Amerika der 1980er Jahre entstandenen Duft mit dem Wort Bowling im Namen schnell erstellt und ließe einen kernig-dunklen Männerduft erwarten. Aber zum einen steht da „Bowling Green“ und zum anderen auch der Name des Mannes dem wir Grey Flannel zu verdanken haben.

Beene (1927-2004), soviel sei erwähnt, zeichnete während der Vorlesungen seines Medizinstudiums Abendkleider, was ihn zwar nicht zum erwünschten akademischen Abschluss aber zu seiner eigentlichen Berufung führte. Er wurde ein viel ausgezeichneter Modedesigner der u.a. einige amerikanischen Präsidentengattinnen (Johnson, Nixon, Reagan) und deren Töchter samt Hochzeitskleidern ausstattete. Die Gradlinigkeit seiner Modelle und eine neue Verwendung von bekannten Stoffen wurde zu seinem Markenzeichen. So kam es auch, dass er weibliche Abendgarderobe aus grauem Flanellstoff anfertigte, der bis dato Männeranzügen vorbehalten war. Diesem Umstand verdanken wir den Namen des noch heute beliebten Duftklassiker "Grey Flannel", der zugleich Beenes größter wirtschaftlicher Erfolg werden sollte. Denn der als Intellektueller verschrieene Designer, mit standesgemäß schwarzer Hornbrille, durfte sich zwar über bedeutende Designpreise und sogar eine Ehrendoktorwürde freuen aber nicht durchgängig über wirtschaftlichen Erfolg. Das eher angespannte Verhältnis zu den meinungsbildenden Hochglanzmagazinen der Modewelt trug zu diesem Umstand bei.

Nun aber zu Bowling Green, was nicht eine neonbeleuchtete amerikanische Bowlingbahn mit Bier und desinfizierten Sportschuhen meint, sondern eine Rasenfläche für das englische Bowls-Spiel, welches sich seit dem 16 Jhh. großer Beliebtheit erfreute. Diese oftmals durch Nadelhölzer gesäumte Rasenfläche wurde zu einem nicht selten anzutreffenden Gestaltungselement in der klassischen englischen Gartenarchitektur, womit also das grobe Gegenteil der amerikanischen Bowlingbahn beschrieben wäre.

Bowling Green ist folgerichtig ein sportlich-grüner Duft. In seiner frisch-bitteren Kopfnoten trifft man auf Orange, Wacholderbeeren, Basilikum, Gewürznelken, Vetiver, Bergamotte und Zitrone. In der Herznote sind mehrere Gewürze und Hölzer vereint - Muskat, Beifuß, Zimt, Lavendel, Jasmin, Eisenkraut, Eichenmoos, Salbei, Kiefer Nadeln und Kardamom. Im Drydown kommen weitere Gewürz- und Holznoten zum Tragen - Rosmarin, Koriander, Sandelholz, Tanne, Amber, Patchouli, Eichenmoos, Zedernholz, Rosenholz. Das liest sich nach einem gewagten Potpourri, von dem ich allemal die Mehrheit der Bestandteile weder gerochen habe noch hätte zuordnen können, ist aber ein herrlicher männlicher Duft mit einer guten Haltbarkeit.

Bowling Green ist wahrscheinlich ein Meilensteinen der amerikanischen Männerdüfte. Er gilt dort als Meisterstück, welcher in einem Atemzug mit u.a. Chanels Pour Monsieur genannt wird. Ein unglückliches Marketing führte den Duft ins Discounter-Milieu aus dem er nicht wieder zu alter Größe zurück fand, weswegen er leider aus dem Programm genommen wurde. Einige Restbestände findet man heute noch in den Staaten für beschämend wenig Geld.
9 Antworten
LuckyDog vor 12 Jahren 16 6
7.2
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
9
Duft
Ich trage einen großen Namen…
…gehört neben anderen sehr unaufgeregten, leicht antiquiert anmutenden Fernsehprogrammen zu den von mir geschätzten Sendeformaten.

In jeder Sendung treten zwei Gäste auf, die jeweils mit einer berühmten Person aus der Vergangenheit oder der Gegenwart verwandt sind. Dieser Prominente ist oft ein direkter Vorfahr des Gastes, manchmal aber auch weiter entfernt verwandt oder angeheiratet. Eine dreiköpfige Gruppe von Prominenten erhält vom Lotsen der Sendung, einem Co-Moderator, einige Hinweise und stellt dann zur Ermittlung des Ahn nacheinander Fragen die mit Ja oder Nein beantwortet werden können. Der Lotse greift dabei helfend ein, sollten sich die Ratenden zu weit von ihrem Ziel entfernen.

Knize Forest wäre ein hervorragender Studiogast. Den Damen und Herren des Rateteams würden wegen der frappierenden äußeren Ähnlichkeit mit dem weithin bekannten Verwandten, Knize Ten, der Blick auf den Gast mittels einer Augenmaske verwehrt.

Wieland Backes würde vielsagend-nichtssagend mit freundlichem Lächeln im Gesicht anmoderieren, indem er darauf hinwiese, dass man auch in dieser Sendung niemanden an der Nase herumführen wolle aber doch darauf bedacht wäre es dem „geschätzten Rateteam“ nicht zu einfach zu machen. Der Lotse würde gelegentlich über die Belle Époque dozieren. Bald würde, eventuell die in Großbritannien studierte von Lovenberg, ein „Knäzi“ ausstoßen, woraufhin Roger Willemsen mit Lausbubencharme berichtigend eingriff um die „liebe Ratekollegin“ auf die korrekte Aussprache des „Knietsche“ hinzuweisen, eventuell ergänzt um den Hinweis, dass höchst wahrscheinlich auch Robert Musil, über den er das Vergnügen zu promovieren hatte, sich bei diesem erlesenen Herrenausstatter eingedeckt hätte.

Derweil sitzt der mit seinen zwanzig Lenzen im Alter noch jugendliche im Habitus aber gereifte Studiogast etwas verloren auf dem roten Sofa. Backes, dessen Unbehagen realisierend, würde sich ihm zuwenden und ihn auf dessen Betätigung in der Branche seines Ahnen ansprechen. Forest würde sehr zurückgenommen von der Familientradition berichten die aufrecht zu erhalten ihm auferlegt wurde, dass der Familienname aber nicht nur Ehre sondern auch Bürde sei. Dies nicht zu letzt, weil er keinen persönlichen Bezug zu Kakanien habe. Man könnte wahrscheinlich ebenso ein Hadern mit seinem zweiten Namensbestandteil vernehmen, weil er sich mit dem Forest nicht gut getroffen fühle.

Forest würde darlegen, dass er so gar nicht aromatisch grün sei wie der Name nahe legt, sondern vielmehr ein aromatischer Fougere Duft. Flanellene Baumfeller Hemden stünden ihm nicht da er zu elegant sei und auch mit knorzigen Hölzern nur bedingt etwas anfangen könne. Er würde von beschwingten Tagesanfängen mit Lavendel und Bergamotte berichten, seine erdige auch würzige Amberseite betonen, die er im Tagesverlauf hervorkehrt bevor er so nach und nach seine in Vertiver und Moschus eingehüllte sehr sanfte von Moos bewachsene holzige Seite zeige. Forest würde vermerken, dass er bei alledem weitaus weniger extravagant und auffällig als sein Vorfahr sei.

Backes, ganz zuvorkommender Gastgeber, würde Forest attestieren eine warme und sehr angenehme Ausstrahlung zu haben, pflichtbewusst ergänzt um den Hinweis, dass manch einer in ihm den vornehmsten Vertreter seiner Zeit, den 1990er Jahre sieht. Einem Urteil dem man sich nur anschließen könnte.

Freundlich händeschüttelnd würde Backes zur Verabschiedung hinzufügen, dass ihm, Forest, den oftmals falsch Verstandenen, eine baldige Renaissance zu wünsche sei.
6 Antworten
LuckyDog vor 12 Jahren 14
7.5
Flakon
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
9
Duft
"Die unausweichliche Frage nach dem eigenen Stil beginnt mit der Überwindung der Mode" Knize
Knize Ten Gold Edition wurde im Jahr 2000 zum 75jährigen Jubiläum des Herrenklassikers Knieze Ten kreiert.

Der Ideengeber für das Knize Ten aus dem Jahr 1925 war der böhmischen Schneider Josef Kniže (sprich: „Knische“) der den heute noch existierenden Wiener Herrenausstatter Kniže & Comp. im Jahr 1858 gegründet hatte. Knieze war K.u.K.-Hoflieferant und Ausstatter für die Schönen und Reichen aus aller Welt, darunter Künstler, Schauspieler, Politiker und Könige. Aus diesem Grund wurden bald Filialen in den Metropolstädten Prag, Berlin, Paris, NYC eröffnet.

Der Namensgeber für das Knize Ten und dessen Flakon war Modedesigner Ernst Deutsch Dryden. Er schafft 1922 ein neues, schlichtes Markenzeichen und entwickelt zusammen mit Junior-Chef Fritz Wolff eine äußerst erfolgreiche Werbestrategie, indem er einen Polospieler zum Symbol von Knize stilisiert. Der Name Ten ist ebenfalls dem Polo-Spiel entliehen, es steht für das höchste zu erreichende Handicap. Eine Fertigkeit die gegnwärtig lediglich etwa ein Duzend Spieler für sich in Anspruch nehmen können.

Die Zusammenarbeit von Dryden mit dem Haus Kniže & Comp. begann durch eine Zufallsbegegnung. Helene Wolff, Frau von Fritz Wolff, sprach den ihr unbekannten Dryden auf der Strasse auf dessen Anzug an. Die Zusammenarbeit zwischen Dryden und Kniže & Comp. wurde auch nicht durch die sich entwickelnde Beziehung zwischen Dryden und Helene Wolff unterbrochen obwohl es das Eheaus für die Wolffs war und das Liebespaar sogar Konkurrenzunternehmen unter Helenes Spitznamen "Hello" eröffnete.

Der Wandel der Zeit ging auch an Kniže & Comp. nicht spurlos vorbei. Heute gibt es keine Filialen mehr, sondern nur noch das Stammhaus am Graben 13 in Wien.

Die Rechte an den Parfüms gehören heute auch nicht mehr zum Haus. Sie wurden vom Münchner Geschäftsmann Heinz Gottschalk erworben der heute die Produkte über KNIZE Parfümeur GmbH vertreibt. Die Düfte wurden moderat reformuliert ohne dabei Ihren Charakter zu verbiegen. Die Gold Edition gilt allgemeinhin als leichter zugänglich als der große Bruder der ursprünglich von François Coty und Vincent Roubert kreiert wurde.

Knize Ten wurde bereits vielfach beschrieben. "Zum Auftakt ein dezidiert maskuliner Akkord von frisch gewachstem und poliertem Leder im Zusammenspiel mit Bergamotte, Zitrus und dem etwas medizinischem Aroma von Rosmarin, gefolgt von einem kurzem Schwenk ins klassisch feminine Repertoire mit Iris, Rose und Nelke, ruhend auf einer pudrig-animalischen Basis von Amber und Moschus – ganz große Oper.", schreibt Profumo sehr treffend. Auf die Gold Edition ist das übertragbar und doch unterscheidet dieses sich merklich vom "Original". Die Kopfnote zeigt sich weicher auch fruchtiger. In der Herznote erscheinen die floralen Noten akzentuierter. In der Basis wurde das Biebergeil, welches ich neulich in Reinform riechen durfte, zurückgenommen. Dieser Flanker ist runder, wärmer und gemessen an modernen Herrendüften gefälliger als sein legendärer, großer Bruder. Ob er damit auch besser ist muss jeder für sich entscheiden.

"The Gentleman's Fragrance" ist gut für den großen Auftritt, kann seinem Träger aber auch ohne Publikum viel Freude bereiten, denn "der Sinn eines Duftwassers sei es keineswegs, die Moral einer schönen Frau zu erschüttern, sondern die eigene Moral zu stärken" wie man bereits bei den Beiträgen zum Ten von 1925 lesen kann. So nutze ich ihn eher, wenn ich für mich bin und mich auch nicht fragen muss, ob mein Gegenüber sich auf diesen Duft einlassen möchte.
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LuckyDog vor 12 Jahren 12 8
5
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
8
Duft
Bäckereifachverkäuferinnen oder wie komme ich an diese kleine Flasche
Als ich mich das erste Mal diesem altbacken anmutenden Fläschchen nähern wollte, kam auch direkt eine mir Hilfe anbietende, freundlich klingende Stimme auf mich zu.

Was freundlich gemeint war löste bei mir etwas Verlegenheit aus und erinnerte mich an das allsonntägliche Schauspiel beim Bäcker bei dem ich sicher nie die richtige Bezeichnung für das gewünschte Brötchen parat habe, was die viel zu selbstbewusste Bäckereifachverkäuferin nur zu gerne auskostet. Diesmal hatte ich das Wort parat, war mir aber bei der Aussprache nicht sicher.

Ich nuschelte mich durch den Ladenbesuch, wusste aber dass ich beim nächsten Aufsuchen dieses Geschäftes besser vorbereitet sein würde. Das war ich dann dank youtube auch.

L’Occitane hat sich ein Spaß daraus gemacht, vor einer seiner Filialen in den USA Menschen aller Herrenländer um die Aussprache des Firmennamens zu bitten. Das Ergebnis ist ein kurzweiliger Film an dessen Ende der Unternehmensgründer Olivier Baussams zu Wort kommt und erklärt: „einfach LOX-EE-TAN“. Das wäre mir wohl auch gelungen, gäbe es auf youtube nicht auch ein Video in dem der Name aufs schlimmste verballhornt wird.

Schlussendlich blieb dann bei mir nicht „Lox-ee-tan“ hängen, sondern das parodierte „locky-occi-cocky“. Das das nicht richtig sein konnte war klar, doch wie war nun nochmals die richtige Aussprache? Und so stammelte ich im Geschäft dann: „ich hätte gerne eine Flasche... äh.. öh.. ach, ich möchte die Geschenkbox da vorne!“

Deswegen besitze ich nun nicht nur eine Flasche L`Occitan pour homme sondern auch die zugehörige Seife, den Rasierschaum, das Rasierbalsam und das Duschgel. Und ich bin glücklich darüber dass alles geruchlich zusammen passt und ich von nun an morgens nicht mit einer Vielzahl unterschiedlicher Düfte werde kämpfen müssen.

Der Geruch, um zum eigentlichen Thema zu kommen, ist hier bereits gut beschrieben worden. Es ist ein erwachsener, männlicher Duft voll Wärme und Ausgeglichenheit ohne dabei langweilig zu sein. Die pfeffrige-holzige Note ist interessant genug um wieder und wieder gerochen zu werden. Sie weckt Vertrauen und Nähe. Wer kritisch sein möchte, mag eine fehlende Duftentwicklung bemängel. Der Duft ist von Anbeginn da und entwickelt sich dann nicht weiter.

PS: Warum man den Firmennamen mit und den des EdT ohne "e" am Ende schreibt ist mit bis jetzt noch unklar. Eventuell kann mir eine frankophile Person zur Hilfe kommen. Doch immerhin weiß ich nun um die Aussprache:
• Hier der etwas ironische Blick des Unternehmens auf seinen Namen: http://goo.gl/F9LUL
• Hier die zungenbrecherische Parodie auf die Sprachlernvideos: http://goo.gl/1p0E9
8 Antworten
LuckyDog vor 12 Jahren 3
7.5
Flakon
5
Sillage
5
Haltbarkeit
7
Duft
Schni-schna-schnappi das kleine Krokodil
Lacoste hat es geschafft eine emotionale Marke zu kreieren die für einen Lebensstil steht der nicht nur ungeteilten Zuspruch erfährt. Für die einen sind die Polohemden und College-Pullover die Insignien der Töchter und Söhne aus besserem Haus und für die anderen das Ausklingen einer längst untergegangenen Welt.

Mit der untergegangenen Welt meine ich keineswegs die sportlichen Glanzzeit des Namensgebers René Lacost der noch in weißen Oberhemden auf den Tennisplätzen dieser Welt auflaufen musste, sondern die beschaulichen 70er Jahre in denen die Marke wohl ihre prestigeträchtigste Zeit gehabt haben dürfte. In den Tennisclubs die überall aus dem Boden sprießten und weit mehr als Sportstätten waren. Wer an den Clubabenden sportlich-chick erscheinen wollte, durfte ein Jersey Petit Piqué nicht missen lassen.

Schon damals war das Krokodil kein wildes und bis heute ist aus ihm kein Raubtier geworden. Das kleine Krokodil von Lacoste macht nicht einmal schni-schna-schnappi, es möchte lediglich ein sportlicher Begleiter sein der seinem Duft- oder Textilträger die Sicherheit eines gepflegten Auftretens gibt.

L.12.12 Vert, wobei das L.12.12 der Produktnummer der Poloshirts entspricht, mach das in Perfektion. Der Geruch ist sportlich, frisch, geradezu belebend. Ein Duft so grün wie sein Flasche. Frisch geduscht auf den Weg zum Tennisplatz bei dem der Rasen frisch geschnitten ist. Es liegt noch etwas Morgentau in der Luft, doch die Sonnenschirme kündigen bereits einen warmen, unkomplizierten Tag an und so ist der Duft. Die Juniorinnen laufen sommerlich leicht bekleidet zum Medenspiel, die heute schnöde Verbandspiel heißen und damit nicht mehr an den ersten DTB-Präsidenten Carl August von der Meden erinnern, ein. Ach, so unbekümmert müsste man nochmals sein. Der Duft erlaubt es einem, allerdings nur für einen kurzen Augenblick, denn dann ist er auch schon verflogen.
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