Malificent

Malificent

Rezensionen
1 - 5 von 6
Joop! Femme – Das war damals schon kein Duft für Leisetreter.
Ich war 17 oder 18 – irgendwo zwischen Lippenstift aus dem Kaufhaus und erster großer Freiheit. Die Verpackung? Tiefblau, schimmernd wie ein Versprechen in der Nacht. Und dann kam dieser Duft – nicht süß, nicht leise, nicht lieb. Sondern: Hallo, hier bin ich. Aber ohne zu brüllen.

Jetzt, viele Jahre und Duftreisen später, hab ich ihn mir wiedergeholt. Und er hat’s mir nochmal gezeigt: Er ist kein lauter Orientalischer wie die ganzen Lataffa-Bomber, die heute die Regale füllen. Der hier ist anders. Er trägt einen Hauch von Fernweh, aber bleibt dabei überraschend leicht, freundlich, fast fröhlich. Keine Wuchtbrumme – eher eine elegante Tänzerin mit Eigensinn.

Ich würde sogar sagen: frisch-orientalisch. Klingt schräg, fühlt sich aber gut an. Macht gute Laune, ohne aufdringlich zu sein. Und selbst wenn er inzwischen sicher ein paar Faceliftings hinter sich hat – seine Ausstrahlung ist geblieben.

Joop! Femme ist wie ein Song aus deiner Jugend, den du heute noch mitsingen kannst. Und der dich nicht peinlich berührt, sondern stolz macht, weil du damals schon Geschmack hattest.

Und was soll ich sagen: Er hat weniger Falten als Wolfgang Joop selbst. Danke, Wolfgang, dass du ihn damals schon kreiert hast.

Jawohl, Wolle!
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„Bourbon Vanille“ – eine Duftreise in die Erinnerungen von Manderley
Manchmal tragen Düfte uns wie alte, wohlvertraute Träume an Orte zurück, die wir nie ganz verlassen haben.
Bourbon Vanille ist so ein Duft.

Er eröffnet mit einer sanften, fast schmeichelnden Mandel-Orangenblüte, die den Raum erfüllt wie der erste warme Luftzug an einem Sommertag in einem verwunschenen Garten.
Dann kommt das Herz: eine Rose, nicht laut, nicht schrill – sondern eine, die zu flüstern scheint, umschlungen vom geheimen Gewicht des Tabaks.
Ein Hauch von längst vergangenen Abenden legt sich über alles – so wie in den alten Fluren von Manderley, wo Erinnerungen noch zwischen den Vorhängen wehen.

Und dann: die Basis.
Ein tiefer, goldener Strom aus Ambra, Amyris, warmer Bourbon-Vanille und cremiger Tonkabohne.
Ein Teppich, der sich ausrollt unter den Füßen, weich und endlos.
Ein Raum, in dem man verweilen möchte, ohne zu fragen, wie lange.

Bourbon Vanille ist kein leiser Duft.
Er erhebt sich – stolz, samtig und unverkennbar – und verlangt doch keine Entschuldigung für seine Präsenz.
Man trägt ihn nicht zufällig.
Man entscheidet sich für ihn – wie für ein Haus, in dem jede Tür eine andere Erinnerung aufschließt.

Und wer ihn trägt, der trägt auch ein Stück dieser alten Geschichten mit sich.
Vielleicht ein wenig Daphne du Maurier, vielleicht ein wenig sich selbst.
Vielleicht beides, für immer verwoben.

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Sinnliche Aufforderung
Ich hatte nur eine Probe, muss ich direkt dazusagen. So eine kleine, feine Abfüllung, die man fast ehrfürchtig behandelt – weil ganz ehrlich: Ich kann mir den Duft nicht leisten. Aber ich wollte wissen, ob er hält, was er verspricht. Und ich sag’s mal so: Ich hab vorsichtig angefangen. Zwei Sprühstöße. Und dann erstmal geguckt, was passiert. Was passiert ist?

Der Duft hat sich Zeit genommen. Er kam nicht gleich auf mich zu – er ist eher mit mir mitgelaufen. Er hat gewartet, bis ich bereit war, ihn zu riechen. Und dann hat er mich an der Schulter berührt – so fühlte sich das an. Nicht kitschig, nicht laut. Eher so: „Ich bin da. Merkst du’s?“ Das ist kein Duft, der sich linear verhält. Der wandert.
Man denkt, jetzt ist er weg – und dann taucht er wieder auf. Nach drei Stunden plötzlich eine Note, die ich schon kannte, aber irgendwie neu. Als wär sie einmal um den Block gegangen und mit einer Geschichte zurückgekommen. Meine Freundin hat irgendwann gefragt: „Sag mal, was trägst du da? Das riecht ja unglaublich.“ Und die Nachbarin meinte, ich hätte im Hausflur einen kleinen Duftkranz hinterlassen. Ich wusste gar nicht, dass ich noch zu riechen bin – war da schon zwei Stunden weg.
Auch meine Kleidung – zwei Tage später hab ich an meinem Schal geschnuppert und gedacht: „Ach, da bist du ja noch.“ Er ist warm, er ist golden, ein bisschen wie ein Sonnenuntergang in Samt. Nicht süß, nicht klebrig – eher so, als würde man in einem Raum aus Goldstaub sitzen und sich denken: Ich sag nichts. Ich genieß einfach. Ein Duft, der bleibt. Und das nicht nur auf der Haut.

Anmerkung zum Schluss: Diese Rezension wurde bereits einmal in anderer Form veröffentlicht – mit einer Sprache, die so bildhaft und getragen war, dass sie von einigen für künstlich gehalten wurde. Das hat mich nachdenklich gemacht. Denn ich sitze hier, als Mensch – mit echter Haut, echter Nase und einer großen Liebe zur Sprache. Ich bin kein junges Mädchen mehr. Ich habe gelesen, viel und tief: Flaubert, Zola, Goethe – Erzähler, deren Worte nicht nur beschrieben, sondern Bilder schufen, Räume öffneten, Atmosphäre atmen ließen. Diese Art des Erzählens hat mich geprägt. Und wenn ich heute über Parfum schreibe, dann tue ich das mit derselben Sorgfalt, derselben Hingabe.
Für mich ist Duft ein sinnliches Ereignis – und er verdient eine Sprache, die ihm gerecht wird. Vielleicht wirkt das ungewohnt. Vielleicht fremd. Aber es ist nichts Künstliches daran. Es ist meine Art, etwas Schönes weiterzutragen. Meine Rezensionen sind selten, weil sie nicht aus dem Handgelenk kommen. Sie kommen aus dem Innersten. Und wenn meine Sprache dabei manchmal an etwas erinnert, das man nicht mehr oft liest, dann ist das kein Zufall. Es ist ein Versuch, etwas wieder lebendig zu machen, das wir nicht verlieren sollten: Gefühl. Tiefe. Bildkraft. Und die Liebe zum Ausdruck.
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Für Nasen mit Wagemut
AWAKE ist kein Duft für Zuckerfreunde.
Er startet wie eine Espresso-Maschine auf Anschlag – heiß, bitter, dunkel.
Santos Coffee zischt dir entgegen, flankiert von einem Spritzer italienischer Zitrone,
als hätte jemand einen Kaffeebecher gegen eine Limette geworfen.

Doch warte ab.
Wenn der erste Sturm sich gelegt hat, kommt etwas Unerwartetes:
grüner Kardamom, der alles ein bisschen grün, ein bisschen würzig, ein bisschen geheim macht.
Und dann: Vetiver – erdig, kühl, beinahe meditativ.
Das Rückgrat des Duftes. Die stille Tiefe unter der lauten Oberfläche.

AWAKE trägt sich am besten solo, wenn du was zu sagen hast.
Aber er lässt sich auch zähmen – oder vielmehr: in neue Richtungen treiben.
Mit Moschus wird er weicher, runder,
als hätte jemand einem rebellischen Teenager ein Kuschelkissen geschenkt.
Mit süßen Noten (Vanille, Mandel, Toffee…) bekommt er einen Kontrast,
wie Zartbitterschokolade mit Karamellkern.
Und mit Tonkabohne?
Wird er fast schon gefährlich gut – wie ein Kaffee mit Sahne und Zucker,
aber in High Heels und mit dunkler Sonnenbrille.
Selbst frische Zitrusdüfte kann er tragen – als Zeste, als Kick, als duftendes Kopfnicken zur Leichtigkeit.

AWAKE ist keine Duftwolke.
Er ist ein Akzent.
Ein Satzzeichen.
Am besten, mit vielen Ausrufezeichen!!!
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Langsam aber sicher....
Vanille West Indies – was für eine Überraschung!

Ich hatte nur zwei Milliliter – also wirklich nicht viel – und hab sie ehrlich gesagt erst mal beiseitegelegt. Dachte mir: Vanille? Na ja, wahrscheinlich wieder süß, schwer, vielleicht sogar kitschig. Aber dann kam dieser eine Moment, ich hab’s einfach mal aufgesprüht – und zack! Im ersten Moment war fast nichts da. Ich dachte: Okay, das war’s wohl.

Aber dann, wirklich ein paar Minuten später, kam ein Duft hoch, der mich komplett umgehauen hat. So weich, so cremig, so… echt. Nicht künstlich, nicht klebrig. Sondern eine Vanille, die irgendwie warm ist, aber nicht warm im Sinne von „würzig“, sondern eher wie... wie eine Erinnerung, die einen streichelt.

Ich musste sofort an Vanillekipferl denken – aber ohne Weihnachten, ohne Glitzer, einfach nur dieser Moment, wenn man was riecht und sich geborgen fühlt. Ich hatte echt Gänsehaut. Und das Verrückte: Der Duft verändert sich nicht groß, aber er bleibt. Mal mehr, mal weniger – wie so ein kleiner Begleiter auf der Haut.

Ich bin richtig froh, dass ich den ausprobiert habe. Er ist irgendwie still und stark zugleich. Keine wilde Mischung, sondern ganz pur. Aber genau das macht ihn besonders.
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