Marron

Marron

Rezensionen
Filtern & sortieren
6 - 10 von 96
Marron vor 9 Jahren 10 6
10
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
8
Duft
Wenn die Säfte wieder sprießen...
Das Konzept von Les Liquides Imaginaires ist es, eine dreiteilige Reihe zu einem bestimmten Thema zu entsinnen. Nach Delà und den Blut-Variationen widmet man sich jetzt dem Thema Bäume:

Tellus - der Erdboden
Saltus - das Waldtal
Succus - die Feuchtigkeit, der Pflanzensaft

Was passt besser zum Frühling, wenn die Natur sich aus dem Winterschlaf erhebt, das erste Grün das Auge erfreut und die dunkle kalte Jahreszeit mal wieder geschafft ist?

Succus macht trotz seiner vielen angegebenen Bestandteile keine spektakuläre Entwicklung durch. Vielmehr handelt es sich um einen gut verwobenen Duft, der hält, was sein Name verspricht.

Zu Beginn belebend und saftig, Rhabarber und Wacholder blitzen auf, kitzelt Pfeffer kurz in der Nase. Doch ist sofort eine holzige Süße präsent, die den gesamten Verlauf bestimmt.
Wie eine frische Baumscheibe, noch von Rinde umgeben, einlädt, ihre Jahresringe zu betrachten und mit den Fingern zu betasten, schiebt sich mal dies, mal das in den Vordergrund, ohne das Grundthema zu verlassen.
Ein Weihrauchlüftchen weht heran und vorbei, Muskartellersalbei setzt würzige Akzente, ein Blütenduft schmeichelt der Nase, bevor sich der Duft, nach und nach holziger werdend, verabschiedet.

Succus ist ein wohltuender Spaziergang durch den Mischwald, frisch geschlagenes Holz, das Streben der Natur und das Erwachen der Lebenskraft, jedes Jahr aufs Neue.
6 Antworten
Marron vor 10 Jahren 13 6
7.5
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
9
Duft
We can watch the world go by - up on cloud number nine
Der überwiegend durch seine Rockballaden bekannte, kanadische Sänger Bryan Adams hat bereits 1999 den passenden Soundtrack zu diesem himmlischen Duft geschaffen.
Ob sich das Haus Roads hat inspirieren lassen? Wer weiß...

Cloud No. 9 ist das englische Pendant zu unserem 7. Himmel.
Ein Raum, der jenseits aller Alltagssorgen liegt, ein Platz für entrückte, verliebte, glückliche Menschen.

Cloud 9 von Roads nimmt uns mit an diesen Ort, der, wer hätte das gedacht, nur einen Sprühstoß vom irdischen Leben entfernt liegen kann.

Eine watteweiche, bauschige Wolke, verziert mit frischen Kamilleblüten, warm, süß und ein wenig würzig, umhüllt und läßt die Seele fliegen.
Ein strahlendes, cremiges Vergnügen, das von den angegebenen blumigen Nuancen unterstützt wird, die aber in ihrer Gesamtheit nur minimal zu Einsatz kommen.

Hedion mußte ich recherchieren.
Laut Wikipedia: "Ein captiver Riechstoff, oder kurz Captiv, ist ein Riechstoff, der von seinem ursprünglichen Hersteller zur exklusiven Verwendung in eigenen Düften zurückgehalten wird, das heißt nicht frei auf dem Markt verkauft wird."
Nach Ablauf eines Patents wird dieser Riechstoff eben doch, aber gegen gute Bezahlung weitergegeben, wie hier: "Hedion in »Eau Sauvage« (C. Dior, 1966)".

Aber zurück nach Wolkenkuckucksheim.
Im Verlauf erstrahlt eine gehaltvolle, goldgelbe, harzige Sonne am Himmel, schenkt ambrierte Wärme und gibt eine wunderbare Tiefe, die unterstützt von einem holzigen Unterton, den Duft noch lange Zeit trägt.

Cloud 9 ist mein Favorit der Roads-Düfte.
Er ist mit Bedacht und Herz komponiert. Lieblich, und doch mit Substanz, ätherisch, aber auch geerdet.
6 Antworten
Marron vor 10 Jahren 10 9
7.5
Flakon
2.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
7
Duft
Bis zum bitteren Ende...
...habe ich gewartet, immer wieder an der Haut gerochen, gehofft - das verlockende Versprechen der angegebenen Duftnoten wollte sich leider nicht erfüllen.

Aber von Anfang an:
Bitter End soll von einem kargen, einsamen Landstrich im Westen Irlands inspiriert sein, von grünen Wiesen und herben Kräutern.
Bilder von windzerzausten Wolken, sich wiegenden Gräsern und unendlicher Weite tun sich vor mir auf, die Vorfreude auf eine Neuentdeckung der heißgeliebten "grünen Art" wächst.

Zu Beginn folgt der Duft auch dieser Vorgabe.
Saftiges, leicht süßes Gras trifft auf ein zitrisches Element und verbindet sich zu einer verlockenden Cremigkeit.
In der weiteren Entwicklung kommt rasch eine deutlich blumige Note hinzu, die sich langsam, aber sicher immer mehr durchsetzt und leicht ins Synthetische gleitet.
Wo ist der Thymian, wo die versprochen Blätter?
Sie lassen sich nicht blicken, ebenso wenig wie die getrockneten Früchte.
Nach Stunden haben die Blüten keine Kraft mehr, der Duft beruhigt sich und bekommt durch Vetiver eine sanfte Erdung, nicht ohne seinen cremigen Grundcharakter zu verlieren.

Bitter End wird sicher seine Liebhaber finden.
Er ist sanft, eckt nicht an, passt sich an, polarisiert nicht.
Er stellt aber auch nichts Neues dar, was ich von einem Haus, das seinen Platz erst in der Nischenwelt erobern will, erwarte, oder besser, erhoffe.
9 Antworten
Marron vor 10 Jahren 17 11
7.5
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
8
Duft
Das weiße Flüstern
Ich kenne die weiße Stille,
ich kenne das weiße Rauschen,
vor weißem Lärm war mir etwas bange, aber meine Sorgen stellten sich zum Glück als unbegründet heraus.

White Noise von Roads, der erste Duft der 10-teiligen Testreihe, startet cremig-zitrisch.
Ein Vergleich mit dicker weißer Niveacreme in der blauen Dose tut sich auf, wobei der Testduft noch einen Tick edler riecht.
Grapefruit und grünen Apfel suche ich allerdings vergeblich. Schon hier zeigt sich, dass die einzelnen Duftmoleküle fein verwoben sind und sich schlecht differenzieren lassen.

Bald kommen eine wahre Blütenpracht hinzu.
Heliotrop verstärkt das Cremig-Pudrige und Jasmin flüstert von schwülwarmen Nächten unter südlichen Sternen, von Spaziergängen im Mondschein und Träumen, die wahr werden können.
Das ist großartig gemacht, die Konzentration sorgfältig bedacht, zu keiner Zeit aufdringlich oder erschlagend.

Zum Ende richtet sich der Blick wieder auf den Weg, der Duft erfährt eine sanfte Erdung durch Harze und Holznoten und verabschiedet sich leise raunend.

White Noise ist ein opulenter Blütentraum, der wunderbar auch tagsüber getragen werden kann.
Eine schöne erste Erfahrung mit diesem Dufthaus, ich bin gespannt wie es weitergeht...
11 Antworten
Marron vor 10 Jahren 11 6
5
Flakon
2.5
Sillage
5
Haltbarkeit
6
Duft
Im Norden nichts Neues
Zarkoperfume, ein neues Haus aus Dänemark startet durch und will die Duftwelt erobern.
Fünf Düfte, teils mit technischen Namen, alle verpackt in funktionelle Glasflacons, die sehr an die von Byredo erinnern, schlicht und wertig.

e'L soll nicht von ungefähr weiblich anmuten.
Es wurde für eine selbstbewusste, genießerische Frau konzipiert, die in der Hektik des Alltags zu sich kommen und Innehalten möchte.

Kann dieses Versprechen erfüllt werden?

e'L beginnt dominant, etwas stechend und lüftet sofort sein molekulares Geheimnis. Iso E Super ist hier am Werk, zeigt sich kantig und fordernd.
Von der herben Saftigkeit und Säure eines Granatapfels keine Spur.
Weiße Blüten? Mit viel gutem Willen vielleicht.

Grüner Tee kommt dazu, bahnt sich deutlich seinen Weg, bringt Frische mit und versöhnt für den spröden Beginn.
Gefällig ist der Duft jetzt, sommerlich, fast austauschbar mit vielen seiner bekannten Brüder und Schwestern aus dem niedrigerem Preisniveau des Drogeriemarkts.

Im Verlauf zieht sich e'L zurück, wird ganz hautnah.
Warme, von Sonne, Wind und Meer geküßte Haut.
Ein Tag am Meer neigt sich dem Ende. In der Tasche die schönsten Muscheln, Sand und das skuril geformte Stück Treibholz, das an eine Nixe erinnert.
Kopf und Herz gut gelüftet auf dem Weg nach Hause.

Die Basis ist gut gemacht, entschädigt aber nicht für den langen Weg dorthin.
Es ist nicht gerade etwas faul im Staate Dänemark, aber innovativ geht anders...
6 Antworten
6 - 10 von 96