McScent

McScent

Rezensionen
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6 - 10 von 11
McScent vor 9 Jahren 4 1
7
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
8
Duft
Bleu de Tom Tailor
Sauvage - nach rund 10 Jahren endlich mal wieder ein gänzlich neuer Duft von Dior! Was haben wir darauf gewartet! Nachdem Dior Homme in der Parfumwelt eingeschlagen ist wie eine Bombe, und selbst DH’s schlechtere Flanker noch besser sind als bei vielen anderen Designern die Flagshipdüfte, waren die Erwartungen entsprechend hoch - und wie sich Anhand der bisherigen Kommentare und vor allem der Bewertung ablesen lässt - zu hoch.

Auch ich bin aktuell noch unschlüssig, wie ich Sauvage denn nun bewerten soll. Bei meiner ersten Begegnung vor einigen Wochen erblickte ich ihn eher zufällig im Hamburger Alsterhaus - prominent ausgestellt, anbei mit faserigem Holz belegte, dunkle Pappkärtchen (ja genau, mit Holz beschichtetes Papier…) als Teststreifen gereicht, die laut Verkäufer das “Wilde” des Dufts unterstreichen sollen. Beim ersten Testen meinerseits machte sich Ernüchterung breit. Leicht zitrische, fruchtige Frische mit dezenter Würze - etwas, was ich schon gefühlt Tausend mal gerochen habe und tendenziell eher im Retail- oder sogar Drogeriebereich einordnen würde. Würde der Duft Esprit for Men oder Bleu de Tom Tailor heißen - alle würden denken: ja, das passt, nehm ich, 19,95 für 100 ml. Allerdings handelt es sich eben um Dior, und das ist sicher auch einer der Hauptgründe, warum Sauvage bei Parfumo so schlecht ankommt.

Eigentlich kann ich Dior ja sogar verstehen. Nachdem man mit der Homme-Reihe bereits eine Palette an süß-gourmandigen Düften im Portfolio hat, dazu mit Eau de Sauvage einen klassich-zitrischen und mit Fahrenheit einen würzig-maskulinen, ist der blaue Sauvage die logische Weiterentwicklung des Line-Ups. Er setzt sich in die selbe Lücke, die Chanel vorher schon mit Bleu besetzt hat. Inhaltlich ist Sauvage ein metallisch kühler, frischer Duft mit allerlei Frucht in der Mitte. Anleihen der aventus’schen Ananas sind klar erkennbar, später gesellt sich noch etwas maskuline Würze hinzu - allerdings deutlich weniger als bei Fahrenheit und Co. Sauvage ist ein Duft, den vermutlich niemand so wirklich schlecht findet, der fast nie gänzlich falsch ist, aber für den es auch in fast jeder Situation bessere Alternativen gibt. Ein knallharter Mainstreamer für Männer von 20 bis 50, die Angst vor DHI’s Süße und Habit Rouge’s oldschooligkeit haben, ein Common Sense Duft.

Leider ist Sauvage aber einfach zu straigt, zu glatt, zu langweilig. Mein Gefühl ist, dass die Produktentwicklung hier fast ausschließlich vom Marketing getrieben wurde. Bleu de Chanel, Aventus - das brauchen wir auch! Wäre auch ok gewesen, wenn Sauvage denn irgendwas eigenes, irgendeinen Twist gehabt hätte, aber das geht ihm leider völlig ab.

Ich muss gestehen, dass Sauvage besser wird, umso öfter man ihn riecht, aber so richtig gut wird er einfach nie. Ich bin ja grundsätzlich ein Freund von modernen, zeitgemäßen Düften - aber hier hat Dior leider einfach zu wenig gewagt. Dazu gesellt sich zu allem Überfluss auch noch eine nur durchschnittliche Performance.

Vermutlich wird sich Sauvage gut verkaufen, aber ob er in 6-7 Jahren noch irgendwem in Erinnerung sein wird? Ich glaube kaum. Dann steht er vermutlich eher in der unteren Reihe im Douglas.
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McScent vor 9 Jahren 11 1
10
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
8
Duft
Der bessere Sauvage
Icon gehört zu den wenigen Fällen in der Parfumwelt, bei denen eine eigentlich etablierte, aber konstant eher unterm Radar fliegende Marke zufällig einen richtigen Kracher auf den Markt wirft. Neugierig gemacht durch die ersten, äußerst positiven Kommentare bei Parfumo entschloss ich mich den Duft spontan in der Mittagspause auf Haut und Papier zu testen - und war sofort begeistert.

Verpackt in einen schweren, massiven Metalflakon startet der Duft zunächst frisch und pfeffrig. Zitrische Noten sind fast gar nicht herauszuriechen, nach einiger Zeit gesellt sich eine angenehme, würzig-grüne Note dazu. Vergleiche mit Terre d’Hermes kann ich teilweise nachvollziehen, verfügt Icon doch in Kopf und Herz über eine ähnlich holzig-erdige Note, bleibt aber bis zum Ende eher metallisch frisch und klar. Insgesamt ist er aber ganz und gar eigenständig und hebt sich deutlich von TdH ab. Er wirkt etwas eleganter, runder und gefälliger. Vom Typ her erinnert er eher an einen Allure Homme Sport, auch parallelen zu Cool Water oder Artisan Acqua sind für mich erkennbar - damit hebt er sich angenehm von den süßen Intenses und Extremes der letzten Jahre ab, ohne das ihm wie vielen anderen Frischlingen zu früh die Puste ausgeht. Dunhill hat sich hier zum Glück entschlossen den Duft direkt als EdP zu lancieren, was der Haltbarkeit auf jeden Fall nicht abträglich ist. Einzig die Sillage könnte ruhig noch etwas mehr Dampf haben.

Klare Kaufempfehlung für alle, die einen Duft für Alltag und Büro suchen, der zwar eigenständig, aber nicht zu abgefahren ist und ausnahmsweise mal nicht nur bis zum Lunch durchhält. Geeignet für Männer die “nur ein Parfum” wollen oder genauso für jene, die eher eine Ergänzung/Abwechslung zum eigenen, oud-gourmandigen Portfolio suchen.

Um die Brücke zur Überschrift zu schlagen, zum Abschluss noch eine gewagte These von mir: würde der neue Dior Sauvage so riechen wie Icon, wäre er bei Parfumo eingeschlagen wie eine Bombe. Icon ist (noch) ein echter Geheimtipp und sicher eine der besten Neuheiten in diesem Jahr.
1 Antwort
McScent vor 9 Jahren 6 6
5
Flakon
5
Sillage
5
Haltbarkeit
8
Duft
Le Male 2015
La Nuit gehört zu diesen wenigen Fällen, bei denen ich mich ausnahmsweise mal selbst loben muss. Als ich vor nicht all zu langer Zeit Parfumo kennenlernte und interessiert schaute, wie wohl die Düfte abschneiden, die ich selbst besitze, war ich zumindest teilweise erstaunt La Nuit unter den Top 100 zu finden. Zufälliger Volltreffer, fühlte ich mich bestätigt.

Erworben habe ich ihn kurz nach seinem Erscheinen, 2009 oder 2010 muss das gewesen sein. Ich fing damals gerade an, mich mehr für Parfums zu interessieren und bin eher zufällig auf den damals neuen YSL gestoßen. Nach anfänglicher Skepsis (ist der nicht viel zu süß für einen Mann?) aber positiven Kommentaren meiner Freundin habe ich ein paar Tage später den kleinen, übrigens sehr merkwürdigen 40 ml Flakon gekauft - der wuchtige Deckel auf dem sichtbar kleineren Glasflakon ist sicher nichts, was als überaus positives Beispiel für gutes Flakondesign herhalten kann.

Zum Duft selbst ist ja eigentlich schon alles gesagt. Süß-würzig ist er größtenteils, mit einem für mich fruchtig-zitrischen Auftakt. Nach ca. einer Stunde verschwinden diese Noten aber so allmählich und der Duft driftet mehr Richtung gourmand-orientalisch. La Nuit ist ein sehr universeller Duft - er gefällt eigentlich jedem, insbesondere aber dem schönen Geschlecht. Er eckt nicht an, hat nur wenig Kanten und ist bis auf 12 Uhr mittags im Hochsommer eigentlich vielseitig einsetzbar. Büro geht, Ausgehen geht auch.

Grundsätzlich habe ich aber 2 "Probleme" mit dem Duft:

- die Haltbarkeit ist leider für einen süßlicheren Duft - der zu allem Überfluss auch noch für die Nacht/den Abend gedacht ist - viel zu schwach. Nach 5-6 Stunden ist er für mich eigentlich komplett verschwunden und ich vermute mal, dass ihn andere Leute schon nach spätestens 2 Stunden nicht mehr wahrnehmen werden. Gleiches gilt für die Sillage. Anfänglich ok, aber ziemlich schnell ziemlich hautnah - das ist leider viel zu wenig. Vielleicht macht es das brandneue “Intense” hier ja besser?

- Inzwischen ist La Nuit leider das, was Le Male und 1 Million noch vor einigen Jahren waren: prolliger Partyduft der “Digger riech den mal der ist richtig geil”-Fraktion, der zudem auf jedem Abiball dutzende Male zu riechen sein wird. Klar, das macht den Duft nicht schlechter und dafür kann YSL auch nichts - aber mir persönlich ist ein gewisses Image und eine gewisse Einzigartigkeit bei Düften schon wichtig. Klar, es muss nicht gleich Creed und Amouage sein, aber es gibt ja zum Glück auch noch was dazwischen. Beim durchscrollen der Kommentare bekam ich auch den Eindruck, dass ich nicht der einzige bin, dem es so geht. Natürlich soll und kann jeder den Duft tragen den er mag - aber mir ist er inzwischen einfach zu mainstreamig. La Nuit ist inzwischen das Update für alle, denen 1 Million, Le Male und Boss Bottled zu verbreitet sind und die jetzt mal was “besseres” wollen.

Fazit:
La Nuit ist ein guter Duft, wirklich. Ein Allrounder den man an nicht-Parfumos sicher gut verschenken kann und der im Zweifelsfall eine sichere Bank ist. Wie so vielen Düften wird ihm aber genau das zum Verhängnis. Gepaart mit einer maximal durchschnittlichen Performance für mich inzwischen kein Kaufkandidat mehr. Da er aber an sich gut gemacht ist, und man auch auf Parfumo - find ich - eine gewisse Objektivität wahren muss, bekommt er von mit trotzdem die 80%, Image möchte ich hier vorerst außen vor lassen.
6 Antworten
McScent vor 9 Jahren 3 1
7.5
Flakon
5
Sillage
5
Haltbarkeit
8
Duft
Stronger, please!
John Varvatos' namengebendes EdT war eigentlich das erste "richtige" Parfum das ich mir zulegte, so etwa 2005 muss das gewesen sein. Damals war mir der Name des Designers noch kein Begriff, zudem war der besagte Duft (glaube ich) eh sein erster am Markt.

Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich den Duft damals in einer kleinen Nischenparfumerie zum ersten mal roch: schwere, süße Noten, etwas Holz, Leder - für mich damals Anfang 20 mit nichts vergleichbar. Wenn ich mir heute die Duftpyramide ansehe scheint JV tatsächlich seiner Zeit etwas vorausgewesen zu sein (Oud!).

Lange Zeit war JV mein einziger, feinerer Ausgehduft. Süß und gemütlich, aber zeitgleich holzig und maskulin - für mich eigentlich eine perfekte Mischung. Wenn ich ihn mit aktuelleren Parfums vergleichen müsste, würde ich ihn wie eine Kreuzung aus YSL La Nuit und DHI sehen, mit einem hauch Leder. Zudem ist er preislich auch recht attraktiv.

Warum dann trotzdem nur 80% ? Die Haltbarkeit. Diese ist mit 5-6 Stunden zwar ok (und besser als bei Artisan & co), allerdings erwarte ich bei einem schweren Duft wie diesem deutlich mehr - warum JV in Zeiten von Intense- und Extremversionen ausgerechnet von dieser Duft keine intensivere Variante rausbringt wird mich wohl auf ewig umtreiben.

Insgesamt ein wirklich guter Herbst/Winter Duft der eigentlich nie wirklich verkehrt ist aber aufgrund der Performance den Duftolymp für mich verfehlt.
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McScent vor 9 Jahren 14 1
7.5
Flakon
5
Sillage
5
Haltbarkeit
8
Duft
Geheimtipp
eigentlich müsste man Barfly als Nischenduft bezeichnen, ist er doch nur in den (wenigen) Scotch & Soda Stores sowie im Onlineshop der besagte Marke zu erwerben. Vom eigentlichen Duft her ist er aber vermutlich nicht das, was viele Parfumos als "Nische" bezeichnen würden.

Wie der Name vermuten lässt, ist Barfly eher als Ausgeh- und Partyduft gedacht - was Scotch & Soda aber nicht daran hindert, jeden ihrer Stores gründlichst mit diesem Duft einzunebeln. Was bei der Konkurrenz von Abercrombie & Fitch dazu führt, dass man die Hausdüfte aufgrund der übertriebenen Penetranz schnell über hat, ist bei Barfly zum Glück noch nicht der Fall.

Der Duft startet für mich mit einer ungeheuren Trockenheit und Staubigkeit kombiniert mit holzigen Noten, zu der sich nach kurzer Zeit eine feine Süße sowie gremige Noten legen. Der Verlauf ist eigentlich relativ linear und wenig Facettenreich - dafür aber auf den Punkt sauber und gut ausgeführt. Das macht ihn für mich sowohl Abends als auch im Büroalltag gut tragbar. Barfly passt dabei für mich aber deutlich besser zu Jeans & T-Shirt als zu Anzug und Krawatte - dazu ist er zu wenig fein und zu sehr rockig und kantig. Zudem würde ich ihn tendenziell eher als Herbst/Winter-Duft sehen.

Sillage: mittel bis ganz gut
Haltbarkeit: solide bis gute 7-8 Stunden

Für jemanden, der einen rauen, kantigen aber trotzdem halbwegs gemütlichen Duft sucht ist Barfly ein echter Geheimtipp - unbedingt ausprobieren!
1 Antwort
6 - 10 von 11